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Wie ein Leonard Hofstadter zu einer Penny kommt - 4. Neil Strauss oder »Die dreißig Tage von Sodom« (2)

Wie ein Leonard Hofstadter zu einer Penny kommtWie ein Leonard Hofstadter zu einer Penny kommt
4.
Neil Strauss oder »Die dreißig Tage von Sodom«
(2)

Bei meinem letzten Aufsatz habe ich mich Menschen gewidmet, die vorgeben, Vampire (bzw. Vampyre) zu sein. Das Thema dieser Abhandlung mag man deuten als „Vampire, die vorgeben, Menschen zu sein“.

Aber zäumen wir das Pferd mal von vorne an und fangen ganz langsam an:


„I choose to be happy.“
(Rihanna: „Diamonds“)


Erst jetzt geht der Autor über zu Tag 15. Wo am Vortag noch die „Ring- Theorie“ sein Thema gewesen ist, bemüht er in Mission 1 nun wieder seine Mitstreiter McKenzie und Garcia, um dem Leser die Praxis der „kalten Deutung“ nahezubringen. Dabei handelt es sich – vereinfacht gesagt – um die bei vielen Esoterikern und Okkultisten verbreitete Kunst, „Gemeinplätze und Binsenweisheiten als Offenbarungen zu verkaufen“. Die meisten Menschen interessiert nichts so sehr wie die eigene Person, und so kann man ihre Aufmerksamkeit wecken, indem man scheinbar Dinge über sie weiß, die sie selbst nicht unbedingt offen zu Markte tragen. „Kalt“ bedeutet dabei, daß man im Grunde genommen ohne Anhaltspunkte mit seiner Interpretation beginnt. Dabei folgen die Charakterisierungen in etwa dem Schema: „Eigentlich bist du XYZ, aber wenn es sein muß, kannst du auch nicht XYZ sein.“ – Da die meisten Leute recht ausgeglichen sind in ihren Eigenschaften, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, daß der Anwender mit seinen Aussagen einigermaßen richtig liegt. Dabei gibt es eine Reihe von Merkmalen, die spezifisch erscheinen, aber im Grunde genommen auf fast jeden zutreffen. „Das Schlüsselprinzip kalter Deutung besteht“ Strauss et al. zufolge „darin, einen bestimmten Eindruck niemals als unumstößliche Wahrheit zu verkaufen“. Mit „Manchmal bist du XYZ“ trifft man eher ins Schwarze, als mit: „Du bist XYZ“. Nichtsdestotrotz sollte man sich so geben, als sei man sich seiner Sache sicher.

Man kann seinen eigenen „Mehrwert“ durch den Einsatz von Requisiten steigern (Kristallkugel, Tarotkarten etc.). Hilfreich sind auch psychologische Typologisierungen, die anhand weniger Informationen eine zumindest grobe Charakterdeutung erlauben (Strauss et al. beschreiben „das Schema der Social- Styles“, erwähnen aber auch das Enneagramm und den Myers- Briggs- Typenindikator).

Auch sollte man düstere Prognosen und verletzende Äußerungen vermeiden, und stattdessen positive Statements verbreiten, die ohnehin eher auf Zustimmung stoßen. Selbst kleine Schwächen lassen sich in ein günstiges Licht rücken (a là: „Manche mögen Dich für XYZ halten, aber das täuscht.“) Ein Trick ist es auch, mit Widersprüchen zu operieren („Manchmal bist du XYZ, aber dann auch wieder ZYX.“), da nur die wenigsten Menschen dazu tendieren, ein bestimmtes Extrem zu verkörpern.

Man sollte immer wieder kurze Pausen machen, die der Favoritin Gelegenheit geben, Einvernehmen zu signalisieren: „Je mehr Zustimmung sie äußert, desto mehr wird ihr Unterbewußtsein Sie als Autorität anerkennen.“

Überhaupt ist es wichtig, auf ihre Reaktionen zu achten, auch bei Gestik und Mimik. Oft verrät sie dadurch unbeabsichtigt, wie falsch oder richtig man mit seiner Deutung liegt, so daß man den weiteren Verlauf seiner Interpretation darauf einstellen kann. Auch äußere Merkmale, vom Verhalten über die Länge der Fingernägel bis hin zu dem Personen in ihrem Umfeld, können viel über ihr Persönlichkeitsprofil aussagen.

Wenn sich dabei ein Gespräch entspinnt, sollte man sowieso aufmerksam zuhören, aber nickend und lächelnd, als wäre einem alles schon bekannt, was sie von sich selbst preisgibt.

Ist aus ihren Reaktionen zu erkennen, daß man gerade völlig auf dem Holzweg tanzt, so hilft einem das Wörtchen „aber“ beim Zurückrudern („Beizeiten bist du XYZ… aber meistens dann doch ZYX.“) Hat man es dagegen mit einer Lady zu tun, die partout keines der Attribute gelten lassen möchte, kann man sie damit stellen, daß man sie grinsend als Persönlichkeit klassifiziert, die sich in keine Schublade stecken lassen möchte. Sollte sie dann immer noch auf Widerstand schalten, kann man lachend behaupten, alles sei nur ein Witz gewesen, und das Thema wechseln.

Ein Vorteil der kalten Deutung ist, daß man dabei die eigene Intuition schult, so daß einem mehr und mehr Dinge an seinem Gegenüber auffallen, ohne daß der es ahnt.

Die optionale Mission 2 besteht aus einem Besuch bei einem Hellseher, am besten mit Audiorecorder, so daß man einen Meister der kalten Deutung bei der Arbeit beobachten kann (Optional ist die Mission deswegen, weil so eine Sitzung ordentlich ins Geld gehen kann). Alternativ kann man sich auch auf www.stylelife.com/challenge/astrological-chart das Horoskop erstellen lassen (Nachdem Herr Strauss dieses freilich in den Kontext der Vorspiegelung nicht vorhandenen Wissens gesetzt hat, sollte man den Inhalt wahrlich nicht für bare Münze nehmen). Anschließend analysiere man das über einen selbst Behauptete nach den Gesichtspunkten der kalten Deutung (Mission 3).

