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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Amok, der Killer-Gorilla

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherAmok, der Killer-Gorilla

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen sein. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Amok, der Killer-GorillaAmok, der Killer-Gorilla
von Bernard L. Ross
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 26
Übersetzt von Elisabeth Simon
Februar 1977

Der Roman:
Irgendwo in Afrika verursacht Professor Loder ein Feuer in seiner Forschungsstation und stirbt. Aber nicht, bevor er seine Versuchstiere in die Freiheit entlassen kann.

Gelangweilt von seinem Unijob in London geht der Amerikaner Professor Harry Kaminsky, sportlicher Mittdreißiger und Fachmann für afrikanische Säugetiere, auf Fotosafari mit dem Filmemacher McAlpine. McAlpine will eine reißerische Elefantendoku drehen. Kaminsky befürchtet bald, seinen guten Ruf aufs Spiel zu setzen. Aber dann erlegt McAlpine im Nationalpark einen Elefanten, und man wirft sie alle raus.

Da hat Kaminsky aber schon von einem Eingeborenen die Legende vom mächtigen Amok gehört, der einem Elefanten mit einem Schlag das Rückgrat brechen kann. Fasziniert hakt er nach und stößt auf die Arbeit von Professor Loder. Loder wollte mit DNS-Manipulation Riesenwuchs bei Tieren erzeugen. Was ihm auch gelang, wie die drei Katzen in der Größe von Schäferhunden beweisen, die Kaminsky in Oregon aufspürt.

Er kann McAlpine zu einer neuen Expedition überreden, ein Geldgeber ist auch schnell gefunden. Sie wollen den Amok suchen, einen Riesenaffen, der aus dem Versuchslabor fliehen konnte. Diesmal ist die Gruppe größer. Dabei ist der mysteriöse Südafrikaner Vanburg. Und es kommen auch zwei Frauen mit. Die französische Fotografin Dominique Laversine. Und die schöne Produktionsassistentin Purity Lane, in die sich Kaminsky sofort verguckt, während er sich Dominique vom Leib und aus seinem Schlafsack halten muss.

Die Suche nach dem Amok ist schwer, es kommt zum Streit zwischen den Expeditionsteilnehmern. Im Busch werden sie von Guerillas gefangengenommen, die sie für CIA-Spione halten. Pygmäenkrieger retten sie, wollen dann aber Purity dem Amok opfern.

Der Riesenaffe taucht auf und ist fünfzehn Meter groß. Er schnappt sich Purity. Die Verfolgungsjagd endet in einem paradiesischen Tal, in dem sich Loders Riesentiere tummeln und vermehren. Der Affe schlägt Puritiy in einen seltsamen Bann; sie ist wie hypnotisiert von ihm und liebt ihn. Nach diversen Kämpfen können die Männer den Affen mit Vanburgs plötzlich auftretender Verstärkung – er ist tatsächlich ein Spion – betäuben.

Man schafft den Amok zurück nach Amerika. Der Geldgeber der Expedition will das Tier in San Francisco ausstellen. Kaminsky, der sich in Purity verliebt hat und nicht verstehen kann, was das Mädchen an dem Affen findet, setzt sich von der Gruppe ab, weil er mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben will.

Bei der ersten Vorführung rastet der Amok aus, als er Purity wiedersieht. Er schnappt sich das Mädchen und klettert auf die Golden Gate Bridge. Kaminsky kann Purity retten, während der Affe verfolgt von Militärhubschraubern ins Meer springt. Bombardiert von einer B 52 stirbt der Affe, während Purity wieder normal wird.

Bewertung:
Hinter dem Pseudonym Bernard L. Ross verbirgt sich der spätere Bestsellerautor Ken Follett. Autor so unterschiedlicher Bücher wie "Die Nadel" und "Die Säulen der Erde".

Wie er auf seiner Webseite so schön schildert, suchte man im Zuge des Remakes von King Kong ein Buch zum Film, um vom mutmaßlichen Erfolg des Films zu profitieren. Da es aber Copyrightprobleme gab, sollte schnell eine moderne Nacherzählung her. Follett schrieb das Teil in vier Wochen, bekam sein Geld – immerhin stolze 1500 Pfund - und alle waren zufrieden. "Bernard L. Ross" durfte später noch das Buch zum Film "Unternehmen Capricorn" schreiben, und Follett betrachtete diese unter Pseudonym geschriebenen Bücher als Übung für die Zukunft.

