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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Blut für die Verdammten

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherBlut für die Verdammten

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen sein. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Blut für die VerdammtenBlut für die Verdammten
von Robert Lory
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 19
Übersetzt von Jürgen Saupe
August 1976

Der Roman:
Wie in jedem Horrorscope-Band hetzt Gott oder das Schicksal ein Sternzeichen auf andere. Diesmal ist es die Jungfrau. In einem Haus auf Long Island schreibt Ich-Erzähler Alex Locke seine gruseligen Erlebnisse nieder.

Gepackt von der Midlife-Crisis schmeißt der Amerikaner Locke seinen Job als Werbetexter hin, weil er einen Roman schreiben will. Nichts Bedeutendes, nur einen Krimi. Dazu reist er nach Irland auf Land. Mit dem Fahrrad.

Er kommt in kleines Dorf. Alt und heruntergekommen. Kinder sind keine zu sehen. Dort stößt er auf Feindseligkeit, als er verkündet, dort bleiben zu wollen. Die Honoratioren, alle alte Leute, geben ihm zu verstehen, dass man ihn nicht will. Sie haben keine Verwendung für einen Schriftsteller. Aber Locke ist hartnäckig. Der Friedhof des Dorfes fasziniert ihn, und da ist noch das hübsche junge Mädchen, das ihm geholfen hat und dessen Namen ihm keiner verraten will.

Plötzlich lenkt der Bürgermeister ein und stellt Locke unter ein paar Bedingungen ein Haus zur Verfügung. Er soll einige Gegenden des Dorfes nicht betreten. Vor allem den Friedhof nicht. Und er soll sich von dem Mädchen fernhalten. Und nicht über das Dorf schreiben.

Sofort baut er einen Dörfler als Mörder in seine Geschichte ein, was er wieder streicht, weil er genau weiß, dass ihn die Leute ohne Rücksicht auf seine Privatsphäre kontrollieren werden. Dann besucht ihn das Mädchen. Sie hat nur Verachtung für die "Alten" und ihre Regeln übrig. Außerdem ist sie wichtig für das Dorf, behauptet sie. Sie fordert Locke auf, mit ihr spazieren zu gehen, und verschweigt ihm ihren Namen. Aber er bleibt stur. Denn draußen treibt sich ein Aufpasser herum.

Ein paar Tage später ist sie wieder da. Sie führt Locke in eine Höhle, in der sie anscheinend wohnt, und verführt ihn. Hinterher fühlt sich der Schriftsteller benutzt. Offenbar war er nur Mittel zum Zweck, um den Männern des Dorfes, die sie begehren und die sie verabscheut, eins auszuwischen.

Am Abend geht Locke in die Kneipe. Der Wirt warnt ihn, die nächsten Tage zu Hause zu bleiben. Und natürlich wissen alle, dass er das Mädchen gesehen hat. Auf dem Rückweg hört er Gesang in der Kirche. Neugierig sieht er es sich näher an. Eine unheimliche Gestalt packt ihn und flüstert ihm was zu.

Später trifft sich Locke mit diesem Mann, der Geary heißt und verrückt zu sein scheint. Angeblich findet in ein paar Tagen eine heidnische Zeremonie statt, bei der das Mädchen sein Blut hergeben soll. Um den Alten Unsterblichkeit zu geben. Locke will abreisen und nichts mit dem abergläubischen Unsinn zu tun haben, aber die Sache lässt ihn nicht los. Ihm kommt die Idee, dass in Wahrheit er das Opfer sein soll, dass ihn unsichtbare Mächte in dieses Dorf führten.

Aber als er das Mädchen wieder trifft, kommen die Dörfler dazu. Locke wird verprügelt. Trotzdem fährt er zu der Zeremonie auf dem Friedhof. Die Dorfbewohner haben sich vor offenen Gräbern versammelt. Locke sieht zu, wie man dem Mädchen in den Arm ritzt und sie Blut in die Gräber tropfen lässt.

