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Meister der Farben, Schöpfer der Welten, großer Romantiker: JACK VANCE (* 1916 - † 2013)

Jack VanceMeister der Farben, Schöpfer der Welten,
großer Romantiker

JACK VANCE
(1916 - 2013)

Eigentlich dachte man ja, er würde ewig leben ...

Aber nun ist auch Jack Vance (28.08.1916 – 26.05.2013) verstorben. Zur Biografie mag ich hier nur sagen, dass der vollständige Geburtsname „John Holbrook Vance“ ist.


In diesen unseren Zeiten gibt es nun mal die (von vielen früheren SF-Autoren eigentlich kaum so vorhergesagte ...) freie Verfügbarkeit von Wissensdaten, sodass man ohne Probleme alles zur Biografie an geeigneter Stelle im Netz nachlesen kann; zum Beispiel im Namenseintrag der deutschen Wikipedia, die auch eine ausführliche, fast vollständige Liste seiner ins Deutsche übertragenen Bücher enthält.

Jack VanceZudem hatte Jack eine eigene Meinung zu Biografien und sagte zu diesem Thema, auf die Anmerkung des Interviewers:

„Sie haben bereits erklärt, dass Sie über sich selbst nicht sprechen wollen“ - „... sieht man auf so vielen Büchern auf dem Rückbild einen Autoren, wie er eine Katze auf dem Arm hält ... er posiert ganz offensichtlich. Ein Leser sollte nicht gewahr werden, dass die Geschichte von einem Autor geschrieben worden ist – der Leser sollte in die Geschichte vollkommen eintauchen, in ihr versinken. Wenn man aber jetzt das Rückbild sieht und diesen komisch aussehenden Kerl mit seiner Katze oder seiner Gitarre bei Studio-Beleuchtung, dann mindert das einfach die Wirkung der Erzählung. Genauso ist es mit biografischen Anmerkungen über Autoren ... sie sind sich irgendwie so ähnlich. Auch sie erzeugen nicht eine Stereotype, sondern eine Oberflächlichkeit.
Es ist alles in Ordnung mit mir: ich bin nicht missgestaltet oder grotesk oder ähnliches – ich bin tatsächlich ganz normal. Aber ich sehe es lieber, wenn auf dem Buch ganz normal ‚Jack Vance’ steht und nicht ein Bild auf der Rückseite mit meiner Biographie, ‚geboren zu der Zeit’ und ‚ging dort zur Schule’ und ‚macht dies und das’ – das alles trägt nichts zur Geschichte bei und interessiert den Leser überhaupt nicht, es lenkt ihn nur von der eigentlichen Erzählung ab.“

(Fant7)

Und wer will ihm da widersprechen?

Die einzige wirkliche wichtige Zusatzinformation wäre/ist, dass er seit Anfang der Achtzigerjahre zunehmend an Sehkraft verloren hat und so erblindet war, dass er nur noch eine spezielle Schreib-Software benutzen konnte. Dadurch war seine Schaffenskraft natürlich eingeschränkt und erklärt es sich, dass trotz langer Lebensdauer zuletzt nur noch wenige, mithilfe seiner (2008 verstorbenen Frau) erstellte Bücher erschienen sind; eine schon tragische Entwicklung nicht nur für jeden Menschen (und Leser!), sondern gerade für einen Mann, der vor Ideen und Farben nahezu übersprudelte.

Trotzdem ist es viel geworden.
Eine statistische Übersicht über das Gesamtwerk ist schwierig, da viele der Storys in späteren Sammlungen erschienen und auch Bestandteile späterer Romane (besonders in der Cugel-Saga) geworden sind, noch dazu erschwert durch die amerikanische Unterscheidung zwischen Short Stories, Novelettes und Novels.

Wenn ich mich nicht völlig verzählt habe (SFP / Pree), beläuft sich das Ganze dann auf 111 Storys und 83 Bücher, letztere mit allen Sammlungen. Davon harren 26 noch einer deutschen Übersetzung, 17 davon sind Kurzgeschichten fantastischen Inhalts, der Rest Kriminalromane sowie das letzte Werk, die für Fans bestimmt interessante Autobiografie von 2010: „This Is Me, Jack Vance (Or, More Properly, This Is I!)" die mir leider auch (noch) nicht vorliegt.  

14 Romane (7 in deutscher Übersetzung vorliegend, laut Wikipedia) und eine Story sind reine Kriminalgeschichten, die unter dem eigentlichen Namen John Holbrook Vance, den Pseudonymen Alan Wade, John Van See und (als Verlagspseudonym) Ellery Queen veröffentlicht wurden. Dazu habe ich keinen Zugang und klammere die daher aus.

Die Qualität ist vermutlich hoch, denn einen EDGAR ALLAN POE-Preis für „The Man in the Cage“ bekam man (1960) sicherlich nicht geschenkt; und etliche Vance’sche Helden offenbaren kriminalistische Fähigkeiten, um sich durchzusetzen und in ihrer (Science Fiction-) Welt zu behaupten ...

3 davon sind sogar beruflich als Kriminalisten tätig
Magnus Ridolph („The Many Worlds Of Magnus Ridolph“) ist sehr intelligent, pragmatisch, klein, hat ein weißes Ziegenbärtchen und ist nun kein Belgier (die gibt es in einem der Zukunftsentwürfe von Vance, dem GÄANISCHEN RAUM, längst nicht mehr), aber ein würdiger Nachfolger von Hercule Poirot; mehr auf der humoristisch-satirischen Seite angelegt, aber unerreicht im Lösen diffiziler Aufgaben. Ob nun Sardinenschwärme manipuliert werden, ein lebender Müllschlucker sich als gesuchter Verbrecher herausstellt, ein geplantes Urlaubshotel an paradiesischem Strand gegen außerordentlich widrige Umstände zu retten ist, heulende Wesen einzufangen sind, Menschen massenhaft auf einem fremden Planeten verschwinden oder in einer Gesellschaft, wo der geschickteste Dieb König ist: Ridolph schafft alles in unnachahmlicher Art. Und vergisst nebenher nie, sich seine eigenen, meist finanziellen, Vorteile zu sichern.

Der Sammelband von acht Kurzgeschichten (2 weitere Ridolph-Storys wurden leider nicht übersetzt) enthält als Höhepunkte die wirklich klassische Kriminalstory „Coup de Grace“ (Der Gnadenstoß) über den „Mord“ in einer Raumstation, den Magnus durch drei Stunden Bibliotheksstudium und das schnelle Verhören aller Involvierten löst sowie die Geschichte der Kokod-Krieger („The Kokod-Warriors“). Auf diesem Kleinplaneten bekämpfen sich 84 Stammeshorden von kleinwüchsigen Eingeborenen permanent nach ritualisierten Regeln. Skrupellose Erdlinge, die Ridolph vor einiger Zeit auch bereits durch unseriöse Investitionsgeschäfte um eine große Summe gebracht haben, haben ein Touristenhotel eröffnet und machen ein lukratives, leicht unmoralisches Geschäft mit Wetten auf den Ausgang dieser Schlachten. Dem Schlitzohr Ridolph, von der Präsidentin einer moralinsauren Frauenliga engagiert, um die Wetten abzustellen, gelingt es natürlich, den Geschäftsleuten das Handwerk zu legen und mehr als seine Verluste wieder hereinzuholen.

Bei aller Satire, humoristischen Elementen und Farbigkeit der Umgebung missfällt allerdings der Hintergrund der Kokod-Gesellschaft: die Eingeborenen müssen die Kriege nur deshalb führen, weil dies der „Lebenszweck“ ihrer Rasse ist und sie nur dadurch der Überbevölkerung Herr werden können. Frühere Versuche der Erdleute, das Ende der Kriege zu erzwingen, führten zur völligen Lethargie; nur durch den Kampf werden/sind sie glücklich. Zwar gibt es Ähnliches im irdischen Tierreich (die Kokodleute sind nicht von ungefähr insektoid wie hiesige Ameisen und/oder Wespen), doch wirkt solch ein darwinistischer Hintergrund ziemlich abstoßend.

Zugegeben: „Moral“ ist ein weicher Begriff, stets diskutabel und Sache des Standpunkts. Jack Vance hatte (siehe auch unten) in seinen Büchern immer eine ganz und gar eigene Ansicht.

Die Ridolph-Geschichten erschienen in den Jahren 1947 bis 1958 und sind für diese Zeit genauso herausragend wie die aus der „Dying Earth“. (siehe unten)

Jahrzehnte später (1975 und 1977) schickte er mit Miro Hetzel einen ähnlichen Charakter auf seinen Weg durch den (hier „historisch späteren“) Gäanischen Raum, leider in nur zwei Kurzromanen. Er ist „Der Galaktische Spürhund“ („The Galactic Effectuator“), etwas düsterer und ernster als Ridolph.

In der ersten Novelle wird er nach Maz geschickt, einem alten Planeten, dessen Eingeborenenrasse der Gomaz etwa 64 Jahre vor Handlungsbeginn von einem menschlichen Renegaten missbraucht wurde, um Planeten auszuplündern. Sie entledigten sich ihm rasch und begannen ihrerseits einen Kriegszug, der nicht nur den Gäanischen Raum, sondern auch die Einflussbereiche zweier Alienrassen betraf. Ein massiver Gegenschlag trieb sie zurück auf ihren Heimatplaneten und stellte diese unter gemeinschaftliche Aufsicht, um für die Zukunft zu verhindern, dass sie wieder an hochtechnologische Produkte wie Waffen und Raumschiffe herankommen.

Ähnlich wie die Kokodkrieger sind die Gomaz eine reine Kämpferrasse, die ritualisierte Kriege führen; nicht nur aus kulturellen Aspekten wie Sippenstolz und Ehrverhalten, sondern auch zum Zweck der eingeschlechtlichen Fortpflanzung (samt sexueller Erregung ...), denn die Leichen der besiegten Gegner werden als Aufzucht-/Brutstätte für die Nachkommenschaft benutzt. Vom ursprünglichen Auftrag eines Industriellen, nachzuprüfen, warum ausgerechnet eine auf diesem Planeten ansässige Handelsfirma Massenware zu Dumpingpreisen herstellen kann, kommt Hetzel schnell ab, lässt sich auch durch Anschläge auf sein Leben und einen Absturz mit manipuliertem Flugwagen mitten in der Wildnis nicht abhalten und deckt schließlich ein kompliziertes Komplott in der Bürokratie des terrestrischen Bereichs auf.

Im zweiten Fall ist Miro Hetzel sogar persönlich engagiert. Der Beschuldigte ist ein Mitschüler auf dem Internat der Jugendzeit und war ihm schon damals als überaus ehrgeizig aufgefallen, der Misserfolge nicht akzeptieren konnte und selbst beim einfachen Schachspielen schummelte. Miro wird entdecken, dass er sich nicht geändert hat und trotz seiner Leistungen als Transplantations-Chirurg er dies nur durch drastisch-skrupellose, kriminelle Handlungen erreicht hat. Die aufwendige Suche nach ihm führt von der alten Alma Mater auf Hetzels Heimatplaneten über Elternhaus, Universität zur derzeitigen Wirkungsstätte des Verbrechers auf ein wildromantisches Inselparadies mit leicht bizarrer Bevölkerung. Schließlich gibt es die Lösung durch Auffinden des Chirurgen, eine Art von „gerechter Bestrafung“ (ganz und gar außerhalb der Gesetze ...) und so was wie Entschädigung nicht nur für Hetzels Mandanten: der Anfangs-Auftrag war, etwas unappetitlich, ein Vorfall, der dem Geschädigten seine eigenen Geschlechtsorgane kostete, damit er keine Nachkommen mit seiner Frau habe, die den rachsüchtigen Transplanteur vorher verschmäht hatte ...

Die Figur des Miro Hetzel wäre wohl noch ausbaufähiger gewesen. Die Handlung ist verwickelt, wird aber etwas schnell gelöst. Der zweite und kürzere Fall ist entschieden der bessere, zumal die farbig-exotischen Schilderungen der Landschaften von gleich 4 Planeten zusammen mit den immer nachvollziehbaren Gründen und Motiven der Personen und der spannenderen Handlung sich zu einer ganz und gar gelungenen Mischung allerbester Unterhaltung verbinden.

Der Dritte im Bunde, Edwer Thissell, wird Detektiv aus schierer Selbsterhaltung. Die wie üblich völlig danebenliegende Bürokratie hat ausgerechnet ihn in seinem ersten Einsatz als offiziellen irdischen Vertreter zum Planeten Sirene geschickt, obwohl der Tod des direkten Vorgängers eine Warnung hätte sein müssen: er verstieß gegen ein kulturelles Tabu.

Und deren gibt es viele. Die sirenische Gesellschaft (sie besteht zwar aus Humanoiden, es wird aber nicht ganz klar, ob sie indigen ist oder ob es Kolonisten-Nachkommen sind) ist bizarr-extrem. Thissell hat sich zwar die reine Wortsprache per Hypnokurs aneignen können, doch sie wird gar nicht wahrgenommen, wenn nicht in einem von Musikinstrumenten begleiteten Singsang artikuliert wird. Selbst die unbedingt notwendigen 6 der (etwa 30) Instrumente zu beherrschen, bereitet dem Neuankömmling Thissell Probleme. Die richtige Wahl des Instruments ist extrem bedeutungsvoll („Die Bevölkerung der ... Küstenländer ist überaus individualistisch, möglicherweise als Reaktion auf eine sehr reiche Umwelt, die keine Gruppenaktivitäten erzwingt. Die Sprache drückt diesen Wesenszug aus, also auch die Stimmung der Person, seine gefühlsmäßige Haltung einer gegebenen Situation ...“). Und so kann man sich hier im wahrsten Sinn des Wortes im Ton vergreifen. Gefährlich, weil zu den Instrumenten auch ein kleiner Gong gehört, dessen Schlagen die Aufforderung zu einem tödlichen Duell ist.