Am sechzehnten Tag dann geht es darum zu erkennen, daß man nur dann Erfolg hat, wenn man in erster Linie andere glücklich machen will, und nicht sich selbst. Sogar der Dämpfer, den man einer Dame verpaßt, hat vielmehr den Zweck, sie erkennen zu lassen, daß man sich nicht von ihrem Äußeren blenden läßt, sondern vielmehr auf ihr Wesen wert legt (wobei sich Herr Strauss mit dieser Aussage teilweise selbst widerspricht, denn ihr Wesen kann einem ja erst vertraut sein, nachdem man sie bereits kennengelernt hat, und nicht dann schon, wenn man sie sich zum Anquatschen ausguckt). Ergo besteht die Mission dieses Tages darin, drei Leuten eine Freude zu bereiten. Dies hat auch den angenehmen Seiteneffekt, daß man sich in den Gegenüber hineinversetzt, und dadurch seine empathischen Fähigkeiten trainiert.

Es geht weiter mit Tag 17. Mission 1 besteht darin, sich mit den elf häufigsten Fehlern zu befassen, „die Männern beim Anwenden eines Openers unterlaufen“:

  • 1.) Nicht zu lange warten, bis man sie unter vier Augen sprechen kann: Nur zu schnell ist sie weg (oder jemand anderes schneller)!

  • 2.) Die Auserwählte nie länger als drei Sekunden anstarren, bevor man zur Tat schreitet: Man läuft sonst Gefahr, ihr oder sich selbst Angst einzujagen.

  • 3.) Keine Angst, wenn sie in männlicher Begleitung ist: Es mag sich um bloße Kumpel oder Kollegen handeln.

  • 4.) Kein Gespräch mit einer Entschuldigung beginnen, denn das wirkt bettelnd!

  • 5.) Nicht mit der Anmache oder Komplimenten beginnen, sondern mit etwas Unverfänglichem, aber Unterhaltsamem!

  • 6.) Keinen Drink ausgeben: Das erweckt den Eindruck, als hätte man es nötig, für ihre Aufmerksamkeit zu bezahlen!

  • 7.) Kein Körperkontakt: Man kommt ansonsten aufdringlich rüber!

  • 8.) Nicht zu ihr vorbeugen, sondern an die Lautstärke angepaßt sprechen!

  • 9.) Nicht sogleich nach Namen und Beruf fragen: Das tun zu viele, so daß es sie bald langweilt.

  • 10.) Nicht auf sie fixieren, sondern ihre Freunde mit einbeziehen!

    11.) Man darf Regeln auch brechen, solange man sie und ihren Sinn verstanden hat.

Nachdem man sich das verinnerlicht hat, wiederhole man als Mission 2 die Übungen, die einen bisher noch Schwierigkeiten bereitet haben, und kombiniere in der Praxis die „Ring- Technik“ mit der kalten Deutung (Mission 3).

Am achtzehnten Tag schlußendlich „geht es darum, den Sack zuzumachen und Lust auf mehr zu wecken“. Als erste Mission eigne man sich „die vier Geheimnisse anregender Konversation“ an, die da wären:

  • 1.) (offene) Loops: Die Erzählung mit einem Cliffhanger beenden, etwa indem man sich an einer besonders spannenden Stelle von einem Kumpel „wegen einer besonders dringenden Angelegenheit“ wegzerren läßt.

  • 2.) Hooks (Anknüpfungspunkte): Die Sätze der Favoritin nach Worten durchfiltern, die man als Kristallisationskeim eigener Sätze nutzen kann. Umgekehrt kann man auch bei seinen eigenen Beiträgen entscheidende Punkte auslassen, um sie zum Nachhaken zu provozieren.

  • 3.) Threads: Das Thema wechseln, bevor es langweilig wird. Am besten mit einem offenen Loop, optimalerweise zu etwas, das einem gerade aufgefallen oder (auch mittels Hook) in den Sinn gekommen ist. Durch abrupte, aber nachvollziehbare Themenwechsel kann man peinliche Gesprächspausen vermeiden.

  • 4.) „… und mehr“: Dies ist ein Gag von Herrn Strauss, um die Wirkung von Loops zu demonstrieren.
    Man mag sich denken, daß es in den darauffolgenden Missionen darum geht, das Erlernte auch anzuwenden. In Mission 2 werden die Hooks abgehandelt, indem man übt, auf der Basis eines willkürlich dahingeworfenen Wortes eine ganze Geschichte zu erzählen. Und natürlich besteht Mission 3 darin, das Ganze in der Praxis anzuwenden (in Kombination mit dem, was einem an den vorangegangenen Tagen bereits beigebracht worden ist).

Die erste Mission des neunzehnten Tages besteht darin, die zweite Woche des an Tag 13 angelegten Datebooks (nun inkonsequenterweise „Stylelife- Kalender“ genannt) zu planen, und zwar auf dieselbe Weise, wie schon eine Woche zuvor.
Missio
n 2 behandelt sodann das „Seeding“ (klingt unanständiger, als es ist), das man in Mission 3 bei einer Lady seiner Wahl ausprobieren soll: Man macht ihr ein nahendes Event schmackhaft, aber wechselt dann das Thema (damit sie den Braten nicht riecht, und sich auch nicht bedrängt fühlt). Erst später, am besten bei der Verabschiedung, kommt man nochmal darauf zu sprechen, und lädt sie dazu ein. Das Ganze dient dem Zweck, ihre Telefonnummer zu bekommen, ohne explizit danach zu fragen.

Will man sie nicht allzusehr verunsichern, wählt man ein Event, das man in einer kleinen Gruppe aufsucht.
Herr Strauss möchte, daß man die gesamte Prozedur dreimal absolviert, gesteht es aber dem Leser gnädigerweise zu, daß von den Angesprochenen nur eine „eine schöne Unbekannte“ sein muß.

