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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 52

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (52. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Heute beschäftigen wir uns mit dem Dämonenkiller-Exposé 78, das Ernst Vlcek am 19. September 1975 für seinen Wiener DK-Kollegen Kurt Luif geschrieben hat. Viel Spaß dabei ...

77DER TEUFELSREIGEN
DIE SAAT DES BÖSEN
Dämonenkiller 78
Schauplatz: Ligurische Küste
Zeit: Gegenwart - Februar; Vergangenheit - 1570
Autor: Luif-Davenport
Termin: 12.11.1975

Titelbild (JAD - 229 TE):
Folgende Szene spielt in einer Grube, Luftwurzeln beherrschen den Hintergrund, grüner Farbton herrscht vor. Blondine, nur notdürftig mit Fetzen weißen Stoffes behangen, ist mit den Händen durch Stricke an zwei Eisenringe (über ihrem Kopf)  an 2 Meter großen Totempfahl gefesselt, der irgendwie an aztekische Kultur (eigentlich: Maya! – Kommentar Kurt Luif)  erinnert. Steinerner Totempfahl steht auf rundem Steinpodest, das von drei grünhäutigen Echsenwesen umlagert wird. Vor den Füßen des Mädchens steht Schale, aus der eine Rauch­schwade hoch - über das ganze Bild steigt. Einige Totenschädel liegen unordentlich herum.

Vorbemerkungen:
Band 77 spielte Ende November. Wir überspringen nun zwei Monate. In der Zwischenzeit hat sich organisatorisch einiges verändert.
Der Autor sollte die folgenden Fakten in Dialogen oder in Form von Dorians Gedanken in die Handlung einstreuen:
Jeff Parker hat das Geld für den Kauf des Kastells in Andorra vorgestreckt. Es wird Castillo Basajaun (was auf Baskisch soviel wie "Herr des Waldes" heißt) genannt. Der Zyklopenjunge Tirso wurde dort untergebracht. Seine Eltern sind nicht mit von der Partie, seine Mutter wäre ja gerne mitgekommen, aber Vater Miguel wollte endlich wieder "leben" können. Don Chapman, immer noch in der Hoffnung, ein Lebenszeichen von Dula zu bekommen, hat sich ebenfalls nach Castillo Basajaun zurückgezogen. Aus aller Herren Länder haben sich insgesamt sechs Brüder der MB freiwillig für den Dienst auf dem Kastell gemeldet. Bekanntlich will man ja dort eine PSI­-Zentrale einrichten. Unter diesen Freiwilligen ist aber keine der bekannten Personen der Magischen Bruderschaft.
Genauere Daten über diesen Komplex folgen, wenn sie für die Handlung wichtig sind. Jetzt soll dies aber nur erwähnt werden, damit der Leser die Zusammenhänge versteht.
Wir beginnen einen neuen, lose zusammenhängenden Zyklus mit dem sehr weitgespannten Thema "Stein der Weisen". Die einzelnen Bände werden kaum stark ineinandergreifen, die Handlung wird nicht verflochten sein: Einzelromane mit einem Generalthema, das möglicherweise gar nicht konsequent verfolgt wird.
Dieser Band wird sich auch wieder mit der Vergangenheit des DK beschäftigen und das weitere Schicksal seiner 4. Inkarnation als Michele da Mosto aufzeigen.
Die Handlung soll wieder in zwei Ebenen spielen, Vergangenheit und Gegenwart, wobei es dem Autor überlassen bleibt, wann und wie er den Wechsel von einer Zeit in die andere vornimmt.
Beginnen wir gleich mit der