Denn ... die zwischenmenschlichen Beziehungen sind äußerst verwickelt: Prestige, Gesicht, mana, Ruf, Glorie; das sirenische Wort dafür ist strakh ... die einzige und alleinige Währung ...“
Und dann sind da noch die Masken: „... (sie) werden zu jeder Zeit getragen im Einklang mit der Philosophie, daß ein Mensch nicht gezwungen sein soll, sich einer Similarität zu bedienen, auf deren Auswahl er keinen Einfluß hat. Er muß daher die Freiheit haben, etwas zu wählen, was seinem Strakh entspricht. In den zivilisierten Gegenden ... zeigt ein Mann buchstäblich nie sein Gesicht ...; sondern trägt je nach eigener Einschätzung seines Strakh und der Situation eine mehr oder weniger reich geschmückte, geschnitzte Holzmaske." Ihre Anzahl unterschiedlicher Typen ist groß und reicht von der des Südwinds (“... eine blaue Scheibe, mit Lapislazuli eingelegt und umgeben von einer Aureole aus schimmernder Schlangenhaut ...“) über die „trügerisch einfache Maske eines Universal-Experten ... aus zweitausend einzelnen geschnitzten Hölzchen ... bis hin zur ... Maske des Drachenzähmers, die aus schwarzem Metall bestand, eine messerscharfe Nase und dicke Augenwülste hatte, und über den ganzen Skalp liefen drei Kammwülste ...“.

Als Neuling ohne Ansehen und einer von nur 4 Außenweltler im Küstenort Fan ist Thissell gezwungen, sich der Maske einer Mondmotte …

(„... sie bestand aus mäusefarbenem Fell mit einem Haartuff an beiden Mundwinkeln und fedrigen Fühlern an der Spitze. An den Schläfen hingen weiße Spitzenfühler, unter den Augen Reihen roter Falten, so dass die Wirkung gleichzeitig kläglich und komisch war ...“)

… zu bedienen, die gerade noch über dem Ansehen eines strakh-losen Sklaven liegt.

Nun ergibt es sich, dass der skrupellose, galaxenweit gesuchte Verbrecher Haxo Angmark nach Sirene einreist und von Thissell verhaftet werden soll; allerdings erreicht ihn diese Anweisung gerade um jene entscheidende Zeitspanne zu spät, die es diesem ermöglicht, bereits den kleinen Raumhafen verlassen zu haben und, natürlich maskiert, unterzutauchen. Kurz darauf wird eine Leiche aufgefunden, offensichtlich ein Opfer Angmarks, und nun ist der arme Mondmottenträger gezwungen, herausfinden, welche der 3 anderen Außenweltler-Identitäten Haxo angenommen hat ...

Wie er das letztlich schafft, wird in der Kurzgeschichte „The Moon Moth“ (deutsch als „Die Mondmotte“, einmal auch unter dem ebenso passenden Titel „Der Mondfalter“) wunderschön geschildert. Sie ist eine der am meisten anthologisierten, beliebtesten Storys des gesamten SF-Genres und so etwas wie das schimmernde Kronjuwel Vance’schen Schaffens.

„Es ist auch der Text, der immer wieder empfohlen wird, wenn jemand Vance kennen lernen will ..., denn die Geschichte besitzt alle vancetypischen Elemente, vom exotischen Rahmen bis zur extravaganten Kriminalhandlung ...“

(SFP)

Welch anderer Detektiv musste je einen Mordfall unter diesen Umständen mit, trotz permanent wechselnden Identitäten, merkmals- und „gesichtslosen“ Beteiligten lösen, wo gibt es eine so zugleich bizarre wie völlig glaubwürdige Gesellschaftsstruktur (außer in anderen Vance-Romanen); wo die grenzenlose Individualität, solch eine logische und wirkungsvolle Handlung des eigentlich hoffnungslos unterlegenen Akteurs, dem wie jedem aufrechten Vance-Charakter (siehe auch unten) die umfangreiche Belohnung zuteil wird (hier mit Akzeptanz und ungeheurem strakh)? Eine Geschichte, die man immer und immer wieder lesen kann (sollte! muss!?), ein Juwel, das man drehen und wenden kann, um ständig neue Facetten und Einzelheiten zu entdecken. Und das auf nur 45 (deutschen) Textseiten. Fast unübertroffen!

Aber, je nach Geschmack, gleichrangig mit anderen Stückchen der Vance-Juwelenkette aus Kurzgeschichten, vor allem im Fantasybereich.

Und schon lauert dräuend die ewige Falle: Was ist Fantasy, und wie unterscheidet sie sich von Science Fiction?

Helmut W. Pesch (HP) hat dazu (s)eine grundlegende deutsche Doktorarbeit geschrieben und sagt:

„Fantasy – das sind Geschichten von Zauberern und Helden, von Drachen, Elfen und Zwergen, von magischen Ringen, verborgenen Schätzen, versunkenen Kulturen, erfundenen Welten und privaten Mythologien – Versponnenes, Triviales, Unzeitgemäßes. Das ist eine Märchenliteratur für erwachsene Leute von heute, aber nicht im Sinne des technologischen Märchens der modernen Science Fiction, sondern ein geradezu atavistischer Rückgriff auf Formen und Denkweisen einer mythisch-schamanischen Weltsicht ...“

Zitiert sind hier die ersten beiden Sätze des Vorworts, und so reichhaltig und ausführlich die folgenden 291 Seiten der Arbeit auch sind: sehr viel näher (Entschuldigung, Helmut!) kommt er einer Definition dann auch nicht mehr.

Und das ist irgendwie ganz gut so.

Wenn man schon Schubladendenken an sich kritisch betrachtet, so gibt es keine „Art“ von Literatur, auf die das weniger passt als zur Fantasy. Sie setzt beim Leser nicht nur den Glauben an „Irrationales“ voraus (das tut SF auch), sondern vermittelt, zumindest in den guten Sachen, auch eine Glaubwürdigkeit, die den Leser erreicht, erfasst und ihn auf der emotionalen Ebene einbezieht.

Soll auch heißen: Fantasy ist immer subjektiv.
Ich habe zum Beispiel immer Marion Zimmer Bradleys „Darkover-Serie“ als Fantasy empfunden, obwohl dort ein fremder Planet, Raumschiffe und PSI-Kräfte als „typische (?) SF-Elemente“ vorkommen. Dieselbe Erfahrung macht man seit etwa 10 Jahren beim sogenannten „Steampunk“, zwar wieder eine Schublade, aber in ihrer besten Ausprägung entsteht sowohl beim Leser wie auch den handelnden Personen jene Atmosphäre des Fantastischen. Etwa bei China Miévielle’s Bas-Lag-Trilogie, wo technologische Dinge, von der Eisenbahn über Strom und Roboter bis zur allgemeinen Relativitätstheorie, zuhauf vorkommen und doch alles von einem Glanz des Irrealen überzogen ist, der diese Fantasy-Atmosphäre erzeugt.

Damit ist auch das, was man früher versucht hat, überholt: den Begriff von „Science Fantasy“, (wieder eine Schublade ...), eine Mischung beider Genretypen; und gerade Jack Vance wurde hier als ein Hauptvertreter dessen angesehen. Der Eintrag in der (deutschen; nur dort ...) Wikipedia zu diesem Begriff listet „Dying Earth“ auf, aber stellt sie auch in eine Linie mit „Star Wars“ ... was nun wirklich wehtut ...

Was also im Folgenden „pure Fantasy“ genannt wird, ist ausschließlich meine eigene Sicht.

Der Anteil dessen am Gesamtwerk von Vance ist recht schmal - und dennoch gewaltig.

Jack VanceEr besteht (neben 4 singulären Kurzgeschichten mit einigen Fantasy-Elementen) aus der „Lyonesse“-Trilogie und den in der Welt der „Sterbenden Erde“ angesiedelten Storys: 6 aus der klassischen frühen Sammlung „The Dying Earth“, 3 weiteren Geschichten um die Magier Rhiallto und Morreion und der „Saga von Cugel“.

Der Schauplatz der Trilogie sind die fiktiven „Älteren Inseln“, eine Gruppe von 1 Haupt- und 15 Nebeninseln, gelegen im Atlantik westlich von Gallien, nördlich von Galizien, südlich von Erin. 5 oder 6 Generationen vor Beginn der Handlung wurden sie unter der Herrschaft eines Königs von Lyonesse vereint; lediglich Godelia, ein von keltischen Stämmen gegründetes Kleinkönigreich an der Irland gegenüberliegenden Küste und die westlichste Insel mit den schon seit 2000 Jahren hier ansässigen rätselhaften Ska, deren Kultur bis in die Eiszeit zurückreichen soll, widerstehen. Dazu gibt es etliche Gruppen und Individuen von „Elfen“ im Innern der Hauptinsel. Vor etwa 100 Jahren verlegte ein Nachkomme den Regierungssitz von (der Stadt) Lyonesse im Südwesten in den Nordosten, zur Stadt Avallon, manifestiert durch das Umsetzen des Throns samt des „Runden Ehrentisches“, an dem die 23 höchsten Adligen Plätze innehatten. Es kam zu einem Bürgerkrieg, an dem auch Elfen und 8 Hauptmagier beteiligt waren, mit dem Resultat, dass außer Ska und Godeliern nun deren zehn Königreiche existieren. Von ihnen sind Lyonesse und Dahaut (Avallon) die stärksten, und in personam ihrer Könige Casmir und Audry II. versuchen diese, die alte Oberherrschaft wieder zu erlangen. Dies alles ist unbestimmt in einer Zeit vor Artus“ angesiedelt (der in England dann als ein später Nachkomme des geflüchteten Oberkönigs bezeichnet wird und ja auch seinen Ehrentisch, Tafelrunde genannt, hatte ...).

Der erste Band (Lyonesse I: Suldrun’s Garden) beschreibt hauptsächlich das Schicksal Suldruns, Casmirs ungeliebter Erstgeborenen, die sich als Prinzessin gegen eine Zwangsheirat wehrt und in besagten altem, verwunschenem Garten auf dem Schlossgelände verbannt wird. Aillas, Neffe des Seekönigs von Trocinet, geht während einer diplomatischen Reise durch eine Intrige über Bord, wird entkräftet am Gartenstrand angespült und von ihr gesund gepflegt, was zur Folge hat, dass sich beide (natürlich ...) ineinander verlieben. Als kurz vor der Flucht des Paares alles aufgedeckt wird, wird Aillas, immerhin hochrangiger Adliger eines im Krieg mit Lyonesse befindlichen Landes, eingekerkert und kann sich erst nach längerer Zeit selbst befreien. Suldrun, erneut verbannt, bringt heimlich beider Sohn Dhrun zur Welt, der von einer ehemaligen Amme vorgeblich in Sicherheit gebracht wird, doch bei den Pflegeeltern durch Madouc, ein Elbenmädchen, ausgetauscht wird, während Dhrun nun bei Elben aufwächst.

In den beiden folgenden Büchern (Lyonesse II: The Green Pearl und Lyonesse III: Madouc) wird die Handlung auf den Älteren Inseln, mit kleineren Zeitsprüngen, fortgesetzt.

Dazu kann ich hier nichts sagen, denn, eigentlich ein Unding für einen Vance-Fan, es sind die einzigen (fantastischen) Vance-Stücke in deutscher Übersetzung, die ich nicht gelesen habe ...

Das mit 1800 Seiten auch sehr umfangreiche Werk würde jedem anderen Autoren zur höchsten Ehre gereichen, Vance hat es (nominell für Band 2) den WORLD FANTASY AWARD eingebracht, den er für sein Lebenswerk bereits 6 Jahre vorher erhalten hatte, und auch völlig zu Recht. Solcherart „High Fantasy“ haben viele andere auch geschrieben: die Spanne reicht dabei von G. R. R. Martins aktuellem Monumentalwerk „A Song of Ice and Fire“ (der ihn als ausgewiesener Fan mit den Personen Karyl und Norbert Vance, Lords in der Gefolgschaft von Haus Tully von Riverrun ehrt) zum (subjektive Meinung!) ziemlich unsäglichen „Deryni“-Endloszyklus einer Katherine Kurtz.

Es ist natürlich auch überhaupt nicht, man beachte die relativierenden Anführungszeichen, „schlecht“ - nur fällt es gegenüber den „Sterbende Erde“-Sachen ziemlich ab und ist sogar untypisch für ein Werk von Vance.

Er passt sich hier Genre-Vorbildern zu stark an, verwendet Vorbilder und Versatzstücke aus der keltischen (Hy Brasil; die verschiedenen Invasoren von Erin/Irland) wie nordischen Mythologie (die dortigen kaltherzigen Elben, nicht die weichgespülte Tolkienvariante ...). Der Schauplatz ist ebenfalls nicht so ganz der richtige, denn alle Fantasy kann nicht vergessen machen, dass es die Inseln weder physisch/geologisch noch im geschichtlichen Zusammenhang so nicht gegeben hat; es soll Handel mit Etruskern, Phöniziern, Griechen getrieben worden sein, sogar die Römer sollen hier ansässig gewesen sein, und handlungsaktuell kommen sogar frühchristliche Missionare vor.

Die Handlung wird des Öfteren durch leicht unmotiviertes Hin- und Herspringen unterbrochen, eine Atmosphäre kommt nicht auf, das ganze hochmittelalterliche Gepränge passt nicht. Er findet auch keinen rechten Zugang zu den Personen, die allesamt austauschbar erscheinen. Ganz abgesehen davon, dass man bei ihrer Vielzahl den Überblick verliert, verhalten sie sich „zu logisch“ für „echte“ Vance-Charaktere: die Könige und Adligen intrigieren, die Magier zaubern, prophezeien und mischen sich auch noch in die Ränkespiele ein: alles ganz normal für eine High Fantasy-Kulisse, aber nicht für „echte Vance-Charaktere“. Selbst die Landschaftsbeschreibungen, sonst ein Glanzstück von Vance, sind betroffen: die legendären Farben bleiben blässlich ...

Dabei hatte die Legende Vance zu Beginn der Fünfzigerjahre einen Ursprung:

„Dying Earth" - “Die sterbende Erde“
Es handelt sich um einen Episodenroman, dessen erste drei Geschichten durch die Personen und alle zusammen durch den Ort der Handlung verbunden sind. Die Einzelgeschichten tragen als Titel die Namen der Hauptpersonen.