Am zwanzigsten Tag geht es dann direkt um „ihre“ Telefonnummer, wobei die „Zusatztechnik“, die man sich in Mission 1 aneignen soll, „so gut wie nie einen Korb einbringt“.

Zu Beginn der dazugehörigen Erläuterung erwähnt Herr Strauss erst einmal vier Dinge, die „jeder Stylelifer stets bei sich haben“ sollte:
„– Kaugummi oder Mints gegen schlechten Atem.
– Einen Federhalter, Kugelschreiber oder sonstigen Stift.
– Papier – am besten Visitenkarten.
– Kondome. Schließlich wollen Sie noch länger im Spiel bleiben.“
Soso, Herr Strauss!
Die „Zusatztechnik“ selbst besteht darin, gelinde gesagt, die gute Erziehung der Dame auszunutzen. Wie schon beim Thema „Seeding“ erörtert, kommt man gegen Ende der Unterhaltung noch einmal auf das Event bzw. die Lokalität zu sprechen, die man ihr schmackhaft gemacht hat. Sollte sie einwilligen, mitzukommen, so teilt man ihr mit, daß man ihr seine Telefonnummer gibt. Bliebe es dabei, kann man sich freilich sicher sein, daß sie nie wieder von sich hören läßt. Also zücke man einen Zettel, reiße ihn in der Mitte entzwei, notiere auf der einen Hälfte den eigenen Namen samt Rufnummer, und reiche ihr die andere. Wenn der Autor recht hat, werden nun „vier von fünf Frauen“ ihre eigene Nummer samt Namen niederkritzeln, weil sie es für ein Gebot der Höflichkeit halten. Sollte die Lady stattdessen fragen, was sie mit dem Fetzen soll, kann man den eigenen hochhalten, eventuell mit einer Bemerkung a là: „Na, was wohl?“
Anschließend tauscht man dann die Hälften, wobei der angehende Aufreißer darauf achten sollte, den ganzen Akt des Nummerntausches als etwas eher Beiläufiges erscheinen zu lassen. Er muß auch nicht das Ende der Konversation sein.
Man mag sich denken können, daß Mission 2 darin besteht, das Erlernte in die Praxis umzusetzen.

An Tag 21 legt man sich dann einen Spickzettel („Silent Wingman“) mit den bisher erlernten Techniken incl. eigener Beispiele an (Mission 1), um sie bei einer Dame eigener Wahl bis zum Erhalt der Telefonnummer anzuwenden (Mission 2), und sie nicht als Aneinanderreihung von Methoden zu begreifen, sondern als Gesamtkonzept (Mission 3). Letzteres klingt eher banal, beinhaltet aber das Geheimnis, wie man zu dem Geliebten der Begehrten wird, und niemals zu ihrem „großen Bruder“. Es besteht darin, etwas gemeinsam zu erleben. Der Autor listet dabei folgende „Checkpoints“ auf, die es zu beachten gilt:
1.) Das Eis brechen: Die diesbezüglichen Techniken wurden in den ersten neun Tagen erlernt (Opener).
2.) Kurswert demonstrieren: Hier geht es darum, baldmöglichst den Hook Point zu erreichen (der Anvisierten interessant zu erscheinen).
3.) Emotionale Bindung etablieren: Nun sollte man sie spüren lassen, daß es zwischen ihr und dem Baggerer prickelt.
4.) Anreiz bieten: Alsdann geht es darum, sie aus der Reserve zu locken. Das kann geschehen, indem man eine Atmosphäre der „Vertrautheit und Intimität“ aufbaut, die Favoritin zum Lachen bringt, ihr schmeichelt und eventuell auch eine beiläufige Berührung einbaut. Sollte es die Lage erfordern, kann man auch ihre Eifersucht wecken, sich widersprüchlich äußern oder gar kurz weggehen, daß sie fürchten mag, „die Chance ihres Lebens“ zu verpassen.
5.) Körperkontakt herstellen: Sobald erkennbar ist, daß die Angehimmelte bereit ist, einen Schritt weiterzugehen, kann man sich vorsichtig dem Eingemachten widmen. Dabei sollte man jedoch sorgsam auf ihre Reaktionen achten, um nicht zu schnell zu weit zu gehen, daß sie sich doch noch sperrt.

Tag 22 wiederum ist den sogenannten „Reframing- Techniken“ gewidmet, in denen es darum geht, „Unterhaltungen nach Belieben beherrschen“ zu können. Darunter versteht man, einen Sachverhalt in ein anderes Licht zu rücken. Ein Bild an der Wand etwa ist einfach nur ein Bild an der Wand, aber die Worte eines Kritikers können es dem Betrachter als Magnum Opus, oder auch nur als billige Kritzelei erscheinen lassen. Mitstreiter McKenzie erläutert vier spezifische Techniken hierzu ausführlicher:
1.) Die Veränderung des Frames (Rahmens): Man kann eine Situation oder einen Sachverhalt in einen größeren Kontext stellen, oder sich umgekehrt auf ein Detail fokussieren;
2.) Das Kontext- Reframing: Man wechselt die Perspektive, aus der man etwas betrachtet;
3.) Das Bedeutungs- Reframing: Diese Technik besteht darin, durch die Augen eines anderen zu sehen, um passend darauf reagieren zu können;
4.) Das Kritik- Reframing, das speziell darauf abzielt, das Konstruktive in der Kritik zu erkennen – sowohl in der, die man erhält, als auch in der, die man üben möchte. Auf sich selbst bezogen, sollte man drei Regeln beachten:
I.) die eigene Persönlichkeit entfalten, statt sich anzupassen;
II.) die Methoden des Reframing geschickt (und schlußendlich mit Übung) einsetzen und
III.) nicht übertreiben: Wer eine Unterhaltung stets beherrschen will, avanciert nur zu bald zum „Kontrollfreak“.
Natürlich haben die weiteren Missionen des Tages damit zu tun, das Erlernte anzuwenden. In Mission 2 soll man eine negative Äußerung seines Gegenübers ins Positive verkehren, und in Mission 3 entweder einen Zufall als Absicht, oder Freundlichkeit als Eigennutz deuten. Mission 4 schließlich besteht noch einmal darin, sich weiter in der Kunst zu üben, einer Dame näherzukommen.

