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Wiedersehen in Hannover – Die HörMich, die Gäste und das gute Gefühl

Hörmich 2017Wiedersehen in Hannover
Die HörMich, die Gäste und das gute Gefühl

Im Hörspielfandom tut sich ja so allerlei. In den letzten Jahren war eine zunehmende Stagnation zu spüren. Klar – es gab neue Versuche und vielversprechende Anläufe. Doch die meisten der neu gegründeten Hörspiellabel brachten kaum mehr als ein bis zwei Produkte auf den Markt, die sie teilweise über Jahre immer wieder anboten und neuauflegten und auf den Messen zur Schau stellten, als sei es das Neuste von Neusten.

... mit Heikedine KörtingDafür gab es sicher Gründe. Persönliche, finanzielle und auch zeitliche.

Im Grunde aber zeigt es, dass man die professionellen Produzenten deutlich von denen abgrenzen muss, die es nur mal wissen wollen. Es gibt aber auch Ausnahmen. Und Dream-Land-Grusel hat zum Beispiel mit Tony Ballard und seiner Gruselserie ein erstaunliches Pensum vorgelegt. Und Thomas Birker wird auch nicht müde immer weiter zu machen, neue Ideen mit einzuwerfen und der Weiterentwicklung Raum zu geben. Das Label Stein/Hardt hat in den letzten zwei Jahren ebenfalls viel gemacht, was zuversichtlich macht in der Vermutung, dass nicht jedes Kleinlabel eine Eintagsfliege ist. Dabei sind es die kleinen Label, die das Medium Hörspiel immer mal wieder ins Gespräch bringen und die solche Veranstaltungen wie die HörMich in Hannover erst möglich machen. Denn sie füllen die Räume und Stände und haben insgesamt mehr Fläche als die großen Namen. Denn der direkte Kontakt zum Fan ist den kleinen besonders lieb und teuer.

... mit Tommy PiperAls ich 2008 zum ersten Mal eine Hörspielmesse dieser Art besuchte, war ich schlichtweg begeistert. Traf man dort doch die Stars aus dem Kinderzimmer. Die Stimmen der Helden von früher. 2009 wiederholte sich das. Doch dann flaute das ganze schon wieder ab. Die Hörspiel 2010 war kaum noch der Rede wert und eine weitere im Jahre 2011 gab es gar nicht. 2012 versuchte ein neuer Trupp mit der Hörspiel-Arena etwas Ähnliches aufzuziehen, was noch größer war. Von Köln aus wollte man durchs ganze Land ziehen um jedes Jahr eine derartige Veranstaltung zu gestalten. Doch schnell kam die Ernüchterung. Und so begann man 2013 klammheimlich einen Hörspielflohmarkt in Hannover zu starten, der ganz langsam zum Selbstläufer wurde. Der Anspruch war klein. Man wollte nichts Großes und ging bescheiden ans Werk. Das war sicher das Geheimnis des Erfolges.

Birker und HillebergDie Jahre 2014 bis 2016 zeigten wie die Veranstaltungen immer weiter anwuchsen. Bald kamen auch immer mehr Prominente dorthin. Der Höhepunkt war für mich 2017. Am letzten Wochenende kam ich erstmals ohne eigenes Angebot und lies mich berieseln. So war es ganz nett einige Leute zu treffen, mit denen ich zum Großteil, tatsächlich letztmalig in den Jahren 2008-2009 zusammengetroffen bin. Also tatsächlich eine Art Comeback, eine Re-Union. Doch man muss dies natürlich mit Vorsicht betrachten, denn der Markt und auch die Fanszene im Hörspielbereich ist sehr wankelmütig. Dass man im kommenden Jahr auf den Kulturpavillion Hannover ausweichen will ist aber mutig und ein richtiger Schritt. Man kann aber nur hoffen, dass die Erwartungen auch wirklich erfüllt werden.

