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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 33

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (33. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt. Ernst Vlcek hat seinem Perry Rhodan-Autorenkollegen Hans Kneifel am 17. Juni 1975 das DK-Exposé Nr. 60 auf dem Leib geschrieben. Die Handlung spielt auf Sardinien - der zweite Heimat von Kneifel - und der Held der Handlung soll Johannes Fienkel (eine Anagramm von Kneifel) heißen. Viel Spaß beim Lesen...

60DIE GLUT DER TOTEN AUGEN
TRIP IN DIE UNTERWELT
Dämonenkiller 60
Schauplatz: Sardinien
Zeit: März (im Anschluß an Band 59)
Autor: Kneifel-Kelasker

Titelbild:
Krakenähnliches Monster taucht (in einer Grotte) aus den Fluten und bedroht mit Tentakeln halbnackte Blonde im Vordergrund: Mädchen ist mit Halsschelle an Pfosten gekettet; rundum Stillleben von Totenschädeln und Menschenknochen, was auf Appetit des Monsters schließen läßt.
!!Titelbildfoto mit Exposé an Autor schicken!!

Vorbemerkungen zur Situation:
Dorian Hunter ist Theriaksüchtig. Das von Coco gemixte Gegenmittel (Taxin-Theriak) ist alle - Dorian hat es dem Dämon Lucius von Alkahest verabreicht, um ihn killen zu können, und hat selbst nichts mehr davon abbekommen. Bevor Lucius starb, hat er seine Absicht kundgetan, Dorian nach Sardinien zu schicken, damit er ihm etwas von dem besonderen "Salz" beschaffe, das er als Zutat für sein Theriak benötigt. Um aber Überschneidungen zu vermeiden, wurden in Band 59 keine Einzelheiten erwähnt. Es wurde nur ausge­sagt, daß sich Dorian nun auf eigene Faust auf den Weg nach Sardinien macht, um sich dort Theriak zu beschaffen, ohne das er nicht mehr leben kann. Zuvor hat er jedoch durch eine Rückfrage in der Jugendstilvilla erfahren, daß Coco noch nicht (Taufe ihres Kindes) zurückgekehrt ist, so daß sie ihm auch kein Gegenmittel zubereiten kann. Dorian muß also nach Sardinien, um nicht vor die Hunde zu gehen.
Seine Reise und das Drumherum braucht nicht geschildert zu werden. Um dem Autor die Sache zu erleichtern und (wie ich hoffe) ihm die Arbeit reizvoller zu machen, kann er den Roman aus der Warte eines Unbeteiligten (Ich-Form) schildern.
Hier gleich die Daten zu seiner Person:

Johannes Fienkel, ca. 30, groß, schlank, sportive Erscheinung, ist von dem, was ihm die Umwelt zu bieten hat, frustriert, flüchtet deshalb gelegentlich nach Sardinien, um dort seine grauen Zellen zu regenieren und zu arbeiten. Er ist Schriftsteller und könnte ein Kollege von uns sein, denn den Ehrgeiz, auf den Nobelpreis hinzuarbeiten, hat er längst schon aufgegeben. Er schreibt unter dem Pseudonym Jean LeFienk (oder einem anderen, wenn dem Autor die Namensumkehrung zu blöd ist) und hat von seinem Verleger den Auftrag bekommen, einen gruseligen Horrorroman zu schreiben, der es in sich hat...
... und wie das Leben eben so spielt, wird er, nachdem er vergebens auf den Kuß der Muse gewartet hat und seinen absoluten Tiefpunkt erreicht hat, zufällig in mysteriöse Geschehnisse verwickelt, die Stoff genug für einen Roman hergeben.
Und hier noch ein geistvoller Spruch: Es hieße Eule nach Athen tragen, wollte man dem Autor etwas über Sardinien sagen. Deshalb unterlasse ich es wohlweislich und gebe ihm diesbezüglich freie Hand. Wenn ich den Schauplatz mit Dorgali festlege, dann deshalb, weil mir bekannt ist, daß es dort weitverzweigte (Tropfstein-) Höhlensysteme gibt. Und wir brauchen eine Grotte für unseren Riesenkalmar.