Tag 23 dann beginnt noch ein letztes Mal mit einer Selbsteinschätzung, um Schwächen bei dem bisher angeeigneten Stoff auszumerzen (Mission 1), und für den Fall, daß man bislang noch keine Telefonnummer ergattert hat (für den Fall, daß man sich „verrannt“ hat), bei www.stylelife.com/challenge um Beratung nachzusuchen (Mission 2). Außerdem soll ich mich schämen, weil ich Herrn Strauss‘ Buch die ganze Zeit über nur gelesen habe, statt seine Lektionen in die Tat umzusetzen (Nun, nach der bisherigen Lektüre seines „Ratgebers“ bin ich nicht unbedingt abgeneigt, ihm das Kompliment zurückzugeben). Mission 3 dann liefert einen Exkurs in Verkaufs- und Werbestrategien (basierend auf dem Werk Die Psychologie des Überzeugens von Robert B. Cialdini), die sich auch bei der Annäherung an das andere Geschlecht ganz gut einsetzen lassen. Dies wären wie folgt:
1.) Soziale Bewährtheit: Hier geht es um das Prinzip des Herdentriebs: Menschen (insbesondere, wenn sie unsicher sind) orientieren sich gerne an dem, was die anderen machen. Dies würde zum Beispiel erklären, warum Frauen eher Männer anziehend finden, die bereits in festen Händen sind.
2.) Sympathie: In diesem Fall ist es von Vorteil, Gemeinsamkeiten mit dem Gegenüber herauszustellen (Background, Freunde, Interessen, Kleidung, Musik etc.), gut auszusehen und allgemein „eine gewisse Aura des Erfolgs auszustrahlen“.
3.) Reziprozität: Kompliziertes Wort, einfacher Sachverhalt: Eine Hand wäscht die andere. Wenn man seinem Gegenüber einen Gefallen getan hat, kann man mit seiner Dankbarkeit rechnen. Ich denke mal, ein passendes Beispiel hierfür sind die „edlen Ritter“, die ein bedrohtes Mädel vor einem zudringlichen Ekel beschützen, auf daß sie dankbar ist… ohne ihr zu verraten, daß der vorgebliche Grobian ein Komplize ist, und man bei der nächsten Schönen selbst an der Reihe ist, den Bösewicht zu spielen.
Als zusätzlichen Tip Cialdinis führt Strauss an, daß nach einer abgewiesenen großen Gefälligkeit die Chance recht hoch ist, eine kleinere gewährt zu bekommen.
4.) Commitment und Konsistenz: Dies ist die klassische Fuß- in- der- Tür- Taktik. Wenn wir eine Entscheidung getroffen haben, sind wir nur schwer wieder davon abzubringen (insbesondere, wenn wir unsere Haltung durch Wort oder Tat bekräftigt haben). Dadurch sind wir in der Praxis anfällig dafür, uns auf eine größere Sache einzulassen, wenn wir uns bereits auf eine kleine eingelassen haben.
5.) Autorität: Kleider machen Leute! Titel und Accessoires (z. B. akademische Grade, weiße Kittel, Anzüge etc.) können jemanden als Respektsperson erscheinen lassen, dessen Worten dann mehr Gewicht zugebilligt wird. Konsul Weyer hat aus diesem Phänomen ein Geschäftsmodell gemacht. Nun kennen wir also den Zweck einer Krawatte, die weder warm, noch trocken hält: Sie dient dazu, andere Leute über den Tisch zu ziehen. Und kennen wir nicht alle das Klischee von Frauen, die auf „Uniformen“ stehen?
6.) Knappheit: „Quantitativ begrenzten Gütern“ wird im allgemeinen mehr Wert beigemessen. Das geht sogar soweit, daß Dinge, die plötzlich rar werden, kostbarer erscheinen als die, die schon immer selten gewesen sind. Strauss begründet mit diesem Phänomen, warum manche Frauen nur auf verheiratete Männer stehen.
7.) Das nächste Level: Dieser Punkt behandelt nichts anderes, als eine Kombination der bereits aufgeführten Strategien.
Der Autor mahnt zur Vorsicht bei der Anwendung, denn „mit solchen Manipulationstechniken können Sie andere Menschen lenken, sprich Macht über sie ausüben. Wenden Sie sie also nicht nur zu Ihrem Nutzen an, sondern stets auch im Interesse Ihres Gegenübers“.