Vergangenheit: im Jahr 1570
Seit Michele da Mostos Aufenthalt in Candia (Kreta) sind dreizehn Jahre vergangen. Viel ist in dieser Zeit passiert - und Michele ist einen ganz anderen Weg gegangen wie seine längst verstorbenen Brüder Jacopo (Pirat des Dogen) und Marino (Diplomat und Kauffahrer). Er ist überhaupt ganz aus der Art geschlagen, die Familie sieht in ihm ihr schwarzes Schaf - denn: Michele ist Alchimist geworden.
Er ist nicht studierter Doktor, sondern hat sich sein Wissen autodidaktisch angeeignet, hat in der Praxis Erfahrungen gesammelt.
Nach seinen Erlebnissen auf Candia hatte Michele verständlicher­weise wenig Lust, länger auf der Insel zu bleiben. Er wollte auf einmal seinen Brüdern nacheifern und ein Abenteurer werden, was sein Vater Lorenzo nur zu gerne unterstützte. Doch es kam alles anders.
Michele lernte auf seinen Reisen fremde Kulturen und die Mysterien fremder Mythologien kennen. Diese faszinierten ihn mehr als Rauf­händel, und das Forschen bot ihm viel mehr Abenteuer. Michele beschäftigte sich mit Magie - wofür er durch sein Schicksal (die Erinnerung an seine früheren Leben hat er ja längst) geradezu prädestiniert war.
Aber er befaßte sich nicht nur mit osmanischer, persischer, ägyptischer und jüdischer Magie, sondern auch mit den abendländischen Geheimwissenschaften, die ein Schmelztigel aller anderen Geheimwissenschaften war.
Michele hatte als Speyer ja Faust gekannt, jetzt studierte er die Abhandlungen aller großen Zeitgenossen, nahm die Lehren des Paracelsus an, besuchte Giambattista della Porta in Genua und faszinierte sich für dessen Natürliche Magie, verschlang die Prophezeiungen des Nostradamus, büffelte die Kabbala - und lernte auf einer seiner Reisen nach England auch Dr. John Dee kennen, der seinerzeit mit Edward Kelly ausgezogen war, um okkulte und alchimistische Abenteuer zu erleben. Von Dr. Dee erfuhr Michele viele Geheimnisse, die dieser nie in seinen Büchern niederschrieb, und er beschloß, in dessen Fußstapfen zu treten.
Vor einem Jahr erlosch Micheles Wandertrieb - der Autor kann Episoden aus seinem bewegten Reiseleben bringen - und er ließ sich in Florenz nieder, denn nach Venedig getraute er sich nicht, weil er die Vorhaltungen seiner Familie fürchtete.
In Florenz richtete er sich ein Laboratorium für seine alchimistischen Versuche ein. An der Goldmacherkunst war er nicht interessiert, sondern es reizte ihn mehr, Leben zu erschaffen - wie seinerzeit Arbues de Arrabell Alraune erschaffen hatte. Michele wagte sich an solche Experimente, obwohl er wußte, mit welchen Gefahren sie verbunden waren. Aber er glaubte, aus den Erfahrungen und Fehlern anderen lernen zu können.
Er wollte Leben erschaffen, von dem die Dämonen nicht Besitz ergreifen konnten, sondern das er im Gegenteil für den Kampf gegen die Dämonen einsetzen könnte.
Michele glaubte an die Existenz des Steins der Weisen, nur sah er in ihm nicht die prima materia, mit der man Gold erzeugen konnte, sondern glaubte eher der fernöstlichen Deutung: der Stein der Weisen sei eher philosophisch zu verstehen. Er bringt die Unsterblichkeit, heilt Krankheiten. Der Stein der Weisen ist ein Katalysator (laut Michele), neben Feuer, Wasser, Erde und Luft das fünfte Element, das allgegenwärtig ist und in allen Dingen innewohnt: Wer dieses fünfte Element herauslösen kann, der hält die schöpferische Kraft in seiner Hand, mit der Gott die stoffliche Welt begabt hat. Deutlicher gesagt: Der Stein der Weisen ist der Urstoff, aus dem alles Stoffliche erschaffen wurde - und mit ihm kann man alles erschaffen - auch Leben.
In diesem Zusammenhang glaubt Michele auch, daß Hermes Tris­megistos, der Stammvater der Alchimie, das Geheimnis des Steins der Weisen gekannt hat, doch nahm er es mit in den Tod. Michele war auch in Ägypten, bei den Pyramiden von Gizeh, weil er hoffte die Mumie des Hermes Trismegistos (des dreimal Größten) zu finden. Doch er bekam nur Gerüchte zu hören, wonach diese Mumie mitsamt dem Stein der Weisen entführt worden sei. Michele jagte diesem Gerücht nach, fand aber keine Spuren der Mumie.
Jetzt hat er sich in Florenz niedergelassen, um sich praktischer Alchimie zuzuwenden.
Man läßt ihn ungeschoren, ja, man bringt ihm sogar eine gewisse Hochachtung entgegen. Er hat sich als Arzt und Wunderheiler einen guten Namen gemacht, als er Alessandro de Medici durch Quecksilber und Behandlung mit Guajakharz (das er selbst in der Neuen Welt kennengelernt hatte und das die Spanier aus San Domingo einführten) von Syphilis geheilt hatte.
Eine andere Adelsfamilie dagegen hat ihm Rache geschworen. Man rief ihnin den Palazzo, weil man wußte, daß er Kontakt zu dem Nekromanten Dr. Dee gehabt hatte, der zusammen mit Kelly Tote beschwor. Und man verlangte von Michele, unterDrohung, daß er das kurz zuvor verstorbene Familienoberhaupt für solange zum Leben erwecke, bis er den Erbstreit mit einigen Worten beigelegt habe. Michele hatte keine andere Wahl, als den Toten zu beschwören. Dieser regte sich tatsächlich, doch statt des Gewünschten tat er etwas anderes: er holte den Anstifter zu sich ins Totenreich, indem er ihn mit seinen Knochenhänden erwürgte, und die Totenstarre setzte so abrupt ein, daß zwei starke Männer die Knochenhände nicht vom Hals des Erwürgten lösen konnten.
Das könnte bereits die Anfangsepisode sein.
Michele muß nun die Rache dieser Adelsfamilie fürchten. Deshalb bittet er die de Medici um Schutz. Der wird ihm zugesagt. Doch der schlaue Alessandro de Medici (fiktiv) verlangt gleichzeitig eine Gegenleistung.
Er meint, daß Michele von der verfeindeten Adelsfamilie natürlich angeschwärzt werden wird; um sich in aller Öffentlich­keit reinzuwaschen und dazu noch unsterblich berühmt zu werden, müsse er eine Großtat setzen. Dafür biete sich in einem Dorf ander Küste, das in Alessandros Einflußgebiet liege, eine günstige Gelegenheit: in diesem Dorf ist die Pest ausgebrochen. Wenn nun Michele das Unglaubliche schaffe, was auch einst dem Nostradamus in mehreren Provinzen Frankreichs gelungen sei, nämlich über den Schwarzen Tod zu siegen, so könne er womöglich sogar mit einer Heiligsprechung rechnen.
Mit einem Wort: selbst die de Medici meinen, der Boden in Florenz sei für ihn zu heiß. Michele reist also zur Küste, nachdem Alessandro ihm versprach, seine komplette alchimistische Ausrüstung nachzuliefern.