Handlung:
"Der einzige Bewohner der Insel saß ahnungslos in seiner sturmum­tosten Hütte, als es plötzlich an der Tür klopfte..."
So oder ähnlich beginnt Fienkel seinen Schauerroman mit einem Knalleffekt. Aber über den Anfang kommt er nicht hinaus. Bei Schnaps und Zigaretten überlegt er sich, wer der klopfen könnte. Ein Schiffbrüchiger, der ein Werwolf ist und sich in einen solchen verwandelt, nachdem er eingelassen wurde?
Nein, eine einsame Insel ist überhaupt nicht gut, bietet zu wenig Möglichkeiten für action. Es kann sich ja um eine verlassene Gegend handeln auf einer bewohnten Insel. Und der Romanheld kann sich in einer ähnlichen Lage wie er selbst befinden. Er ist auch allein in seinem Bungalow, weit und breit keine Menschenseele, weil die anderen Ferienhäuser um diese Jahreszeit noch unbewohnt sind.
Draußen geht ein Sturm, es schüttet in Strömen. In der Ferne hat gerade ein Esel qualvoll geschrien... jetzt ist er verstummt... er hätte bei einem schaurigen Opferfest sein Leben aushauchen können. Verdammt, diese Atmosphäre muß doch inspirieren.
Unser Autor setzt sich wieder an die Schreibmaschine, liest, was er gerade geschrieben hat: "... an der Tür klopfte..."
Und da pocht es wirklich an der Tür. Er geht hin öffnet.
Da steht Angela, triefend naß, warnt ihn mit beschwörender Stimme. Das kann doch nicht wahr sein. Fienkel kennt Angela seit Jahren. Sie ist eine Schönheit, aber blind. Als Kind ist ihr Kalk in die Augen gekommen. Fienkel hat er einmal gesagt, daß sie Chancen habe, wieder sehend zu werden, durch Hornhautverpflanzung. Sie aber antwortete, daß sie auch so glücklich sei. Sie könne Dinge sehen, die ein Sehender nicht einmal ahnt. Angela ist ein geheimnisvolles Mädchen... vor allem in den Augen des phantasiebegabten Schrift­stellers... sie verschwindet oft für Wochen, ist scheu, wird von Ihrer Familie von allen (fremden) Einflüssen ferngehalten. Er konnte immer nur wenige Worte mit ihr wechseln.
Und da kommt sie plötzlich in finsterer, stürmischer Nacht in seinen Bungalow, sagt, sie wolle ihn warnen, weil sie ihn mag, er solle flüchten, weil sie bald kommen würden, um ihn zu brandmarken, und sie müsse schnell wieder weg, weil man sie nicht bei ihm finden dürfe und er solle nur ja nicht die Seelenkristalle an sich nehmen und nicht in sie starren, sonst sei er verloren. Er soll flüchten, sonst ist er des Todes.
Da klopft es wieder. Das Mädchen gerät außer sich, sagt, das seien sie bereits, sucht panisch nach einem Fluchtweg. Fienkel aber nimmt ihre Warnung nicht ernst, geht die Tür öffnen. Da wird ihm eine blutgefüllte Tierblase ins Gesicht geknallt. Draußen sind tanzende Gestalten in Umhängen, spielen auf fremdartigen Instrumenten schaurig, geben Singsang von sich, treiben ihn in die Hütte.
Die Vermummten umtanzen ihn, dann lassen sie sich um ihn nieder, spielen auf ihren Instrumenten weiter, beobachten anscheinend seine Reaktion. Sie erwarten sich irgendetwas Bestimmtes von ihm.
Er tut auch was: rennt zur Tür. Dort haben die Vermummten inzwischen den Schädel des geopferten Esels (mit dessen Blut man unseren Helden besudelte) aufgespießt. An Stelle der Augen sind leuchtende Kristalle. Die Vermummten kommen nun drohend näher. Fienkel erinnert sich, was Angela über die Kristalle gesagt hat, das macht ihn neugierig. Er nimmt sie an sich und schleudert den Schädel den Vermummten entgegen. Rennt zu seinem Wagen, fährt los. Er will vorerst ins nahe Dorgali, um zu verschnaufen und seine Ge­danken zu ordnen... So ein knalliger Romananfang wäre ihm nicht eingefallen. Aber wie soll es weitergehen?
Naiv wie unser Schriftsteller ist, der glaubt, seine Phantasie­welt streng von der Realität trennen zu können, glaubt er, sein Recht und Schutz bei den Karabinieri finden zu können. Er meldet, daß er in seinem Haus überfallen worden ist, hält aber instinktiv Einzelheiten zurück. Man vertröstet ihn auf morgen. Fienkel steigt für die eine Nacht in der Herberge eines Mannes unter, mit dem er früher, als er noch verzweifelt Kontakte zu den Eingeborenen suchte, so manche Nacht durchzechte. Der gute Mann gibt ihm Quartier, als er aber von Fienkel die Kristalle gezeigt bekommt, wendet er sich wie geblendet ab.
