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Lucius Cornelius Sulla – Der Cäsar vor Cäsar - 7. Sulla und Marius auf dem Pulverfass

Lucius Cornelius Sulla – Der Cäsar vor Cäsar7. Sulla und Marius auf dem Pulverfass

Irgendwann zwischen Ende 95 und dem Jahr 93 v. Chr. kehrte Sulla nach Rom zurück. Daheim freilich erwartete ihn eine Anklage wegen Erpressung, die zeitweilig von einem Anhänger des Marius vertreten wurde. Es kam zwar zu keinem Prozess, aber der Ruf des Heimgekehrten war derart angeschlagen, dass die weitere politische Karriere auf Eis lag.

Im Jahr 95 jedoch zeichnete sich schon wieder neuer Ärger für die kaum zur Ruhe gekommene Republik ab.


Lucius Cornelius Sulla Im Jahr 95 jedoch zeichnete sich schon wieder neuer Ärger für die kaum zur Ruhe gekommene Republik ab. In Revision der von Marius erlassenen Maßnahmen wurden die in Rom ansässigen Bundesgenossen ausgewiesen, und überprüft, ob sich unter denjenigen, die das römische Bürgerrecht erhalten hatten, nicht Betrüger befanden.

Im Jahr 92 dann geschah es, daß sich das mit Rittern besetzte Gerichtshof den Legaten eines der für diese Diskriminierung verantwortlichen (Ex-) Konsuln in die Verbannung schickte, angeblich mit Unterstützung des Marius. Unter den Senatoren mehrten sich die Stimmen, diese Institution wieder ausschließlich mit ihresgleichen zu besetzen.

In dieser explosiven Konstellation suchte ein gemäßigter Optimat, Marcus Livius Drusus, Volkstribun des Jahres 91, die Lage zu entschärfen. Er gründete neue Kolonien ließ Land verteilen, und setzte den Preis für Getreide herunter (gegenfinanziert durch Münzverschlechterung). Er verhandelte auch mit führenden Rittern und Bundesgenossen, um in diesen Kreisen für Ruhe zu sorgen (Böse Zungen behaupteten gar, er hätte persönliche Bündnisse mit ihnen geschlossen). In der Zwischenzeit sorgte er dafür, daß der Gerichtshof zu gleichen Teilen mit Rittern und Senatoren zu besetzen sei, um einer Bevorteilung der einen oder anderen Seite vorzubeugen. Auch war es sein Plan, den Senat um 300 Mitglieder aus dem Ritterstand aufzustocken, die er damit auf die Seite der herrschenden Schicht gezogen hätte. Freilich rumorte es da schon bei beiden Fraktionen: Die Ritter erkannten, daß ihnen mit dem Tribunal ein Machtapparat verlorengehen würde, und diejenigen von ihnen, die nicht in den Senat berufen werden sollten, würden zahlenmäßig ausgedünnt, und damit faktisch entmachtet. Die Optimaten dagegen fürchteten die vermehrte Konkurrenz bei Verdoppelung der Ratsherrenposten, und begannen zu argwöhnen, daß Drusus eine zunehmend populare Politik verfolgen würde.

Und dann wurde seine Absicht offenbar, den Bundesgenossen der Republik das römische Bürgerrecht zu verleihen. Selbst einige der davon Begünstigten, die Etrusker und die Umbrier, stellten sich dagegen, weil sie sich sorgten, dann nicht mehr über ihren eigenen Grund und Boden bestimmen zu können. Schon formierten sich wie anno 100 Schlägertrupps in den Straßen Roms, und der Konsul Marcius Philippus erklärte, er würde beantragen, sämtliche Reformmaßnahmen in einem Rutsch zu annullieren. Im Jahre 90 hatte er Erfolg damit.

In der Zwischenzeit aber gerieten auch Marius und Sulla wieder in das Spiel zurück, und zwar mit Hilfe ihres alten Verbündeten, des Mauretanierkönigs Bocchus. Der schenkte Rom eine Gruppe von Statuen, auf der dargestellt wurde, wie er seinen Schwiegersohn Iugurtha untertänig an Sulla übergab. Marius kam es so vor, als solle ihm nun nicht nur der Sieg von Vercellae genommen werden (durch Catulus), sondern auch noch der in Numidien. Sie standen beide auf verschiedenen Seiten.

Dann explodierte die Situation: Marcus Livius Drusus wurde ermordet. Wer dahinter stand, wurde niemals aufgeklärt. Enttäuschte Radikale können es ebenso gewesen sein, wie Patrioten, die ihr Bürgerrecht nicht teilen wollten. Möglicherweise war es auch ein Reaktionär, der sich ausgemalt hat, daß mit dem Ende des Unruhestifters wieder Frieden einkehren, und ein neuer, mehr konservativ eingestellter Volkstribun den Wünschen der Optimaten entgegenkommen würde. Stattdessen brach nun eine wahre Hexenjagd auf moderate Kräfte los, und Sondergerichte schickten einen gemäßigten Senator nach dem anderen ins Exil. Auch Dolche sollten wieder angefangen haben zu tanzen.

In dieser Situation begann es zu brodeln bei den Bundesgenossen, denen man ihren hoffnungsvollsten Fürsprecher genommen hatte. Sie hatten es schon lange satt, „Römer zweiter Klasse“ zu sein! Als der Praetor Quintus Servilius angeblichen Umtrieben in der Stadt Asculum im Picenum (Ascoli Piceno) nachging, überschüttete er die Bewohner mit Anklagen, aus denen Drohungen wurden – Das brachte das Faß zum Überlaufen. Die Picenter erschlugen ihn, und dazu seine Legaten und sämtliche Römer vor Ort.

Noch einmal schickten die Bundesgenossen eine Delegation in die Hauptstadt, um auf eine bessere Behandlung zu drängen – Sie wurde noch nicht einmal empfangen.

Dann brach der offene Aufruhr los, mit den Marsern und Samniten als Hauptakteuren: Ganz Italien griff zu den Waffen, noch bevor das Jahr 90 vorüber war. Das gerade mal ein paar Tagesmärsche östlich von Rom im Land der Marser gelegene Corfinium wurde unter dem Namen „Italia“ zur neuen Hauptstadt der Aufständischen ausgerufen.

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