Nun das Fischerdorf an der florentinischen Küste schildern. Dezent und nicht jugendgefährdend alle Schrecken der Pest zeigen. Michele ist dagegen immun, der schwarze Tod kann ihm nichts anhaben.
Da Michele seine Ausrüstung noch nicht bekommen hat, muß er sich mit primitiven Mitteln abhelfen. Erste Teilerfolge gelingen ihm mit dem Mittel, mit dem er bei der Bekämpfung von Syphilis solch große Erfolge erzielt hat (Achtung: es ist ein überliefertes Rezept, das man Paracelsus zuschreibt!).
Michele erfährt von den einfachen Leuten eine seltsame Geschichte, der er zuerst aber kaum Beachtung schenkt: Vor zwei Wochen oder so, kam ein Schiffbrüchiger am Land, der nur einen seltsamen Behälter bei sich hatte, den er wie einen Schatz behütete. Der Mann war bereits mehr tot als lebendig, aber man pflegte ihn gesund. Und dann verschwand er spurlos, gerade als die Pest ausbrach. Alle sind sich einige daß er den schwarzen Tod eingeschleppt hat.
Michele besiegt die Pest. Da beginnt das große Sterben in einem anderen Fischerdorf, dreißig Meilen südlich. Michele muß auch dort sein Glück versuchen.
Als er in das andere Dorf kommt, wollen die aufgebrachten Fischer gerade einen Mann verbrennen. Sie sagen, daß er die Pest bei ihnen eingeschleppt hat. Micheles Begleiter, ein Mann aus dem ersten Fischerdorf, sagt, dies sei der Schiffbrüchige.
Michele kann den Unbekannten vor dem Tod retten und die ver­ängstigten Fischer beruhigen. Michele hat auch hier Erfolg, doch muß er erkennen, daß alle, die dem Unbekannten in die Nähe kommen, sofort von der Pest befallen werden. Und der Unbekannte sagt, daß er selbst davon überzeugt sei, den Keim des schwarzen Todes in sich zu tragen.
Er erzählt seine Geschichte: Er ist Kaufmann. Von Afrika mit seinem Schiff kommend, entdeckte er eine bisher unbekannte Insel in der Sizilianischen Straße. Er ging an Land dieser Teufelsinsel, erlebte furchtbare Schrecken, über die er nicht reden möchte (und der Autor sollte auch darüber schweigen!), entdeckte aber auch Unbezahlbares.
Auf dieser Insel, so behauptet er, hätte er die Mumie des Hermes Tris­megistos  gesehen, der bei sich im Sarkophag den Stein der Weisen gehabt hätte. Er, der Eindringling, hätte einige Körner dieses fünften Elements an sich nehmen können, bevor furchtbare Ungeheuer ihn in die Flucht schlugen. Viele seiner Männer wurden Opfer der Ungeheuer, er aber rettete sich aufs Schiff und stach in See. Doch bald brach an Bord die Pest aus, die gesamte Mannschaft wurde dahingerafft. Der Unbekannte ist sicher, daß er den Pesthauch an sich hat, was ja bewiesen wurde, als er hier an Land kam.
Aber er verzagt nicht. Es gibt Rettung für ihn, denn er besitzt den Stein der Weisen - und einen Plan von der Insel.
Michele ist skeptisch, doch der Unbekannte will ihm, aus Dank für seine Rettung, den Beweis für seine Behauptung erbringen.
Nachdem Michele seine Ausrüstung erhalten hat, soll ein Experiment mit dem Stein der Weisen gemacht werden.
Und dann, eines Tages ist es soweit, Michele hat sein Labora­torium in einem trutzigen Turm eingerichtet, den Alessandro de Medici ihm an der Küste zur Verfügung stellte. Hier, tief unter der Erde, macht Michele seine Experimente mit dem angeblichen Stein der Weisen. Er ist etwas enttäuscht, denn es handelt sich bloß um sieben winzige Staubkörner, die der Unbekannte in seinem Gefäß versteckt hatte. Den Plan von der geheimnisvollen Insel hält er eifersüchtig von Michele versteckt.
Michele legt jedes der Staubkörner in einen separaten Kolben, macht verschiedenste Versuche damit, behandelt sie mit Säuren, Quecksilber etc. läßt seine alchimistische Kunst spielen. Erste Erfolge zeichnen sich ab, doch es kommt immer wieder zu Rückschlägen.
Der eine Kolben explodiert, dabei wird ein Blitz frei, der hoch in den Himmel fährt. Ein anderes der Samenkörner beginnt zwar zu wachsen, nimmt eigenartige Form an, bewegt sich, als hätte es ein eigenständiges Leben. Doch als Michele es aus dem Kolben nimmt, "verbrennt" es an der Luft mit schaurigem Schrei - in dieser Nacht rennen drei Fischer, die gerade in der Nähe waren, Amok und müssen getötet werden, bevor sie noch größeres Unheil anrichten können.
Schließlich bleibt nur ein einziges Samenkorn übrig. Michele ist aber nun sicher; daß es sich dabei um den Stein der Weisen handeln muß, nur weiß er noch nicht, was er anstellen muß, um seine Kräfte freizusetzen und nach seinem Willen zu formen. Dieses eine Samenkorn hat innerhalb von drei oder vier Wochen die Größe eines Eies bekommen. Was für ein langsamer Reifungsprozeß. Michele wird ungeduldig. Er will von dem Unbekannten die Lage der geheimnisvollen Insel erfahren, um eine Expedition hinzuschicken.
Doch dazu kommt es nicht mehr. Michele und der Unbekannte sind außerhalb des Turmes. Die Sonne versinkt gerade im Meer. Der Unbekannte will um keinen Preis zur Teufelsinsel zurück, erklärt sich aber bereit, Michele den Plan zu geben, soll er hinfahren, während er selbst inzwischen das Laboratorium betreut.
Micheles Partner erklärt, er wolle den Plan der Insel aus seinem Versteck holen und zieht sich zurück. Michele folgt ihm heimlich - und so wird er Zeuge einer unheimlichen Begebenheit.
Der Unbekannte prallt plötzlich vor einer schrecklich anzu­sehenden Teufelsgestalt zurück. Michele zweifelt nicht daran, daß dies ein Dämon ist. Und er kennt ihn auch. Er hatte schon einmal als Baron de Conde mit ihm zu tun. Es ist Asmodi, von dem er die Unsterblichkeit erhalten hat.
Asmodi gebärdet sich furchterregend. Er sagt, nun werde er jenen bestrafen, der in sein Land eingedrungen sei und ihn während seiner Abwesenheit bestohlen habe. Micheles Partner versucht, in den Turm zu flüchten. Da läßt Asmodi ein Unwetter los. Blitze schlagen in den Turm ein, bringen den Stein zum Schmelzen, Orkane, auf ein kleines Gebiet begrenzt, bringen den Turm zum Einstürzen - und begraben Micheles Partner darunter. Im Nu ist die Stelle, wo der Turm eben noch gestanden hat, dem Erdboden gleichgemacht.
Michele versucht, Asmodi zu stellen, doch dieser lacht nur wild und entfleucht.
Michele aber nimmt sich fest vor, die Insel zu suchen und Asmodi zu vernichten. Endlich weiß er, wo ungefähr er den verhaßten Dämon finden kann. Sein Laboratorium hält er sowieso für vernichtet.
Schluß mit der Alchimie, der Kampf gegen die Dämonen ist ein viel erstrebenswerteres Ziel.