Am nächsten Morgen wird unser Held vom Wirt geweckt. Die Gendarmen seien auf dem Weg hierher. Fienkel wundert sich, was er denn von ihnen zu befürchten habe. Der Wirt aber hat die Hosen voll, macht Andeutungen ohne etwas Konkretes zu sagen. Fienkel müsse ver­schwinden, oder sie beide seien verloren. Fienkel sei zu einem Verfemten geworden, weil er sich der Gerichtsbarkeit der Vermummten entzogen habe. Er sei gezeichnet, das Eselblut, das an ihm hafte (obwohl er sich ordentlich gewaschen hat), verrate ihn, ihm hänge der Geruch eines Verdammten an - und Ähnliches.
Unser Held läßt sich überzeugen - vor allem weil er den Wirt in nichts hineinziehen möchte -, daß es für ihn besser sei, unbemerkt zu verschwinden. Er denkt an Mafia und was weiß ich alles, setzt sich jedenfalls ab, bevor die Gendarmen ihn abholen.
Er erinnert sich an das Angebot eines Mannes, dener vor zwei Tagen kennengelernt hat. Dieser ist stinkreich und hat gesagt, daß er mit seiner Jacht vor Dorgali ankere und Fienkel jederzeit an Bord willkommen sei. Auf dieser Jacht könnte er vorerst Schutz suchen.
Fienkel braust mit seinem Wagenlos, die Kristalle brennen (symbolisch) wie glühende Kohlen in seiner Tasche. Plötzlich läßt sich dar Wagen nicht mehr lenken, fährt hin wo er will - oder eine unsichtbare Macht. Es geht in Richtung einer Grotte an der Küste. Dort, am Strand, scheint er bereits erwartet zu werden. Unheimliche Gestalten tauchen auf, während der Wagen mit Fienkel auf sie zuhält. Fienkel aber, den Ernst der Lage endlich begreifend, springt aus dem Wagen.
Was für ein Zufall - ist es Zufall? - daß gerade das Beiboot (Schlauchboot mit Außenborder?) der Jacht am Steg anliegt. Fienkel hin, wird an Bord genommen, bevor das Boot ablegt. Der Jachtbesitzer selbst ist im Schlauchboot, gibt sich Fienkel gegenüber jovial, lacht aber doch zu gekünstelt, als dieser über eine Verschwörung gegen ihn spricht. Nun, auf der Jacht wird er in Sicherheit sein.
Auf der Jacht bekommt er eine Kabine, um sich dort auszuruhen. Die Stimmung an Bord unheimlich schildern. Irgendwas stimmt da nicht. Der Jachtbesitzer benimmt sich nun auch nicht gerade vertrauener­weckend. Er erzählt (mit unterschwellig sadistischem Vergnügen) Fienkel, er habe von den Karabinieri erfahren, daß er, Fienkel, als verschollen gemeldet sei. Er gelte als Tod. Und deshalb, weil sein Tod amtlich belegt sei, wäre man wahrscheinlich hinter ihm her. Fienkel findet das total verrückt, doch der Jachtbesitzer meint, es gebe bestimmte Gesetze, die nicht von Sterblichen gemacht sind, denen man sich unterwerfen müsse, wenn man einmal in den Bannkreis geraten sei. Und Fienkel ist in einen solchen Teufelskreis geraten. Aber er, der Jachtbesitzer, werde sehen, was er für ihn tun könne. Er bekomme am Abend von jemand Besuch, der ein gewich­tiges Wort zu reden habe und bei dem er für Fienkel intervenieren wolle.
Das alles verwirrt unseren Helden noch mehr. Als er aus der Nachbarkabine ein Stöhnen und Schreien hört, bagatellisiert der Jachtbesitzer: dort liege ein Seekranker, der absolute Ruhe benötigt und von niemand gestört werden darf.
Als Fienkel allein ist, übermannt ihn dennoch die Neugierde. Er schleicht sich in die Nachbarkabine. Dort liegt ein Mann ange­schnallt, der einen erbärmlichen Eindruck macht. Es ist der DK Dorian Hunter. Er verlangt nach Theriak, bettelt, winselt. Offenbar hält er Fienkel für jemand von der Schiffsbesatzung. Und Fienkel kombiniert, daß hier mit irgendeinem Rauschgift gehandelt wird und er vor sich einen Süchtigen hat. Dorian kann noch berichten, daß er von der britischen Insel hergekommen ist, um sich etwas zu beschaffen, was er "Seelensalz" nennt und das eine Zutat des Theriaks ist, das er so dringend benötigt.
Als vor der Tür Geräusche zu hören sind, versteckt sich unser Held. Der Jachtbesitzer kommt herein, hat eine Art Wasserpfeife bei sich. Er sagt zum DK, daß er ihn entlarvt hat. Dorian hat sich nämlich als Beauftragter des Grafen Lucius von Alkahest ausgegeben, der Jachtbesitzer hat aber herausgefunden, daß der Graf durch Dorian eines gewaltsamen Todes starb. Und nun, sagt er, werde er Dorian Hekate übergeben, die bei Einbruch der Dunkelheit an Bord kommt. Soll sie bestimmen, was mit Dorian geschehen soll. Dorian darf durch die Wasserpfeife ein wenig Theriak inhalieren, dann geht der Mann - er ist zweifellos ein Dämon aus der Schwarzen Familie - aus der Kabine.
Fienkel kommt aus seinem Versteck. Dorian kann für wenige Minuten klar denken, bevor das Theriak zu wirken beginnt. Er sagte Fienkel einiges über die Dämonen, und daß er, Fienkel, als Opfer für irgendein Ritual auserwählt wurde. Aber Fienkel glaubt verständlicherweise, daß Dorian bereits phantasiert.