Und Locke wird klar, worum es hier geht. Die Unsterblichen gibt es tatsächlich, und für die Zeremonie brauchen sie das Blut einer Jungfrau. Aber das Mädchen wollte sich an allen rächen und hat sich deshalb von dem Fremden entjungfern lassen. Die jungen Burschen des Dorfes verwandeln sich augenblicklich in Greise. Ihr Anführer kann vor seinem mutmaßlichen Tod das Mädchen noch erstechen. Locke gelingt die Flucht. Nach Amerika. Aber er hat Angst, dass man ihn verfolgt.

Der Roman endet mit der Anmerkung, dass man dieses Manuskript gefunden hat und Locke spurlos verschwunden ist.

Bewertung:
Dieser Roman von Robert Lory wurde nie in Amerika veröffentlicht. Zur Reihenfolge der Serie siehe [Nr.8] Warum "The Virgo Crypt" nicht mehr bei Pinnacle erschien, ist nicht mehr nachzuvollziehen. In Interviews hat sich Lory nie zu diesem Roman oder zu Horrorscope Nr.6, der ebenfalls nur in Deutschland erschien, geäußert.

Auch wenn sich das eigentlich wie Lory liest und viele Elemente typisch erscheinen – seine Helden haben oft mit künstlerischen Berufen zu tun, der Autor kam selbst aus der Werbung - , könnte es allerdings auch sein, dass die beiden Romane von einem anderen Autoren verfasst wurden, aber der Boss Lyle Kenyon Engel nicht mit dem Ergebnis zufrieden war. Aber das ist pure Spekulation. Vermutlich waren die Verkaufszahlen der Serie so schlecht, dass Pinnacle nicht mehr wollte und die bereits fertigen Manuskripte in der Schublade lagen.

Die Grundidee ist zur Entstehungszeit nicht neu gewesen. Sie ist dem großartigen Klassiker "Harvest Home" von Tom Tryon entliehen, der eine Flut ähnlicher Roman nach sich zog und diverse Horrorfilme. Selbst Stephen King hat seine Version geschrieben. Das Dorf auf dem Land, wo die Hinterwäldler ihre komischen Riten durchführen und neugierige Fremde im Häcksler landen, damit das Korn auch morgen noch sprießt. Wenn man das richtig macht, gibt es immer eine effektvolle Geschichte.

Hier ist das Ergebnis eher mau. Zweifellos hat das durch die Perspektive des Ich-Erzählers ein paar schöne, atmosphärische Szenen. Aber der Schauplatz Irland bleibt völlig beliebig. Echtes Lokalkolorit findet man hier nicht. Alles bleibt zu sehr an der Oberfläche, um überzeugen zu können. Das Wie und Warum bleibt außen vor, der Leser erfährt die Hintergründe nicht. Die Figuren bleiben unterentwickelt. Hier wird viel Potenzial verschwendet, das durchaus vorhanden ist.

Das Ende ist wie bei den meisten Horroscope-Bänden schwach. Die Pointe, dass das Jungfrauenopfer vor besagtem Opfer jemanden vögelt, um es auf diese Weise zu sabotieren, dürfte 1976 zugegebenermaßen wesentlich frischer gewesen sein als heute. Wo es einem bestenfalls ein Augenrollen entlockt. Und die nachfolgende Dreingabe mit dem verschollenen Autor war auch damals schon ein Klischee.

Ein bestenfalls mittelmäßiger Roman in einer Reihe mittelmäßiger Romane der letzten Monate. Und der letzte Lory, der in der Reihe veröffentlicht wurde. Den letzten Horrorscope mit dem schönen Titel "Sothon, der Tod aus dem schwarzen Wasser" ließ Pabel noch ein paar Jahre in der Schublade liegen, um damit die Vampir-Horrortaschenbücher zu beenden. Und das war wahrlich auch kein Highlight.

