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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Cocos unheimliche Verwandlung

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherCocos unheimliche Verwandlung

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen sein. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Die schwarze KapelleCocos unheimliche Verwandlung
von Neal Davenport
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 58
August 1979

Der Roman:
Der deutsche Ralf Winter findet sich plötzlich mit einem Filmriss in Italien wieder. Er wird von Adalmar Zamis abgefangen, der ihm zusammen mit anderen Entführten eröffnet, mit ihm ein paar Experimente durchführen zu wollen. Winter kann dem Dämon nicht entkommen.

Coco befindet sich in dem Castello della Malizia im Schoß ihrer Familie. Onkel Ingvar und Bruder Adalmar sind stinksauer auf sie, da sie sich dem Duell mit dem Vampir Pietro Salvatori entzog und außerdem aus der Ferne langsam durch einen Zauber umgebracht wird.

In seinem Labor im Schloss sucht Adalmar nach einem Gegenmittel, die Entführten befinden sich ebenfalls hier. Cocos rechter Arm, an dessen Hand der Ring steckt, den sie im Auftrag von Merlin in der Renaissance geholt hat, fängt an zu verfaulen. Später wird dann eine Schlangenhand daraus. Nachdem Coco herumtobt, sperrt man sie vorsichtshalber ein. Notgedrungen rückt sie mit der Geschichte mit ihrer Zeitreise nach Venedig raus. Adalmar schließt daraus, dass man seiner Schwester einen falschen Ring untergejubelt hat, der sie nun umbringt. Außerdem hat Coco ein Bild von einem Schlangendämon mitgebracht.

Georg Zamis trifft ein und machte sich zusammen mit seinem Bruder Adalmar daran, den untergetauchten Pietro aufzuspüren. Sie entführen und hypnotisieren zwei Vampire, entdecken Salvatoris Domizil und benutzen es, um ihn aus der Ferne mit ihren magischen Kräften in seinem Versteck aufzuspüren. Unter Druck gesetzt erzählt Salvatori, dass er Besuch von einem unbekannten Dämon erhielt, der sich Triton nannte. Er gab dem Vampir einen Ring, der auf magische Weise mit Cocos in der Tat falschem Ring verbunden ist. Die beiden bilden eine Art Sender und Empfänger, der durch Salvatoris Hass auf Coco erst ausgelöst wird und sie verwandelt. Triton hat den Auftrag, Coco so qualvoll umbringen zu lassen, wie möglich. Ihm persönlich ist die Hexe völlig egal. Da Salvatori mit diesem Geschenk die komplizierten Duellregeln der Schwarzen Familie verletzt hat, können die Zamis ihn nun vor Asmodis Tribunal schleppen.

In der Zwischenzeit hat Coco wirre Träume, die ihr Merlin schickt. So zeigt er ihr ihren späteren Geliebten Dorian Hunter. Mittlerweile hat sich die Hexe in eine halbe Schlange verwandelt. Sie bricht aus ihrer Zelle aus und findet die Entführten. Als sie Ralf Winter entdeckt, glaubt sie es mit Manannan mac Lir zu tun zu haben, ihren keltischen Geliebten aus der Vergangenheit. Zufällig – oder auch nicht – sieht der Deutsche genauso aus. Die Avancen der Verrückten sieht er eher zwiespältig, aber da er sich nun einmal in der Gewalt der Dämonen befindet, muss er eben mitspielen.

Auf seiner geheimen Insel will sich Asmodi gerade mit seiner geliebten Vali vergnügen, als er vom Schiedsrichter Skarabäus Toth gestört wird. Ein Tribunal ist angesetzt. Asmodi ist stinksauer, dass Coco trotz allem immer noch lebt. Aber angeblich kann er ja nichts offen gegen die missliebige Sippe unternehmen.

Die Zamis' behandeln Coco zwangsweise mit Pietros Ring, der ihre Verwandlung in eine Schlange vorerst aufhält. Sie stecken ihr den Ring an. Das bringt die Hexe erst einmal wieder zu sich. Den vergifteten Ring kann sie aber immer noch nicht abnehmen. Coco zwingt ihren Bruder Adalmar, ihr Ralf Winter abzutreten. Der sie nicht zu Unrecht für ein undankbares Miststück hält.

Sie müssen auf dem Tribunal erscheinen. In der Wartezeit erhält Coco einen Besuch von Merlins Boten Oirbsen, der sie vor Triton warnt. Auf dem Weg zum Tribunal setzt sich Merlin persönlich mit Coco in Verbindung und klärt sie darüber auf, dass sie ja ein Bild des Schlangendämons dabei hat. Das soll sie als Waffe benutzen.

Auf einer Insel treffen sich Asmodi, Zakum, Toth und ein paar der üblichen Dämonen. Umgeben von Monstern spielen die Zamis Pietros aufgenommenes Geständnis vor. Wegen seiner parteiischen Prozessführung gerät Asmodi in Streit mit seinen Gegnern; notgedrungen verwandelt er Salvatori in einen Freak. Unter dem Einfluss der Ringe dreht Coco völlig durch, verwandelt sich in ein Schlangenmonster und greift alles um sich an.