Immerhin weiß er aber, daß er auf der Jacht nicht sicher ist. Er sondiert die Möglichkeiten einer Flucht, befreit Dorian, als dieser sich beruhigt hat und wieder ganz normal ist. Und jetzt ist Dorian wieder ganz Dämonenkiller. Er schnappt sich eine Harpune und sucht die Kabine des Jachtbesitzers. Als er sie findet und Fienkel ihm über die Schulter schaut, dreht sich ihm der Magen um. Der Jachtbesitzer hat eine schreckliche Metamorphose durchgemacht, liegt schmatzend und kauend auf einem Mitglied seiner Bordbesatzung (das nicht in Details schildern, sondern nur die Phantasie des Lesers anregen).
Dorian erledigt ihn auf jeden Fall mit der Harpune, legt Feuer auf der Jacht. Beide fahren mit dem Beiboot in Richtung Land. Es dämmert. Als sie anlegen, sehen sie ein anderes Boot mit einer unheimlichen Besatzung aufs Meer hinausfahren. Drinnen sitzen maskenhaft starre Männer mit glühenden Augen. Aufrecht zwischen ihnen ist die Silhouette einer Frau zu sehen. Das muß Hekate sein. Das Boot hält aber nur kurz Kurs auf die Jacht, die lichterloh brennt. Plötzlich dreht es herum und fährt auf die Stelle zu, wo Fienkel und Dorian angelegt haben. Die beiden flüchten.
Sie finden vorerst in einer Hütte Unterschlupf. Fienkel ist nun eher geneigt, Dorians Berichten über Dämonen zu glauben. Dorian will wissen, ob Fienkel irgendetwas von den Besessenen, die in seinen Bungalow eingedrungen sind, angenommen hat, dessen Ausstrahlung ihnen den Weg zu ihm zeigen könnte. Da holt Fienkel die beiden Kristalle hervor. Er übergibt sie Dorian, wendet sich selbst ab, weil er im Freien ein Geräusch gehört hat. Da schreit Dorian hinter ihm auf. Er wurde von den Kristallen geblendet. Die Kristalle verlieren ihren Glanz, werden zu zwei unscheinbaren Klunkern.
Die Besessenen mit den glühenden Augen nähern sich der Hütte.
Sie haben sie umzingelt. Dorian ist vorübergehend blind, seine Augen beginnen wie die der Besessenen zu glühen. Fienkel erkennt, daß der DK das Schicksal erlitten hat, das ihm zugedacht war. Zu allem zeigt Dorian wieder die Symptome eines Rauschigiftsüchtigen. Er braucht wieder Theriak.
Fienkel versteckt sich auf dem Speicher der Hütte. Die Beses­senen dringen ins Haus ein, suchen nicht einmal nach ihm. Sie sind nur an den zwei matten Kristallen interessiert, als seien sie für sie erst wertvoll, weil sie ihren Glanz verloren haben. Dorian schließt sich den Besessenen an.
Fienkel folgt ihnen in sicherem Abstand. Es geht zur Küste hinunter. Die unheimliche Prozession verschwindet mit dem DK in einer Grotte. Fienkel folgt ihnen weiter unbemerkt. Indem er aus dem Bann der Kristalle geraten ist. scheint er für die Beses­senen Luft geworden zu sein.
Er dringt bis in ein großes Gewölbe vor, wo seltsames vor sich geht. Die Höhle liegt zum Teil unter Wasser. In der Mitte des Sees ist eine kleine Insel mit einem Pfahl, rundherum liegen menschliche Skelette (Titelbild). Rund um den See, halb im Wasser sind kristalline Gebilde gewachsen. Diese werden von den Besessenen mit den glühenden Augen eingesammelt - geerntet. Manche der Kristalle sind völlig glanzlos. Diese werden zu einem Mühlstein gebracht, wo sie von anderen besessenen "Blinden" zermahlen werden. Dort ent­deckt Fienkel auch die blinde Angela. Sie gehört zu den Sklaven, die den Mühlstein in Bewegung halten.
Fienkel kann mit ihr Verbindung aufnehmen. Sie freut sich darüber, daß er jetzt zu ihnen gehört. Sie weiß ja nicht, daß er ein Eindringling ist. Mit ihr ist nicht vernünftig zu reden, sie ist ganz anders als in der Anfangsepisode, wo sie ihn gewarnt hat. Sie, die nichts sehen kann, glaubt sich hier im Garten Eden und schwärmt von paradiesischen Vorgängen. Sie "sieht" als Blinde die Schrecken, die sich wirklich abspielen, mit ganz anderen Augen. Und sie schwärmt auch von IHM, dem "mit den zärtlich-einfühlsamen Armen" und hofft, bald dazu auserwählt zu sein, von ihm umarmt zu werden.
Fienkel wird bald Zeuge des Vorganges, den Angela ganz irreführend beschrieben hat. Ein Mädchen wird zur Insel gebracht und angekettet (überflüssig, ich weiß, aber auf dem Titelbild ist's nun mal so). Und dann taucht der Riesenkalmar aus dem Wasser auf und hält grausige Mahlzeit. Dabei hinterläßt er eine schleimige Spur, die bald erhärtet und kristallin wird. Daraus wachsen dann die Kristalle.