Tja, aber wenn man nun jemanden kennengelernt hat, was stellt man mit ihm an? Die Flamme zu fragen, was sie denn gerne machen würde, wäre wohl noch peinlicher, als sich als „Trittbrettfahrer“ selbst zu etwas einzuladen, das sie bereits vorhat. Um sie halten zu können, wäre es weitaus angebrachter, selber die Initiative zu ergreifen, und „ihr eine neue, faszinierende Welt“ zu zeigen, nämlich die eigene. Aus diesem Grunde steht Mission 1 von Tag 24 unter dem Motto: „Sie sind die Party“. Strauss regt an, die „gemeinsame Zeit (mit ihm) am letzten Tag mit einer kleinen Dinnerparty (vermutlich ohne ihn) ausklingen“ zu lassen, die man selbst veranstaltet (und zwar an Tag 30). Ab sechs Personen könne man von einer „Party“ sprechen. Ein solches Event wäre perfekt, Kontakte aufzufrischen und neue Leute kennenzulernen. Außerdem hätte es den Vorteil, daß es auf vertrautem Gelände in einem vertrauten Kreis stattfindet, „wo sie obendrein um Ihre Aufmerksamkeit buhlen muß“. Macht man daraus eine regelmäßige Veranstaltung, würde man zudem seine soziale Kompetenz und Führungsqualitäten steigern, und einen Lifestyle kreieren, „an dem andere teilhaben wollen“. Auf Flyer sollte man verzichten, um den Eindruck der Exklusivität zu wahren. Natürlich sollte es einen Anlaß geben, aber das kann auch ein wiederkehrendes Ritual sein („Martinis am Montag“ schlägt der Autor z. B. vor – Ist dieser Tip wirklich geeignet für Leute, die am Dienstag arbeiten müssen?) oder ein zufällig zum Datum passendes Motto wie etwa der Todestag von Peter Lustig oder der Tag der Socke im Bullshit- Kalender (Strauss schlägt den Geburtstag eines bestimmten italienischen Modeschöpfers und wegen Manipulationen gesperrten Formel- 1- Managers vor [Flavio Briatore], aber ich denke mal, die meisten seiner Leser werden auf heterosexuelle Kontakte aus sein).
Als passendste Location bietet sich die eigene Wohnung an (oder die eines Freundes). Zur Vorbereitung würde es ausreichen, sauberzumachen, und die richtige Musik, Speisen und Getränke bereitzustellen. Bei unter zehn Gästen wird es empfohlen, notfalls mit Klappstühlen einen Platz zu organisieren, an dem alle zusammensitzen können. Wenn es einem an Erfahrung fehlt, kann man die Anwesenden mit einschlägigen Spielen (Charade, Quiz etc.) oder Umfragen unterhalten.
Wählt man sich einen anderen Veranstaltungsort aus, so sollte man, falls nötig, rechtzeitig vorher reservieren bzw. Eintrittskarten besorgen.
Bei der Auswahl der Gäste sollte man nicht nur darauf achten, den Kreis möglichst exklusiv zu halten. Wichtig wäre es, „ein cooles Ambiente zu schaffen und interessante Menschen zusammenzubringen“ (Kohlsuppe im Kanzleramt?): „Wenn Ihnen das gelingt, ergibt sich alles andere von selbst“. Der Flamme gegenüber präsentiere man das Ganze am besten als eine Art „Casting“, um Leute zusammenzubringen, die auch zusammenpassen – und sie wäre da natürlich besonders geeignet.
Ein Lockmittel kann ein Gast mit einer lokalen Prominenz sein. Hilfreich ist auch, jemand leicht Exzentrischen und Extrovertierten (aber nicht Nervigen) dabei zu haben, der schon allein von seiner Art her für Unterhaltung sorgt (und somit den Gastgeber entlastet). Auch jemand, „mit dem es sich gut plaudern läßt“, wäre nicht verkehrt, sowie mindestens eine weibliche Bekannte oder ein Pärchen, damit sich die Favoritin nicht allein unter Männern wiederfindet. Die anderen Ladys ließen sich auch gut einsetzen, sollte sie in männlicher Begleitung erscheinen. Bringt sie dagegen eine Freundin mit, kann man dieser zuvorkommend begegnen, was wiederum die Chancen bei der Auserwählten selbst erhöht. Sind dagegen zwei Damen anwesend, um die man sich bemüht hat, so rät der Autor, „locker und souverän… eben ein aufgeschlossener Typ“ zu bleiben, „der gern Kontakte knüpft und Leute miteinander bekannt macht“. Auf diese Weise sollte man die beiden sogar dazu bekommen, um die Gunst des Aufreißers zu wetteifern.
Nach dem Mahl gäbe es ein gewisses Risiko, daß „die Stimmung abflaut“. Um dem vorzubeugen, rät Strauss, ein paar weitere Leute „zum After- Dinner- Cocktail einzuladen“, welche die Stimmung dann wieder auffrischen.
Grundsätzlich sollte man seiner Anvisierten die übrigen Anwesenden als etwas möglichst Besonderes vorstellen, denn: „Je interessanter Ihre Freunde rüberkommen, desto interessanter wirken Sie selbst“.
Natürlich ist man als Gastgeber der „Platzhirsch“, so daß kein Grund zur Eifersucht bestünde, sollte sich die Auserwählte mal mit jemand anderem unterhalten (Da habe ich auf wilden Teenagerfeten aber auch schon anderes erlebt!). Auf jeden Fall sollte man ihr nicht zu sehr „auf die Pelle“ rücken- Es gäbe aber auch so vielerlei Möglichkeiten, die Bindung zu ihr zu vertiefen. Steigt das Fest daheim, kann man sie bitten, bei der Vorbereitung oder dem Aufräumen zu helfen, und findet es woanders statt, kann man die Holde hinterher „auf einen Absacker“ zu sich nach Hause einladen.
Mission 2 besteht folgerichtig darin, mit der an Tag 19 als „Seeding“ beschriebenen Methode in die Unterhaltung einfließen zu lassen, daß man beabsichtigt, eine Party zu geben. Die ausgespähte Lady lädt man jedoch erst im Moment des Nummerntausches ein, so als wäre einem der Gedanke gerade erst spontan gekommen. Manches Detail sollte man noch für sich behalten, um nicht zu übereifrig zu wirken.