Gegenwart:
Diese Handlungsebene kann auch dafür genützt werden, verschiedene Begriffe der Alchimie zu erklären. Dorian ist sicher, daß die Alchimisten viele Geheimnisse der Magie erforscht hatten und handhaben konnten, sie aber mit ins Grab nahmen. Er war als Michele da Mosto nur ein unbedeutender Adept, und doch hat er große Wirkungen erzielt.
Sullivan legt dem Dämonenkiller eine Zeitungsmeldung mit der Bemerkung vor, er könnte sich wieder mal eines Falles annehmen und nach Italien an die Ligurische Küste reisen, obwohl diese um diese Jahreszeit nicht gerade verlockend sein dürfte. Aber die Zeitungs­meldung ist brisant wie Sprengstoff:
In einem Fischerdorf unterhalb von Livorno sei ein Einheimischer verschwunden. Ein einfacher Fischer, der gerne malte. Als er nicht nach Hause kam, suchte man nach ihm, fand in den Klippen aber nur noch seine Staffelei. Ruf die Leinwand war ein seltsames Tier gemalt, eine Riesenechse, einem Leguan nicht unähnlich, aber größer und mit humanoiderer Gestalt, d. h.: dieser "Drachenechse" kauerte wie ein Mensch auf den Hinterbeinen. Die Staffelei war zertrümmert, und auf der Leinwand war der blutige Abdruck einer Klaue, wie der Fischer sie an der Echse skizziert hat.
Die Zeichnung ist in der Zeitung abgebildet. Dorian kann sich ein ungefähres Bild von dem Ungeheuer machen. Es hat einen Echsen­schädel, krokodilähnlich, aber nicht so flach, auf dem Schädel ein querlaufender Kamm mit acht spitzen Zacken, ein etwas niedrigerer Rückenkamm, der bis zum gut ein Meter langen Echsenschwanz hinunter reicht und sich mit diesem verbindet. Klauen sind dreifingrig. Arme und Oberkörper wie beim Menschen proportioniert, nur grünhäutig, stellenweise geschuppte Haut, Gesamtgröße etwas kleiner als der Durchschnittsmensch.
Nach dieser Zeitungsmeldung, erinnern sich plötzlich die Bewohner der Umgebung an alte Geschichten, die davon berichteten, daß hier immer wieder Menschen auf mysteriöse Weise verschwunden sind. Einst habe hier ein Leuchtturm oder etwas Ähnliches gestanden, in dem ein Hexer gewohnt hat.
Dorian erinnert sich daraufhin sofort an sein 4. Leben als Michele da Mosto - die Legende hat aus ihm, der in diesem Gebiet einst die Pest besiegt hatte, einen Hexer gemacht.
An der Zeitungsmeldung könnte etwas Wahres sein. Dorian wird nämlich jetzt erst bewußt, daß sich Michele nach der Zerstörung des Turmes nicht mehr um sein verschüttetes Laboratorium gekümmert hat, weil er glaubte, es sei ebenfalls zu Staub und geschmolzen geworden (durch Asmodi). Aber was, wenn der Stein der Weisen in dem Kolben erhalten geblieben ist und weiter wuchs...?