Turjan von Miir nennt sich noch Wissenschaftler, obgleich dies nur noch ein Begriff aus uralten Zeiten ist und durch den eines Magiers ersetzt ist; sein Ziel ist es, Leben zu erschaffen, wird aber nicht von Erfolg gekrönt. Mazirian der Magier, einer seiner Konkurrenten aus der kaum noch hundert an Zahl zu nennenden der bekannten Magier, nimmt ihn gefangen, doch wird Turjan von der seltsamen T’sais befreit, die eine schwere psychische Krankheit hat und in allem nur das Abscheuliche sieht. Liam der Wegelagerer (meine ganz persönliche Lieblingsgeschichte der Sammlung) betreibt eben dies und wird doch selbst übertölpelt. Ulan Dhore sucht einen Ort jenseits der unbekannten See auf, um für seinen Onkel magisches Wissen zu erwerben, und Guyan von Sfere sucht einen noch abgelegeneren Ort im Hohen Norden der Welt, wo er, stets wissbegierig, sein persönliches Paradies, das Archiv der Menschheit, findet.

Das Titelbild der deutschen Ausgabe, gezeichnet von Karel Thole, fängt die Atmosphäre trefflich ein: Es zeigt einen überlegenen, schon fast arrogant dreinschauenden Gelehrten in mittelalterlicher Prunkkleidung (offenbar Turjan von Miir) vor einer Bahre mit der leblosen, der Erweckung harrenden Gestalt und einem altertümlichen, bröckelnden Bogengang. Dahinter ins Bild hineingebogene Materialfetzen, die den Ausblick auf eine ästhetische Stadtsilhouette bieten – sehr symbolisch das Fenster zu all den Wundern der Sterbenden Erde

... die eigentlich gar keine ist.
Zwar wird als Grundidee postuliert, dass das alles in unendlich ferner Zukunft (mindestens eine Million Jahre soll vergangen sein) passiert auf eben der Erde, die nur noch verbraucht unter der ausgebrannten, flackernden rötlichen Sonne ebenso ihr Dasein fristet wie die Menschen auf ihr. Aber dem ist ganz und gar nicht so. Allenfalls liegt über den 6 klassischen Storys ein leichter Hauch von Elegie, der in den drei weiteren Geschichten um Rhiallto und Morreion bereits längst ersetzt wurde durch ein ineinander verschachteltes Intrigenspiel zwischen den beteiligten Magiern; ganz besonders in „Morreion“, wo die Hauptperson verschwunden ist und seine Mitkollegen und Konkurrenten mit einem fliegenden Palast zu den Grenzen des Universums aufbrechen, um vornehmlich ihn zu finden, in Wirklichkeit aber, jeder für sich, in den Besitz magie-resistenter Schutzsteine zu kommen, deren Quelle Morreion kannte. Dies ist von allen Vance-Werken die komplizierteste Story, stilistisch brillant, mit den hinter formvollendeten Wortkaskaden unter den Magiern verborgenen Drohungen, Finten, Paraden, Geheimnissen, von denen die hier nicht genannte Schlusspointe um Morreions Verschwinden und Schicksal auch nach mehrmaligem Lesen fast unverständlich ist ...

Jack VanceDoch Cugel schlägt sie alle.
Ursprünglich aus einer Reihe von Episoden mit diesem Helden sind sie zunächst in „The Eyes of the Overworld“ (Die Augen der Überwelt) zusammengefasst, die Abenteuer der zweiten Queste als „Cugel the Clever“ (Cugel der Schlaue) und zuletzt alles noch mal als deutscher Sammelband "Cugels Irrfahrten" erschienen. (Dass es einen weiteren Band, The Quest for Simbilis vom Autoren Michael Shea gibt, der mit Erlaubnis von Vance das Cugelabenteuer nach dem ersten Band fortsetzte, gebietet nur die Chronistenpflicht; mit seiner späteren Fortsetzung ignorierte Vance das.)

Auftritt Cugel aus Almery: Hansdampf in allen Gassen, Dieb, Glücksritter, Abenteurer, Betrüger, Überlebenskünstler, Genussmensch, Aufschneider, Schlitzohr, permanenter Pechvogel.

Beim Versuch, im Haus Iucounus des Lachenden Magiers Artefakte zu stehlen, wird er ertappt, erhält eine scheußliche Kontrollkreatur namens Firx transplantiert, der bei Widerstand gegen die Aufgabe innerlich seine Leber zerkratzt, und als Strafe einen Auftrag: Im Lande Cutz soll er zwei magische Artefakte erwerben, violette Schalen, Überbleibsel eines Dämonen aus der Überwelt, und sie natürlich zu Iucounus zurückbringen. Da zwischen Almery und Cutz ein Großteil der Sterbenden Erde liegt, bedarf es eines herbeizitierten Flugdämonen und mehrerer Tage, um ihn in einem Käfig dorthin zu verfrachten. Selbstredend erfüllt Cugel, ganz seinem Namen (the Clever) entsprechend die Aufgabe, schlägt sich unter vielen Abenteuern durch die lange Strecke zurück, sieht bizarre Siedlungen und Gesellschaftsformen und kehrt zurück – nur um beim Versuch, am Lachenden Magier Rache zu nehmen und ihm eben dieses Schicksal zu bereiten, eine magische Permutationsformel falsch zu rezitieren und (diesmal ohne Flugdrachen, aber auch ohne Leberkratzer ...) erneut am öden Strand von Cutz zu landen.

Doch Cugel wäre nicht Cugel, wenn er nicht ein zweites Mal den Weg zurück finden würde. Magische Seile, ein schwebendes Bett, ein fliegendes Schiff, zauberische Stiefelwichse, Fähigkeiten im Wurmreiten, Bewachen von 17 Jungfrauen (die beschwören, dass sie nie so gut „betreut“ wurden wie von diesem fuchsgesichtigen Manne, der sich leider längst aus dem Staub gemacht hat ...), den Inhalt eingefangener Träume zu vertauschen und so weiter: nichts, was er nicht kann, keine Situation, aus der er keinen Ausweg findet (wenngleich meist ohne die dabei „erworbenen“ Wertsachen). Zuletzt wird ihm die Rache gelingen und auch die immensen Schätze des Magiers ihm in die Hände fallen. Und wenn die altersschwache Sonne der Sterbenden Erde nicht doch noch erlöschen wird, würde er dieses Ereignis auch noch überleben.

Um die schriftstellerische und erfinderische Qualität von Jack Vance zu loben, reichen die bekannten Eulen nach Athen nicht aus, da hieße es schon, symbolisch, ganze Wagenladungen von Ringen nach Mordor zu karren.


Denn: Jack Vance ist Kult. Der Schauplatz der Sterbenden Erde ist Kult. Cugel ist Kult - und alles zusammen schon unter den sonstigen „Kultigen“ eine Legende.

Die sterbende Erde „am Ende der Zeit, wo ... die Wissenschaft längst von Magie abgelöst wurde“, ist alles andere als dies. Man vergesse sofort, dass es etwas mit der realen Erde zu tun hat. Rational betrachtet müsste die Zukunft, in der „die Sonne ein tiefrote Farbe angenommen hatte ... sie wie ein Betrunkener dem Horizont entgegentaumelte ...“, einen „plötzlichen Anfall von Schwäche und Flackern zeigte“ irgendwo in 5 Millarden statt der angedeuteten „nur“ einer Million Jahren auftreten: das ist nur Mittel zum Zweck. Das Szenario fördert so reizend-bizarre Anekdoten zutage wie die religiöse Sekte, die nur mit untergeschnallten Holzlatten die Erde betritt, aus Respekt vor dem Staub der ungezählten Toten, aus denen dieser inzwischen bestehen muss. Jeder der Bewohner sieht zwar die rote Sonne, doch niemand nimmt es ernst und handelt entsprechend. Sie sind nicht düster-pessimistisch, sondern das genaue Gegenteil, dazu noch bodenständig und beinah bieder, wären da nicht die wunderschönen bizarren ornamentalen Eigenheiten. Die Welt ist auch nicht „ausgebrannt, dem Ende nahe, sterbend“, sie brodelt geradezu von Leben. Überall gibt es Dörfer, Städte, Häuser, steht ein gemütliches Gasthaus für den einsamen Reisenden in der Gegend herum. Selbst in der tiefsten Einöde des Landes Cutz gibt es Twangos Haus (wo man vortreffliches Essen finden kann, wenn man dafür zahlen kann - oder sich zum Tauchen nach Dämonenschuppen im Schlammteich im Garten verdingt). Gerade hier über der angeblich sterbenden Erde ruht der goldenste Schimmer Vance’scher Fabulierfreudigkeit. Es ist geradezu eine Lust zu leben ...

... vor allem, wenn man auch noch Cugels Fähigkeiten und Ansichten hat.
Sein Originalname entspricht weder der Eindeutschung als „der Schlaue“ noch dem inzwischen auch akzeptierten „der Clevere“, schon gar nicht dem ärgerlichen Satz, den „denglisch“ der Klappentext der Sammelausgabe ziert: „Cugel ist einer der coolsten Figuren der Fantasyliteratur“. Allein schon vom Wortsinne eine Verhöhnung für eine solch blutvolle Gestalt.

Cugel ist nicht einmal schlau („Bauernschläue“ wäre der passende Ausdruck dafür), sondern handelt eher instinktiv und schlägt immer, ohne nachzudenken, den richtigen Weg ein nach dem Motto: zuerst überleben, dann sich aus jeder Situation herauszureden versuchen und dann auch noch den eigenen Vorteil zu wahren. Das funktioniert; nur kann er seine solcherart erworbenen Schätze nie behalten; außer am Ende des Buches, wo er alles gewinnt. Mit der Sicherheit, dass ihm dies, hätte Vance ihm Weiteres gegönnt, so langweilig geworden wäre, dass er von selbst auf die neue Fahrt zu Abenteuern gegangen wäre.

Cugel ist zwar gelegentlich unvermittelt grausam, hat aber eigentlich immer einen Grund für sein Handeln. Er mag sich, und nur sich. Danach handelt er. Seine Handlungen mögen nicht dem allgemein erwarteten Kodex eines Romanhelden entsprechen, sind aber deshalb nicht un-, sondern andersmoralisch. Er agiert aus reinem Eigennutz. Damit ist er ehrlich – und dadurch doch weitaus moralischer als die meisten seiner heldischen Kollegen.

Gibt es Leute, die Vance nicht mögen, oder gar Cugel nicht? Oder ist das eine rhetorische Frage?

Der Titel des ersten Teils ist symbolisch: So wie die Augen der Überwelt die dicken, hässlichen Fischerfrauen von Cutz mit ihren verfilzten Haaren in wunderschöne Prinzessinnen in Prachtgewändern, windschiefe Treibholzhütten in strahlende Paläste, ungesalzenen Erbsenbrei in exquisite Gerichte verwandeln, so sehr entsprechen sie Vance und seinen Romanen. Sie öffnen die Augen für die wundervollen, glitzernden Welten seiner/jeder Fantasie, aus manch trister Realität in die zwischen den Buchdeckeln verborgene goldene Überwelt.  

(„... und das alles mit dem leistungsfähigsten Grafikchip der Welt – der Vorstellungskraft.“

Dr. Sheldon Lee Cooper; und ganz ohne Bazinga!)

Vance war nicht gerade ein exzessiver Vielschreiber (Maske: Thaery ist „für Isaac Asimow, der nach mir angefangen, aber trotzdem mehr Bücher geschrieben hat. Ego te olim assequar!), aber im Laufe von 54 Jahren kann sich schon vieles ansammeln.

Kurzgeschichten kann man schwer beurteilen, sie sind letztlich immer Geschmackssache des Lesers. Außerdem versiegen sie nicht nur bei ihm, sondern, leider, auch allgemein spätestens in den Achtzigern.

Bei den längeren Werken hat er (es gibt so viele SF-Autoren, die das nicht geschafft haben) sich ständig (und enorm!) weiterentwickelt. Spätestens seit 1965 gibt es keine „schlechten“ Sachen von ihm.

Selbst das, was man als „völlige Outtakes“ bezeichnen könnte, ist gering: „Magarak – Planet der Hölle“ (Slaves of the Klau) ist genauso schlecht, wie es sich anhört und glücklicherweise ebenso wie „Homo Telek“ (Telek) nie über eine deutsche Veröffentlichung als Heftchen hinausgekommen. „Freibeuter im All“ (Vandals of the Void) bezeichnet einen Jugendroman, der sein Publikum wohl schon zu damaligen Zeiten nicht erfreuen konnte, und zu „Krieg der Gehirne“ (Brains of the Galaxy) und „Nopalgarth“ (Brains of the Earth) bedarf es schon eines sehr wirksamen Zaubers, um sie dort zu halten, wo sie hingehören, im tiefsten Vergessen.

Doch auch eine frühe Sache wie „Das Weltraum-Monopol“ (The Five Gold Bands) hat bereits etwas von dem, was für Vance später typisch ist: exotische Planeten mit detaillierten Beschreibungen:

... ragten in Revveri und Tham, den Zwillingsstädten auf Loristan, spektakuläre Türme in die Luft. Riesige gebogene Metallplatten hingen dazwischen, oft nur aus Freude an der Zierde und ohne tragende Funktion ... Überall prangten satte Farben. Auf Loristan gab es keine Düsterkeit, auch nichts von dem pherasischen Mystizismus oder der Stumpfheit der Badaus ... Die Kamboragische Speerspitze war ein Betonblock, 5 Geschosse hoch und 800 Meter lang, überreich verziert mit goldenen Quincurroren, Kleeblättern und Lilien. Abwechselnd waren die Flächen rosa und hellgrün, der überstehende Giebel hellblau bemalt ...