Nun hat man eine Telefonnummer, also sollte man an Tag 25 auch etwas damit anfangen. Dabei gibt es Strauss zufolge keine Standardregel, wie lange man nach dem Erhalt warten sollte, bis man zum Hörer greift. Er rät allerdings, sich bei einer Person, die mehrere Interessenten hat, eher zu melden, als bei einer, die sich nach einem verzehrt. Auch empfiehlt es sich, gleich zu Beginn des Dialogs dort fortzufahren, wo man im persönlichen Gespräch aufgehört hat, damit sie gleich weiß, mit wem sie es zu tun hat. Aus dem Grunde wären auch Geheimnistuereien wie das Unterdrücken von Rufnummern oder das Nichtsprechen auf Anrufbeantworter zu unterlassen; schließlich wolle man ja selbstbewußt rüberkommen!
Für die Konversation selbst gibt der Autor folgende Tips:
1.) Nicht mit Namen melden (den sie vielleicht schon vergessen hat), sondern gleich das zuletzt erörterte Thema aufgreifen;
2.) drohende Gesprächspausen mit einem „kurzen Schwank“ aus seinem Leben überbrücken (a là: „Weißt du, was mir heute passiert ist?“);
3.) gelassen und nicht zu schnell sprechen, und dabei „Humor und positive Energie durchklingen“ lassen;
4.) ihr am Ende der Anekdote Gelegenheit geben, selbst etwas zum Thema beizutragen;
5.) die Party erwähnen, und dabei als Dämpfer einbauen, daß man an den Tagen davor keine Zeit hat (Man möchte ja für „begehrt“ gehalten werden);
6.) wenn man sich noch anderweitig mit ihr verabredet, sollte man nicht durchblicken lassen, daß man etwas von ihr will.
7.) Sollte sie an dem Termin keine Zeit haben, mag man ihr ein anderes Event vorschlagen. Gibt sie vor, auch da nicht zu können, drängt man sich am besten nicht auf, sondern gibt vor, daß man ansonsten „leider voll verplant“ sei, aber sich ja möglicherweise „in den nächsten Tagen noch was“ ergeben könne.
8.) Selbst nach einem Korb sollte man nicht sofort auflegen, sondern noch „für ein, zwei Minuten“ weiter mit ihr parlieren.
9.) Man lasse die Unterhaltung locker ausklingen und verabschiede sich als Erster, ist man doch „ein beschäftigter und gefragter Mensch“.
Von SMS rät der Autor in der Anfangsphase ab, weil die Persönlichkeit und ihre Ausstrahlung dabei „außen vor“ bleiben würden.
Hat man sich diese Kenntnisse angeeignet (Mission 1), plane man die Party (Ideal wäre eine Gästeliste mit 6 - 10 Personen, wobei man sich notiert, was an jeder davon besonders ist), organisiere – wenn nötig – eine Lokalität und rufe auch bei der Dame des Herzens an. Dabei rät Strauss noch einmal, daß man durchblicken lassen solle, es handele sich um eine „Grippe auserwählter Gäste“. Außerdem warnt er, daß man „vor lauter Stylelife- Strategie“ nicht vergessen solle, „ihr Adresse und Uhrzeit mitzuteilen“.
Und dann möchte er natürlich auch, daß man seine Erfolgsgeschichte (wenn es denn eine ist) auf www.stylelife.com/challenge mit anderen teilt.

An Tag 26 kommt es jäh zum Bruch. Mission 1 lautet: „Vergessen Sie alles bisher Gelernte.“ Und dann geht es in Mission 2 ins kalte Wasser: Der Leser soll drei unbekannte Frauen „ohne Vorbereitung oder erlernte Technik“ ansprechen, bewußt alle Regeln brechen, frei improvisieren und die Konversation mindestens zehn Minuten am Laufen halten. Sollte es trotz allem gut laufen, darf man die Dame zur Party oder einem der Events im Datebook/ Stylelife- Kalender einladen.
Im Anschluß vergleiche man die Resultate dieses Tages mit denen der anderen (Mission 3).Ziel des Ganzen ist es, „sich nicht länger von vorbereitetem Material abhängig zu machen“, käme es doch „bei diesem Spiel nicht nur auf die Technik“ an, „sondern vor allem darauf, Persönlichkeit auszustrahlen“ (Mission 4).