 

Achtung: Diese Erklärung ist vorerst nur für den Autor. Hekate, die bisher nicht voll in Erscheinung getretene Hexe, hält den dämonischen Riesenkalmar in dieser Grotte. Sie muß ihm in gewissen Abständen Menschen opfern, damit er die schleimige, gallertartige Substanz produziert, aus der dann die magischen Kristalle wachsen. Die meisten dieser Kristalle sind glanzlos und werden gemahlen, bis ein Pulver daraus entsteht, das eine der Substanzen ergibt, die die Dämonen (so auch Lucius von Alkahest) für die Zubereitung des Theriaks benötigen.

Andere, sogenannte "Seelenkristalle", die leuchten haben eine viel stärkere magische Kraft. Sie werden dazu gebraucht, um potentielle Opfer gefügig zu machen. Der Glanz der Kristalle blendet die Opfer, gleichzeitig wird ihre psychische Wider­standskraft gebrochen - und ihre blinden Augen, erstrahlen im Glanz des Kristalls. Während die geblendeten Opfer nun willige Sklaven für Hekate abgeben, werden auch die glanzlosen "Seelen­kristalle" zu dem halluzinogenen Pulver zerrieben.
Die Blendung der Opfer hält aber nur eine Weile an, sie müssen immer wieder geblendet werden. Wenn sich dadurch das Metapsychische in ihnen stark genug aufgeladen hat, können sie dem Kalmar geopfert werden.
Das kann aber der ahnungslose Fienkel noch nicht wissen. Er ahnt nur, daß Angela eines der nächsten Opfer sein wird. Er flieht, um Hilfe herbeizuholen.
Als er sich in Sicherheit gebracht hat, wird er sich aber erst richtig bewußt, in welcher Klemme er steckt. Wen soll er denn zu Hilfe holen? Man wird ihn für verrückt halten, wenn er diese haarsträubende Geschichte erzählt. Außerdem hat er ja erlebt, wie alle Einheimischen in Angst leben und sich nicht aufzubegehren trauen. Ja, wahrscheinlich lassen sie es sogar zu, daß Fremde geopfert werden, damit sie selbst verschont bleiben.
Er muß damit rechnen, von den Einheimischen verraten zu werden. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als in seinen Bungalow zurück­zukehren. Die Besessenen haben alles belassen, wie es war. Der Bogen ist sogar noch in die Schreibmaschine eingespannt. Dort steht noch die erste Zeile seines Romans. Jetzt wüßte er, wie es weitergehen sollte. Doch wie würde die Geschichte enden?
Da klopft es. Nicht schon wieder, denkt er. Diesmal ist er vorsichtiger. Als er die Tür öffnet, ist dort niemand. Er kehrt ins Haus zurück - und da steht eine Frau. Sie entschuldigt sich für ihr seltsames Verhalten, begründet dies damit, daß sie auf der Hut sein müsse. Jetzt ist sie sicher, daß sie ihm vertrauen könne. Das freut ihn, meint er sarkastisch. Die Frau nennt sich Coco (und sie ist es auch) und benimmt sich weiterhin seltsam.
Fienkel weiß nicht, wie ihm geschieht - er wird hypnotisiert - erlebt wie im Traum seine Erlebnisse noch einmal durch und glaubt auch, ein intimes Verhältnis mit dieser geheimnisvollen Frau zu haben, weiß aber nicht, ob auch das nur ein Traumerlebnis ist - auf jeden Fall dezent bleiben.
Coco gibt sich dann als Dorians Geliebte zu erkennen. Sie will ihn befreien - und Fienkel soll ihr helfen. Das ist nur recht und billig, weil Dorian sein Schicksal erlitten hat. Fienkel kann gar nicht nein sagen, denn sie hat ihn gehörig becirct, sprich verhext, und zwar ist so gerade soweit gegangen, daß er ihr nicht für immer verfallen ist.
Coco hat alles für die Exkursion in die Grotte vorbereitet. Ein Taxin-Theriak, das Dorian von seiner Sucht heilen soll, hat sie längst schon gemixt und hat es bei sich. Fienkel sieht seltsam berührt zu, wie sie nun einen Köder für den Riesenkalmar zubereitet. Nicht in Einzelheiten schildern, wie sie ein Opferlamm schlachtet, auch nicht, wie sie es ausnimmt und eine Füllung aus seltsamen Kräutern etc. hineinstopft - aber es soll erkenntlich sein, daß sie es tut.