Es ändert leider nichts an der absurden Grundidee, dass der Erfinder des Raumantriebs seinen Söhnen und danach deren Erben jeweils nur einen Teil dieses Geheimnisses anvertraute und diese wiederum die Anhaltspunkte und Zugangscodes an 5 goldenen Armbändern (siehe Titel) mit sich herumtragen. In deren Besitz kommt, eher durch Zufall, ein Raumfahrerschlitzohr von der Erde, ein waschechter, rothaariger Ire, der natürlich Paddy <!> Blackthorn heißen muss. Auf der abenteuerlichen Jagd nach den Teilen des Puzzles begleitet ihn eine Geheimdienstlerin von der Erde, in die er sich, genauso vorhersehbar, verliebt, wobei für den Leser die wahre Herausforderung darin besteht, die Passagen absoluter Trivialität in Verhalten und Dialogen beider zu überstehen …

Der Großplanet (The Big Planet) mit dreißigfachem Volumen der Erde, aber niedriger Dichte ist ein ideales Anlaufziel für

„... jeden, der sich in der Zivilisation der Erde nicht wohlfühlte ... So entstand eine anarchistische Kolonie, wo Anarchisten, Nonkonformisten, religiöse Sektierer, Dissidenten, Abweichler und Abnorme jeglicher Couleur Kleinstaaten gründen konnten. Von religiösen Gemeinschaften bis zu Monarchien ist alles zu finden ...“.

Und wird entsprechend detailliert und farbig geschildert, als eine Gruppe abgestürzter Raumfahrer ihn durchqueren muss, um zurück zur Erd-Enklave zu kommen.

Die Ursprungsgeschichte aus den Fünfzigerjahren ist vergleichsweise grob und unfertig, ein einfaches Planeten-Abenteuer. In Showboat World (siehe unten), das ebenfalls auf dem Großplaneten spielt, kann man besonders gut nachvollziehen, wie sich Vance im Laufe von 20 Jahren schriftstellerisch weiterentwickelt hat.

Zeitlich dazwischen liegen die 4 Romane, die auf Tschai, „Planet der Abenteuer“ (Planet of Adventure, Titel des Sammelbands), spielen und eine ähnliche Konstellation wie Big Planet haben: Der abgestürzte Erd-Raumfahrer Adam Reith schlägt sich durch die unterschiedlichsten Kulturen bis zum Erwerb eines Kleinraumschiffes, mit dem er zur Erde zurückkehren kann. In dieser Reihe, die nicht im Vance-Kosmos des Gäanischen Raumes spielt, sind die Menschen von der Erde vor Jahrtausenden verschleppt und nach Tschai gebracht worden, wo sie sich teilweise noch unter direkter Herrschaft oder freiwilliger Zuwendung an drei Raumfahrer-Rassen befinden. Die Blauen und Grünen Chasch sind schon völlig auf dem Planeten assimiliert, Wankh und Dirdir halten noch losen Kontakt zu ihren Heimatplaneten.

Die wahren Eingeborenen der Welt, die Pnume, leben in Labyrinthen unter der Oberfläche und führen seit etwa 7 Millionen (!) Jahren ihr Archiv über die Geschehnisse auf Tschai.

Die ersten 3 Romane sind reine Abenteuergeschichten ohne viel Federlesen (ungewöhnlich viele Kampfszenen kommen vor ...) und immer nett zu lesen; der vierte und letzte Roman (The Pnume) wirkt wie nachgeschoben, ist jedoch eindeutig der beste. Ein französischer Kritiker bezeichnet gar den „Phung (eine Unterart der Pnume) als die absonderlichste und außergewöhnlichste intelligente Kreatur innerhalb der Science Fiction“.

Andere längere Sachen von Vance sind „To Live Forever“ (Start ins Unendliche), „Emphyrio“, "The Languages of Pao" (Die Kriegssprachen von Pao), "The Grey Prince" (Der Graue Prinz) oder auch die Novelle „The Dragon Riders" (Die Drachenreiter). Allen gleich ist, dass sie zwar nicht wirklich „schlecht“ zu nennen sind, aber im Vergleich zu den nun folgenden ebenso etwas abfallen, wie die Spätwerke der "Cadwal-Trilogie" (Araminta Station, Ecce And Old Earth, Throy), das düstere „Night Lamp“ (Nachtlicht) und „Myrons Reisen“ (Lurulu), womit "Ports of Call" (Jenseits der Leere) und der vorgenannte trefflich beschrieben sind. Hier nahm Vance 1997 und 2004, immer noch farbig und voller Ideen, aber doch in leicht elegischer Grundstimmung, seinen Abschied.

THE HIGHLIGHTS
Manchmal wird, trivial, gefragt, welche 100 Bücher man denn auf die bekannte einsame Insel mitnehmen würde. Etwas höher (oder nur hochgestochener?) angesiedelt nennt man das dann in der Literaturgeschichte einen Kanon; der wie vieles immer nur subjektiv ausfallen kann.
In meinem eigenen, nach ziemlich strengen Kriterien, innerhalb der SF gibt es keine 100, sondern nur 87 Bücher, wovon 15 von ein und demselben Autoren, nämlich Jack Vance, sind. Und hoffentlich ist das bei vielen anderen Fans nicht völlig anders ...

Serie: „The Demon Princes“
„Dämonenprinzen“ werden einige skrupellose Verbrecher genannt, die zumeist außerhalb der Oikumene (im sogenannten „Jenseits“) ihr Unwesen treiben. Die Oikumene ist jener Bereich in der näheren Umgebung des Sonnensystems, in dem noch halbwegs Recht und Gesetz garantiert werden können; auf den unzähligen weiteren, nach der frei verfügbaren Raumfahrt und dem unkontrollierten Aufbruch ins All besiedelten Planeten herrscht zumeist das Recht des Stärkeren:

„Auf Erden hatte der Mensch ... eine Übereinstimmung über Gut und Böse in Bezug auf das Zusammenleben der Völker und Individuen entwickelt. Als die Menschen die Erde verließen, ließen sie auch diese Übereinstimmung zurück“.
Man schreibt das Jahr 1525 neuer Zeitrechnung, mit der der „Oikumenische Rat“ das damalige Jahr 2000 A. D. zum Jahr 0 deklarierte, „indem sie das Dogma eines lokalen religiösen Kults für eine ungeeignete Basis halten, um darauf die Zeitrechnung des galaktischen Menschen aufzubauen ...“

Dämonenprinzen sind

„... schöpferische Genies, die nicht von primitiven Regungen wie Gier, Bosheit oder Grausamkeit motiviert werden, sondern von starken inneren Überzeugungen, verbunden mit ungezügeltem Ehrgeiz und Machtstreben ... jeder von ihnen betrachtet das Verhältnis zwischen sich und dem Rest der Menschheit als eine Konfrontation zweier gleicher Größen, nicht mehr ...“

5 von ihnen haben sich vor 25 Jahren zusammengetan zum Überfall und Massaker von Mount Pleasant, bei dem die dort lebenden 5000 Kolonisten getötet oder versklavt wurden. Einer der wenigen Überlebenden ist Kirth Gersen, zusammen mit seinem Großvater Rolf, der ihn danach auf der Erde und im Rigelsystem aufgezogen, ausgebildet und auf Rache an diesen verpflichtet hat.

The Star King: Der erste, Attel Malagate, ist gar ein „Sternkönig“, Angehöriger einer zahlenmäßíg geringen Rasse, die auf einem entfernten Planeten eine erstaunliche Parallelentwicklung vollzogen hat: sie sind erstaunlich humanoid, individualistisch, überintelligent, aber ohne jegliche Gefühlsregung (außer der Überlegenheit gegenüber Menschen und jedwedem anderen) und, wie Malagate, in der Lage, die Menschheit zu infiltrieren.
Gersen (der „Jäger im Weltall“) kommt nur durch einen großen Zufall auf seine Spur: Er hält sich just zu der Zeit im einzigen Gebäude auf Smades Planet auf, dem galaxisweit gerühmten Gasthaus, als ein anderer Gast von Malagate und einigen Schergen aufgespürt und getötet wird. Die Mörder fliegen zwar mit dem kleinen altersschwachen Maklerschiff ab, auf das sie es abgesehen hatten, haben es jedoch mit Gersens baugleichen Modell verwechselt. Bevor sie dies merken, hat Gersen den Planeten mit dem anderen Schiff verlassen und ist nun im Besitz eines Datenmonitors mit Unterlagen über einen Planeten mit herrlichen Landschaften, zauberhaften Dryadenwesen, wunderbarem Klima, kurz ein Paradies weit außerhalb der bekannten Zone:

„Das Schiff durchzog Regionen, die noch nie ein Mensch gesehen hatte – außer Lugo Terhalt (dem Scout). Zu allen Seiten hingen Sternen zu Tausenden, zu Millionen, schoben sich aneinander vorbei, Welten von unendlicher Verschiedenheit, bewohnt von wer weiß von wem. Jede Welt eine Versuchung, ein Mysterium; jede eine Verheißung nie gesehener Bilder, unbekannten Wissens, unerforschter Schönheit.“

Ausgestattet mit dem Lockmittel der Daten und nach etlichen Umwegen und Gefahren schafft Gersen es schließlich, mit den Auftraggebern des Scouts (darunter auch Malagate) zu diesem Planeten zu reisen und den Sternkönig dort zu identifizieren ...

The Killing Machine: ein weiterer Zufall bringt Kirth Gersen auf die Fährte von Kokor Hekkus, genannt „Die Mordmaschine“: Er soll auf einem Planeten eine Maschine zu keinem anderen Zweck konstruiert haben, denn dem, möglichst viele Menschen auf sadistische, grausame Methode umzubringen (wofür es einen für ihn subjektiven Hintergrund gibt ...). Als der Name aufkommt, verdingt sich Gersen beim IPPC (dem Fahndungsdienst der Oikumene), für die er bereits frühere Aufträge unternommen hat, trotz der damit verbundenen Gefahren, denn außerhalb der Oikumene, im „Jenseits“, sind solche „Wiesel“ sehr ungern gesehen. Er gelangt tatsächlich in Hekkus’ unmittelbare Nähe, als dieser von einem Informanten etwas sehr Wichtiges erhalten will, was Gersens Eingreifen verhindert, der dabei eine zunächst unverständliche Textstelle erbeutet. Um die riesige Summe von 10 Milliarden Standard-Verrechnungs-Einheiten (SVE, die allgemein gültige Währung) aufzubringen, lässt Hekkus überall wohlhabende Leute entführen, um sie an einem speziellen Ort zu deponieren.

„Die Intertausch ist eine weitere seltsame Konstruktion ... die als Makler zwischen Entführern und den zur Lösegeldzahlung Erpressten fungiert ... befindet sich auf Sanani, einem Planeten im nahen Jenseits, und garantiert die reibungslose Abwicklung solcher Transaktionen ... ein profitables Privatunternehmen, wird offiziell verurteilt, in der Praxis jedoch toleriert, weil ihre Nichtexistenz die Verhältnisse nur verschlimmern würde.“

Der Grund für Hekkus’ Anstrengungen ist, trotz aller Entwicklungen, die die Menschheit seit Verlassen der Erde durchgemacht hat – natürlich eine Frau ... eine Prinzessin sogar, die sich ihm auf einem sagenhaften Märchenplaneten verweigert und mit einem Raumschiff unkontrolliert von dort geflohen ist, um sich in der Sicherheit der Intertausch mit der unerhörten selbst auferlegten Summe zu schützen. Gersen, der selbst als Opfer in diese Fänge geraten ist, schafft es mithilfe der oben genannten Textstelle (die den entscheidenden Hinweis zur Geldfälschung enthielt ...), sich und die Schöne auszulösen und zu ihrem Heimatplaneten zurückzubringen, gestützt nur auf einen uralten Kinderreim:

„Vom alten Hundsstern aus nun fahr - ein Grad nach Nord von Achenar
und weiter, bis an Steuerbords Höh’n - sechs rote Sonnen am Himmel stehen.
Richte dein Schiff auf den fernen Nebel - geformt wie ein krummer Türkensäbel.
Unter dem Heft bis zum äußersten Saum - und gerade voraus wirst du Thamber schaun“
Wo sich dann, natürlich und sehr spektakulär, das Schicksal Hekkus’ vollzieht.

The Palace of Love: Gersen ist jetzt mit unbegrenzten finanziellen Mitteln ausgestattet, sucht sich einmal einen vertrauenswürdigen Anwalt, der alles irgendwie und nicht nachweisbar regelt: mehrere Firmen gründet, gründlich verschachtelt, eine Bank und auch die bekannteste Zeitschrift der Galaxis, Cosmopolis, erwirbt, nur damit sich Gersen nunmehr als Sonderkorrespondent Henry Lucas ausgeben und den nächsten auf seiner Liste aufs Korn nehmen kann: Viole Falusche, der als Erfinder des „Palast der Liebe“ bekannt ist. Vom absonderlichen Sarkovy, dem Planeten der Giftmischer, führt die Spur zurück zur Erde, in einen Vorort des immer noch existierenden Rotterdam und einen lange zurückliegenden Skandal auf der örtlichen Schule, nachdem 23 Mädchen und ihr unsympathischer Mitschüler Vogel Filschner verschwanden; was nur ganz wenige wissen, darunter Vogels Lehrmeister und Mentor, ein selbst ernannter Philosoph und Genussmensch namens Navarth. Es erklärt auch einiges bis alles um den „Palast der Liebe“, denn der Dämonenprinz ist kein anderer als der damalige Entführer ... Auch hier gelingt es Gersen, den Schurken auf dem Heimatplaneten des Palastes unschädlich zu machen.

Dann macht er Pause ... nicht Gersen, sondern Vance, der den 3 Bänden aus den Sechzigerjahren die beiden Abschlussromane erst 15 Jahre später folgen ließ. Obwohl er die Grundstimmung der Oikumene und von Gersen als einsamem Wolf/Rächer perfekt erhalten konnte, sind sie stilistisch verbessert, noch farbiger, logischer in der Handlung, aktionsreich und vor allem differenzierter in der Schilderung der Gegenspieler.