Zusammen mit dem Magier Red Jong vernichtet Adalmar das merkwürdige Porträt, das Coco aus der Renaissance mitgebracht hat. Zur gleichen Zeit erscheint Triton auf der Insel und verlangt von Coco das Bild. Zu spät. Der Zauber wirkt, Triton verwandelte sich in seine ursprüngliche Gestalt als Schlangendämon. Die beiden kämpfen miteinander, aber Coco ist plötzlich wieder normal und kann die Schlangenhaut abziehen. Tatsächlich ist sie nun unverwundbar geworden. Sie vernichtet Triton. Auf dem Heimweg eröffnet ihr Oirbsen, dass sie durch ihre Metamorphose nun das vierte Siegel gefunden hat, dass magische Vlies. Nun ist sie gegen die schädlichen Einflüsse im centro terrae unempfindlich geworden. Sie soll sich mit Ralf Winter zum Bodensee gegeben. Dort wartet die nächste Aufgabe.

Bewertung:
Das war der letzte Beitrag von Kurt Luif alias Neal Davenport, den er bis zu der missglückten Fortsetzung der Serie Dämonenkiller ein paar Jahre später schrieb. Hinter den Kulissen müssen die Dinge – sprich Verkaufszahlen – alles andere als rosig gewesen sein. Offensichtlich konnte auch die Coco-Serie das Ruder nicht mehr herumreißen, wurden die Leser (immerhin!) informiert, dass man leider kein monatliches Coco-Taschenbuch mehr produzieren könne, da die Autoren "wegen ihrer großen Belastung" nicht mehr mit der Arbeit nachkommen. Bei Vlcek kann man sich das durchaus vorstellen, der ja nun mit Rhodan ausgelastet war und Mythor in den Startlöchern stand.

Luif muss das hingegen vermutlich wie blanker Hohn vorgekommen sein; in den nächsten Jahren erschien außer seinem kurzen Gastspiel bei Mythor nichts mehr von ihm. Die zweimonatlich erscheinende Coco-Serie kam auch nie zustande; es erschien noch ein Roman, dann brach der Merlin-Zyklus mittendrin ab. Und das mit der zweimonatlichen Erscheinungsweise gestaltete sich etwas anders als hier angekündigt, ab der übernächsten Nummer erschien das Dämonenkiller-Taschenbuch nur noch zweimontlich, genau wie andere Pabel-Taschenbücher. Bei der Seewölfe-Serie funktionierte das später immerhin zwei Jahre. Beim Dämonenkiller war nach drei Ausgaben endgültig Schluss.

Das schwache und bestenfalls stichwortartige Exposé hat relativ wenig mit der Endfassung zu tun. Man darf davon ausgehen, dass sich die beiden Macher über das Papier hinaus miteinander verständigt haben. Kurt Luif hat aus dem dünnen Plot eine Art Nostalgieroman gemacht, der einige der Highlights der Heftserie noch mal aufleben lässt. Erwähnung finden unter anderem die Bände 16, 31 und 32.

Die Fortführung der Siegel-Geschichte ist bestenfalls wirr. Höflich ausgedrückt. Um das magische Vlies zu erringen, muss Coco also eine Metamorphose durchstehen, die sie fast das Leben kostet. Was man ihr aber vorher nicht sagt. Soll sie doch leiden. Und was auch nur deshalb in Gang gesetzt wird, weil der böse Triton oder wer auch immer schon in der Vergangenheit den Siegelring vertauscht, aber erst, nachdem Coco den Schlangendämon vernichtet und sich damit überhaupt bei den Schlangendämonen unbeliebt macht. Und das alles muss Merlin also nicht nur gewusst, sondern auch bewusst zugelassen haben, denn sonst würde der Plan mit dem magischen Vlies ja nicht funktionieren. Also durch den Anschlag Coco die Metamorphose zwangsweise durchlaufen zu lassen. Nach 400 Jahren. So simpel. So klar.

Wie gesagt, es ergibt nicht viel Sinn und ist eigentlich auch egal. Selbst im Roman wird dieser Teil am Ende auf zwei Seiten mit breitesten Strichen abgehakt und liest sich wie angetackert.

Aber bis dahin ist das ganz nett geschrieben. Luif lässt Coco größtenteils im Hintergrund und konzentriert sich eigentlich auf die Brüder Zamis. Ihr Dämonentum wird dabei nicht weiter thematisiert, genausowenig wie die Tatsache, dass Adalmar irgendwelche Leute entführt, um mit ihnen herumzuexperimentieren. Blut fließt auch nicht. Die Hunde können weiterschlafen. Also alles wie gehabt.

Dennoch liest sich der Roman ganz flott und funktioniert auf der Nostalgieschiene tadellos. Unter dem Strich hat Luif eigentlich nie wirklich schlechte Arbeit abgeliefert, nicht mal bei den schlecht konzipierten Zyklen vor der Indizierung. Auch später bei der vermurksten Neuauflage war er der mit Abstand beste Autor, von den diversen Beteiligten späterer Inkarnationen der Serie ganz zu schweigen.

