Preston, Douglas: Impact

ImpactImpact
von Douglas Preston
MacMillan Paperback
erschienen: 2010 (Großbritannien); 2009 (USA)
364 Seiten; ca. 12,00 €
ISBN: 978-0-230-74297-0
(Buch in englischer Sprache)
MacMillan


Zu den bekanntesten Werken des amerikanischen Schriftstellers Douglas Preston zählt zweifelsohne die Reihe um den charismatischen FBI-Agenten Aloysius Pendergast, den er gemeinsam mit seinem Co-Autor Lincoln Child kreiert hat. Für seine Solo-Romane hat Preston einen eigenen, von Pendergast ganz und gar verschiedenen Helden entworfen: den einzelgängerischen Geologen und Ex-Spion Wyman Ford, den er zuletzt in »Credo – Das letzte Geheimnis« mit welterschütternden wissenschaftlichen Erkenntnissen konfrontiert hat. Unter dem Titel »Impact« ist kürzlich ein weiterer Thriller rund um den ehemaligen CIA-Agenten erschienen.

Zum Inhalt des Romans: In einer lauen Aprilnacht erleben die Bewohner des Ostküstenstaats Maine ein einmaliges Spektakel: Ein Meteor macht die Nacht für kurze Zeit zum Tage und schlägt vor der Küste ein. Die junge Hobby-Astronomin Abbey Straw macht sich gemeinsam mit einer Freundin auf, das extraterrestrische Objekt zu bergen, nicht ahnend, dass ihr vergnügliches Abenteuer schon nach kurzer Zeit in eine Katastrophe münden soll.

Unterdessen entdeckt ein umstrittener Wissenschaftler eine rätselhafte Strahlung, die von einem Krater auf dem Mars ausgeht. Bevor er der Sache weiter nachgehen kann, wird er brutal ermordet.

Als eine Reihe radioaktiv verseuchter Edelsteine auf dem amerikanischen Markt auftaucht, wird Wyman Ford nach Kambodscha geschickt. Hier, so vermutet der amerikanische Geheimdienst, stammen die Steine her. Ford soll dies bestätigen. Mit dem, was er im südostasiatischen Dschungel findet, hätte er aber nicht gerechnet. Ford steht kurz davor, einem uralten Geheimnis auf die Spur zu kommen – einem Geheimnis, das das Ende der Menschheit bedeuten könnte ...

Zwei Anmerkungen vorweg. Erstens: Obwohl »Impact« ein Thriller rund um die Figur Wyman Ford ist, ist der Roman vollkommen unabhängig von den bisherigen Romanen um den Ex-CIA-ler und fungiert als eigenständiges Abenteuer. Abgesehen von Fords Auftauchen hat das Buch im Grunde keinerlei Bezug zu den bisherigen Bänden der „Reihe“, weshalb man diese nicht gelesen haben muss, um »Impact« voll und ganz verstehen zu können.

Zweitens: Wer nach »Credo« auf einen ähnlich erschütternden Religionsthriller aus der Feder von Douglas Preston hofft, sollte sich auf eine Enttäuschung gefasst machen. »Impact« hat mit diesem Genre rein gar nichts zu tun; es handelt sich hier um einen Katastrophenthriller mit leichtem SF-Einschlag.

So viel zur Vorrede. Kommen wir zum Buch selbst. Während Preston mit »Credo« ein richtig großer Wurf gelungen ist, legt er mit »Impact« einen reichlich melodramatischen und allenfalls mittelprächtigen Roman vor, der zwar für einige Stunden kurzweiliger Unterhaltung taugt, darüber hinaus allerdings schnell wieder aus dem Gedächtnis verschwunden ist.

An mangelnder Originalität der Story liegt diese durchwachsen ausfallende Einschätzung zumindest nicht. Preston hat einen reichlich ungewöhnlichen Ansatz gewählt und erzählt eine Geschichte, wie man sie in dieser Grundprämisse noch nicht oft erlebt hat. Kein Zweifel: das Bedrohungsszenario, das er entwirft, kann man im Grunde nicht anders denn als „ausgefallen“ umschreiben.

Das kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Story aller Originalität zum Trotze erhebliche Mängel aufweist. Da mag die Rahmenhandlung noch so außergewöhnlich sein, die meisten Storylines des Buchs sind es beileibe nicht. Preston verharrt in aus Wissenschaftsthrillern bekannten Mustern, die er nur selten durchbricht, weshalb der Roman lediglich in Ausnahmefällen wirklich zu überraschen weiß. Darüber hinaus erscheint das ganze Geschehen übertrieben dramatisch aufgebauscht. „Schlimmer geht’s immer“, wird sich Preston beim Schreiben gedacht haben. Wann immer eine der Romanfiguren in eine problematische Situation gerät, legt der Autor noch eine Schippe drauf und zieht die nächste Katastrophe aus dem Hut.

Da fehlt eigentlich nur noch die typisch spannungsheischerische Musik mehr oder weniger aufwändig produzierter TV-Katastrophenfilme, um das Bild zu komplettieren ...

Ein weitere Schwäche des Romans ist die simple Schwarz-Weiß-Zeichnung der Protagonisten. Preston gibt sich nicht einmal den Anschein, vielschichtige Charaktere beschreiben zu wollen. Die Figuren des Romans sind mit einfachsten Wesenszügen ausgestattet, machen keinerlei Entwicklungen durch und besitzen die charakterliche Tiefe von flachen Tellern. Dass ihre Motivationen zusätzlich ziemlich banal und samt und sonders vorhersehbar sind, spricht auch nicht gerade für »Impact«.

Immerhin: Man merkt Preston seine Routine als langjähriger Autor im Spannungsgenre an. »Impact« lässt sich flüssig lesen und erzeugt genügend Grundspannung, dass man die Handlung stets mit einem gewissen Interesse verfolgt. Die verschiedenen Ereignisse an sich sind wort- und bildgewaltig in Szene gesetzt und daher trotz ihrer Vorhersehbarkeit recht unterhaltsam geraten. Langeweile kommt bei der Lektüre keine auf.

Über das Ende des Romans lässt sich sicherlich streiten. Meiner Meinung nach ist die Lösung allzu platt. Und dass das Schicksal der Welt schlussendlich einfach mal so mir nichts, dir nicht von einer Hobby-Astronomin entschieden wird (weil sie ihrer Regierung eine solche Entscheidung nicht zutraut), na ja, na ja – wem's gefällt ...

Fazit: »Impact« erinnert in jeder Hinsicht an einen routiniert inszenierten, einfach gehaltenen TV-Film: simple Strukturen, eine übermäßig dramatische Handlung, ein wenig Action samt dem obligatorischen (und vollkommen sinnfrei eingesetzten) menschlichen Gegenspieler des Helden. Gut geeignet zum Abschalten nach einem langen Arbeitstag, wenn man schlicht und ergreifend an nichts Anstrengendes mehr denken möchte. Mehr ist das Buch aber in keinem Fall. Nette Unterhaltung für Freunde von Katastrophenfilmen wie »Twisters – Die Nacht der Wirbelstürme«, »10.5« oder »Category 6«.

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