Jack VanceThe Face (Das Gesicht) spielt auf drei Planeten. Gersen hat erfahren, dass Dämonenprinz Lens Larque aus dem Bugold-Clan von Dar Sai stammt, einem kaum bewohnbaren Wüstenplaneten mit rohen, brutalen Sitten:

... Die Darsh sind kein fröhlicher Menschenschlag, sie geben sich auch nicht der Philosophie hin, doch konzentrieren sie sich auf die Wesentlichkeit eines jeden Augenblicks und beweisen einen merkwürdigen Hang gerade diese Eigenschaft zu genießen, indem sie das Schlimmste daraus machen. Ihre Speisen sind mit ekelerregenden Zutaten bereitet, damit ihnen kühles, klares Wasser besser schmeckt ... Ihre erotischen Beziehungen sind geeignet, sanfte Gemüter zu verstören, und beruhen offenbar auf Haß und Verachtung ...“,

wozu auch wohl Flagellanten-Shows (spielerisches Auspeitschen von minderjährigen Knaben ...) gehören.

Da es Gersen trotz allen Aufwands nicht gelingt, Larques’ auf dem zivilisierten Planeten Aloysius habhaft zu werden, muss er Dar Sai selbst aufsuchen und sich mit allen, auch kämpferischen, Mitteln in einem Grand Hadaul (einem rohen Kampfspiel) die Aktienmehrheit an einer Gesellschaft sichern. Diese hält die an sich wertlosen Schürfrechte auf dem Mond des benachbarten Planeten der wohlhabenden Methel. Letztlich tötet er dort Lens Larque grausam mit Gift ...

... und worauf sich der eigentümlich wirkende Titel des Buches bezieht, erfährt man erst in den letzten 5 Absätzen (von 288 Seiten); das hinter all den Untaten des genialischen Verbrechers stehende Motiv, eine grandiose Pointe, so atemberaubend, dass man sie hier nicht verraten darf ...

Das Buch der Träume (The Book of Dreams) nennt sich ein Jugendwerk des bekanntesten aller Dämonenprinzen namens Howard Alan Treesong. Dieser hat bereits vor einigen Jahren versucht, die Oikumene-Regierung zu untergraben und selbst an die Spitze zu gelangen. Nun versucht er es bei der zweiten einflussreichen Gruppe, dem oikumeneweit verbreiteten sogenannten „Institut“. Dessen Mitglieder sind so etwas wie wissenschaftliche Aktivisten, hierarchisch nach Rangstufen geordnet, aber mit leicht unklarer Zielsetzung; zwar wird erwähnt, dass sie letztlich auf das Abschaffen jeder Raumfahrt hinzielen, doch ist dies für die Handlung vollkommen nebensächlich.

Ein Foto, auf das Gersen eher zufällig stößt, zeigt eine Gruppe von Leuten bei einem Bankett, die, wie Nachforschungen ergeben, die Höchsten der Institutsleitung darstellen, Leute in Rängen über 100, allesamt durch unsauber zubereiteten Kugelfisch vergiftet. Nur 3 wurden verschont: ein jüngst Ertrunkener, ein Eremit in den sturmgepeitschten Hochgebirgen von Bonifaz und Treesong, der nunmehr letzterem nach dem Leben trachtet, um selbst zum Leiter (Triun) zu werden. Gersen verhindert das gerade noch, spürt auf dem Heimatplaneten das verschollene Buch der Träume auf und erreicht sein Ziel, alle Dämonenprinzen vom Mount Pleasant zu töten, dann doch noch auf höchst ungewöhnliche Weise ...

Trotzdem klar ist, wie es ausgeht, fiebert man bis zum Schluss mit. Bei aller Farbigkeit und Exotik (immerhin: 16 Welten in 5 Bänden werden aufgeblättert und beschrieben; inklusive der Erde, wo sich in London, natürlich, kaum etwas verändert hat wie auch bei der Grachtenlandschaft in Rotterdam) ist das Ganze dann doch die Art von klassischem Western, ins Gigantische vergrößert, verfeinert, verschnörkelt, abenteuerlich.

Gerade auch wegen des Schlusses ähnelt es der Geschichte von Ethan Edwards (alias John Wayne) aus „The Searchers“: Mann mit Prinzipien und auch rauen Methoden, auch wenn sie nicht sympathisch erscheinen mögen, lässt sich nicht beirren und geht seinen zunächst aussichtslosen, langen Racheweg bis zum Ende; auch wenn er dann erkennen muss, dass seine Grundsätze ebenso falsch sind wie die Art seiner Mittel, die sich von denen seiner Gegner nicht mehr unterscheiden. Edwards/Wayne bringt das Farmmädchen nach Hause und reitet weg; Kirth Gersen steht am Ende auch als eine Art von Gewinner da, aber hat Lebenszweck und Motivation verloren.

Kirth Gersen und die Dämonenprinzen sind noch in einem zeitlich bestimmbaren Rahmen (1500 Jahre nach der Expansion ins All) angesiedelt. Danach ist der „Gäanische Raum“ nur noch Begriff für einen räumlich wie historisch weit entfernten Bereich. Die Besiedlung der Planeten, auf denen die Handlung der folgenden Bücher spielt, erfolgte vor langer Zeit; im Fall Durdane vor etwa 7200 Jahren, bei den anderen gar nicht mehr genannt.

The Blue World: Die Insassen eines havarierten Raumschiffs haben sich auf ein Archipel retten können, das nicht aus Land, sondern den riesigen Blättern gigantischer Seepflanzen besteht. Generationen später hat man sich der Umgebung angepasst, es haben sich Zünfte gebildet: Fischer, Schwammzüchter, Handwerker jeder Art; angesehen sind die Signalleute, die mittels Lichtsignalen die Kommunikation zwischen den Inseln aufrechterhalten), aber auch eine Priesterkaste, die „König Krakon“ anbetet, einen riesigen halbintelligenten (?) Wasserbewohner, der die Hauptnahrungsquelle der Siedler, die Schwammbestände, vor seinen kleineren Artgenossen „schützt“. Dafür nimmt man in Kauf, dass er sich selbst einem Teil dieser bedient (erst dadurch entwickelte er den Riesenwuchs); etwas, was dem jungen Signalmann Sklar Hast arg gegen den Strich geht und er zu bekämpfen beginnt. Er findet eine Reihe von Anhängern; nach vergeblichen Versuchen, Krakon zu töten, werden sie zur Auswanderung auf eine andere Inselgruppe gezwungen und entwickeln dort neue (alte) Technologien wie das Gewinnen von Elektrizität aus Batterien und Metall aus Eigenblut (!). Schließlich können sie auch das Ungeheuer töten und die restlichen Bewohner von seiner und der Priester-Diktatur befreien ...

Die Blaue Welt (auch: Der azurne Planet) hat keinen Eigennamen und ist doch eine der faszinierendsten, detailreichsten und schlüssigsten Weltentwürfe überhaupt; schon die Vorstellung eines etwa 30 Meilen durchmessenden Atolls aus Pflanzenblättern als Lebensraum ist einzigartig, sorgt für einen großen Anteil an Südseeromantik beim Leser und eine wundersame Atmosphäre. Es hat sich, wie bei Vance typisch, sehr logisch, aus den Umständen heraus eine Gesellschaft entwickelt, die ihre Vor- und Nachteile hat, insbesonders die Kaste quasi-religiöser Eiferer, die, als ihre, auch wirtschaftliche Privilegien einschließende, Stellung bedrängt wird, schnell zu diktatorischen Maßnahmen neigt: um die Aufrührer auch auf ihrem Fluchtpunkt, dem Nachbar-Atoll, zu bekämpfen, wird eine Kampfgruppe aus Ordenskriegern gebildet und fanatisch eingeschworen, was doch ziemlich an gewisse (erd-)historische Vorbilder erinnert. Man kann zwar ziemliche Einwände haben gegen das manchmal drastische und blutige Geschehen (immerhin ist das „zu eliminierende Ungeheuer“ doch mit einer Art von „Intelligenz“ ausgestattet). Aber, für die Zeit der Entstehung (1966/67), ist das doch ein ungewöhnlicher, beinahe schon „grüner“ Roman, der außer großem und zeitlosem Unterhaltungswert auch manches an „positiver Message“ enthält.

Maske: Thaery:

„... eine bemerkenswerte Leere im Raum, das „Große Loch“ ... dieses Gebiet wird so gut wie nie befahren, denn nichts daran reizt den galaktischen Reisenden. Auch seine Durchquerung ist uninteressant, da hinter ihm das Zangwillriff hängt, ein fließendes Sternenband von unheilvollem Ruf ... genau in der Mitte des Großen Lochs befindet sich die Sonne Mora ... mit den Planeten Skay und Maske ... Und dorthin hat es eine Gruppe von 14 Raumschiffen verschlagen, Auswanderer und Angehörige einer religiösen Sekte, die nach der Landung die Einheimischen (früherer Einwanderungswellen) vertrieben und auf dem Kontinent Thaery eigene Staatengebilde schufen, die in ihren Werten und Vorstellungen außerordentlich differieren, besonders in den Auffassungen von „Recht“ und dessen Anwendung. Jubal Droad aus dem westlichsten und ursprünglichsten Reich Glentlin ist der nachgeborene Sohn der Sippe und daher gezwungen, sein Glück anderswo zu machen. Er tritt seine „YALLOW“ an, die kulturell übliche Wanderung durch Thaery, um sich über seine Ziele als Erwachsener klar zu werden, arbeitet an der Ausbesserung einer Bergstrasse mit und wird von einer durch einen rücksichtslosen, arroganten Mann aus Wysrod ausgelösten Geröll-Lawine beinahe getötet. Fortan ist es, wie es für einen rechtschaffenen Glint typisch ist, sein Ziel, diesen Mann zu verfolgen und der Strafe zuzuführen, koste es, was es denn wolle ..."

Leider blieb es bei diesem einzelnen Roman auf Maske (vermutlich war wie bei Alastor eine Trilogie geplant). Die erzählerische Atmosphäre auf diesem Planeten ist etwas rationaler, die Landschafts- und Gesellschaftsbeschreibungen gewohnt detailliert. Vor allem beeindruckt, neben den Intrigenspielen, die völlige Akzeptanz und Eingebundenheit der Menschen in die Gesellschaft, die hier einen extremen Grad an Rechtsempfinden und -ausübung aufweist: Jubal wehrt sich dagegen, wenn nicht mit praktischen Mitteln (lässt die Rechtsausüber-Polizisten ihre angedrohte Strafe gleich selbst erleben), dann eben mit Gegenklagen, obwohl die ihm zugefügte Schmach auch nur „böse“ in seinem subjektiven Empfinden ist.

Showboat World: Diese Welt ist bereits aus dem früheren Roman als „der Großplanet“ bekannt; hier spielt sich die Handlung auf dem Strom Vissel und seinen Nebenflüssen und deren Ufern ab. Zahlreiche Schiffe, die „Showboote“, sind auf ihm unterwegs und bringen den unterschiedlichen Städten und Dörfern Zirkus, Unterhaltung, Kultur - was nicht ganz einfach ist, sind diese doch Siedlungen mit den unterschiedlichsten, absonderlichen Gesellschaftsformen, Sitten, Gebräuchen, Tabus. Die bekanntesten Boote sind Mireldas Zauber und Fironzellles Goldene Vorstellung, deren Eigner Apollon Zamp und Garth Ashgale sich ständig zu übertrumpfen versuchen. Als die Mirelda verloren geht, muss Zamp den verschrobenen Thodorus Gassoon davon überzeugen, sein Museumsschiff Kosmisches Panoptikum zur Verfügung zu stellen und die tausend Meilen lange Reise flussaufwärts zum Grundlosen See anzutreten, wo man in einem exklusiven Wettbewerb einen hohen Preis gewinnen kann; und bis dorthin haben die Beteiligten noch viel Zeit, das uralte, angeblich von der legendären Erde stammende Stück Macbeth zu proben und anzupassen ...

Vielen gilt die Showboot-Welt als Vances gelungenstes Buch.

Der Titel ist natürlich die Anspielung auf das erfolgreiche US-Musical (mit dem bekannten Song vom „Ol’ Man River“), der Vissel und seine Nebenflüsse sind, wie man der im Buch abgebildeten Karte entnehmen kann, dem Mississippi/Missouri-System nachempfunden, aber schon endet die Ähnlichkeit.

Während alle anderen Romane (vielleicht abgesehen von Space Opera und der Cugel-Saga) von Vance, bei aller Farbigkeit der Welten, Gesellschafts- und Verhaltensformen, noch ernste Absichten, Themen, Hintergründe haben, so ist dieser Roman nur noch ein einziges pures Vergnügen: sozusagen eine sich ständig nachfüllende Magnumflasche mit dem spritzigsten, nachwirkungslosen Champagner-Elixier, das man sich denken kann; ständig zu genießen, nie langweilig, immer wieder zu lesen und in seiner Fülle einfach unbeschreibbar ... weshalb ich es auch lasse.

Jack VanceDie Durdane-Trilogie: „Am Himmel des Planeten Durdane stehen drei Sonnen und der leuchtende Sternhaufen der Skiafarilla, hinter dem sich die legendäre Erde befinden soll. Drei Meere trennen die 3 Kontinente und den riesigen, unbesiedelten Beljamar-Archipel. Shant ist das Hauptsiedlungsgebiet der Menschen; im Süden hing Palesedra herab wie eine dreifingrige Hand, Caraz liegt im Westen, von Shant getrennt durch die Pagana-Straße.“

Durdane ist eine farbige, immer noch exotische Welt, obwohl die meisten Pflanzen- und Tierarten bei der Besiedlung von der Erde mitgeführt wurden. Vor Jahrtausenden bereits kolonisiert, fallen seine Bewohner langsam in eine vortechnische Stufe zurück, da es vergleichsweise wenig Metall gibt; die mitgebrachten Gerätschaften werden nicht mehr erneuert, andere, einfache Sachen entwickelt wie die Große Route, die den Kontinent mit einem System bodengeführter Reiseballons verbindet. Anhand der Herrschenden in der (Hauptstadt) Garwiy lässt sich der allmähliche Rückfall verdeutlichen, von der Periode der Architektur-Gesellschaften über die Ästheten, der Direktoren schließlich zur Dynastie der Purpurnen Könige.

