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Österreichische SF Heftreihen von 1948 bis 1965: Jerry Clifford - König der Lüfte

Östereichjische SF Österreichische SF Heftreihen
von 1948 bis 1965

Jerry Clifford - König der Lüfte

In den 50-er und 60-er Jahren haben sich mehrere Wiener Verlage auch auf dem Gebiet der Science Fiction und Fantasy versucht - wobei diese Reihen im Laufe der Zeit weitgehend, meiner Meinung nach zu Unrecht, in Vergessenheit geraten sind. An diesem Thema Interessierte möchte ich auf den Artikel von D.Wrath über „Utopische Leihbücher und Romanhefte aus Österreich“ verweisen.


Ich will versuchen, einige dieser Heftreihen wieder ins Gedächtnis zu rufen: Reihen, die nur mehr teilweise, wenn sie überhaupt auf den Markt kommen, für uns Sammler zugänglich sind.

Als nächstem Objekt möchte ich mich einer weiteren Besonderheit zuwenden, einer Heftserie aus dem Fitz Verlag, nämlich

Jerry Clifford - König der Lüfte
Diese Heftreihe ist 1954 in insgesamt 2 Heften im Willi Fitz Verlag erschienen, ein drittes Heft wurde zwar angekündigt, ist aber nicht mehr erschienen. Als Autor firmiert Rolf Shark, ein Pseudonym des bekannten Schriftstellers Karl Hans Koizar, der unter anderem für den Mauerhardt Verlag Abenteuerromane schrieb und auch die einzige österreichische Fantasy Serie „Torgo, Prinz von Atlantis“ verfaßte. Außerdem ist dieser Autor noch für seine Romane über den 2. Weltkrieg bekannt. In Wikipedia findet man darüber ausreichend Material.

Ein Jahr später startete der Willi Fitz Verlag einen neuen Versuch auf dem Gebiet der SF, mit einer Reihe namens „Der Zukunfts-Roman“ die es immerhin auf drei Ausgaben brachte. Kommerziell dürften diese 2 Reihen „Jerry Clifford“ und „Der Zukunfts Roman“ eher einen mäßigen Erfolg gehabt haben, sie sind mir in meiner Schulzeit nicht aufgefallen und ich konnte auch kein Originalheft ausfindig machen. Auch in Romantauschzentralen habe ich diese Hefte nie gefunden, nur die bekannteren Reihen aus dem Steffek (Star Utopia, Uranus) und Mauerhardt Verlag (Torgo, Im Jahr 2000) sind mir schon seit damals bekannt. Außerhalb der Sammlungen der Österr. Nationalbibliothek ist mir kein Sammler bekannt, der die Originalhefte besitzt. Lediglich Repliken der Hefte „Jerry Clifford“ sind zu bekommen.

Bei „Jerry Clifford König der Lüfte“ handelt es sich (auch nach dem Katalog der österreichischen Nationalbibliothek) um folgende Titel:

  • 1 Rolf Shark    Überfall in New York    [1954.]
  • 2 Rolf Shark    Die geheimnisvolle Insel    [1954.]
  • 3 Rolf Shark    Die Landung der Marsmenschen    nicht erschienen

Diese Romane sind in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich, erstens das Format mit 32 Seiten Umfang und zweitens der farbige Titel, der auf der ersten Seite integriert ist.

Sodann die Thematik der beiden Romane, die man als eine Mischung zwischen SF, Abenteuerroman, Mantel und Degen-Geschichte und auch als Parodie bezeichnen könnte.

Meiner Meinung nach wollte der Autor die Leser etwas auf die Schippe nehmen. Das erkennt man auch aus der Story und den handelnden Personen und darum möchte ich mich auch mit dem Inhalt ausführlicher befassen.

Hauptperson ist Jerry Clifford, der mit seinen Gefährten Kid, Bunky, Humple-Jim und  Captain Blood unter Verwendung seines Wunderautos, das sowohl Hubschrauber als auch ein Amphibienfahrzeug ist, um sein Erbe kämpft.
Sein Gegenspieler ist sein Cousin Harrow, der sich des Erbes nach der Ermordung von Cliffords Eltern bemächtigt hat, unterstützt von seinen Mitarbeitern Geronimo Gonzales sowie Pfefferones und Morawetz.
Außerdem ist Inspektor Jeremias Knox von der New Yorker Polizei mit im Spiel sowie zwei etwas dämliche Privatdetektive namens Bud Winslow und Dick Parker.
Um den Kuriositätenreigen zu beschließen, möchte ich noch Don Antonio de Ramatama, den Bürgermeister der mexikanischen Stadt Quargeles, einen Filmschauspieler Rudolfo Gorgonzola, einen verschlafenen Saurier sowie einen Marsmenschen aus Schnurliburli mit einer Vorliebe für Kaugummi erwähnen.

