Hohlbein, Wolfgang: Anubis

Anubis   

Von Wolfgang Hohlbein 

Bastei Taschenbuch Allgemeine Reihe 13560
ISBN  3-404-15560-2
Original/deutsch :  2004 (als Hardcover)  2006 (als Taschenbuch)     763 Seiten
Titelbild:     Hilden Design unter Verwendung eines Fotos  

Archäologieprofessor Mogens VanAndt, nach einem Karriereknick an einer unbedeutenden Universität an der amerikanischen Ostküste gestrandet, erhält abendlichen und sehr überraschenden Besuch seines alten Widersachers in Sachen Karriere und Freundinnen Jonathan Graves, der es im Leben wesentlich weiter gebracht hat.

Trotz seiner verbliebenen Abneigung lässt sich Mogens auf dessen Angebot an, bei einer Ausgrabung in den recht abgelegenen Bergen der kalifornischen Sierra zu helfen.

Fasziniert muss er feststellen, dass hier wirklich und wahrhaftig (sinnigerweise unter dem neuzeitlichen Friedhof einer ehemaligen Pionierstadt des Westens) eine wirkliche Sensation zu entdecken gibt: einen waschechten Tempel der alten Ägypter, in dem zahlreiche Statuen und Kunstgegenstände zu sehen sind, aber auch ein dunkles und unheilvolles Geheimnis hinter einer versiegelten Tür lauert, zu dem nur Mogens aufgrund seiner geistigen (esoterisch-phantastischen) Fähigkeiten den Schlüssel finden kann; wenn er denn will.....

Auf dem Titelbild ist eine Statuette des fuchsgestaltigen ägyptischen Gottes Anubis zu sehen, mit blitzenden bernsteinfarbenen Augen, zwar das Foto eines realen Kunstgegenstandes, aber  durch (oder wegen?) der raffinierten Ausleuchtung ungewollt dämlich aussehend.  Das schadet nun aber auch nicht, da Anubis auch nur als Titelaushängeschild dient und im Roman wenig bis kaum vorkommt. 

Der Text selbst ist von Wolfgang Hohlbein, aber leider wird dem (zugegeben: zutiefst darob voreingenommenen) Rezensenten auch hier ein Vergnügen der üblichen Art genommen. Es handelt sich nämlich um einen „besseren“ Hohlbeinroman (die relativierenden Anführungszeichen, weil sie solche Wortverbindungen ja eigentlich ausschließen..); was man etwa daran merkt, dass man eben nicht willkürlich eine Seite aufschlagen kann, um ein ungewollt erheiterndes Zitat „hohlbein’scher Schreibeskunst“ (schon wieder: die Anführungszeichen...) zu finden.

Bei den Gründen mutmaßt der Rezensent eher, dass sich nicht Hohlbein im Laufe der Zeit geändert hat, sondern vielleicht hier der sorgfältige Lektor (Helmut W. Pesch) die schlimmsten Auswüchse getilgt hat; so findet man kaum noch solche Sätze wie „Das Dramatischste war das Herabrieseln einer dünnen Staubfahne...“, „entschlüpft ein kleiner, keuchender Schrei“, „die herabstürzenden Splitter trafen ihn wie rotglühende Rattenzähne“, und auch die Zahl der „ zwischen den Zähnen zerbissenen Flüche“ hält sich in argen Grenzen. 

Von der Handlung her ist das alles eine langatmige und auch langweilige Geschichte, die sich durch die üblichen Unwahrscheinlichkeiten auszeichnet (die Kommilitonin in Harvard wird, wie das nach der allgemeinen Lebenserfahrung ja häufiger vorkommt, einfach mal so von einem Ghoul in die vielen Gänge unter dem Friedhof verschleppt und verschwindet auf Nimmer wieder sehen. So was kann natürlich einem Mann schon einen Knacks fürs ganze Leben geben... Besonders eklatant auch noch die Hauskatze,. die den nächtlichen, bösen, Besucher Graves sofort durchschaut und darob panikartig seine Schuhe vollkotet... angeblich soll Hohlbein ein Katzenkenner sein. Aber da diese neurotische Katze Cleopatra <Sic!> ja auch bald einem Monster zum Opfer fällt...).

Mühsam schleppt sie sich am dünnen Handlungsfaden entlang. Für solches Geschehen, das zwar der phantastischen Literatur zuzuordnen ist, aber mehr als ein Genre berührt, hat man ja neuerdings eher den Begriff „Mystery“ geprägt, aber mysteriös ist da kaum etwas. Natürlich werden da einige Anklänge an „Star Gate“ gezogen, etwas vom Sirius und den (von Zivilisationskritikern angehimmelten edelprimitiven) Dogon erwähnt, und der Hinweis auf alte Bücher und Texte aus der Universitätsbibliothek von Arkham darf nicht fehlen.

Ansonsten treiben, man ist ja an einem Friedhof zugange, diverse Ghoule und anderes Ungetier ihr blutiges Unwesen, ehe sich alles (Abrakadabra) nach mehr als 700 Seiten dem schon lange herbeigesehnten Ende zuneigt. 

Wie schon gesagt: ist es nicht ganz so schlimm wie sonst bei einem Hohlbein, daher auch keine Grund, die üblichen Maßnahmen zu ergreifen (etwa: die „Grossen Alten“ doch zu beschwören, damit sie real herabkämen und dem ein Ende machten).So bleibt nur: eine überflüssige Taschenbuchausgabe eines ebenso überflüssigen (ob des zwiefachen Papierverbrauchs gar umweltschadenden) Hardcovers.  Das hätte man alles viel einfacher haben können.

Wie zitiert der Klappentext die FAZ in beeindruckender Kürze: „Wolfgang Hohlbein: Der Name für das Unbegreifliche“. In der Tat. Damit ist alles gesagt.

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