Achtung: Als Autoreninformation sei vorweggenommen, daß das Samenkorn in dem Kolben kein Stein der Weisen, sondern das Ei eines Echsenungeheuers war, das in dem Kolben "ausgebrütet" wurde. Und zwei dieser Ungeheuer schlüpften irgendwann aus, vermehrten sich und leben nun in den Klippen. Es sind Halbintelligenzen, feige, deshalb verstecken sie sich vor den Menschen. Aber gelegentlich holen sie sich aus ihren Reihen Opfer. Diese Echsenwesen verehren die Dämonen, die sie erschaffen haben. Die Erinnerung an die Erschaffung durch Dämonen ist sozusagen ererbt.
Dorian kümmert sich sofort um diese Angelegenheit. Coco begleitet ihn.

Umblenden zur Ligurischen Küste:
Das hat man in dem kleinen Fischerdorf im Februar noch nie erlebt: Es wimmelt nur so von Touristen. Der Zeitungsbericht über das Unge­heuer hat sie angelockt. Auch beachtlich viele Reporter haben sich eingefunden. Der Polizei ist das gar nicht recht - man zwingt die Beamten förmlich, den Bericht über die Ungeheuer ernst zu nehmen.
Treibjagden auf die Ungeheuer werden veranstaltet, doch werden diese nicht einmal gesehen.
Zwischendurch aus der Warte der Drachenechsen schildern. Sie müssen sich immer tiefer in die Felshöhlen zurückziehen. Im Freien können sie sich überhaupt nicht mehr blicken lassen. Es mangelt ihnen an Nahrung, weil sie nicht zum Fischen an den Strand können.
Sie müssen ihren Dämon anrufen, damit er ihnen beisteht. Um ihn versöhnlich zu stimmen, müssen sie sich aber ein Opfer beschaffen.