Nach verheerenden Kriegen gegen die Adlerherzöge von Palesedra wurde dann die offenbar beste Regierungsform für Shant eingeführt: 62 einzelne Kantone, die sich intern autark versorgen und die unterschiedlichsten Regierungsformen haben (Demokratien, Oligarchien wie die Eisenzüchter von Ferrys, Monarchien bis hin zu religiösen Sekten wie den Chiliten von Baschorn, Männern, die ausschließlich dem Drogenrausch frönen und für die bereits der Anblick von Frauen eine Zumutung ist ...).

Über allem aber steht der Anome, der „Mann ohne Gesicht“ (The Anome), eine Ein-Mann-Diktatur. Mithilfe eines Impulsgerätes aus ältester Zeit ist er in der Lage, jedem Shanter den Kopf zu nehmen – wortwörtlich, denn ab dem Ende der Kindheit erhält jeder einen fest verschmiedeten Halsreif mit einer Sprengstoffeinlage. Auf den Halsreifen sind durch farbige Symbole und deren Anordnung Herkunft, gesellschaftliche Stellung und Beruf erkennbar. Der Anome hat die letzte und absolute Macht. Er lebt inkognito, gibt seine Anweisungen an Beamte ebenfalls geheim und ist von den Untertanen nur durch Anfragen (gegen Geld) zu erreichen; er ist schon eine mythisch verklärte Figur geworden.

Trotzdem verhilft diese Art der Regierung Shant zu einem zweitausendjährigen Frieden.

Nun aber (zu Handlungsbeginn des ersten Buches) scheint es zu einer ernsthaften Krise zu kommen: im riesigen Gebirgsstock des Kontinentsinnern (den „Wildlanden“) tauchen rothäutige Kreaturen, die Roguschkoi, auf, die Überfälle auf die benachbarten Kantone unternehmen und sich (auch dadurch, dass sie Frauen entführen und zu „Gebärmaschinen“ degradieren) schnell vermehren. Der Anome aber unternimmt nichts gegen die immer größer werdende Gefahr.

Gastel Etzwane, Sohn einer ehrbaren Hure und eines wandernden Barden, entkommt als Zehnjähriger sowohl dem Zwang, ins Kloster der bizarren Chiliten zu gehen wie einer Verpflichtung als Ballonarbeiter am großen kontinentalen Windweg; er wird Musiker aus Leidenschaft, die beste Möglichkeit noch, sich frei zu fühlen. Nach einigen Jahren hat er genügend Geld gespart, um in Garwiy eine Petition für seine in Abhängigkeit der Klosterbrüder gehaltene Mutter zu richten; mit einer bestimmten Summe könnte er sie freikaufen, doch just zu dem Zeitpunkt, da er nach Baschorn zurückkommt, haben die wilden Roguschkoi die Umgebung des Klosters geplündert und alle Frauen (darunter Etzwanes Mutter und Schwester) entführt und getötet. Mithilfe seines Begleiters, einem seltsamen Mann namens Iffness, der sich als „Beobachter des Historischen Instituts der Erde“ ausgibt, enttarnt er den Anomen, übernimmt selbst dessen Stellung und bereitet umfangreiche Maßnahmen gegen die Roguschkoi und die allmähliche Abschaffung der Halsreife und der Diktatur vor.

Im zweiten Band ist der Kampf um Durdane (The brave free men) zugunsten der Menschen fast entschieden, die Roguschkoi besiegt und nach Süden abgedrängt, wo ihre Reste von einem fremden Raumschiff abgeholt werden. Inzwischen hat sich auch aufgeklärt, dass nicht die Adlerherzöge von Palesedra, sondern eine außerirdische Rasse hinter allem steht, die sich Rogushkoi (und Menschen) als Wirtskörper bedient. Die Asutra (The Asutra) sind auch auf dem dritten Kontinent, dem dünn besiedelten Caraz, zugange gewesen. Gastel Etzwane folgt ihnen bis zu einem anderen Planeten. Als er zurückkehrt, haben sich die Hintergründe aufgeklärt, ist die Bedrohung aufgehoben, sind die Menschen Shants frei. Er kehrt zurück zu seiner Musikergruppe ...

Durdane ist nicht nur wohl der Planet im Vance-Universum, der am detailfreudigsten beschrieben ist, sondern auch der, bei dem es um sehr viel geht: hier, tatsächlich, um die Rettung des ganzen Planeten bzw. der Zivilisation, die sich in einer auf den ersten Augenschein lange stabilen, aber dann doch, bei Bedrohung durch Außenstehende sichtbar werdenden Agonie und Krise befindet. Sie wird im Laufe der Handlung abgeschafft, ziemlich schnell sogar, doch logisch nachvollziehbar; faszinierend die Ausgangslage des Anomen, mit dessen Macht Etzwane es dann schafft, das seiner Meinung nach „bessere System“ durchzusetzen. Gleichzeitig muss er dabei zur Kenntnis nehmen, dass vieles vom gewohnten Alten dabei zerstört wird, was ihn zuletzt frustriert. Einerseits empfindet er kein Verlangen nach dieser Macht, andererseits sieht er es als bittere Pflicht, diese Dinge tun zu müssen. Als er abtritt, will er mit dem immer pragmatisch auftretenden Iffness (dem es nicht um die Menschen von Durdane ging, sondern um Abwehr der potenziellen Asutra-Bedrohung der Erde) weg von Durdane, um vielleicht weitere Abenteuer wie die bestandenen zu erleben, doch dies wird schroff abgelehnt. Sein Rückzug zu den Musikern ist logisch, aber es bleibt ungewiss, ob er damit noch Freude auf Dauer haben wird. Wie Kirth Gersen hat er eine Art von Lebensaufgabe verloren.

Trotzdem:

„Das denkende Ich weiß, dass Durdane so nie hätte entstehen können, das träumende Ich ist froh, dass es existiert ... wenn auch nur als Literatur.

(Brian W. Aldiss aus THE BILLION YEARS DREAM, zitiert in SFP)

... jeder Leser hoffentlich auch.

Jack VanceDie drei Alastor-Romane: „Alastor, ein Kugelhaufen von dreißigtausend Sonnen, unzähligen verglühten Himmelskörpern und einer Vielzahl von Asteroiden und interstellarem Treibgut, befindet sich am inneren Rand der Galaxis, zwischen dem Unseligen Nichts vor und der Nonestikkluft hinter ihm, und dem Gäanischen Territorium als funkelnden Sternschleier an einer Seite ... Konstellationen in glitzerndem Weiß, Blau und Rot; leuchtende Nebel, da und dort durchbrochen und anderswo von schwarzen Staubstürmen überlagert; vorüberziehende Sternenströme; Wirbel und malerische Spritzer phosphorisierender Gase.“

Die vielen bewohnten Planeten haben einen Eigennamen und eine Nummer im Sternhaufen. Dieser wird regiert vom Connat, einem absoluten Herrscher, der aber „weise und gerecht“, meist unnahbar ist; er mischt sich zuweilen (auch in 2 der drei Romane) als Reisejournalist unter die Leute.

Trullion: Alastor 2262 ist ein paradiesischer warmer Wasserplanet mit unzähligen Inseln, die Welt der Trills, wie sich die Bewohner selbst nennen. Ihr Leben ist, gelinde gesagt, von einfachem Nichtstun geprägt, da die Umwelt dies nicht erfordert. Man arbeitet nur, wenn man will, gibt sich ausgedehnten Festen wie der nächtlichen Sternenschau hin und sorgt sich nur um Gefahren durch die Ureinwohner (Merlinge) und, wie überall in Alastor, gelegentliche Überfälle der Starmenter-Piraten.

Glinnis, Zweitgeborener der Familie Hulsten, ist eher eine Ausnahme, geht er doch für zehn Jahre zur Raummarine, bis ihn unvermittelt Heimweh in solch starker Form überfällt, dass er quittiert. Seine Rückkehr ist alles andere als gut: sein Vater gestorben, sein Bruder, der Erstgeborene Shira, verschollen, die Mutter und sein Zwillingsbruder Glay haben die Nebeninsel Ambal mit einem uralten Palast an einen zwielichtigen Lord verkauft, was Glinnis so gegen den Strich geht, dass er sie auslösen will. Dazu braucht es aber die Rückzahlung der Kaufsumme, die seine Ersparnisse übertreffen. Er verdingt sich als Hussadespieler, dem alastorweiten Kultspiel (eine Mischung aus Kampfkraft, Geschicklichkeit und Taktik, bei dem die Spieler auf einem Gewirr von Balken über einem Wasserbecken balancieren und dreimal die Sheirl des Gegners erreichen müssen, ein junges Mädchen mit weitem weißen Umhang, den sie zu verlieren droht, wird sie nicht durch Barschaft ausgelöst; was die vielen Zuschauer bedauern, ist sie doch darunter nackt ...). Zusätzlich sorgt eine Gruppe von Zigeunern, die sich auf der Hulsteninsel einzunisten droht für Ärger (später wird sich herausstellen, dass ihnen Shira zum Opfer fiel ... aber die rassige Duissane wird Glinnis mehr als beschäftigen). Nachdem die Mannschaft bereits viele Spiele gewonnen hat, kommt es zu einem Match gegen eine der stärksten Profimannschaften des Sternhaufens, das aber durch einen Starmenterüberfall jäh unterbrochen wird. Für die Entführten wird Lösegeld gefordert, eingesammelt, doch dann verschwindet es spurlos. Glinnis zählt die Fakten zusammen und ...

... am Ende wird alles gut.

Trullion ist die Welt im Vance-Kosmos, wo man von allen am liebsten leben würde: das galaktische Südseeparadies, ein zutiefst romantisch-optimistischer Roman, der dennoch außergewöhnliche Vielfalt und (auch) diverse Tiefen hat, von denen man bei jedem Wiederlesen neue entdeckt. Eines der funkelnden Juwelen von Vance.

Marune: Alastor 933 ist viel schroffer, besteht praktisch nur aus drei Stufen von Hochebenen, in denen sich tief eingeschnittene, abgeschlossene Täler befinden.
In der höchsten Stufe sind die Rhunen ansässig. Fast jedes Tal ist ein feudalistischer Kleinstaat, fast jedes bekriegt sich: mit Lanzenkriegern und umgeschnallten Segelflügeln, komplizierten ausgemachten Kampfregularien und Intrigen, die auf ausgeklügelten Rechtsgrundlagen basieren. Dazu kommt noch, dass Marune verschiedenfarbige Sonnen umkreist und sich dadurch 6 Zeitzyklen bilden, von denen Mirk, die dunkelste sonnenlose, als Zeit für sexuelle Anarchie steht: nur dann pflegt (kann?) sich der Rhune zu paaren.

Eine familiäre Intrige hat Efrain, den Khang (Erbfürst) vom Hochtal Scharrode, ausgeschaltet: eine zugefügte Droge Amnestie ausgelöst, er findet sich auf einem abgelegenen Planeten wieder. Durch Hilfe der Connatbürokratie stellt man seine Herkunft fest, er kommt zurück und muss sich mühsam behaupten, bis er die Hintergründe aufdecken kann.

Eine der etwas düsteren Varianten im Vance-Kosmos, was nicht heißt, dass es weniger farbenfroh zugeht. Insbesonders die (natürlich sehr dezent angedeuteten) Sexualpraktiken sind faszinierend:

„... ein besonders farbenprächtiges Gemälde einer Gesellschaft, wie sie so vielfältig und verschroben sonst kaum ein Autor ersonnen hat.“

(SFP)

Wyst: Alastor 1716 ist noch einzigartiger, zumindest im Sternhaufen. Hier hat man im Großstadtbereich Arrabus eine utopische Gesellschaft eingerichtet, die auf absoluter Gleichheit basiert. Man arbeitet („plackt“), wann und wo man ausgelost wird, tut ansonsten was man will (z. B. sind sexuelle Aktivitäten völlig an der Tagesordnung), wohnt in spartanischen Zimmern in überfüllten Hochhausblöcken und ist so egalitär, dass es selbst beim Essen nur 3 Sorten gibt: Atz, Wabbli und Söff (vergleichbar mit Brot, Wackelpudding und Getränk). Zweigt man von den täglichen freien Essensrationen genügend ab, kann man verbotenes Stilli (Starkbier) daraus brauen. Es ist eine Gesellschaft aus rundum glücklichen Menschen ... meint man, doch hinter der Utopiakulisse sind Neid, Missgunst und uneligatäres Verhalten verborgen. Man geht auf Fouragetouren (sprich: Diebstahl von Nahrungsmitteln in den ländlichen Gebieten), leistet sich von Zigeunern organisierte Fressfeste. Einigen dürstet es gar nach eigener Macht, die sie erreichen wollen, indem sie die vier obersten Beamten ermorden und durch sich selbst ersetzen wollen.

Auf diese Welt kommt nun Jantiff Ravenstroke, Maler, fasziniert von der Gesellschaft der Gleichheit wie dem sagenhaften Licht auf dem Planeten – und muss prompt die vielen Schattenseiten erkennen und erdulden, bis hin zur Blendung ...

... aber auch hier wird alles wieder zu einem „guten Ende“ geführt.

Man ist ein wenig zwiespältig bei diesem Roman. Grundsätzlich ist es wiederum ein schönes Abenteuer, dazu eine herrliche Parodie auf das Gleichheitskonzept und die Verteidigung des Individualismus, der sich auch (und gerade) in solcher Gesellschaftsform nicht unterdrücken lässt; die Menschen tun alles, um die Gesetze zu umgehen, aber den öffentlichen Schein aufrechtzuerhalten. Aber Vance ist hier ungewöhnlich drastisch und nicht zimperlich. Es gibt einige wirklich böse Umstände, nur am Rande erwähnt und dezent, aber vorhanden: Kannibalismus, Pädophilie, Fanatismus, Rachsucht, Massenmord durch Atomexplosion.