Inhalt der Hefte/Story
Östereichjische SF Heft 1: Überfall in New York
Jerry Clifford und seine Gefährten überfallen eine Bank in New York und entkommen trotz der Straßensperren, die Inspektor Knox sofort errichten läßt, mit Hilfe des Wunderautos, das wie ein Hubschrauber funktioniert. Die Bank beauftragt dann zwei etwas dämliche Privatdetektive Winslow und Parker mit der Wiederbeschaffung der gestohlenen 40 Millionen. Die Detektive werden wiederum von Gangstern bedroht, die die Millionen gerne selbst geraubt hätten.
Jerry Clifford, wegen seines fliegenden Autos auch König der Lüfte genannt, kidnappt den Bankpräsidenten, erzählt ihm seine Geschichte von
dem gestohlenen Erbe und seinem Feind Harrow, dessen Geld er sich durch den Bankraub zurückgeholt hat.
Die Privatdetektive erhalten einen Tip von Clifford, wo sein Versteck sei. Diese Information bekommen dann die Gangster und Inspektor Knox, der die Gangster dort verhaftet und den Banker befreien kann.
Er verfolgt Jerry Clifford bis nach Hollywood, wo dieser mit einem Schauspieler namens Rudolfo Gorgonzola die Rollen tauscht; der Schauspieler wird an seiner Stelle verhaftet.
Außerdem wird Harrows Sekretär Gonzales aus einem Zug mit Hilfe des Wunderautos gefangen genommen und sie entkommen damit nach Mexiko.

Östereichjische SF Heft 2: Die geheimnisvolle Insel
Jerry Clifford erreicht mit seinen Gefährten im Wunderauto die Insel seines Feindes Harrow, wo dieses durch eine Explosion beschädigt wird.
Außerdem weckt die Explosion einen auf der Insel schlummernden Riesensaurier. Harrow läßt durch seine Gefährten Pfefferones und Morawetz dem Saurier eine Sprengladung an den Schwanz binden, damit dieser aufgeschreckt Clifford vernichtet.
Der Plan geht schief, der Saurier flüchtet auf das Festland und legt sich am Hauptplatz von Quargeles zum Schlummer nieder.
Don Antonio de Ramatama, der Bürgermeister ruft die beiden Privatdetektive Winslow und Parker zu Hilfe, diese mißverstehen das aber als Einladung zu einem Quargelessen. Nachdem sie in der Dunkelheit versehentlich auf dem Saurier übernachtet haben, können sie den Saurier vertreiben, indem sie ihm ein Foto der Tochter des Bürgermeisters zeigen. Dieser Schreck war wohl zuviel für den Saurier.
Inzwischen tappen Jerry Cliffords Freunde auf der Insel in eine Falle Harrows und sollen gefoltert werden, aber Harrow betätigt den falschen Schalter und das Vorhaben endet durch Lachgas.
Jerry Clifford versucht, seine Freunde zu retten und trifft in einer Höhle der Insel ein Männchen vom Mars mit einer Vorliebe für Kaugummi. Das war wohl als Überleitung und Einführung für das dritte Heft gedacht.
Inspektor Knox erreicht Harrows Versteck und kann Clifford gefangennehmen. Mit Hilfe von Harrows Assistenten Gonzales chartert er ein Flugzeug, um Clifford nach New York zu bringen. Als Knox schläft, wirft Gonzales Clifford aus dem Flugzeug, um ihn zu töten. Er hat aber nicht mit Cliffords Spezialfallschirm gerechnet. Clifford landet auf einer fliegenden Untertasse vom Mars und entkommt mit dieser.

Östereichjische SF Heft 3: Die Landung der Marsmenschen
Unter diesem Titel lesen Sie die nächsten aufregenden Abenteuer des "Königs der Lüfte", Jerry Clifford. Ein außergewöhnlicher Mann in der Kette außergewöhnlicher Ereignisse . . .
Leider gab es nur diese Vorankündigung, das Heft selbst dürfte nie erschienen sein.

Es ist schade, daß keine weiteren Hefte dieser Reihe erschienen sind, denn der Autor entwarf eine gelungene Parodie auf das Genre der Abenteuer- und SF-Romane.
Allerdings dürfte diese Art von Humor damals bei den Lesern nicht besonders angekommen sein, mir ist kein weiterer derartiger Versuch bekannt. Nach den beiden Heften hat der Willi Fitz Verlag die Reihe eingestellt, da sie anscheinend auch kein besonderer kommerzieller Erfolg war.

Die Verbreitung der Hefte dürfte mangels einer entsprechenden Auflage gering gewesen sein. Auch war der Preis für insgesamt 32 Seiten etwas hoch, während die bereits ab 1953 erscheinenden Hefte der Reihe Utopia den doppelten Umfang hatten.

Es gab auch noch im Pfriem-Verlag eine Buchreihe Jerry Clifford mit insgesamt sieben Bänden, die in den Jahren 1955 -1957 erschienen ist. Diese Reihe hat jedoch thematisch nichts mit Jerry Clifford, König der Lüfte, zu tun. Sie handelt von einem Sensationsreporter, der (ähnlich dem 1950 erschienen „Weltreporter“ von Rolf Murat) um die Welt reist und von seinen Abenteuern berichtet. Die Namensgleichheit ist daher nur ein Zufall und es ist keine Fortsetzung der obigen Romanreihe.

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