Blutiges - Unheimliches - Splatter (17. September 2011)

Blutiges - Unheimliches - SplatterBlutiges - Unheimliches - Splatter
17. September 2011

Jede Woche sehe ich mir DVDs für den Zauberspiegel an. Das ist oft eine Freude, manchmal eine Qual. Jede Woche ist Gutes, Durchschnittliches und Schlechtes dabei. Aber ich halte eisern durch, um das Material dann zu rezensieren. Jede  Woche nun sammele ich meine Besprechungen und Beobachtungen in dieser Rezensionskolumne. Ich wünsche viel Vergnügen und hoffe den einen oder anderen nützlichen Hinweis zu geben.

Die Filme der Woche sind ... Human Nature, I saw the Devil, Detour, Eden Lake

 

  Human Nature
(Human Nature)
mit Donny James Lucas, Cynthia Polvin, Dana McLoughlin, Tamara Pender, Kevan Ohtsji, Jerry Bannister, Nicole Hancock, Tess Lauren, Maritama Carlson, Colin Worley
Regie: Vince D'Amato
Drehbuch: Vince D'Amato
Kamera: Vince D'Amato / Damien Foisy / Devin Lund
Musik: Christ Stanley
SPIO/JK
Kanada / 2004

Inspiriert von einer wahren Begebenheit, erzählt Human Nature die Geschichte des schockierenden Doppel-Lebens eines verheirateten Mannes, der Frauen entführt, in seiner Garage gefangen hält und quält. Seine Frau, deren Lebensinhalt darin besteht die Aufmerksamkeit ihres Mannes zu erlangen, ahnt nichts von den dunklen Machenschaften ihres Mannes.

 

Aufgrund der knappen Inhaltsangabe stellt man sich hier trotz einer geschnittenen DVD auf ein nettes Folterfilmchen in der Art von "Hostel" ein, doch was sich dem Zuschauer im Endeffekt offenbart, ist eine extrem billige Low Budget Produktion aus Kanada, der man selbst als eingefleischter Amateur-Fan eigentlich gar nichts abgewinnen kann. Ganz davon abgesehen, das man in vorliegendem Fall sicherlich keine besonders wertvolle Geschichte erwartet, ist die Rahmenhandlung allerdings so dermaßen dünn gestaltet, das man schon fast von einem inhaltsleeren Raum sprechen kann. Was Regisseur Vince D'AMato sich bei diesem üblen Machwerk gedacht hat, wird wohl auf immer sein ganz persönliches Geheimnis bleiben, der Betrachter jedoch wird mit knapp 70 Minuten purer Langeweile und so gut wie überhaupt keiner Unterhaltung richtiggehend gequält, so das man vor Freude die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, wenn denn endlich der langersehnte Abspann einsetzt und somit die filmische Tortur beendet.

Wenn "Human Nature" nun wenigstens im Bezug auf den Härtegrad überzeugen könnte, wäre das Filmchen zumindest für die geneigten Gorehounds eine Empfehlung wert, doch auch in dieser Beziehung handelt es sich vielmehr um einen astreinen Rohrkrepierer, da die interessanten Passagen lediglich ansatzweise zu erkennen sind und der Rest schon fast üblicherweise entfernt wurde. So bekommt man zwar einige blutige Momente präsentiert, weiss aber eher selten, wie es überhaupt dazu gekommen ist. Eigentlich ist das aber gar nicht weiter verwunderlich, denn genau wie dieser Aspekt ergibt im Prinzip der gesamte Film keinerlei Sinn, die äusserst dünne Handlung plätschert belanglos vor sich hin und es gibt wirklich nicht eine einzige Sache, die man hier als positiv herausstellen könnte. Der Plot beinhaltet keinerlei Spannungsmomente und auch in atmosphärischer Hinsicht wird noch nicht einmal auf Sparflamme gekocht, da man nichts kochen kann, was definitiv nicht vorhanden ist.