Auf dem Papier klang das Konzept, die Tierkreiszeichen zum Aufhänger einer Horrorserie zu machen, bestimmt besser, als die Ausführung letztlich war. Als roter Faden war die stets stimmige Einleitung mit dem Schicksal spielenden Ungeheuer einfach zu dürftig. Und auch wenn sich der Autor letztlich immer interessante Schauplätze hat einfallen lassen, hatte das doch alles zu wenig Biss.

Life on Mars
Unser Held braucht weniger als drei Wochen, um von der Mitte Irlands zurück nach Amerika zu kommen. Vermutlich streikten gerade die Piloten.

Das Titelbild
Der übliche Lutohin.

Das Original
The Virgo Crypt
Horrorscope 5
von Robert Lory
Originalveröffentlichung

Copyright © by Andreas Decker

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Kommentare  

#1 Toni 2015-11-09 15:41
Schöner Artikel :-)

Abgelegene Orte und ihre dunklen Geheimnisse, sowie Dörfler mit der Einheitsblutgruppe I sind immer noch ein spannendes Thema für Buch (Lokalkrimis) und Film bzw. TV. Von Oberbayern bis Ostsee läuft(fährt) man Gefahr, wenn man nicht auf der Hauptstrasse bleibt, den Speiseplan der Einheimischen zu bereichern.

Bei den Vampir TB gab es von Chatwyn Hayes mal eine Story über so ein Dorf. Die fand ich klasse.
#2 Laurin 2015-11-09 18:45
Eigentlich finde ich die Grundidee nicht schlecht, kenne aber das TB nicht und kann daher auch nicht sagen, was sie nun aus dieser Grundidee gemacht haben.
#3 Andreas Decker 2015-11-10 10:26
Das ist ja auch eines DER klassischen Horrorthemen.

zitiere Toni:
Von Oberbayern bis Ostsee läuft(fährt) man Gefahr, wenn man nicht auf der Hauptstrasse bleibt, den Speiseplan der Einheimischen zu bereichern.

Bei den Vampir TB gab es von Chatwyn Hayes mal eine Story über so ein Dorf. Die fand ich klasse.


Stimmt. Mit den Einheimischen muss man immer vorsichtig umgehen ;-)

Zu Chetwynd-Hayes habe ich ein zwiespältiges Verhältnis, ehrlich gesagt. Der Mann hat ein paar tolle Geschichten geschrieben. Aber seine "humoristischen" Grusler lassen mich so was von kalt.
#4 Heiko Langhans 2015-11-10 11:15
Tryon - hm. Ist nicht Shirley Jacksons "The Lottery" (1948) die Urmutter dieser Stories?
#5 Andreas Decker 2015-11-10 12:50
zitiere Heiko Langhans:
Tryon - hm. Ist nicht Shirley Jacksons "The Lottery" (1948) die Urmutter dieser Stories?


Gutes Argument. Habe ich ehrlich gesagt nicht mehr dran gedacht. :-)

Andererseits fehlt doch bei Jackson das Element von draußen, also der Fremde. Auch wenn das jetzt wie literarische Haarspalterei erscheinen mag - und es vermutlich auch ist :lol: - ist das thematisch schon was anderes.

Andererseits dürfte Tryon die Jackson-Story gekannt haben. Zumindest hat er sie nicht nacherzählt, wie es alle mit seinem Roman getan haben, sondern weiterentwickelt.
#6 Toni 2015-11-10 14:05
Wird der also (Chetwynd) mit d geschrieben...
Ist jetzt auch schon ein paar Jährchen her, dass ich was von ihm gelesen habe, aber ein paar seiner Geschichten sind mir in guter Erinnerung geblieben. Die Bucklige (Der Aufhüpfer?), die Sträucher mit den Fingerchen (Ich liebe Dich... sagte er und brach ihr das Genick... usw. War, zugegeben, schon sehr speziell :lol:

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