Von der großen Unwahrscheinlichkeit der Handlung ganz abgesehen, dass von allen Tausenden, die nach Utopia strömen, gerade Jantiff genau zu dem Zeitpunkt in genau die Gruppe hineinplatzt, die das komplizierte Verbrechen begeht (nebenbei soll das auch zum 100. Jahrestag der Einführung der Arrabus’schen Gesellschaft passieren und gleich den zu Besuch weilenden Connat beseitigen; der das wieder auf brachiale wie ungewöhnliche Art verhindert).

Der „schwächste“ der Alastor-Romane (was heißt, dass er immer noch himmelhoch über unzähligen anderen SF-Romanen steht ...)

The Last Castle (Die Letzte Festung): Irgendwann in ferner Zukunft: Die Erde war entvölkert, die Menschen sind ins All zu anderen Planeten ausgewandert, einige wenige sind, nun auch schon vor Jahrtausenden zurückgekehrt und haben einige „Burgen“ gegründet. Dort leben sie, jeweils nach Familien und Clans aufgeteilt, das sorglose Leben von Adligen, zumeist Ästheten, mit absonderlichen Freizeitbeschäftigungen (mindestens 3 sind Vorschrift) wie Sammeln alter Wappenröcke, historischen Abhandlungen, dem Züchten und Dressieren von wächsern-feinen Kunstgeschöpfen, den Phain. Ermöglicht wird das schöne Leben einerseits durch autarke, lebensmittelliefernde Bauern aus der Umgebung der Burgen, vor allem aber durch die Meks, vom damaligen Planeten mitgebrachten „minder intelligenten“ Arbeiterwesen.

Plötzlich und völlig unerwartet rebellieren diese, verlassen die Burgen, organisieren sich und greifen an. Nach und nach werden alle erobert und zerstört:

„Die Vögel ... kehrten nach und nach zurück. Ihre Berichte ähnelten einander: „Inselburg ist verwüstet und verlassen. Am Strand liegen umgestürzte Marmorsäulen. Die Perlenkuppel ist eingestürzt, Leichen treiben im Wassergarten. – Maraval stinkt nach Tod. Edelmänner, Bauern, Phains – alle to,. Weh! Selbst die Vögel sind nicht mehr da – Delorah: A ros ros ros! Ein schauriges Bild. Keine Lebenszeichen – Alume ist öd und leer. Das große Holztor ist zertrümmert. Die Grüne Flamme ist erloschen – Wir fanden nichts auf Halycorn. Die Bauern wurden in eine Schlucht getrieben – Thuang: Schweigen – Morgenlicht: tot“. „Als die Meks in Janeil einfielen ... flatterten, schrille Schmährufe ausstoßend, die Vögel ostwärts auf Hagedorn zu, nunmehr die nun letzte Burg der Erde.“

Und dort kommt es zur finalen Auseinandersetzung – die, vorweggenommen, doch noch die Menschen als Sieger über die Meks sieht, jedoch ist es ein Gewinn der bitteren Art. Die über Jahrtausende aufgebaute Gesellschaft ist zerbrochen, nur noch die Ruinen von Hagedorn werden als letzte Erinnerung an die frühere Zeit bewahrt, als Bauern und Nomaden wird man aber weiterexistieren, mit zaghafter Hoffnung auf eine Zukunft ...

Eine der düstersten Visionen von Vance, im krassen Gegensatz zu der farbenfrohen Dying Earth. The Last Castle müsste eigentlich diesen Namen tragen. Eine letzte Burg, synonym vielleicht für eine dunkle Weltsicht von Vance auch den Zustand der realen Welt zur damaligen Zeit (1973)? Es gibt wenig bis keine Hoffnung mehr, alles wird zerstört, besonders die Ästhetik und ein gewisser Lebensstil.

Leider stört hier ziemlich die Schilderung und Behandlung der Meks als Quasi-Sklavenrasse. Auch deren Aufruhr wird als so etwas wie „gegen die Natur“ geschildert. Trotzdem ist es der beste seiner Kurzromane, und immer wieder lesenswert.

Kleine, auch unzulängliche Anmerkungen ...
... zu Grundsätzlichkeiten und Gemeinsamkeiten bei Vance
.

Bei Vances (Non-„Fantasy“) Romanen geht es, allenfalls, um „weiche“ SF.

Von den 5 großen Themen des Genres kommen drei (kaum) vor: es gibt keine Zeitsprünge/-Reisen, keine PSI-Fähigkeiten (mit Ausnahme des sogleich wieder dem Vergessen anheim zu fallenden „Telek“), keine Computer und sonstige künstliche Intelligenzen, die das Kommando übernehmen können oder gar wollten. Dem Letzteren nahe kommt noch die böse Wesenheit im Museum der Menschheit und die Maschinen aus „Emphyrco“ und „To Live Forever“, die aber nur grobe Hilfestellung leisten. Ansonsten sind sie, wenn überhaupt, nur im Hintergrund vorhanden, große Archivschränke oder, überaus sympathisch, Gebilde, die Information auf Papier oder noch Lochkarten (!) ausspucken.

Technik ist etwas, das vorhanden ist, genutzt wird, aber von Vance, zumindest jene der komplizierten Art, abgelehnt wird; und sei es nur, weil sie langweiliger ist als alles, was Gesellschaftsformen, Menschen, Individuen zu bieten haben.

Als Faustregel daher: Je mehr und wichtiger Technik in einem Stück von Vance vorkommt (Abercrombie Station, The Languages of Pao, mit Einschränkungen auch die „Cadwal-Chronik“), desto „schwächer“ ist es.

Die Raumfahrt ist zwar unersetzbarer Bestandteil für Vances Ausflüge zu den unzähligen Planeten, aber auf dem Stand völliger Normalität, ähnlich wie derzeit hier Auto und Flugzeug. Schiffe hat man einfach: kleine Boote, schöne Luxusjachten, große Passagierschiffe, sie fliegen hierher und dorthin, wenn jemand auf einen Knopf drückt. Selbst die planetengebundenen Fortbewegungsmittel sind einfache Gleiter, schwebende Luftschiffe und -platten oder frühtechnologische, faszinierende Systeme wie die Ballons von Durdane.

Nirgendwo ist erklärt, nach welchem Prinzip Raumfahrt funktioniert; vom Planeten hinauf startet man (Antigravitation?), sonst „fliegt man“ eben: durch den Hyperraum oder sonstige Dimensionen? Sprung? Wurmlöcher? Unwichtige Nebensächlichkeiten für Vance.

Selbst im fast einzigen Fall, wo die Art der Fortbewegung einmal etwas konkreter genannt wird, steht sie nicht im Vordergrund: die 6 Kadetten, die in der Kurzgeschichte „Sail25“ („Segel im Sonnenwind“) auf Ausbildungsfahrt durchs konventionelle Sonnensystem geschickt werden, tun dies an Bord der mit riesigen Sonnensegeln gesteuerten Einheit und müssen diese entsprechend bedienen.

Nur in den wenigsten Fällen haben Raumschiffe auch eine Bewaffnung; die guten alten Raketen oder irgendwelche „Strahler“ dienen dann den Helden (etwa der Alastor-Marine) oder Bösen (Dämonenprinzen, Starmentern und sonstigen Piraten) auch nur als Notwendigkeiten.

Space Operas mit überdimensionalen Raumschlachten kann man damit nicht führen.
Ironischerweise hat Vance einen Roman mit eben diesem Titel geschrieben; aber, symptomatisch, geht es in Space Opera (Die Weltraumoper oder auch Musik von den Sternen) genau um letztere ...

Das unbewaffnete Erkundungsschiff über Tschai wird von zwei einzelnen „Atomraketen“ zerstört, die vom Planeten herausgeschickt wurden, der Jugendliche Dick rettet sich und die Guten mit einem einzelnen Strahlerschuss vor den „Vandals of the Void“, ansonsten sind derlei Szenen tabu (... trotz <oder wegen?> Vances Haltung zur Gewalt an sich) und lediglich erzählendes Beiwerk zur exotischen Geschichte ...

Dementsprechend gibt es auch kaum Außerirdische, die über so etwas wie ein interstellares Reich verfügen: Die „Sternkönige“ sind ohnehin zu wenige und Individualisten, die Asutra gezwungen, ihre Wirte und deren Technik zu nutzen; Chasch, Wankh und Dirdir auf Tschai sind bereits lange dort angekommen und kaum noch interessiert an ihren Heimatgebieten, abgesehen vom Handel (was Adam Reiths Versuche, von dort mit einem Schiff wegzukommen, ja auch so erschwert ...).

Wenn bei Vance nicht-irdisches, intelligentes Leben auftaucht, dann ist es planetengebunden: intelligente Merlinge auf Trullion, F’wah auf Marune, die Pnume auf (unter ...) Tschai, die Gomax (jetzt wieder ...) auf Max; dazu die vielen wundervoll ausgearbeiteten und geschilderten Tiere, Kreaturen, Bestien, die den Helden das Leben so schwer machen: der Dnazd auf Thamber, König Krakon von der Blauen Welt, die Aluph von Durdane bis hin zu den Drachen. Eine vancetypische Passage (aus dem ersten Dämonenprinzen-Buch): „Unter den Raubtieren sind wegen ihrer Gefährlichkeit für den Menschen besonders der quasi-intelligente Hyrcan major aus dem oberen Phrygien und der unsichtbare Aal aus dem Thaumaturgischen Ozean bekannt geworden.“.

Doch der wahre Außerirdische bei Vance ist immer - der Mensch!
In seinem Universum hat er die räumliche wie soziale Enge der Erde verlassen (Up, Up, and Away!), sich überall in der Galaxis ausgebreitet und in den verschiedenartigsten Gesellschaftsformen neu formiert, manchmal gezwungen, manchmal freiwillig, um in völlig neuer Umgebung die Freiheit der Entfaltung und eine Utopie zu gewinnen. Das er dabei öfters auch die negativen Dinge über- und mitgenommen hat, liegt in der Natur der Sache, gibt dann den Vance’schen Helden immer wieder Gelegenheit, gegen solche empfundene Missstände zu rebellieren. Trotz aller virtuosen Vielfarbigkeit der entworfenen Modelle und erkennbarer Sympathie für einige plädiert Vance für uneingeschränkten Individualismus, der in positiver Ausprägung die Verantwortung für die Auswirkungen auf andere berücksichtigt.

Nur in einem Punkt gibt es, freundlich ausgedrückt, „leichte Defizite“: seine Hauptakteure sind immer männlich.

Die einzige Ausnahme, Jean Parlier aus „Abercrombie Station“, ist auch eher der kumpelhafte Typ, und nicht von ungefähr in zwei nicht so gelungenen Storys zugange. Das schließt nicht aus, dass es bei Vance wunderschön beschriebene Frauenfiguren gibt: die feurige Duissane von Trullion (die jenes Element hat, das man bei einer wahren Hussade-Sheirl erwartet), T’sais und T’sain von der sterbenden Erde, die (mehrfache) Drusilla aus dem Palast der Liebe, selbst die intrigante, komplexbehaftete, aber auch selbstbewusste Skorlet von Wyst.

Aber wenn sie nicht als verknöcherte, brillentragende, ältliche Matronen mit Dutt auftreten, ein Typ, der bei Vance recht häufig vorkommt, dann sind es (doch zu?) oft die arglosen, leichtgläubigen, liebreizenden Vertreterinnen, die es in leicht romantischer Manier aus jedweden Notlagen zu retten gibt. Namentlich Kirth Gersen verliert permanent seine Racheziele aus den Augen, weil immer wieder weibliche Nebenpersonen seiner Hilfe bedürfen, in einem Fall sogar eine leibhaftige Prinzessin ...

Die Motive seiner Hauptpersonen sind bei aller Detailverliebtheit der Schilderung immer einfach. Hauptsächlich sind es Rache, Rebellion gegen Ungerechtigkeit und schlichtes Streben nach Wohlstand.

Kirth Gersen will die Dämonenprinzen zur Rechenschaft ziehen, und dies buchstäblich nach dem alttestamentarischen Grundsatz „Auge um Auge“, Jubal Droad verfolgt seinen Widersacher für ein eigentlich glimpflich abgegangenes Unrecht, das sich leicht durch einen Vergleich würde regeln lassen, wären beide nicht der legalistisch-überbetonten Gesellschaft verhaftet.

Das führt auch zum Thema „Moral“ bei Vance.
Er, siehe auch oben bei Cugel, hat keine allgemeingültige; in seinen Romanen (eigentlich will ich es ja vermeiden, seine private Biografie hinzuzuziehen, aber, mit aller Vorsicht, soll er als Befürworter einer harten amerikanischen Haltung im Vietnamkrieg gegolten haben ... was man so und so werten mag). Seine Helden sind in ihrem jeweiligen Umfeld eingebunden, wenn sie rebellieren, tun sie dies aus ausschließlich eigenen Überlegungen, ohne durch andere Personen beeinflusst zu werden. Das ist logisch, ein Ausdruck und zugleich Hochgesang auf den strikten Individualismus der Vance-Figuren.

Rebelliert wird gegen augenfällige Umstände: etwa auf der Blue World in Form der sowohl physisch präsenten wie psychischen (gottähnliche Verehrung) Gefahr durch King Krakon, auf Durdane gegen die Untätigkeit der Regierung auf die bedrohlichen Rogushkoi.

Streben nach Wohlstand ist zwar kein grundsätzliches Motiv für die Figuren (außer, wie immer, Cugel ...), geht aber bei den meisten Personen von Vance mit der Entwicklung einher; und in welchem Ausmaß!

Gastel Etzwane erwirbt die absolute Macht des Anome, Efraim seine als absoluter Herrscher des Rhune-Kleinstaats zurück, Jubal eine einflussreiche Stellung. Jantiff Ravenstroke erhält nicht nur Gerechtigkeit, sondern auch stattliche Entschädigung für erlittenes Unrecht.

Bei anderen ist der Erfolg noch simpler: Geld zuhauf in jeder Währungseinheit.

