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Österreichische Raritäten - Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965 - SS - Secret Service

Österreichische Raritäten - Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965Österreichische Raritäten
Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965
SS - Secret Service

In den 1940er bis 60er Jahren haben sich mehrere österreichische Heftromanverlage auf allen möglichen Gebieten der Unterhaltungsliteratur versucht - wobei diese Reihen im Laufe der Zeit weitgehend, meiner Meinung nach zu Unrecht, in Vergessenheit geraten sind. Sie dürften letztlich der übermächtigen Konkurrenz der deutschen Verlage erlegen sein; auch sind die Autoren meist unbekannt.


Als ich das erste Mal eins der Heftchen in die Hand bekam, dachte ich, das kann doch nicht wahr sein. Wie konnte ein Heftchen mit einem derartigen Titel damals erscheinen, aber offensichtlich fand die amerikanische Besatzungsmacht nichts an dieser Abkürzung und dem Titel auszusetzen. SS war wohl für sie eine normale Abkürzung für Secret Service.

Diese Reihe aus dem Schwicker Verlag in Linz ist in den Jahren 1951/52 in insgesamt 4 Heften erschienen. Die Autoren benutzten verschiedene Pseudonyme, es ist heute kaum mehr feststellbar, wer dahintersteckte. Es handelt sich dabei um folgende Hefte:

SS - Secret Service
1. Das Atomgeheimnis von Hollywood – von Peter Debry
2. Korea – von Tony Wanton
3. Das Amulett der Göttin Kali – von Kent Miller
4. Botschaft im Morgengrauen – von Kent Miller
5. Japans schwarze Geier – von Peter Debry
aka 5. Sabotage auf Curacao
6. Panik in New York – von Alex Wilkie

Lt. Katalog der österr. Nationalbibliothek sind auch nicht mehr als diese 4 Hefte in den Jahren 1951-1952 erschienen. Es wurden 2 weitere Hefte angekündigt, wobei es für das 5. Heft 2 verschiedene Titel gab.

Diese Romanreihe ist eine Mischung aus Spionage- und Kriminalroman, die zur Zeit des kalten Krieges in den 50-ern spielt.

Ich habe diese Heftchen als eBooks von einem Freund erhalten, da ich sie mir wohl kaum gekauft oder in der Nationalbibliothek kopiert hätte.

Da diese weitgehend unbekannten Romane praktisch kaum mehr erhältlich sind, werde ich daher versuchen, etwas über den Inhalt dieser Romane zu erzählen.
 
Das Atomgeheimnis von HollywoodSS - Secret Service
Band 1 Das Atomgeheimnis von Hollywood
Chester Rodney ist Spezialagent des FBI und soll mit seinen Partnern den Verdacht gegen einen Drehbuchautor namens Maxim Capristi überprüfen. Dieser will einen Film in der Mohavewüste drehen, und zwar ausgerechnet dort, wo sich ein geheimes Regierungslabor für Atomforschung befindet.

Das geheime Labor befindet sich in einem alten Bergwerk und der Zugang ist als Brunnen getarnt.

Letztlich scheitern die Verbrecher und werden vom FBI unschädlich gemacht.

KoreaBand 2 Korea
Frank Googley wird vom Secret Service, getarnt als Journalist, nach Korea entsandt. Er soll dort eine undichte Stelle, durch die Informationen an den Feind gehen, ausfindig machen.

Besonders der Tod eines koreanischen Verbindungsoffiziers macht ihn mißtrauisch. Durch seine Freundin Caty, die im amerikanischen Hauptquartier arbeitet, bekommt er neue Hinweise und Verdachtsmomente auf den Spion.

Frank wird von koreanischen Agenten gekidnappt, kann sich aber befreien und die Anführerin der Agenten, Kim Oh enttarnen, die ebenfalls im Büro des amerikanischen Hauptquartiers arbeitet.

Die Spionin endet vor einem Erschießungskommando.

Das Amulett der Göttin KaliBand 3 Das Amulett der Göttin Kali
Ein Matrose wird in New York von falschen Polizisten erschossen. Ben Scott vom FBI soll den Diebstahl von geheimen Dokumenten aufklären. Die Schlüssel zu dem Safe werden von Oberst Wilcott vom Generalstab aufbewahrt, der allein den Safe öffnen kann.

Der Diebstahl der geheimen Dokumente scheint unerklärlich. Bei seinen Nachforschungen stößt Ben auf eine Sekte von Anhängern der Göttin Kali und ein seltsames Nachtlokal, in dem Seancen abgehalten werden. Es stellt sich heraus, daß auch Oberst Wilcott dort Besucher war und hypnotisiert wurde, damit er selbst die Geheimdokumente aus dem Safe nahm.

Die Sekte entpuppte sich zuletzt als eine Spionageorganisation.

