Isau, Ralf: Der verbotene Schlüssel

Ralf Isau - Der verbotene SchlüsselDer verbotene Schlüssel
Von Ralf Isau
512 Seiten, 18,99 €
ISBN: 978-3570138342
(ebook: 14,99 €, ISBN: 978-3-641-04975-1)
Erschienen: Herbst 2010 (Deutschland)
cbj Hardcover
 
Die vierzehnjährige Sophia kann es nicht fassen: Als ihr Großvater väterlicherseits, den sie nie kennen gelernt hat, stirbt, hinterlässt er ihr neben seiner kleinen Wohnung und einem mysteriösen Buch ein Fabergé-Ei, dessen Existenz in Fachkreisen stets angezweifelt wurde. Im Innern des kostbaren Kleinods findet sich eine hochkomplizierte, an eine Uhr erinnernde Maschine, die nicht minder faszinierend ist wie das Ei selbst. Zu Sophias Erbe gehören auch ein kleiner Schlüssel und eine eindringliche Warnung: In seinem Buch, das er ganz bewusst für Sophia geschrieben hat, ermahnt ihr Großvater das Mädchen, den Schlüssel, der dazu gedacht ist, die Uhr aufzuziehen, auf keinen Fall zu verwenden.


Als Sophia den Mechanismus entgegen der Bitte ihres Großvaters doch in Betrieb nimmt, wird sie auf magische Weise in die Uhr hineinversetzt. Hier findet sie sich in dem geheimnisvollen Maschinenreich Mekanis wieder, das von dem finsteren Oros beherrscht wird. Diesem reicht es längst nicht mehr aus, nur Herr über eine Welt zu sein. Mit Hilfe von Sophias Erbe will er sich zum Herrn über die Erde aufschwingen. Ein Unterfangen, das durchaus gelingen könnte, verfügt die außergewöhnliche Uhr doch über Kräfte, wie sie sich ein Normalsterblicher kaum vorzustellen vermag.

Gemeinsam mit Theo, einem Jungen von der Erde, der seit vielen Jahrhunderten in Mekanis gefangen ist, nimmt Sophia den Kampf gegen Oros auf. Doch wie besiegt man jemanden, der sich mühelos jeden Automaten und jede technische Gerätschaft zu Untertan machen kann …?

Mit dem phantastischen Roman »Der verbotene Schlüssel« leitet der deutsche Autor Ralf Isau, bekannt unter anderem für seine »Neschan«-Trilogie oder das mehrfach ausgezeichnete Buch »Das Museum der gestohlenen Erinnerungen«, eine neue Phase seines schriftstellerischen Schaffens ein, die er auf seiner Homepage selbst als „Isau 2.0“ betitelt. Thematisch unterscheidet sich sein neustes Werk nur wenig von seinen bisherigen Arbeiten; wieder einmal mixt er reale Gegebenheiten, ungewöhnliche phantastische Elemente und philosophisch angehauchte Betrachtungen zu jenem unverwechselbaren Mix, der seit jeher sein Markenzeichen ist.

Verändert hat sich hingegen der Stil, in dem die Geschichte abgefasst ist. Tempo- und actionreicher, mehr auf die Handlung und die Protagonisten konzentriert als auf die erwähnten philosophischen Betrachtungen, kommt  »Der verbotene Schlüssel« modernen Lesegewohnheiten entgegen.

Merkt man dem Buch die „Neuorientierung“ seines Verfassers an? Durchaus. »Der verbotene Schlüssel« liest sich deutlich schneller, als dies bei den übrigen Büchern von Isau der Fall ist. Es wäre zwar vermessen, das Tempo des Buchs als „rasant“ zu umschreiben; nichtsdestotrotz entwickelt die Geschichte eine ordentliche Eigendynamik. Die Lektüre gestaltet sich infolgedessen äußerst kurzweilig, und überraschend schnell ist man am Ende des Buchs angekommen.

Ausgesprochen positiv zu vermerken ist, dass Isaus modernisierter Erzählstil nicht zu Lasten der Geschichte geht. Dem einen oder anderen Fan des Autors mag es missfallen, dass der philosophische Unterbau des Romans kürzer kommt, als es bislang der Fall war. Verschwunden ist er aber nicht. Wie auch die anderen Werke Isaus ist »Der verbotene Schlüssel« angereichert mit einer Vielzahl historischer Betrachtungen und Gedankenspiele. Anders als bislang sind sie aber stärker in den Hintergrund der Geschichte eingewebt, während der eigentlichen Handlung stets Vorrang eingeräumt wird.

Apropos Handlung: Diese erinnert an eine Mischung aus den Jugendbuch-Trilogien von Kai Meyer und dem Fantasy-Klassiker »Der Zauberer von Oz« und überzeugt durch ausgefallene Ideen und die geschickte Verbindung realer Gegebenheiten mit phantastischen Einfällen, die denen Meyers in nichts nachstehen. Einmal mehr schert sich Isau zur großen Freude des Lesers nicht um gängige Fantasykonventionen; es gibt weder liebeskranke Vampire noch mittelalterliche High Fantasy-Stereotype. Stattdessen darf sich der Leser auf ein neues, unverbrauchtes Setting sowie einige reichlich ungewöhnliche Kreaturen und Schauplätze freuen.

Ganz perfekt ist »Der verbotene Schlüssel« allerdings nicht. Abstriche muss man vor allem bei der wenig originellen Darstellung der Personen hinnehmen. Diese sind recht einfach gehalten, zwar sympathisch, aber ohne sonderlich markante Wesenszüge. Der Story mangelt es zudem an echten Höhepunkten. Die Handlung gleitet spannend und ohne stocken dahin, wahrhaft fesselnde, atemberaubende Highlights fehlen ihr jedoch.

Sonderlich trüben konnten diese Schwachpunkte meine Freude an »Der verbotene Schlüssel« allerdings nicht. Isaus neustes Werk – dankenswerter Weise ein für sich selbst stehender Roman, der zum Buchende tatsächlich auch das Ende der Geschichte erreicht hat, was heutzutage leider eher die Ausnahme ist – ist ein kurzweiliges phantastisches Abenteuer, das sich angenehm von der sonstigen Fantasykost abhebt, die derzeit die Regale in den Buchhandlungen füllt. Wer bereit ist, einen fantasievollen Kosmos jenseits altbekannter Pfade zu betreten und eine Geschichte zu lesen, die tiefgründiger auftritt, als es derzeit die Norm ist, darf sich auf ein spannendes Abenteuer freuen. Lesern von Kai Meyer oder den Jugendromanen von Wolfgang und Heike Hohlbein sei das Buch ans Herz gelegt.

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