Adam Reiths glückhafter Ausgang ist zwar auch sein Wunsch (die Rückkehr von Tschai zur Erde), nebenbei erwirbt er sich die Mittel dazu aber durch eigenes Zutun, indem er unter großer Gefahr im Jagdgebiet der Dirdir die dort im Boden wachsenden (!) Sestinen ausgräbt (eine Variante von Cugels Schlammtauchen nach Dämonenschuppen). Glinnis Hulden strebt zwar nach einer mäßig großen Geldsumme, um sein Erbteil, die Insel Ambal auszulösen, doch als dies ihm nicht gelingt, fallen ihm 5 Millionen Ozol aus dem erpressten Lösegeld in die Hände, die er auch mit gnädigem Augenzwinkern des Connat als wohlverdienten Lohn behalten wird; noch drastischer (10 Milliarden SVE!) ist es bei Kirth Gersen mit seinem Falschgeld-Austausch-Coup.

Und so weiter und so fort. Bei Vance gibt es immer eine Belohung für die Hauptperson, stellvertretend für den ebenso befriedigten Leser. Es ist die alte Geschichte vom Goldtopf am Ende des Regenbogens, ob materiell oder ideell. Es gibt fast immer eine Art von Happy End. Dazu kann man stehen, wie man will.

Ich erinnere mich selbst noch an 1980, als im „Lexikon der Science Fiction Literatur I“ zu lesen war:

Jedenfalls wird Jack Vance – wie ein Kritiker treffend bemerkte – als der Begründer des galaktischen Heimatromans in die Geschichte der SF eingehen

... was bei mir, auch damals bereits Vance-Fan, ziemlich übel aufstieß. Nicht nur weil sich hier ein Kritiker, recht unfein, anonym selbst zitierte, sondern das auch als durchaus abfällige Bemerkung gemeint war. Davon war einige Jahre später nicht mehr die Rede, als Vance-Romane in der Reihe desselben erschienen, der hier dann seinen Herausgeberhut aufgesetzt hatte; plötzlich war Vance, was näher an die Wahrheit herankommt, einer der außergewöhnlichsten, stilbildenden Autoren der SF. Vor Tische liest man es halt immer anders.

Aber mit dem Abstand von 30 Jahren, und weil man einem recht früh Verstorbenen nichts nachwerfen sollte, legt sich auch die damals empfundene „Empörung“ zugunsten leicht altersweiser Gelassenheit.

Mag ja sein, dass Vance galaktische Heimatromane geschrieben hat. Na und?

In Heimatromanen (ich muss dazu sagen, dass ich keine kenne und auch Verfilmungen ebensolcher als Zeitvergeudung meide ...) kommen wohl auch Farben vor; aber Marotten, Manieriertheiten, Genüsse, das, was man so „die schönen Künste“ nennt?

Wohl kaum. Vance hat schon immer (siehe oben) die Stereotype der „technischen SF“ zugunsten der „weichen, menschlichen“ bevorzugt. Seine Figuren sind (quasi Individualismus) mit einer Vielzahl von Marotten ausgestattet, was der Ausdruck für die Seite der liebenswerten Natur ist; besonders hier zu nennen Navarre aus Rolingshaven und Arkadi von Trullion, wie alle Trills. Die etwas verhärtete Form äußert sich in Manieriertheiten, etwa der Zauberer aus der Dying Earth, den Krakon-Verehrern der Blauen Welt, den Adligen von Thaery, den an die Aliens von Tschai gebundenen Menschen. Immer ist das detailfreudig und logisch begründet geschildert, vor allem auch nicht wertend.

Der Stil von Vance ist einzigartig; die treffendste Bezeichnung dafür ist ornamental, und sei es nur, um das etwas weniger wertschätzende „exzessiv ausufernd“ zu vermeiden. Er fasste sich nie kurz; das tun andere auch nicht und hat meist Langeweile zur Folge (außer bei anderen Autoren mit Kultstatus, wie etwa George R. R. Martin, der wenig, aber umfangreich schreibt und dabei jeden Satz sorgfältig und förmlich tief einmeißelt).

Er schafft eine Art von Glaubwürdigkeit auch durch das oft verwendete Mittel eines begriffserklärenden Glossars am Ende der Bücher, viel mehr noch durch eingefügte Fußnoten. Außerdem erzeugt er insofern ein Gefühl von Heimeligkeit, Bekanntheit, indem wohlklingende Namen mehrfach verwendet werden: nur als einziges (von unzähligen) Beispielen: Kirth Gersen findet den Planeten Thamber, die Märchenwelt; auf der Dying Earth hatte die Liam hintergehende Hexe ihr Heim auf der Thamberwiese ...

Vieles hängt, bei den deutschen Ausgaben, natürlich auch davon ab, ob die Übersetzungen den spezifischen Vance’schen Ton trafen. Dies ist (der unvergessenen) Lore Straßl am besten gelungen.

Und dann gibt es da noch die Farben.
Ein Werk von Vance erkennt man immer daran. Man sollte mal eine Fleißarbeit vollziehen und ermitteln, wie oft pro Seite/Buch sich Begriffe für Farben finden. Man kann ein Vance-Stück an einer beliebigen Seite aufschlagen; es wimmelt davon, sie flirren, manchmal nehmen sie gar überhand, immer sind sie da: bei der Ballonfahrt über die Kantone von Shant, durch das paradiesische Inselgewirr von Trullion, den sturmgepeitschen Hochgebirgen von Bonifaz, der an sich lebensfeindlichen Wüste von Dar-Sai.

Selbst die radikalste Gesellschaft, das gleichmacherische Wyst, strotzt geradezu vor Farben, nicht nur in den ländlichen Bereichen, sondern in der urbanen Stadt selbst:

„Das war Block 17-882 – sein künftiges Zuhause ...; die Farbe blätterte stellenweise ab, sodass das Gebäude, obwohl völlig in Rosa getaucht, ein gesprenkeltes Aussehen hatte. Jantiff fand das viel angenehmer als das makellose Blau des angrenzenden Blocks“).

Kein Wunder, dass er als Maler sich hier ansiedeln will:

Noch ein Aspekt dieser Kunst sollte hier angesprochen werden: das Sonnenlicht. Es ist von Welt zu Welt verschieden und reicht von einem düsteren roten Glühen zu einem blendenden purpurweißen Schein ... Es gibt eine Welt, wo das Zusammenspiel von Sonne und Atmosphäre ein unvorstellbares wundervolles Licht erzeugt, wo alles und jedes in seiner richtigen Farbe erprangt ... diese Welt ist Wyst ... die von ihrer Sonne, dem weißen Stern Djan, verwöhnt wird ...

Man könnte schier endlos zitieren.

Diese Farben tragen auch viel zu dem Image bei, das Vance anhaftet: der große Romantiker der SF zu sein.

Ein zweites Mal: na und?
Jack Vance ist einzigartig. Nur wenige können/konnten sich mit ihm messen: in der Leichtigkeit und Spritzigkeit des Stils (der ebenfalls legendäre und im hohen Alter von 97 Jahren verstorbene) Lyon Sprague de Camp, in der Farbigkeit von Weltenbeschreibungen der jüngere Alan Dean Foster, in der Detailfreudigkeit (vielleicht) McDevitt.

Die ihm in allem am nächsten kommende Schriftstellerin war Paula Volsky, die leider nur eine Handvoll Romane geschrieben hat, von denen besonders The Great Journey (Das große Rennen) auch von Vance hätte sein können.

Was bleibt zum Abschluss?
In Zitaten:

„... verfeinerte Jack Vance seinen Stil, der in Bezug auf Farbigkeit und ornamentale Ausschmückung wohl einzigartig in der SF ist ... Science Fantasy, die durch ihren bizarren Detailreichtum und ausgefallene Namensgebung, die fasziniert. Dabei paart er oftmals antiquierte Redewendungen mit exotischen Szenarios, was ihm den Ruf einbrachte, der Romantiker unter den SF-Schriftstellern zu sein.“

(Lex)

Sehr treffend (SPF) beschreibt es Jean-Marc Lofficier in STAR LOG (März 1994):

... Jack Vance almost singlehandedly bridges the literary gap between the picaresque, colorful but often meandering fantasies of Lord Dunsany and Clark Ashton Smith, and the action-packed SF epics of Edmond Hamilton, E.E. ‘Doc’ Smith and Jack Williamson.”

Letztgenannter war bereits der einzige Vertreter aus der „Golden Age of Science Fiction“, als er 2006 (mit 98 Jahren) starb.

Und als positiver Ausblick von Norman Spinrad (ebenfalls abgedruckt in SFP):

... it is the sort of fiction which in the long run continues to be read by generations of cognoscentii, and this endures

Eigentlich dachte man ja, er würde ewig leben ...

Nun ist auch Jack Vance gegangen, aber auch nur physisch. Er hatte schon längst jene Stufe erreicht, die ihn durch seine Werke unsterblich gemacht hat ...

Seine Farben werden nie erlöschen.

„There will never be another like Jack Vance”

(Letzter Satz auf seiner Homepage)

Verwendete Quellen und Material (sofern nicht direkt angegeben):

  • Fant7: Interview mit Peter Close, abgedruckt in FANTASIA 7 (1980; EDFC e.V.),
  • S. 11 bis 20; Übersetzung Franz Schröpf, nach dem Original aus SF REVIEW
  • Pree: Liste der deutschsprachigen SF- und Fantasy-Autoren  www.chpr.at
  • SFP: SF Personality; semi-professionelle Reihe des Shayol-Verlags
  • Nummer 10: Jack Vance (1997, A5-Softcover, 105 Seiten; vermutlich vergriffen?)
  • Autoren: Hardy Kettlitz, Gerd Frey, Winfried Volkmann
  • HP Helmut W. Pesch: FANTASY – Theorie und Geschichte einer literarischen Gattung.
  • Dissertation Universität Köln 1980; im Eigenverlag 1982, später auch vom Ersten Deutschen Fantasy Club e.V. veröffentlicht; vermutlich allesamt vergriffen (?)
  • Lex Lexikon der Science Fiction Literatur Band I; Taschenbuchausgabe 1980 im Heyne
  • Verlag, Nummer 7111; herausgegeben von Alpers/Fuchs/Hahn/Jeschke
  • Homepage: jackvance.com

 

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2013-08-05 14:55
Ein schöner, informativer Artikel! Schön geschrieben und mit sichtlicher Leidenschaft.

ein paar Anmerkungen:

Ich kann diese Leidenschaft für Vance leider nicht so teilen. Ich habe in ein paar Romane reingelesen, und auch wenn ich sein Talent für Exotik und Namensgebung bewundert habe, fand ich die Geschichten teilweise ziemlich langweilig.

Und nein, es ist keine rhetorische Frage :D Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, warum die Cugel-Geschichten so hoch gehängt werden. Kult ist etwas zu dick aufgetragen für meinen Geschmack. Vielleicht muss man sie ja mit 15 gelesen haben, um sie so toll finden zu können. Mit 50 haben sie mich einfach nicht angesprochen.

Die unterschätzte und schon in Vergessenheit geratene Paula Volsky schreibt heute übrigens unter dem Pseudonym Paula Brandon. Hat wohl keinen deutschen Verleger mehr gefunden.

Ach ja, und ausgerechnet De Camp in einem Atemzug mit Vance zu nennen, da ziehst du Vance aber gewaltig runter ;-)
#2 Larandil 2013-08-05 19:11
Ganz toll. Ich hätte es nicht halb so gut hinbekommen.
Eine Frage allerdings habe ich:
Zitat:
Die etwas verhärtete Form äußert sich in Mariniertheiten, etwa der Zauberer aus der Dying Earth,
Du meinst Manieriertheiten, nicht wahr?
#3 GoMar 2013-08-05 22:30
Larandil,

ich habe gestern beim Korrigieren dieses Wort einfach nicht mehr richtig hinbekommen. War wohl doch schon etwas zu müde. Fast 14.000 Wörter in einem Artikel sind ja auch kein Pappenstiel ... :-*

Aber danke jedenfalls für Deine Aufmerksamkeit; habe es inzwischen ausgebessert. Irgendwie muss ich da schon ans Essen (marinieren) gedacht haben ... :lol:
#4 Hermes 2013-08-05 22:39
Toller Artikel!

Habe früher viele der Vanceromane gelesen. Aber außer Cugel dem Schlauen und dem Grauen Prinzen war mir nichts mehr davon im Gedächtnis.
#5 Lefti 2013-08-06 12:14
Boah!
Was für ein langer Artikel! :eek:
Boaconstrictor!
Ich muss zugeben, ich habe bis dato den ganzen Artikel noch nicht komplett gelesen, da ein 14.000-Wörtel-Artikel hintereinander am Monitor zu lesen für mich und meine Augen zu anstregend ist. - Vielleicht wäre hier ein Touchpad eher von Vorteil?! Damit könnte man sich auch die Couch fletzen und lesen...
Vielleicht wäre eine Artikel-Serie über Vancen Jack (also dieser Artikel in mehreren Teilen), die hintereinander erscheinen - 1 od. 2 Teile pro Woche - sinnvoller gewesen.

Für mich ist natürlich 'die Sterbende Erde' interessant, da mir diese Bücher in meiner Sammlung fehlen. - Die Dinger sind doch schon recht alt und gebraucht ziemlich teuer.
Vielleicht gibt es ja mal eine Neuauflage. :sigh:
#6 Michael Felske 2013-08-30 00:27
Ich hätte ja The Languages of Pao noch zu seinen besten Werken dazu genommen, aber davon mal abgesehen - sehr schöner Artikel, der einen erschöpfenden Überblick über das Werk eines der ganz Großen des SFF-Genres gibt.

Was Vance-Beeinflusste und -Fortsetzer angeht, so gehört aber unbedingt noch Gene Wolfe genannt, dessen chef d'oeuvre Book of the New Sun Vances Dying Earth immens viel verdankt. Und in jüngerer Zeit wäre da Matthew Hughes mit seinen Geschichten aus dem Archonate (und da wieder besonders denen um Gengis Hapthorn) - sprachlich zwar nicht Vance, aber was die überschäumende, bizarre Einbildungskraft angeht schon sehr ähnlich. Gibt es natürlich nicht auf deutsch.

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