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Lucius Cornelius Sulla – Der Cäsar vor Cäsar - 8. Sulla und Marius im Bundesgenossenkrieg

Lucius Cornelius Sulla – Der Cäsar vor Cäsar8. Sulla und Marius im Bundesgenossenkrieg

Rom blieb im Angesicht dieser unerwarteten Bedrohung weiter zerstritten. Trotzdem schafften es zwei Politiker ins Konsulat, mit denen alle Fraktionen leben konnten.

Marius‘ Cousin Publius Rutilius Lupus und sein angeheirateter Verwandter Lucius Iulius Caesar Strabo (der, nebenbei bemerkt, Marc Antons Großvater und vermutlich Gaius Julius Caesars Großonkel gewesen ist).


Lucius Cornelius Sulla Man raffte Soldaten aus allen Provinzen zusammen, und ließ sich sogar noch von Mauretaniens Bocchus unterstützen, ja, schließlich griff man selbst auf Sklaven zurück. Doch schon eine Strafaktion gegen Asculum mißlang gründlich. Rutilius eilte mit Marius‘ Unterstützung in Richtung Picenum, um den da eingeschlossenen Praetor Gnaeus Pompeius Strabo zu entsetzen – Und er fiel auf dem Weg dorthin bei einer Flußüberquerung im Gebiet der Marser. Auch sein Nachfolger überlebte nicht lange, so daß das Oberkommando letzten Endes wieder mal an Marius hängenblieb.

Sulla unterdessen befand sich im Gefolge von Lucius Julius Caesar Strabo, der gegen die Samniten ins Gefecht zog. Inzwischen hatte er soviel Ansehen erworben, daß andere aufstrebende Patrizier seine Protektion suchten, allen voran ein Lucius Licinius Lucullus, der selbst einmal ein bedeutender Feldherr werden sollte, und der Nachwelt dazu noch als Feinschmecker im Gedächtnis geblieben ist. Er war wohl auch einer der wenigen, die es vermochten, Sulla bei einem seiner Temperamentsausbrüche wieder zu beruhigen.

Freilich erging es Caesar Strabos Truppen nicht unbedingt besser als denen von Lupus. In Kampanien verloren sie eine Stadt nach der anderen. Sulla soll es gelungen sein, seine 24 Kohorten, die in einer Schlucht eingeschlossen worden waren, mit einem Verhandlungstrick zu befreien – Möglicherweise wurde ihm deswegen von seinen Legionären als Ehrung ein Graskranz überreicht.

Schon wurde ersten Mitstreitern das Bürgerrecht verliehen, darunter sogar Nicht- Italienern. Sulla etwa verlieh neun Griechen aus Massilla (Marseille) und einem Iberer aus Gades (Cádiz) das Bürgerrecht. Zum Ende der Heersaison schließlich gab Caesar Strabo Butter bei die Fische, und präsentierte dem Senat eine Gesetzesvorlage, nach der sämtlichen verbliebenen Bündnispartnern das Bürgerrecht zu verleihen wäre – und das nicht mehr nur für einzelne Individuen, sondern für ganze Truppenkontingente.

Gnaeus Pompeius Strabo, dem letztlich doch noch der Ausbruch aus Picenum und die Einnahme Asculums gelungen war, wurde zusammen mit dem in Etrurien erfolgreichen Porcius Cato (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Karthago- Hasser) zum Konsul des Jahres 89 gewählt – Marius blieb eine siebte Amtszeit trotz seiner Siege versagt.

Pompeius Strabo verteidigte im Norden erfolgreich Etrurien und erzielte große Landgewinne im Gebiet der Marser. Dafür fiel Cato im Kampf gegen eben diese, und in Ermangelung eines anderen Kandidaten war es Sulla, der die Nachfolge antrat.

Er hatte im Süden zu tun, und gleich bei der Belagerung von Pompeji geschah es, daß der ihm untergebene Heerführer in einer Meuterei ermordet wurde. Er ließ jedoch eine für ihn ungewohnte Milde walten und trug den Soldaten auf, dieses Verbrechen durch erhöhte Tapferkeit wieder wettzumachen. Vermutlich geschah dies im Bewußtsein, wie knapp dran man an Rekruten war.

