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Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?

Das Grauen wird 40Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?

Michael Müller vor fünfzehn JahrenDiese Zeilen aus der Trickfilmserie Paulchen Panter schießt mir durch den Kopf, wenn ich daran denke das der Horrorheftroman nur mal gerade knapp 2 Jahre und  42 Tage jünger sein soll als ich!  Wie so die Zeit vergeht.

Nun habe ich die Gruselliteratur natürlich nicht mit der Muttermilch ausgesogen - vor allem weil ich Flaschenkind war -  aber das Lesen war schon als Kind ein Hobby von mir.  Doch erst mit Karl May - ich habe fast alle Bände mehrmals gelesen - begann eine Art Lesesucht. Jules Verne, Mark Twain, usw. verschlang ich.

Danach waren es die Comics Gespenster, Spuk und bei Williams Geschichten aus der Gruft, so waren es die nun die Gruselromane, die mich in den Bann schlugen (und die meine Großmutter - zuerst heimlich - mit las ). Später als Jugendlicher der mit Bus und Bahn in die Berufsschule musste stieß ich auf  John Sinclair und Zamorra, sowie diverse andere Gruselromane, die mir die Wartezeit überbrückten. 

Doch eigentlich war nur einer Schuld, das ich zum Gruselfan wurde: DAN SHOCKER!

Als ich eines Tages in einem Karton meiner Mutter Gruselliteratur fand, lagen auch Macabros Larry Brent dabei. Nachdem ich John Sinclair und Zamorra gelesen hatte, las ich die Romane von Dan Shocker, tja, der Rest ist Geschichte. Von nun an las ich alles was ich von Larry, Björn und Co in die Finger bekam, aber auch die Silber-Grusel-Krimi-Romane, die für meinen Geschmack besser als die von Bastei waren. Klar, die Kelter.Romane las ich auch, aber das war Zeitvertreib!

Aber bei Larry Brent und  Macabros war es was anderes, etwas was mir am Anfang nicht klar war. Bei diesen tauchte man [...] in Welten ein, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat [aus Enterprise]. Jürgen Grasmück steckte mit Leib und Seele in seinen Geschichten - und manchmal denke ich mir, wenn ich so zurückblicke - er hatte das Farbband seiner Schreibmaschine mit seinem Herzblut getränkt!  Diese Erkenntnis kam mir erst als ich selbst zu schreiben begann (auch wenn ich es nur als Hobby und nicht professionell betreibe!). Für mich wird er immer einer der "Großen" Schriftsteller bleiben, der sich ohne zu scheuen mit den Klassiker messen kann. 

Doch wir sprechen ja hier über Horrorheftromane im allgemeinen - und das diese einen runden Geburtstag feiern. Ich selbst bin eigentlich erst mit der der Horrorheft-Szene 1984 beim Halloween Treffen des Dan Shockers Fantastik-Club in Berührung gekommen, und daher zähle ich mich zu den 'Alten Weisen', die schon von Anfang an - also seit 1968 - dieses Genre kennen. 

Für mich persönlich ist Horror mehr als nur Draufhau-Schädelzertrümmer-Blutspritz-GedärmeausdemBauchquillen, wie man es bei Splatterfilmen sieht oder in gewissen Horrorromanen beschrieb.  Horror ist der eiskalte Schauer, der einem beim Lesen (am Besten im Dunkeln am Kamin oder bei Kerzenlicht) über den Rücken läuft - und das im geheitzten Zimmer!  Ein gepflegtes Gruseln ist mir mehr wert als wenn die Aktion die Handlung vorantreibt. Ein guter Horror- bzw Gruselroman besticht durch seine Storyline, seine gekonnten - und trotzdem einigermaßen logischen - Handlungen und Wendungen, einem Held - der auch seine Fehler hat - und dem Bösen - das nicht nur böse ist, sondern dem Held auch geistig herausfordert!

Eine gute Story ist erst dann gut, wenn sie einen zum Durchlesen zwingt und man so tief in sie eintaucht, dass man erst auf die Uhr blicken muss um festzustellen das der vermeintliche Sonnenaufgang schon wieder der Sonnenuntergang ist! :-)  Frankenstein, Dracula, Dr. Jeckyll & Mr.Hyde sind für mich heute genauso spannend, wie als Halbstarker, aber auch die sogannten Groschenromane, wie man die Heftromane abwertend taufte, haben ihre Berechtigung in der Literatur - und egal welche Qualtität sie nun für den ein oder anderen Leser haben sollten - sind sie es alle wert in einer Bibliothek - wie es in Marburg eine gibt - der Nachwelt erhalten zu bleiben.

In der heutigen Zeit, in der die Uhren nicht nur schneller laufen als in unserer Jugend sondern rasen - manch einer von uns hatte früher die Altvorderen für etwas komisch gehalten als diese das gesagt hatten - kann lesen eine Oase der Ruhe und des Friedens sein, die so manch einer von uns braucht um nicht durchzudrehen.

Das war's von mir für dieses mal. Auf die nächsten 60 Jahre, dann schreib ich was zum 100. Jübiläum :-)

Euer Michael Müller (Mikail the Bard)

Kommentare  

#1 benfi 2008-07-26 14:05
Der vorletzte Absatz ist sehr gut formuliert. Das Leben als Familienvater und Arbeiter ist nicht zu vergleichen mit der Zeit als Jugendlicher! Da flüchtet man nun manchmal in seinen Lesestoff...zurück in diese Zeit!
#2 Mikail_the_Bard 2008-09-01 12:22
Salü benfi,
danke, eigenlich habe ich nur geschrieben was mir gerade so durch den Kopf ging. Aber es stimmt: über die Zeit macht man sich erst gedanken wenn man - in meinem Fall - sieht wie "schnell" das eigene Kind älter wird.
Man ist halt nicht unsterblich und hat auch nicht die ewige Jugend gepachtet ;-)
Ach ja, beim Thema "alt" - ich grüsse hier mit alle alten Marlos-Bürger die mich noch (in hoffentlich guter) Erinnerung haben.

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