Nun mag es ja durchaus sein, das die Macher dieses üblen Werkes sich irgendetwas dabei gedacht haben, als sie die Geschichte filmisch umgesetzt haben, nur ist in keiner einzelnen Phase zu erkennen, worum es sich dabei handeln könnte. Und so kommt es dann auch wie es schon fast zwangsläufig kommen muss, die ganze Laufzeit über wird man mit absoluter Belanglosigkeit gefoltert, so das man im Endeffekt doch von einem echten Folterfilm sprechen kann, nur das sich diese Bezeichnung halt vollkommen anders äussert, als wie man es angenommen hat. Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, entpuppen sich auch die sogenannten Schauspieler als durch die Bank vollkommen talentfreie Zonen, nicht anders ist das grottenschlechte Schauspiel zu erklären, das einem hier angeboten wird. Teilweise überkommt einen dabei sogar das Gefühl, das man ein paar Arbeitslose von der Straße geholt-und diese zu einer ABM verdonnert hat. Nur ganz selten hat man wohl uninspiriertere Schauspieler gesehen, was aber letztendlich in das sehr schlechte Gesamtbild hineinpasst, das man von diesem filmischen Müll erhält.

"Human Nature" zählt meiner Meinung nach ganz eindeutig zu den Filmen, bei denen man sich wirklich die Frage nach deren Existenzberechtigung stellt, denn das ein solcher Rotz überhaupt auf eine DVD gepresst wird, ist schon eine mittelschwere Frechheit. Dennoch wird es sicherlich auch Leute geben, die selbst dieser kanadischen Katastrophen-Produktion etwas Positives abgewinnen können, wobei ich mir nicht einmal im Entferntesten vorstellen kann, was das sein sollte. Selbst die knapp 70 Minuten Laufzeit sind absolute Zeitverschwendung, dann schon lieber etwas Seilhüpfen oder andere Tätigkeiten, auf die man positiv zurückblicken kann.

Fazit: Es gibt nun wirklich genügend gute Low Budget Filme, aber "Human Nature" zählt ganz eindeutig nicht dazu. Dieses Machwerk überhaupt als Film zu bezeichnen, fällt einem schon reichlich schwer, es sich anzuschauen ist allerdings fast schon mit körperlich spürbaren Qualen verbunden, die man nicht wirklich erleiden möchte. Also besser die Finger weg von diesem Müll, ansonsten ärgert man sich nur schwarz über die vergeudete Zeit.

 

  I saw the Devil
(Angmareul boatda)
mit Byung-hun Lee, Min-sik Choi, Gook-hwan Jeon, Ho-jin Jeon, San-ha Oh, Yoon-seo Kim
Regie: Jee-woon Kim
Drehbuch: Hoon-jung Park
Kamera: Mogae Lee
Musik: Mowg
SPIO/JK
Südkorea / 2010

Kyung-chul ist ein gefährlicher Serienmörder, dem die Polizei schon lange auf den Fersen ist. Skrupellos und äußerst brutal vorgehend, vergreift er sich an jungen Frauen. An einem verschneiten Abend ermordet er Ju-yeon, die Tochter des Polizeichefs Jang, auf bestialische Weise. Ihr Verlobter - Geheimagent Soo-hyun - schwört gnadenlose Rache. Er will Kyung-chul all die Schmerzen zufügen, die dieser seinen Opfern antut. Auch wenn er dazu selbst zum Monster werden muss. Er lässt sich für zwei Wochen beurlauben. Nicht, um das schreckliche Trauma zu verarbeiten, sondern um den psychopathischen Killer auf eigene Faust zu jagen. Ein erbarmungsloser Schlagabtausch beginnt, bei dem Soo-hyun seinen intelligenten Kontrahenten zu unterschätzen scheint...

 

Es gibt mittlerweile etliche sehr intensive Rachethriller und gerade auch der asiatische Markt kann hier mit einigen wirklich gelungenen Vertretern aufwarten, was der Zuschauer jetzt allerdings mit "I saw the Devil" zu sehen bekommt, ist meiner Meinung nach noch einmal eine erhebliche Steigerung, denn härter und kompromissloser kann ein solcher Film kaum ausfallen. Dabei sollte man vor allem bedenken, das sich der Film von Jee-woon Kim zudem noch von thematisch ähnlich gelagerten Beiträgen erheblich unterscheidet, denn bekommt man es doch nicht nur mit einem handelsüblichen Rachethriller zu tun, sondern vielmehr mit einer äusserst explosiven Mischung, in der auch genügend Anteile des Horrorthrillers und des Folterfilms vertreten sind. Dieser Aspekt sorgt dafür, das man mit einem Gesamtpaket konfrontiert wird das an Intensität und Härte kaum zu überbieten ist, wobei sich der Härtegrad nicht nur visuell, sondern auch psychisch extrem stark bemerkbar macht und dem Betrachter ein wahres Wechselbad der Gefühle beschert. So ist es Regisseur Jee-woon Kim hervorragend gelungen, den Zuschauer im ersten Drittel der Geschichte hauptsächlich mit Ansätzen brutaler Gewalt zu konfrontieren die vor allem einen enormen Härtegrad in dessen Kopf zu manifestieren. In dieser Phase der Geschichte wird nämlich noch größtenteils auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet, so das es der eigenen Fantasie überlassen ist, sich die Taten des brutalen Mörders vorzustellen.