Achtung: Die Drachenechsen mögen kein Menschenfleisch, das Töten von Menschen geschieht nur zum Überleben, wenn sie sich bedroht fühlen. Aber jetzt wird es zur rituellen Handlung, da man die Dämonen versöhnlich stimmen will.
Wie bekannt, darf aber nicht die Opferung von Menschen beschrieben werden. Dies also umschreiben!
Ihren Kultraum haben die Drachenechsen im Laboratorium des Michele da Mosto, die Alchimisteneinrichtung ist ihnen heilig.
Dies sollte aber erst später aus Dorians Sicht ausgesagt werden.
Der Zufall spielt den Drachenechsen ein Opfer zu. Eine allzu leichtsinnige Reporterin hat den dreifingrigen Abdruck eines der Ungeheuer in der Erde entdeckt, steigt nun allein die Klippen hinunter, verknöchelt sich den Fuß. Liegt hilflos da, ruft um Hilfe. Bevor man sie noch findet, sind die feigen Drachenechsen zur Stelle und holen sie sich.
Nach dem Verschwinden der Reporterin wird die Suchaktion intensiver betrieben. Dorian und Coco fallen unter den vielen Reportern nicht weiter auf.
Ein Kollege der verschwundenen Reporterin findet den Eingang zur Höhle, doch er ist zu klein, so daß ein normalgewachsener Mensch nicht eindringen kann. Man schickt die Bluthunde hinein, doch sie kehren nicht zurück. Man hört das klägliche Winseln der sterbenden Tiere.
Man fragt sich, wie die Drachenechsen die Reporterin in die viel zu kleine Höhle gebracht haben. Die Antwort ist klar: Es muß noch einen zweiten Zugang geben.
Dorian entdeckt ihn, weil er richtig kombiniert. Der Zugang liegt unter dem Meeresspiegel und ist nur bei Ebbe sichtbar.
Dorian dringt zusammen mit Coco in das Höhlenlabyrinth ein. Obwohl sie beide bewaffnet sind, werden sie von der Übermacht der Echsenwesen zurückgedrängt. Da wieder Flut herrscht, müssen sie tauchen. Die Drachenechsen folgen ihnen nicht, einer der Verfolger ertrinkt im nassen Element. Für Dorian und Coco ist es gut zu wissen, daß die Scheusale nicht schwimmen können.
Zwischendurch aus der Warte der entführten Reporterin erzählen. Sie ist das Titelbildmädchen und deshalb blond! Sie wird von den Scheusalen durch das Höhlensystem gedrängt, das sich knapp über dem Meeresspiegel kilometerlang erstreckt. Schließlich bringt man sie in eine große Höhle, deren Wände aus den freigelegten Raumwurzeln bestehen. Hier wird sie an den aztekischen Totempfahl gefesselt (den Michele da Moste zum Inventar seiner Alchimistenküche zählte!) Und vor sich sieht die Reporterin tatsächlich diese Alchimistenküche, die Einrichtung ist fast vollzählig, in einem Glaskolben liegt die aufgebrochene Kalkschale eines großen Eies.
Nur wurde die gesamte Alchimistenküche verfremdet - die Drachenechsen haben ihn zu ihrem Tempel gemacht.
Die Reporterin weiß, daß sie von den Scheusalen zum Tode ver­urteilt wurde.