An Tag 27 dann geht es um den „Rapport“. Darunter versteht man im Deutschen für gewöhnlich einen Bericht, insbesondere in militärischen Kreisen. In der Regel umfaßt er eine Aufstellung relevanter Ereignisse während eines definierten Zeitraums.
Aber genau das ist es nicht, was Strauss und seine Mitstreiter unter diesem Begriff verstehen! Offenbar haben sie mit einem ganz bestimmten Wort Probleme, so daß sie stattdessen auf diesen Kunstbegriff zurückgreifen. Klar, daß der Text dadurch nicht unbedingt verständlicher wird! Unter „Rapport“ verstehen sie die Art von „Liebe“, die sich von dem „Verliebtsein“ unterscheidet. Die Verbundenheit, die sich zwischen zwei Partnern entwickelt, wenn sie erst einmal zueinander gefunden haben: „Rapport ist, wenn zwei Menschen sich näher kennenlernen und feststellen, daß sie füreinander bestimmt sind.“
In Mission 1 (bzw. dem Briefing dazu) erläutert Don Diego Garcia ein paar Möglichkeiten, wie man eine solche Zweisamkeit herstellen kann (wobei der ideale Zeitpunkt dafür nach Strauss die Spanne zwischen dem Hook Point und dem Körperlichen ist).:
1.) Lead (Führung): Hier geht es darum, so freundlich rüberzukommen, als wäre man ein alter Bekannter. Liebenswürdigkeit und dezente Vertrautheit färben ab, doch sollte man achten auf „Führungsqualitäten wie Selbstvertrauen, natürliche Autorität, Authentizität, Selbstsicherheit, Höflichkeit, Charakterstärke und Aufrichtigkeit“, wenn man eine Beziehung anbahnen, und „nicht bloß ein guter Freund werden oder gar als ihr Therapeut enden“ möchte.
2.) Sync (Einklang): Zweck dieser Methode ist es nicht, den Gegenüber zu prägen wie unter Lead (Führung), sondern sich im Gegenteil auf ihn einzustellen. Das heißt nicht, ihn nachzuäffen, wohl aber, auf subtilere Weise ein paar seiner Charakteristika in das eigene Verhaltensrepertoire zu übernehmen. Solche Prozesse laufen in Gruppen unbewußt ab (z. B. Jugendsprache oder Szene- Slang), doch man kann sie auch bewußt einsetzen. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten:
2. a) visueller Einklang: Man achte auf die Körperhaltung, Mimik, Gestik und Blinzeln der Herz- Dame und spiegele sie ruhig, dezent und entspannt an sich selbst.
2. b) verbaler Einklang: bestimmten Wörtern, die sie häufig benutzt, kann man auch in seinem eigenen Repertoire eine größere Bedeutung beimessen. Manche Präferenzen verraten sogar etwas über das Wesen der Angebeteten, etwa wenn sie bevorzugt Begriffe aus dem visuellen, emotionalen oder akustischen Bereich verwendet. Auch Lautstärke, Sprechtempo, Sprachduktus und Melodie lassen sich adaptieren, wie auch nonverbale Äußerungen (Schnalzen, Lachen, Pausen etc.).
2. c) logischer Einklang: Hier geht es um Gemeinsamkeiten, die sich aus dem Leben heraus ergeben. „Interessen, Vorlieben, moralische Vorstellungen, Sensibilitäten, Herkunft“, nennt Garcia als Beispiele, aber auch „familiäre Erfahrungen, Reiseerlebnisse, Karriereziele, Vorlieben bei Kino, Musik und Kultur, persönliche Abneigungen und Beziehungskriterien“. Eigentlich ließe sich alles heranziehen, was man in dem Kurzsatz „ich auch!“ zusammenfassen kann.
Wenn man sich speziell für diesen Weg entschieden hat, ist es angeraten, sich gegenseitig erst einmal vorsichtig zu beschnuppern, bevor man sich entscheidet, empfindliche Details aus seinem Seelenleben preiszugeben.
2. d) emotionaler Einklang: Wenn es einem gelingt, mit ausreichend Empathie die Gedanken und Gefühle der Auserkorenen zu erspüren, und „die Welt aus ihrem Blickwinkel“ zu betrachten, hat sie schließlich einen Partner, der sie „wirklich versteht“.
2. e) Wir- gegen- die- Einklang: „Wir Zwei gegen den Rest der Welt“, ist eine geläufige Floskel, die ganz gut beschreibt, auf welche Weise man hier versucht, zu einer gemeinsamen Wellenlänge zu finden. Man sucht sich eine Gemeinsamkeit, die niemandem sonst auf der Welt zu eigen sein scheint, und läßt sich davon zusammenschweißen. Das läßt sich auch über Rollenspiele erreichen, indem man etwa so tut, als wäre man schon im Sandkasten zusammen gewesen oder etwa heimlich verlobt.
Der Königsweg bei all diesen Pfaden ist, es schrittweise und mit Geduld angehen zu lassen. Auch dürfe man nicht davor zurückschrecken, sich selbst zu öffnen: Schlußendlich geht es ja darum, daß man gegenseitig dazu übergeht, den anderen in sein Herz schauen zu lassen.
Mission 2 dann handelt ganz unromantisch davon, die restlichen Tage des Datebooks/ Stylelife- Kalenders mit Events zu füllen, inklusive der Fete an Tag 30. Erst in der Mission 3 geht es endlich um den „Rapport- Workout“. Dabei soll man zwei der folgenden Methoden in der Praxis austesten:
1.) So tun, als hätte man Gemeinsamkeiten mit der Gesprächspartnerin, um das dann quasi mit einem „April! April!“ als Scherz oder Lüge erscheinen zu lassen.
2.) Einen Unterschied zwischen sich und der Gesprächspartnerin herausstellen und beobachten, ob sie versucht, wieder zur Gemeinsamkeit zurückzufinden.
3.) Während des Gesprächs verschränke man für zwei Minuten die Arme, wende sich ab und schlage – falls man sitzt – die Beine übereinander. Dabei beobachte man genau, ob der „Gegenüber unruhig oder unsicher wird“. Anschließend nehme man wieder eine entspannte Position ein und frage den anderen, wie er sich während der Phase der mimischen Abschottung gefühlt hat.

Schon sind wir bei Tag 28 angelangt. Hier wird in Mission 1 thematisiert, wie man sich „nicht nur in Sachen Verführung, sondern in allen Lebensbereichen unverzichtbar“ macht. Dabei sollte man sich darüber im Klaren sein,
1.) wer man ist (was bereits das Sujet der ersten Tage gewesen ist),
2.) was man tut und sagt (worum es an nahezu jedem Tag gegangen ist), und
3.) wann und wie man es tut und sagt.
Ziel wäre es nach Strauss, „die individuellen Besonderheiten Ihrer Persönlichkeit zu veredeln“. Dabei geht es um die Feinjustierung der Körpersprache, sowohl bei sich selbst, angepaßt an die jeweilige Situation, als auch bei dem Gegenüber, um dessen Reaktionen und Absichten zu erkennen. Generell solle man erst einmal leichtes Interesse ausstrahlen, und dieses auch bei seinem Gegenüber annehmen (schon um sich selbst zu motivieren). Reagiert der positiv, kann man weitermachen. Bleibt er dagegen neutral (was die Mehrzahl der Fälle darstellen dürfte), so gehe man behutsam vor. Bei Ablehnung dagegen hört man am besten sofort auf, rudert zurück und versuche, mit etwas zaghafteren Aktionen voranzukommen.
Mit ein wenig Übung kann man dem Gesprächspartner ansehen, wie er gerne behandelt werden möchte, und dementsprechend „den Hebel ansetzen“. Freilich ist es gefährlich, allzu offensichtlich vorzugehen, läuft man dann doch Gefahr zu scheitern, und obendrein zu wirken, „als hätten Sie‘s nötig“. Zumal Frauen ihre Körpersprache gleichfalls kalibrieren würden, und in ihrer Mehrzahl „viel feinere Antennen“ hätten als Männer.
Der Autor listet eine ganze Reihe von Reaktionen auf, die als positiv interpretiert werden können, die ich mir aber wiederzugeben erspare. Bei Pöhm findet sich ohnehin eine recht ähnliche Aufstellung, die ich dort wiedergegeben habe (beim Thema „3. 4.] Flirten“), und außerdem sind die meisten genannten Verhaltensweisen ohnehin ausgesprochen offenkundiger Natur.
Strauss rät auch, Methoden der „kalten Deutung“ (siehe Tag 15) anzuwenden, indem man aufgrund äußerer Eigenschaften wie „Kleidung, Make- up, Körperhaltung, Gestik, Blick, Sprachduktus und nicht zuletzt ihre Freunde“ Rückschlüsse auf Leben und Persönlichkeit der Favoritin wagt.
Eine der Übungen, die er hierzu empfiehlt, ist dann auch der Praxistest, in dem man seinen Gesprächspartner einfach fragt, ob man mit seinen Vermutungen richtig liegt.
Eine andere wäre es, bei einer Seifenoper einfach .den Ton abzustellen, um allein aufgrund der Regungen und Bewegungen zu erraten, in welcher Beziehung die handelnden Personen zueinander stehen. Schaltet man den Ton wieder an, kann man dann überprüfen, ob man richtig gelegen hat (und nebenbei erfahren wir Einiges über die Fernsehgewohnheiten von Herrn Strauss…).
Ein erweiterter Modus wäre es, ganze Gruppen zu beobachten, um die Verhältnisse untereinander auszuklabüstern, und sich anschließend zu erkundigen, ob man richtig gelegen hat. Und Sie werden es erraten haben genau Letzteres ist die Aufgabe, die einem in Mission 2 gestellt wird. Dabei sollte man sein Gespür soweit geschult haben, daß man die Angesprochenen nicht als Versuchskaninchen dastehen läßt. Im Zweifelsfall darf man die Schuld auf einen anwesenden Kumpel schieben, der „Psychologie studiert“, aber zu schüchtern sei, um sich selbst zu erkundigen. Sollte eine anregende Konversation in Gang kommen, darf man natürlich auch wieder Einladungen für seine Party übermorgen aussprechen.