Dadurch wird schon einmal ein enormer Druck aufgebaut der in der Folgezeit durch wirklich derbe und harte Passagen noch zusätzlich untermauert wird, die jedem Gorehound das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Dabei sind die jeweiligen Momente äusserst gut über den gesamten Film verteilt worden, so das zu keiner Zeit der Eindruck einer vollkommen sinnbefreiten Schlachteplatte entsteht, denn jederzeit steht trotz des sehr hohen Härtegrades immer die Geschichte an sich im Vordergrund. Und die ist von der ersten bis zur letzten Minute extrem spannend und interessant in Szene gesetzt worden und beinhaltet trotz einer Laufzeit von knapp 137 Minuten keinerlei langatmige Passagen. In den ersten gut 40 Minuten wird man dabei mit einem waschechten Thriller mit Serienkiller-Thematik konfrontiert, bevor der Plot anschließend in eine Mixtur aus Rachethriller-und Folterfilm umschwenkt und hier aber auch einen eher ungewöhnlicheren Weg beschreitet, als man es aus etlichen anderen Vertretern dieser Art kennt. Im Normalfall kennt man ja eher das Szenario, wenn der Rächer seine aufgestaute Wut möglichst schnell entladen will und den Gejagten schnellstmöglichst zur Strecke bringt, bei "I saw the Devil" jedoch entwickelt sich ein perfides Katz-und Maus Spiel, in dem der Mörder immer wieder gefoltert und gequält werden soll, damit er die gleichen Schmerzen wie seine bisherigen Opfer verspüren soll, um letztendlich förmlich um seine Erlösung zu betteln. Und so entwickelt sich mit der Zeit ein regelrechter Zweikampf zwischen Soo-hyun, der den Tod seiner Verlobten rächen will und dem offensichtlich psychophatischen Frauenmörder Kyung-chul, der von seinem Jäger immer wieder attackiert und gefoltert wird, um später wieder einen Vorsprung zu bekommen, damit die perfide Jagd von Neuem beginnt. Im letzten Drittel der Story nimmt das Geschehen dabei sogar noch eine Wendung, die für zusätzliche Spannung sorgt, dreht der Gejagte doch den Spieß um und kann für eine kurze Zeitspanne sogar die Oberhand gewinnen, was für einige Tote mehr sorgt, die in dem perfiden Spiel gar nicht eingeplant waren.

Das Ganze wurde dabei so temporeich und hart in Szene gesetzt, das man kaum einmal dazu kommt, sich zwischendurch etwas vom knallharten Szenario zu erholen. Dem Zuschauer werden hier kaum Ruhepausen gegönnt und selbt die wenigen etwas ruhigeren Phasen des Filmes bieten immer noch soviel Intensität und Faszination, das man die gesamte Laufzeit über wie unter Strom steht und voll konzentriert bei der Sache ist, um auch nicht eine einzige Sekunde des Geschehens zu verpassen. Selten habe ich in den letzten Jahren einen Film gesehen der dermaßen viel Härte beinhaltet, was aber nicht nur auf die visuellen Gewaltdarstellungen bezogen ist. Es ist vielmehr die Kombination der eigenen Fantasie und die bildlich gezeigte Gewalt, die hier eine Wucht entfachen, der man sich unmöglich entziehen kann. Die Brutalität der Ereignisse trifft einen dabei wie ein Keulenschlag in die Eingeweide, von dem man sich nicht so schnell erholen kann, da er die gesamte Laufzeit über stetig wiederkehrt. Und die Sequenzen, in denen der Splatter-und Gore Liebhaber auf seine Kosten kommt, sind teilweise so hart und eklig, das man es fast körperlich spüren kann. Dennoch entsteht zu keiner Zeit der Eindruck, das der Härtegrad den Rahmen sprengen würde, oder sogar die Geschichte darunter leiden würde, denn Jee-woon Kim hat sorgsam darauf geachtet, das die Anteile in seiner Story gut verteilt sind und letztendlich nahezu perfekt ineinanderpassen, so das letztendlich ein herausragender Gesamteindruck entsteht.