Die beiden finden sich in der nächsten Nacht bei der Grotte ein. Dringen vor. Coco hofft, daß Hekate nicht persönlich an­wesend sein wird, denn noch fühlt sie sich nicht stark genug, sich mit dieser Hexe zu messen. Coco über Hekate nur aussagen lassen, daß sie überaus mächtig ist und ihren Einfluß innerhalb der Schwarzen Familie ausdehnen möchte. Das Theriak (wir wissen: es gibt unzählige Arten dieser Mixtur mit verschiedensten Wirkungen) hilft ihr auch Dämonen in ihre Abhängigkeit zu bringen.
Als sie in das scheinbar natürlich gewachsene Gewölbe mit dem See eindringen, bietet sich ihnen ein ähnliches Bild wie es in der Nacht zuvor Fienkel gesehen hat. Die geblendeten Sklaven mit den glühenden Augen sind dabei, die Kristalle einzusammeln und sie zu Pulver zu mahlen. Dorian ist ein Blinder unter Blinden, er hat noch unter seiner Sucht zu leiden. Liegt irgendwo in einer Höhle, wo Hekate ihn verrecken lassen will. Der Dämonenkiller soll qualvoll sterben, hat sie beschlossen.
Coco dringt bis zu ihm vor - der Autor kann nach eigenem Ermessen magische Fallen einbauen, die sie zu überwinden hat, das frei und phantastisch schildern - und flößt ihm das Gegenmittel ein. Dorian ist nicht schlagartig nüchtern, aber immerhin ist er auf dem Weg einer schnellen Besserung. Er kann auch Auskunft über einen Dialog mit Hekate geben - sehen konnte er sie ja nicht. Dorian hat von der überheblichen Hekate erfahren, daß ihr Reich irgendwo im Himalaya liegt. Dort züchtet sie auch jene Blume, deren Blüten Dorian bereits kennt (Band 58 und 59) und von der er auch eine Tuschpinselzeichnung besitzt und von der er weiß, daß die Wurzel eine der wichtigsten Zutaten für Theriak ist... Das nur einstreuen, wir wollen den Leser ja nicht vom eigentlichen Handlungsstoff ablenken, sondern nur eine Brücke zum Nachfolgeband schlagen.
Coco wird nun von Fienkel alarmiert. Er sagt, der Riesenkalmar sie aus den Fluten aufgetaucht und mache sich an sein nächstes Opfer. heran. Dieses ist keine andere als Angela.
Schon hat sich das Monster an die Insel herangearbeitet, tastet sein Opfer mit den Tentakeln ab... Angela sieht das Ungeheuer nicht, scheint die zärtlichen Umarmung zu genießen. Und das Monster genießt das Vorspiel.
Coco und der Schriftsteller bringen das präparierte Opfer­tier auf die Insel. Der Riesenkalmar wird von dem Köder angelockt, läßt von dem blinden Mädchen ab - verschlingt den Köder. Fienkel ist schon zur Stelle und befreit Angela, die sich das gar nicht zu schätzen weiß.
Inzwischen beginnt das Gift des Köders zu wirken, das Ungeheuer tobt, stirbt eines langsamen, qualvollen Todes, peitscht mit seinen Tentakeln das Wasser, etc. schleppt sich an Land, wo es sein Leben aushaucht.
Damit wäre dieses Abenteuer beendet. Im Epilog, der etwas später spielen müßte, könnte ausgesagt werden, daß der Schrift­steller seinen Roman längst abgeschickt hat - er brauchte eigentlich nur seine Erlebnisse niederzuschreiben, mit einigen dramaturgischen Änderungen versteht sich. In einem Brief des Cheflektors des Moeve-Verlags wird ihm bescheinigt, daß er ein bestsellerverdächtiges Werk zur Horrorwelle beigetragen hat, nur wundert sich der Cheflektor, wie er im Vorwort behaupten konnte, der Roman habe autobiographische Züge...
Ich überlasse es dem Autor, ob er es zu kitschig findet, den Erfolgsautor und Angela letztlich zueinander finden zu lassen.