Botschaft im MorgengrauenBand 4 Botschaft im Morgengrauen
James Price vom FBI wird nach Casablanca geschickt, um dort eine deutsche Spionagezentrale zu finden. Er wird von den Franzosen als Spion verdächtigt und muß verschwinden, wobei ihm Jacqueline Drummond, eine Kollegin hilft. Er entdeckt dann, wie die Nachrichten an die deutschen U-Boote übermittelt werden und daß die Informationen von einem französischen Offizier stammen. Zuletzt wird seine Kollegin auch seine Verlobte, mit der er nach Amerika zurückfliegt.

Wenn diese Romane auch nicht zu meinem Sammelgebiet gehören, sind sie jedenfalls lesenswert, wobei mir das 1. Heft am Besten gefallen hat. Falls man so ein Heft bekommen kann, sind diese Heftchen durchaus zu empfehlen.

Es dürften zwar weiteren Hefte geplant gewesen sein, mehr als diese 4 Hefte sind nicht erschienen. Das typische Schicksal, wie ich sagen muß, vieler österr. Kleinserien.

Vielleicht waren die Romane auch für den Umfang von 64 Seiten bei einem Preis von 3,- Schilling zu teuer und daher auch kein kommerzieller Erfolg, wenn man das damalige Preisniveau berücksichtigt.

Somit bleibt die Reihe ein Unikat im Rahmen der österreichischen Heftserien.

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2016-05-04 12:13
Am Puls der Zeit, kann man da nur sagen :lol:

Obwohl der letzte Roman merkwürdig klingt, da die ersten ja typische 50er-Storys zu sein scheinen. .Ist das eine Kriegsgeschichte?
#2 hapi 2016-05-04 15:06
Ja, meiner Meinung nach handelt es sich bei allen vier Romanen um eine Mischung von Kriminal- und Kriegsromanen.
#3 Sarkana 2016-12-30 00:24
Das sind alles Übersetzungen aus dem Spanischen - von SS Servicio Secreto liefen ein paar hundert Romane, hab noch nicht rausbekommen wie viele. Die spanische Nationalbibliothek scheint da nix zu kennen (oder ich begreife die Bedienung nicht mal in der englischen Version).
BTW: Der Hethke betrachte Band 1 als Phantastik - die Beschreibung liest sich eher nach normaler Spionage.
#4 Andreas Decker 2016-12-30 10:05
@Sarkana

Sag mal, sagt dir die italienische Romanserie Il racconti di Dracula was? Das waren wohl Taschenbücher, lief wohl von den Endfünfzigern bis Ende siebzig. Einzelromane? Ist wohl schwer zu kriegen und Infos so gut wie null.
#5 Sarkana 2016-12-30 15:36
Kann ich dir auch nicht viel zu sagen. Ich weiß daß daß bei Pino Belli zwischen 1959 und 1963 oder 1981 erschien. Da ist meines Wissens nach nie was in Deutschland von erschienen. Es gibt aber wohl gerade eine Nachauflage.
studilovecraftiani.blogspot.de/2014/04/i-capolavori-de-i-racconti-di-dracula.html

Mehr weiß ich da auch nicht. Informationen sind sicher sowieso schwer zu finden, bei den Spaniern und Franzosen ist zumindest in Deutschland das eine oder andere erschienen. Das macht die Suche nach Informationen einfacher (gezielter suchen hilft beim Finden) - und in den Geisterwald-Katalogen hab ich dann auch jeweils einige grundlegene Infos drin. Italien wurde von den deutschsprachigen Verlegern ja völlig ignoriert.
#6 Andreas Decker 2016-12-30 16:35
@Sarkana

Vielen Dank! Ja, ist schon merkwürdig, dass man Italien so ignoriert hat. Entweder es gab keine bezahlbaren Übersetzer oder die Romane waren zu fremd für den hiesigen Geschmack. Oder wurden einfach nicht für tauglich befunden damals für den Heftemarkt.

Und danke für den Link. Wie man sieht, werden auch anderswo die alten Kamellen aus dem Keller geholt. ;-)
#7 Sarkana 2016-12-30 22:29
Ich vermute es lag an beidem - Leute die spanisch oder französisch sprechen sind in Deutschland recht häufig anzutreffen. Allzu viel Gefühl für das Sprachgefühl des Originals und deren Umsetzung im Deutschen war wohl bei Produktionen für den Bahnhofsbuchhandel nicht unbedingt wichtige Voraussetzung für den Übersetzer-Job. Italienisch ist weniger verbreitet. Und sieht man sich die deutschen Edgar Wallace an und die italienischen, merkt man doch einen gewisse Fremdheit. Das ist, zumindest bei Populärkultur, mit französischen und spanischen Werken weniger der Fall. Wobei die Franzosen eh den "Duma und Verne Bonus" haben - Verleger wissen, daß französische Literatur hierzulande vom Grundsatz her Absatz findet - spanische Literatur ist ja in Deutschland und nach so ab den 60'ern auch eher weniger erschienen.

Was die ollen kamellen betrifft - die sind halt günstig zu haben. ;) Und manchmal muß man nicht mal den Staub wegmachen. Das wird auch oft mitsamt Staub gelesen - da spart man sich gleich noch den Lektor ein.

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