Das Interessante an solchen Romanen ist immer die Frage, ob man erahnen kann, dass die besseren Werke in der Zukunft warten. Und man muss schon sagen, dass der Roman recht flott erzählt ist. Er hat Tempo, die Charakterisierungen sind überraschend vielschichtig, und viele der Ideen dieses Re-Imagining, wie man heute sagen würde, sind nicht übel.

Dennoch muss man eines klar feststellen. Der Autor hat das Original genommen und – vermutlich wie gewünscht - schlichtweg nacherzählt. Zwar gibt es hier keine Insel und auch keine Dinosaurier, aber der Rest wurde übernommen. Wenn auch durchaus ansprechend und farbig modernisiert. Herausgekommen ist eine klassische Abenteuergeschichte im Stil der Zeit, mit Konflikten in der Gruppe, schönen Frauen, die sich dem Helden an den Hals werfen, brutalen Guerillas im Busch, die willkürlich provisorische Staaten ausrufen und alle Weißen für CIA-Agenten halten, viel Action und halt den Riesengorilla, der irgendwie intelligent ist.

Tierhorror war zur Entstehungszeit beliebt, doch die Schublade Horror passt hier kaum. Wer den guten Stil zu schätzen gewusst hat, wird nicht schlecht unterhalten gewesen sein, aber wer seinen Grusel wollte, dürfte wohl schwer gelangweilt gewesen sein. Zumal der Monsteraffe das erste Mal nach Seite 100 auftaucht und keine wirklich gruseligen Dinge tut.

Das Ende ist lahm. Es liest sich unnatürlich hastig. Entweder hat sich der Autor da im vorgegebenen Umfang vertan und musste schnell alles zu Ende bringen, was ihm eher misslang. Denn die so gut wie unverfälschte Nacherzählung von King Kong ist hier dann doch reichlich öde und phantasielos. Das Empire State Building durch die Golden Gate Bridge zu ersetzen ist nicht gerade ein Geniestreich, und die Idee mit der B 52 ist recht albern.

Oder bei der Übersetzung wurde an falscher Stelle der Rotstift angesetzt. Gekürzt wird es schon sein. Der Vergleich der Fassungen fällt dieses Mal weg.

Durch die Identität des Autors heute ein ziemlich obskures Buch. Als Dämonenkillertaschenbuch aber mal wieder schwach.

Amok – King of LegendLife on Mars
Die Ereignisse in Afrika sind schon hart am Puls der damaligen Zeit. Feldmarschall Ogubwa, der brutale Guerillaführer, hat seine Ausbildung in England genossen, während körperliche Veränderungen mittels DNS – hier durch Bestrahlung – eine relativ neue Idee war. Amüsant sind auch viele Namen, die einem James Bond-Film entsprungen zu sein scheinen. Dominique Laversine und vor allem Purity Lane. Mit so einem Namen muss man doch Abenteuer erleben.

Das Titelbild
Ausnahmsweise gibt es hier mal das Originaltitelbild der Futura-Ausgabe von Chris Achilleos.

Das Original
Amok – King of Legend
Bernard L. Ross
219 Seiten
Futura Publications 1976

Copyright © by Andreas Decker

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Kommentare  

#1 Toni 2016-02-15 20:10
Da hat der Kenn Follett doch ein wenig geübt bevor er die Nadel schrieb. In den Bastei-Romanen der 80er gab es ja diese Werbung, die einem irgendwie suggerierte, er hätte das Buch aus dem Stand geschrieben. Irgendwie habe ich mir eine ähnliche Karriere vorgestellt, bin aber bei zwei verkauften Kurzstorys für die Sinclar 2.Auflage an meine Grenzen gestoßen :sad:

Der Bullaugen-Style des Titelbildes passt super.
#2 Andreas Decker 2016-02-16 10:14
Ja, früher war diese Legendenbildung einfacher zu gestalten. Wenn der Autor die Klappe hielt und die Verlagsangestellten auch, kam man damit locker durch.

Fast schon unvorstellbar bei der Generation Selfie.
#3 Heiko Langhans 2016-02-18 20:37
Ich kann mich täuschen: aber wurde der Roman zu Capricorn nicht von Ron Goulart verfasst?

... gerade eben überprüft: Beides richtig - Follett/Ross für UK, Goulart für USA. Letzterer ist bei Heyne erschienen.

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