Ernst Vlcek mag die Serie in seiner schöpferischsten Zeit erfunden haben. Aber Kurt Luif war ihre Seele und ihr Rückgrat.

Life on Mars
Da fällt einem nichts ein, was an dieser Stelle nicht bereits schon öfters gesagt worden wäre. Also lassen wir es.

Das Titelbild
Auch wenn es sich thematisch bemüht, auf den Inhalt einzugehen, ist es einfach nur schlecht und hässlich.

Copyright © by Andreas Decker

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Kommentare  

#1 Schnabel 2017-05-08 17:31
@ Andreas:
Deinen Kommentar:
"Ernst Vlcek mag die Serie in seiner schöpferischsten Zeit erfunden haben. Aber Kurt Luif war ihre Seele und ihr Rückgrat."
kann ich nur voll zustimmen.
Achja, die Autoren wußten beim Schreiben der DK-TB-Romane noch nichts von der Umstellung auf zwei Monate, denn auf dem Manuskript von "Coco und der Gummitod" steht DK-TB Nr. 59.
#2 Toni 2017-05-08 19:42
Schade das es um Luif nach dem Däki auf dem Gebiet Heftromane so ruhig wurde. Dass er es noch konnte hat er ja mit einigen neuen Romanen der 2.Auflage bewiesen.
#3 Schnabel 2017-05-09 12:18
zitiere Toni:
Schade das es um Luif nach dem Däki auf dem Gebiet Heftromane so ruhig wurde. Dass er es noch konnte hat er ja mit einigen neuen Romanen der 2.Auflage bewiesen.


1983 hat Kurt Luif vier Magier-Romane (Nr. 18, 23, 24 und 30) geschrieben.
#4 Andreas Decker 2017-05-09 13:04
zitiere Toni:
Schade das es um Luif nach dem Däki auf dem Gebiet Heftromane so ruhig wurde.


Ich habe mich auch gefragt, wie er die Zeit überbrückt hat. Von immerhin hin noch 5 Veröffentlichungen 1978 und 4 Tbs 1979 auf gerade mal 2 Hefte 1980. Das waren die beiden Mythor. Zwei Jahre lang dann gar nichts auf dem Sektor. Ich hoffe, er konnte in der Zeit viele anonyme Kurzgeschichten für Illustrierten unterbringen.
#5 Schnabel 2017-05-09 13:14
zitiere Andreas Decker:
Ich habe mich auch gefragt, wie er die Zeit überbrückt hat. Von immerhin hin noch 5 Veröffentlichungen 1978 und 4 Tbs 1979 auf gerade mal 2 Hefte 1980. Das waren die beiden Mythor. Zwei Jahre lang dann gar nichts auf dem Sektor. Ich hoffe, er konnte in der Zeit viele anonyme Kurzgeschichten für Illustrierten unterbringen.


Wie Kurt Luif in einen Interview schrieb verlegte er seine Tätigkeiten mehr in Richtung Pferdesport:
"1979 erkühnte ich mich und schrieb einen
Artikel über das 200. Epsom-Derby und
bot ihn »profil« (der österr. »Spiegel«) an.
Er wurde in der Nummer vom 5. Juni 1979
unter dem Titel »Galopp ins große Geld«
veröffentlicht. Die hatten ihn natürlich
ziemlich gehässig bearbeitet, aber ich hatte
nicht mit ein paar boshaften Bemerkungen
über die heimische Szene gespart. Das stieß
einigen übel auf. Ab 1980-1982 schrieb ich
monatlich für »Cheval« (erschien in Salzburg)
über die Rennen in der Freudenau,
manchmal recht neutral, aber meist recht
gehässig. Meinen Einstand bei »Cheval«
hatte ich allerdings sehr positiv gestaltet,
ich hatte einen 6-Seiten-Bericht über eines
der Pferde des späteren Galopp-Präsidenten
gebracht, der auch der Eigentümer
des »Sport« war. 1983 wandte sich Georg
Prachner an mich, der hatte einen Verlag
und eine Buchhandlung auf der Kärtnerstraße,
den kannte ich von der Freudenau
her, Graf Hugo Seilern, Gestüt Wasserburg,
der wollte eine kleine Broschüre über sich
und seine Zucht. Ich besuchte den Grafen
und bekam den Auftrag. 1984 schickte ich
ihm die erste Fassung, zu meiner größten
Überraschung war er so begeistert, dass er
sie sofort annahm. Und der Graf war sehr
großzügig, für das dünne Bändchen (50 Seiten)
bekam ich öS 50.000,--!!! (DM 7.200)."
#6 Heiko Langhans 2017-05-09 15:11
Vermutlich mit die Inspiration für "Der Schwarze Hengst" (DK II 34).
#7 Andreas Decker 2017-05-09 16:07
Gut für ihn :-)

Danke für das Interview, Uwe!
#8 Schnabel 2017-05-09 22:37
zitiere Andreas Decker:
Gut für ihn :-)

Danke für das Interview, Uwe!

Der Zaubermond-Verlag hat 2010 für sein damaligen Magazin Mytery Press ein ausführliches Interview mit Kurt Luif geführt. Daraus stammte der Auszug.

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