Schlußbemerkung:
Es schadet bestimmt nichts, wenn einmal nicht unsere Serienhelden die Haupthandlungsträger sind. Aber Coco und Dorian sollten doch nicht zu schlecht abschneiden, nicht zu blaß herauskommen. Vielleicht könnte man auch zwischendurch aus Dorians Warte erzählen - dann nämlich, wenn er sich in der Grotte des Ungeheuers befindet und den Dialog mit Hekate führt, oder wenn er im Fieber daliegt, er leidet, weil man ihm das Theriak vorenthält.
Aus Dorians Gedanken könnte der Leser auch erfahren, wie er nach Sardinien gekommen ist, was ich aber nicht für wesentlich halte.
Coco fand den Weg nach Sardinien leicht, weil Dorian hinter­lassen hat (in der Jugendstilvilla), wohin er sich begibt. Eine Hochrechnung, die Sullivan durch den Computer vornahm, könnte das Gebiet von Dorgali als exponiert bezeichnet haben. Deshalb tauchte Coco dort auf. Und da sie bei den Einheimischen nur auf Ablehnung gestoßen ist, hat sie sich bei unserem Schriftsteller als einzigem Außenstehenden und doch in die Sache Verwickelten eingefunden. Sie könnte ja auch vermutet haben, daß er mit den Dämonen paktiert.
Über die weiteren Unternehmungen des Dämonenkillers nichts aussagen.