Anwesend waren diesmal unter anderem Heikedine Körting. Die Grand-Dame des kommerziellen Hörspiels schrieb fleißig Autogramme und machte Fotos mit begeisterten Anhängern. Für Live-Aufführungen waren bekannte Sprecher wie Tommi Piper (ALF), Katja Keßler, Martin Sabel und Katharina von Daake angereist. Autoren und Produzenten wie Sven Schreivogel (Gordon Black), Florian Hilleberg (John Sinclair) und Dennis Ehrhardt (ebenfalls John Sinclair) waren vor Ort. Dazu natürlich Thomas Birker mit seinem Dream-Land-Prosuctions-Stand, Ivar Leon Menger u.a.

Die Live-Aufführungen habe ich nicht besucht. Ich hatte kaum Zeit dazu -war hier um mich mit Menschen zutreffen. Und Hörspiele gehören für mich nicht auf die Bühne. Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung. Das Dorian Hunter-Event im Anschluß schlug sogar mit 17 Euro zu Buche. Das zeigt ungefähr was ich meine. Für den Preis gehe ich dreimal ins Kino oder kaufe mir drei Hörspiele.

... mit Schreivogel, Rippert und HillebergEs stellte sich ein gutes Gefühl ein. Auf dem Hörspielmarkt kann seit der Edition 2000 von John Sinclair nichts wirklich mehr überraschen. Aber es werden immer noch gute Hörspiele produziert, auch wenn man die wirklich Guten im Wust der Neuerscheinungen erst suchen muss. Der Anspruch liegt wirklich auf der guten Geschichte und nicht auf die besten Effekte. Das finde ich gut. Wenn ich daran denke wie in den 70er/80er Jahren fernab des Labels EUROPA Hörspiele gemacht wurden, so kann man zu Recht behaupten, das da heute jedes Newcomerlabel deutlich Besseres hervorbringt. Doch es muss angenommen werden – und da sehe ich oft noch Probleme. Aber der echte Fan stirbt so schnell nicht aus. Es kommen auch neue nach.

Sehr gefallen hat mir Benjamin Kalt. Ja, ein Benjamin unter den Hörspielfans. Zumindest unter den gestandenen. 17 Jahre jung. Führt seit zwei Jahren oder sogar etwas länger schon, einen eigenen Blog. „Der Rezensionär“. Er rezensiert die Hörspiele, auch die, welche eigentlich für Erwachsene gemacht sind. Und er ist erfolgreich damit. Verdient sich Geld damit und hatte auf der HörMich einen eigenen Infostand. Leider kam ich nicht dazu mit den jungen Leuten zu sprechen. Schade. Ich mag junge Leute. Sie sind oft wesentlich freier in ihren Gedanken als ich. Und ich finde sie werden oft verkannt von der Gesellschaft. Sie sind weder aufmüpfig noch rebellierend.
...Martin Sabel, Kaja Keßler
Nein, sie rebellieren nur, wenn man sie in Ihrer eigenen Entwicklung stört. Was haben wir früher als Fan getan? Wir haben unsere Zeit darauf verwendet in den Copyshop zu fahren und ein Magazin für Gleichgesinnte zu erstellen. Eine Heidenarbeit. Mitarbeiteraquise war dabei ein großes Thema. Und alle drei Monate kam ein neues Magazin – eine unglaubliche Fleißarbeit. Eltern und Unbedarfte haben uns für Verrückt erklärt. Und was tun sie heute?

Sie schreiben Blogs, laden YouTube-Videos hoch und vieles mehr. Sie handeln nur nach ihren Möglichkeiten. Aber sie sind frei und entwickeln sich so.

Nach dieser Lanze für die Jugend will ich nun meinen Bericht schließen. In der guten Hoffnung, dass die Depression im Hörspielsektor vorüberzieht.

Kommentare  

#1 AARN MUNRO 2017-06-27 15:25
Danke für den netten Bericht. Falls es irgendwelche interessanten Neuerscheinungen außerhalb des klassischen Serien-Mainstreams gibt, bitte angeben. Danke.

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