Tag 29… So langsam nähern wir uns dem Ende (nicht des Buches, denn Herr Strauss hat noch einige erotische Erlebnisse angefügt, die er gehabt haben möchte, wohl aber des dreißigtägigen Flirt- Trainings). Dementsprechend besteht Mission 1 darin, Bilanz zu ziehen, wie sehr man sich in einen Erfolgstyp verwandelt hat. Die aufgeführten Kriterien hierbei sind Aussehen, Adaptionsfähigkeit (im Sinne von Lockerheit), Durchsetzungskraft, der eigene Kurswert (siehe Tag 14), emotionale Bindung (der „Rapport“ von Tag 27), Zielbewußtsein (Ehrgeiz, Anlagen, Effizienz, Durchhaltevermögen und Lernfähigkeit), Authentizität und Selbstwertgefühl.
Es geht hier zwar um Selbsteinschätzung, aber sollte man jemanden eingeweiht haben, was man in den letzten 29 Tagen so Merkwürdiges getrieben hat, kann man auch den nach seiner ehrlichen Meinung fragen.
Mission 2 besteht dann darin, noch einmal „auf die Piste“ zu gehen, falls man bislang noch kein verbindliches Date ergattert hat. Dabei legt der Autor dem Leser noch eine zusätzliche Taktik nahe: Man soll planen, auf seiner Party zwei Filme ohne Ton im Hintergrund laufen zu lassen (Noch schnell einen DVD- Player organisieren?), und zu diesem Zweck eine Liste der zehn besten Filme aller Zeiten zu erstellen – Natürlich nicht allein, sondern mit ein wenig weiblicher Hilfe. Zwei oder drei Streifen sollte man schon in seiner Aufstellung haben, die man samt Stift mit sich führt, allerdings nicht in den beiden obersten Feldern (Die sind für ihre Vorschläge reserviert).
Ich nehme mal an, „Unterm Dirndl wird gejodelt“ und „Bible Black“ gehören zu der Sorte Machwerke, die man tunlichst nicht aufführen sollte.
Strauss nennt einige Orte, an denen man auf die Schnelle noch „eine nette, aufgeschlossene, junge Dame“ antreffen könnte. Im Falle, daß es zu Komplikationen kommen sollte, darf man sich aus dem Fundus all der Techniken bedienen, die man inzwischen erlernt hat, um letzten Endes an ihre Telefonnummer zu kommen, sowie zu ihrer Zusage, auf dem Fest zu erscheinen.

Und… Finale! O- oh! Finale! O- o- o- oh! Wir haben den dreißigsten Tag erreicht. Er steht ganz im Zeichen der Party, die man zu schmeißen gedenkt, so daß für „größere Missionen“ keine Zeit mehr bleibt. Selbst wenn es einem nicht gelingt, auf den letzten Drücker noch zu einem Date zu kommen, so soll man sich nicht betrüben lassen: Dann feiert man eben im engsten Freundeskreis! Man sorge dafür, daß die Gläser nicht zu leer werden, und sich weder die Angebetete, noch die anderen Gäste langweilen. Ansonsten findet man bei Tag 24 noch so einige Dinge aufgeführt, die man dabei anstellen kann.
Aber damit ist es nicht getan, hält Herr Strauss dann doch noch einige weitere Missionen für einen bereit! Mission 2 ist es, stolz auf sich und das Erreichte zu sein (und darüber im Winner‘s Circle auf www.stylelife.com/challenge zu schreiben, bzw. auf derselben Web- Seite zu ergründen, warum man allen Mühen zum Trotz dennoch gescheitert ist). Mission 3 besteht darin, in die Zukunft zu blicken, statt in den alten Trott zurückzufallen, und sich weitere Techniken anzueignen, wie man sie beispielsweise auf www.stylelife.com findet. Ganz am Schluß gibt es dann noch die Mission 4, die darin besteht, im Spiegel nicht mehr sein altes Ich zu sehen, sondern den Menschen, der man zu werden gedenkt. Schließlich habe man erfolgreich sein 30- Tage- Programm absolviert, um zu einem selbstbewußten und optimistischen Erfolgsmenschen zu werden, und man könne sich auch zu Recht als solcher sehen und fühlen (Das würde übrigens auch Rückfällen vorbeugen).
Das anschließende Style Diary soll nicht mehr Teil dieses Aufsatzes sein.

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