Christ kommentiert diesen ungewöhnlichen Fall von Strafvereitelung wie folgt: „Die traditionelle rigide Ahndung disziplinarischer Vergehen nach den brutalen Normen römischer Militärjustiz war hier aufgebrochen worden. Priorität besaß in Zukunft nur noch der rücksichtslose und zuverlässige Einsatz bis zum Äußersten während der Operationen.“

Dabei war es mit Sullas Geschick als Feldherr längst nicht so weit her, wie man es von einem imperator und der früheren rechten Hand des Marius hätte erwarten können. Ein junger Offizier an seiner Seite, der später noch einmal wichtige Marcus Tullius Cicero, wußte zu bezeugen, daß eine unter einem Altar hervorkriechende Schlange als Omen gedeutet wurde, daß man rasch handeln müsse. Dabei waren ein Drittel der Truppen gerade mit der Beschaffung von Verpflegung beschäftigt – Ihre rechtzeitige Rückkehr wandte gerade noch mal die Katastrophe ab… und wieder einmal hatte Sulla mehr Glück als Verstand gehabt.

Cicero zufolge wurde die Lage vor Pompeji schließlich durch einen Zweikampf entschieden: Die Italiker ließen einen Kelten antreten, und die Römer einen Mauren. Letzterer siegte, und vor der Stadt Nola schließlich wurde die feindliche Armee aufgerieben. Natürlich nutzte Sulla die Gelegenheit, kräftig mit seinem Sieg anzugeben (angeblich wäre nur ein einziger seiner Krieger dabei gefallen).

Schon zog er gegen die Hirpinerstadt Aeclanum (bei Mirabella Eclano), und dort bat man ihn um Bedenkzeit. Insgeheim hofften die Einwohner, einen Tag herauszuschinden, bis Unterstützung aus Lukanien eingetroffen war, aber er gab ihnen eine Frist, die gerade dazu ausreichte, daß seine Soldaten gefahrlos Reisig vor den Palisadenwänden aufschichten konnten. Als das Holz brannte, gaben die Belagerten auf, und Sulla hatte einen weiteren Sieg, mit dem er prahlen konnte. Aber nicht nur das: Aeclanum war der Zugang ins Hirpinerland, und nun fielen ihm dort ein Großteil der kaum verteidigten Ortschaften quasi in den Schoß.

Ein anderes Kaliber freilich waren die Samniten. Ihre Hauptstadt Italia/ Corfinium hatten die Aufständischen zwar aufgeben müssen, aber nun fungierte die abgelegene Zitadelle Bovianum Undecimanorum (Popoli) in Samnium als deren Nachfolger. Ihr Heer lauerte dem Cornelier auf, aber er umging es großräumig und überraschte sie von Süden her. Einer seiner Offiziere (Er sollte anonym bleiben, weil Sulla seine Lorbeeren nicht gerne teilte) eroberte eine der drei Teilfestungen, dann überrannte er die Stadt selbst. Daß zwei der Teilfestungen immer noch in samnitischer Hand waren, brauchte die römische Öffentlichkeit nicht zu wissen. Denn in der Hauptstadt standen wieder einmal Wahlen an…

Sein gefährlichster Konkurrent um das höchste Amt im Staate war Pompeius Strabo, aber der stand gerade unter Anklage wegen seiner expansiven Bürgerrechtspolitik. Dabei war man in Rom inzwischen so weichgekocht, daß man jedem Mitstreiter das Bürgerrecht verlieh, wenn er es nur innerhalb von 60 Tagen persönlich beantragte. So geschah es, daß Sulla zum Konsul des Jahres 88 v. Chr. gewählt wurde, und sein Mitstreiter Lucius Licinius Lucullus zum Quaestor.

Die Italiker waren inzwischen auf ein paar Rückzugsnester abgedrängt worden; man konnte langsam daran denken, sich von den Strapazen zu erholen. Tatsächlich endete dieser Krieg nicht wirklich mit einem Sieger und einem Besiegten; vielmehr leisteten Marser und Samniten noch eine Weile Widerstand, bis auch sie – wie peu a peu der Rest der Bundesgenossen – das ersehnte römische Bürgerrecht erhielten.

Die Sache hatte allerdings einen Haken: Die Optimaten wollten durchsetzen, daß die wahrlich große Zahl an „Neubürgern“ gerade mal in acht der 35 tribus aufgenommen wurden. Da diese tribus auch Stimmbezirke waren, wäre der Einfluß der Bundesgenossen damit auf ein Minimum beschränkt gewesen. Diese Pläne wurden jedoch durchkreuzt von einem Volkstribun namens Publius Sulpicius Rufus, und der fand Unterstützung durch einen nach seiner Absetzung als Heerführer grollenden Gaius Marius.

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