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Kommentare  

#1 JLo 2014-02-20 00:27
Ach Uwe.....
Wie Du weisst, bin ich seit gefühlten Ewigkeiten ein Kneifel-Fan. Und gerade dieses Heft ist - trotz einiger Längen - einer seiner besseren Romane. Der Anfang ist sehr stark beschrieben und am Ende flacht es zu Gunsten des geforderten Abschlusses ab. Aber das liegt in meinen Augen mehr an der Logik des Heftromans.
Ich lese gerade #67 neu - er ist zwar besser als der Vorgänger von Herrn Friedrichs - nichtsdestotrotz SEHR schwere Kost.
#2 Schnabel 2014-02-20 08:14
Mir haben nur die beiden letzten DK-Nummern (79 + 85) von Hivar Kelasker gefallen.
Ich habe damals - in den siebziger Jahren - nicht gewußt, daß Hivar Kelasker ein Pseudonym von Kneifel war.
Seine Atlan-Taschenbücher habe ich mit Begeisterung gelesen und als ich später erfuhr, daß Kneifel und Kelasker ein und die selbe Person waren, war ich vom Autor enttäuscht. Wie konnte es sein, daß jemand so gute Atlan-Zeitabenteuer schrieb und dann so schwache DK-Romane ablieferte. Vielleicht lag ihm die Gruselthematik nicht.
Ach nur am Rand, den Vlcek-Gag mit dem Namensanagramm Johannes Fienkel hat er nicht umgesetzt, beim ihm hießt der Autor:Arnold Valgruber.
#3 Heiko Langhans 2014-02-20 08:50
Vielleicht hätte Kneifel mit einem Speyer- oder da-Mosto-Abenteuer mehr anfangen können. Gerade beim letzteren sind noch große Lücken in der Biographie.

War mit Arnold Valgruber gar Ernst Vlcek selbst gemeint?
#4 Schnabel 2014-02-20 09:24
zitiere Heiko Langhans:
Vielleicht hätte Kneifel mit einem Speyer- oder da-Mosto-Abenteuer mehr anfangen können. Gerade beim letzteren sind noch große Lücken in der Biographie.

Bei den Vergangenheitsabenteuern haben die drei Hauptautoren (Luif/Vlcek/Appel) die Exposé zugeteilt bekommen.
Es waren weitere Michele da Mosto-Taschenbücher geplant, aber durch die DK-Indizierung war das Thema erledigt.

zitiere Heiko Langhans:
War mit Arnold Valgruber gar Ernst Vlcek selbst gemeint?

Das weiß ich nicht...
#5 Andreas Decker 2014-02-20 11:25
79? Der Kneifel hat dir gefallen? Im Ernst? :eek: Also das ist nun wirklich einer der ödesten Romane der Uhu-Romane der Serie. ;-)

Ja, mit da Mosto hätte man noch so viel machen können. Die Figur in dem historischen Umfeld schreibt sich eigentlich von allein. Sagt schon viel aus, dass das keiner mehr auf die Reihe gekriegt hat.

Zitat:
Wie konnte es sein, daß jemand so gute Atlan-Zeitabenteuer schrieb und dann so schwache DK-Romane ablieferte.
Na ja, die letzten Bände waren eigentlich ziemlich unlesbar, sowohl inhaltlich wie auch von der Erzählweise.
#6 Schnabel 2014-02-20 12:30
zitiere Andreas Decker:
79? Der Kneifel hat dir gefallen? Im Ernst? :eek: Also das ist nun wirklich einer der ödesten Romane der Uhu-Romane der Serie. ;-)

Naja, im Vergleich zu den Bänden davor, war die Nummer lesbar.

zitiere Andreas Decker:
Na ja, die letzten Bände waren eigentlich ziemlich unlesbar, sowohl inhaltlich wie auch von der Erzählweise.

Ich meine vorallen, die Atlan-Zeitabenteuer der sogenannten ersten Staffel in den Perry Rhodan-Taschenbüchern.
Bei die zweiten und dritten Staffel gebe ich dir recht.
#7 Andreas Decker 2014-02-20 15:32
Stimmt schon, das war eine durchwachsene Zeit. 73/74 und 76/77 waren recht langweilig und brachten Elemente und neue Figuren rein, die größtenteils nicht funktionierten oder nicht besonders interessant waren. Ich mag immer noch die 78, aber auch nur, weil die Vergangenheitsebene wesentlich gelungener war als die doch recht schlichte Gegenwartshandlung.
#8 Thomas Mühlbauer 2014-02-20 21:28
[quote name="JLo"]

Und gerade dieses Heft ist - trotz einiger Längen - einer seiner besseren Romane. Der Anfang ist sehr stark beschrieben und am Ende flacht es zu Gunsten des geforderten Abschlusses ab. Aber das liegt in meinen Augen mehr an der Logik des Heftromans.
/quote]

Sehr gut gesprochen, JLo, das unterschreibe ich genau so. Zumindest handwerklich kann man nichts daran aussetzen, und der Schluss...nja, irgendwie musste man das Heft zu einem Ende bringen.

Der absolut schlechteste Roman von Kneifels ist in meinen Augen Schreie des Grauens, aber hier werde ich zu gegebener Zeit meinen Finger heben...

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