Umblenden zu Dorian:
Der Dämonenkiller hat eine Idee. Er will den Ort suchen, wo einst der Turm gestanden hat, in dem er als Michele experimentierte. Er findet die Stelle auch, läßt von Einheimischen heimlich Grabungen vornehmen. Und siehe da: Man stößt tatsächlich auf eine verschüttete steinerne Wendeltreppe. Als man bis zu einer freien Stelle weitergräbt, hören Dorian und Coco schon das animalische Gebrüll der in Ekstase befindlichen Drachenechsen - und zwischendurch die Schreie der Reporterin.
Coco versetzt sich und Dorian in einen rascheren Zeitablauf. Die beiden fahren wie ein Wirbelwind in die Drachenechsen, die annehmen müssen, es handle sich um "ihren" Dämon, der nun noch wütender auf sie ist, und jagen sie in die Flucht.
Die Reporterin wurde im letzten Moment gerettet. Dorian verfolgt die Echsen nicht, sondern sieht sich in seiner Alchimistenküche um.

Achtung: Dorian unbedingt aussagen lassen, daß er als Michele Asmodis Teufelsinsel nie gefunden hat.

Und er findet, wonach er sucht - den Plan den der Partner Micheles von jener Insel angefertigt hat, von der er die winzigen Dracheneier mitgenommen hat, von denen er glaubte, es handle sich um den Stein der Weisen.
Dorian ist aber aus einem anderen Grund an der Insel interes­siert: Der Unbekannte sagte damals auch, er hätte die Mumie des Hermes Trismegistos dort gesehen. Wie auch immer, Dorian nimmt den Plan an sich. Und später macht er eine verblüffende Entdeckung.
Die Insel ist mit jener identisch, der Dorian in Band 15 einen Besuch abstattete, und auf der Asmodi sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Was mag nun, nachdem sie wahrscheinlich verwaist ist, aus ihr geworden sein?
Keine weiteren Aussagen darüber machen.
Weiter in der Action.
Dorian hat den Plan an sich genommen und kehrt zur Oberfläche zurück. Dort hat sich inzwischen eine beachtliche Menge angesammelt. Die Reporterin berichtet ihre Erlebnisse - und ein Truppe Bewaffneter rottet sich zusammen, um die Echsenwesen zu verfolgen.
Das geschieht zur Ebbe.
Dorian beteiligt sich nicht an dem Suchkommando. Die Drachen­echsen stellen keine ernsthafte Bedrohung mehr dar. Sie können außerdem durch konventionelle Waffen vernichtet werden; eine Gewehrkugel ist für sie absolut tödlich.
Inzwischen kommt die Flut. Dorian und Coco stehen mit der geschockten Reporterin auf den Klippen. Dorian im Mondlicht eine grünhäutige Gestalt in den Fluten treiben. Dann noch eine und noch eine - kurz darauf versinken die Wasserleichen wieder.
Dorian hat der Reporterin geraten, ihre Erlebnisse zu vergessen. Niemand wird ihr glauben, denn man wird zwar die Zeugen einer seltsamen Primitivkultur in den Höhlen finden, aber kein einziges der Echsenwesen. Denn sowie Dorian, sie sind alle ertrunken.
Entweder haben sie sich an die tiefsten Stellen des Höhlenlabyrinth zurückgezogen und wurden von der Flut überrascht, oder sie haben ‑ in der Meinung, von allen Dämonen verlassen worden zu sein - Massen-Selbstmord gemacht, indem sie sich alle ins Meer stürzten.
Tatsächlich kommt der Suchtrupp unverrichteter Dinge zurück. Man hat dort unten kein Lebewesen gefunden - nur die Überreste des Fischers, der ein Bild der Ungeheuer gemalt hat. Aber die stock­konservativen Behörden können aufatmen: Es ist durch nichts bewiesen, daß es diese Ungeheuer tatsächlich gegeben hat. Dorian abschließend andeuten lassen, daß sich eine Expedition zur Teufelsinsel lohnen könnte.