Doch die ganzen positiven Komponenten wäre gar nichts wert, wenn hier nicht auch erstklassige Schauspieler am Werk wären, die den von ihnen dargestellten Charakteren Glaubwürdigkeit und Authenzität verleihen würden. "I saw the Devil" verfügt über diese tollen Akteure, denn bis in die kleinsten Nebenrollen ist die Geschichte absolut perfekt besetzt. Herausragend sind dabei sicherlich die beiden Hauptdarsteller Byung-hun Lee (Soo-hyun) und Min-sik Choi (Kyung-chul), wobei insbesondere Letzterer in der Rolle des Frauenmörders zu glänzen weiss. Wenn man es nicht besser wüsste würde man nie auf den Gedanken kommen, das der mann hier lediglich eine Rolle spielt, denn sein Schauspiel ist schon fast erschreckend authentisch. Die Eiseskälte die dabei von ihm ausgeht, lässt einem streckenweise wirklich das Blut in den Adern gefrieren. Und so gibt es in diesem Film eigentlich rein gar nichts was man ernsthaft kritisieren könnte, da alles perfekt aufeinander abgestimmt ist, was schon zwangsläufig dafür sorgt, das sich "I saw the Devil" auf einem extrem hohen Qualitäts-Level ansiedelt, das nur ganz schwer zu überbieten sein dürfte. Wer gute Nerven und einen starken Magen hat, wird bei diesem asiatischen Film voll auf seine Kosten kommen und mit einem ganzzeitig qualitativ hochwertigem Szenario belohnt, zartbesaitete Menschen sollten allerdings lieber einen großen Bogen um dieses brutale Meisterwerk machen, handelt es sich doch um einen Film, der sich auch nachhaltig im Kopf des Betrachters festfrisst und nicht so leicht zu verdauen ist.

Fazit: Gerade aus Asien kommen immer wieder extrem harte Filme zu uns, doch vorliegender Beitrag stößt meiner Meinung nach noch einmal das Tor in eine ganz neue Dimension der Härte und Brutalität auf. Sicherlich gibt es etliche Werke die im Bezug auf die rein visuelle Härte noch besser ausgestattet sind, jedoch ist es in vorliegendem Fall die Kombination aus psychischer und bildlicher Gewalt, die eine hammerharte Wirkung auf den Zuschauer hinterlassen, der während des Geschehens gar keine Zeit hat das Gesehene erst einmal zu verdauen. "I saw the Devil" ist ein dermaßen intensives Filmerlebnis, das auch noch lange nach seiner Sichtung erheblich nachwirkt, so das man eine geraume Zeit benötigt, um die Ereignisse zu verarbeiten und richtig sacken zu lassen. Auf jeden Fall aber sollten sich Genre-Fans diesen nahezu perfekten Film nicht durch die Lappen gehen lassen.

Die DVD:
Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Koreanisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch / Niederländisch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 137 Minuten
Extras: TV-Spots, Interviews, Making Of

 

  Detour
(Snarveien)
mit Marte Christensen, Sondre Krogtoft Larsen, Jens Hulten, Johan Hedenberg, Malin King, Inga Didong Harrie, Jeppe Laursen, Knut Walle, Mikkel Gaup, Kai Kolstad Redseth, Eileen Kvaale Rost
Regie: Severin Eskeland
Drehbuch: Severin Eskeland
Kamera: Bjorn Eivind Aarskog
Musik: Stein Berge Svendsen
FSK 16
Norwegen / 2009

Lina und Martin befinden sich auf dem Weg aus dem schwedischen Grenzgebiet zurück nach Hause, als eine Straßensperre sie auf eine Umleitung quer durch den dichten Mischwald schickt. Wie es der unglückliche Zufall will, sitzen die zwei bald im absoluten Nirgendwo fest, nicht ahnend, dass eine panische Anhalterin, ein immer wieder mysteriös auftauchender Cop, ein ätzender Tankstellenbesitzer und ein Kofferraum randvoll mit illegaler Schmuggelware ihre kleinsten Probleme sind. Weit schlimmer: Im gesamten Wald sind Kameras verteilt, die das Pärchen zu Stars einer ganz besonderen Live-Übertragung machen sollen ...

