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Der eingebildete Gehörnte - Claude Chabrols Protagonist erlebt »Die Hölle«

Die Hölle (L'enfer)Der eingebildete Gehörnte
Claude Chabrols Protagonist erlebt »Die Hölle«

Paul (François Cluzet) und seine Partnerin Nelly (Emmanuelle Béart) sind frisch miteinander verheiratet und betreiben zusammen ein südfranzösisches Hotel. Er leidet unter dem Stress des Hotelalltags und der damit verbundenen Schlaflosigkeit, wegen der er Tabletten nimmt. Nelly hingegen ist bei den Gästen beliebt und genießt den Alltag. Bereits bei kleinen Flirts glaubt Paul, dass Nelly ihn betrügt.


Die Hölle (L'enfer)Eines Tages beobachtet Paul ein Treffen von Nelly mit dem Mechaniker Martineau (Marc Lavoine). Als er beim Anblick eines vom einem Gast gedrehten Films durchdreht, verliert er die Fassung und schlägt Nelly. Sein aggressives und eifersüchtiges Verhalten vergrault die Gäste des Hotels, bis nur noch Nelly bleibt und die Lage eskaliert. (1)

Gibt es das wirklich? Ein Mann, verheiratet mit einer sehr schönen, erotischen Frau verfällt nach einigen Ehejahren dem Wahn, seine Göttergattin kenne fremd gehen. Er steigert sich in dieses Gefühl hinein und rastet mehrfach aus. Das geht soweit, dass es bei einer Filmvorführung zum Eklat kommt. Er sieht Bilder, die der Film gar nicht hergibt.

Was ist wahr und was nicht. Chabrol ergeht sich in Andeutungen und spielt bewusst mit den Erwartungen des Zuschauers. Er beweist damit einmal mehr sein Können als Suspense-Kenner.


Die Hölle (L'enfer)„Die Hölle“ kommt zwar nicht ganz ohne Erotik aus, doch es gibt keine Nackt- und fast keine Sexszenen. Allein die Ausstrahlung der Hauptdarstellerin Emmanuelle Béart muss für dieses Stilmittel reichen. Chabrol will hier nichts verraten. Dem Zuschauer bleibt ein Stück weit selbst überlassen, ob er an den Ehebruch glaubt.

Wie in fast all seinen Filmen lässt Chabrol die Handlung auf den Höhepunkt am Schluss zusteuern. Hier auf den Mord, nachdem sich der Protagonist Paul fragt wie das geschehen konnte.
Der bekannte französische Genre-Regiesseur begibt sich erneut in die Abgründe der menschlichen Seele.

 Henri-Georges Clouzot wollte den Stoff bereits 1964 mit Romy Schneider als Nelly verfilmen. Das Projekt wurde jedoch immer wieder verschoben und schließlich verworfen.

Die Hölle (L'enfer)Das Lexikon des internationalen Films lobt an dem Film, Chabrol reflektiere „in einem formal präzise strukturierten Konzept […] unter subtiler Einbeziehung des Zuschauers die vergebliche Suche nach einem endgültigen, sinnstiftenden ‚Beweis‘ für nicht wahrnehmbare Veränderungen“.

Die Hölle
(L'enfer)

mit Emmanuelle Béart, François Cluzet, Nathalie Cardone
Regie: Claude Chabrol
Buch: Claude Chabrol, Henri-Georges Clouzot, José-André Lacour

Produktion: MK2 / CED / France 3 Cinéma / Cinémanuel / Canal + / Procirep / Conseil Regional Midi Pyrénees
Musik: Matthieu Chabrol
DVD-Start, Do., 14. Februar 2008
Frankreich 2009

Kommentare  

#1 Rüdiger 2017-03-11 09:34
Chabrol - immer gerne. Sehr beeindruckend der Schluß von "Biester", bei dem ich zugegebenermaßen immer an meinen Vermieter denken muß ... :-)
#2 Rüdiger 2017-03-11 09:39
Ebenfalls unvergeßlic h der Film mit dem Quizmaster, der, wie halt so üblich, den lieben Onkel gibt (wer glaubt Carrell und Konsorten seien die netten Menschen für die sie sich ausgeben der irrt halt ...) und ein Mörder ist ... und sich ganz am Ende von seinem Publikum im Brustton der Überzeugung mit den Wortne "Lecken Sie mich am Arsch" verabschiedet ... (der Filmtitel ist mir nicht mehr präsent)
#3 Rüdiger 2017-03-11 09:47
"Masken" heißt er. (gegoogelt)
#4 Laurin 2017-03-11 11:56
Zitat:
„Die Hölle“ kommt zwar nicht ganz ohne Erotik aus, doch es gibt keine Nackt- und fast keine Sexszenen. Allein die Ausstrahlung der Hauptdarstellerin Emmanuelle Béart muss für dieses Stilmittel reichen.

Es ist ja nichts dagegen zu sagen, mit Elementen der Erotik (dazu gehören auch gegebenenfalls Nackt- oder Sexszenen) recht sparsam bzw. andeutungsweise zu verfahren. Doch gänzlich ohne diese Elemente würde man der eigentlichen Handlung wohl zuwiderlaufen, würde man darauf gänzlich in irgendeiner Form verzichten. Das würde auch die Ausstrahlung der Hauptdarstellerin alleine nicht mehr gerade biegen können. ;-)

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