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Kommentare  

#1 Thomas Mühlbauer 2014-04-13 09:05
Bemerkenswert an diesem Roman ist auch Dorians Aussage auf Seite 9:

"Es ist mehr als vierhundert Jahre her. Damals war mein Name Michele da Mosta".

Nein, Dummerchen, war er nicht. Korrekt lautet der Name natürlich Michele da Mosto. Micheles Name wird während des gesamten Romans falsch geschrieben, steht sogar fehlerhaft im "Hauptpersonen-Kästchen" und wurde bis in die gebundenen Bücher von Zaubermond so übernommen.

Eine weitere Aussage:

"Ich schlug das Buch Le Petit Albert von Alberto Lucio auf, in dem alle Beschwörungen verzeichnet waren, die man anwenden musste, um einen Toten zu erwecken."

Ungenaue Recherche: Der kleine Albert, der von Alberto Lucio nur aus dem Lateinischen übersetzt wurde,erschien erstmals 1668 in Frankreich; Michele kann das Buch also nicht schon fast 100 Jahre vorher besitzen.
#2 Andreas Decker 2014-04-13 19:15
Hier heisst er Moste :D

Zitat:
Dezent und nicht jugendgefährdend alle Schrecken der Pest zeigen.
Also lässt er es hier so gut wie unter den Tisch fallen. Was für ein Schwachsinn. In dem Roman muss die Darstellung historischer Tatsachen geschönt werden, weil es sonst "jugendgefährend" wäre, dabei hätte jeder es in der Stadtbibliothek in allen unschönen Einzelheiten nachlesen können.

Die Darstellung der Krankenbehandlung hier ist viel jugendverdummender. Beulen aufschneiden, Salbe drauf, und die meisten genesen. Wenn das doch nur so einfach gewesen wäre.

Davon abgesehen hat Luif das Exposé nur als Vorschlag benutzt und seine eigene Geschichte entwickelt. Diesmal war das Ergebnis aber eher durchwachsen.

Im Roman geht es über große Strecken um einen Freak namens Moretti, mit dem da Mosto aneinandergerät. Moretti schickte den Unbekannten, der ausgerechnet den ´Namen Balsamo trägt, zur Teufelsinsel, um dort die Echseneier zu holen. Mit denen will er genesen. Aber Asmodi macht Balsamo zum Pestüberträger, der Moretti ansteckt.

Das Ganze gerät dann so lang, dass die Gegenwartsebene recht unspannend vor sich hin plätschert und ziemlich angetackert wirkt. Zumal die Echsen so öde sind und da Mostos Erlebnisse viel interessanter sind.

Merkwürdig ist auch eine Szene, in der relativ unmotiviert das derzeitige Missionsstatement des Dämonenkillers ausführlich thematisiert wird. Die Erklärung, dass die Dämonen aus einer Art abstrusen Ehrenkodex heraus Hunter keinen gewöhnlichen Killer auf den Hals hetzen, um ihn endlich loszuwerden, ist so an den Haaren herbeigezogen. Manchmal ist es besser, Dinge einfach nicht zur Sprache zu bringen.

Übrigens gibt es einen sehr guten Horrorroman von John Blackburn Broken Boy (1959), der das Thema Petit Albert unter anderem sehr originell verarbeitet. Eine okkulte Geschichte in der Art von Wheatley.

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