 

Horrorfilme mit BacKwood-Thematik gibt es mittlerweile wie Sand am Meer und es wird sicherlich immer schwerer, dieser Art des Horrorfilmes neue Impulse hinzuzufügen. So sollte man also nicht besonders verwundert darüber sein, das auch dieser skandinavische Beitrag nicht gerade vor Innovation und Neuerungen strotzt. Diverse Anleihen bei anderen Vertretern dieser Machart sind deshalb auch unverkennbar und ziemlich offensichtlich, so das "Detour" allein schon aus diesem Grund ohne größere Höhepunkte auskommen muss. Dennoch ist die Geschichte keineswegs so schlecht, wie es manche im Netz herumschwirrende Kritiken vermuten lassen, denn Regisseur Severin Eskeland hat es geschafft, einen durchaus interessanten Strory-Plot zu erschaffen, der zwar nicht die wirklich überraschenden Wendungen beinhaltet, aber immerhin äusserst solides und sehenswertes Genre-Kino anbietet, an dem man als Horror-Fan jederzeit auf seine Kosten kommt, auch wenn die erzählte Story ganz sicher nicht das Genre revolutioniert.

Es sind die eigenen Erwartungen, die man von Beginn an in die richtige Richtung lenken sollte, um hinterher nicht an den eigenen Ansprüchen zu scheitern. Ein Meisterwerk stellt diese norwegische Produktion mit Sicherheit nicht dar, wer allerdings Wert auf eine äusserst konstante Spannungskurve und eine herrlich dichte Atmosphäre legt, dürfte an diesem Film nicht besonders viel auszusetzen haben. Die Dramaturgie der Geschehnisse ist dabei sehr gelungen und schon nach wenigen Minuten naut sich eine Menge an Spannung auf, die sich prinzipiell auch bis zum Ende halten kann. Lediglich für Kenner der Materie dürften die Ereignisse einigermaßen vorhersehbar sein, was in diesem Fall den Sehgenuß ein wenig schmälern dürfte. Aber gerade für Einsteiger in die backwood-Thematik könnte "Detour" eventuell sogar der ideale Einstieg sein, der insbesondere durch seine atmosphärische Dichte enorm zu punkten weiss. So spitzt sich die Lage der beiden Hauptfiguren Lina und Martin fast minütlich zu, wobei das Szenario immer düstere und bedrohlichere Züge erkennen lässt. Im zweiten teil des Filmes zieht dann sogar ein gewisser Grad an Härte in das Geschehen ein, man sollte allerdings kein Festival an brutalen Szenen erwarten, was man sich aber allein schon aufgrund der 16er Freigabe denken kann.

Dabei hat der Film aber auch gar keine expliziten gewaltdarstellungen nötig, entfacht sich doch vielmehr der Härtegrad im Kopf des Betrachters und wird durch die Situation ausgelöst, in der sich das junge Päärchen befindet. Dadurch beziehen die Ereignisse ihren ganz eigenen Reiz und es geht zudem auch eine starke Faszination von ihnen aus, die einen selbst vor dem heimischen TV stellenweise ziemlich unruhig werden lässt. Ich persönlich habe das jedenfalls so empfunden und das obwohl ich schon etliche thematisch ähnlich gelagerte Filme gesehen habe. Natürlich ist das wie immer reine Geschmackssache und "Detour" kommt auch bestimmt nicht an die Qualität eines "Wrong Turn" heran, doch das manche Leute diesen absolut sehenswerten Beitrag teilweise ungerechtfertigt niedermachen, kann ich ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen. Es ist nun einmal äusserst schwierig, gerade der hier bearbeiteten Thematik neue Impulse hinzuzufügen, vielmehr kommt es meiner Meinung nach darauf an, altbewährte Zutaten auf eine gelungene Art und Weise zu vermischen und gute Unterhaltung anzubieten. Das ist Severin Eskeland auf jeden Fall gelungen und das Einstreuen des Big Brother-Feelings empfinde ich dabei zudem noch als eine wirklich nette Idee, die zudem noch etwas brutalen Charme versprüht.

Auch die Ansammlung eher unbekannter, deswegen aber keineswegs schlechter Schauspieler verleiht dem ganzen sogar etwas Unverbrauchtes, handelt es sich doch nicht um die ansonsten handelsüblichen Hollywood-Schönlinge, bei denen man immer das Gefühl nicht abwehren kann, das alle aus einem Modejournal entsprungen sind. Und auch die gezeigten Leistungen können sich allemal sehen lassen, wirken sie doch sogar größtenteils authentisch und glaubhaft, was man in etlichen anderen Fällen schon vollkommen anders gesehen hat. So wimmelt es hier beispielsweise auch nicht so vor unlogischen verhaltensweisen der Protagonisten, was mich besonders positiv überrascht hat und dieses Werk auch noch einmal ein bisschen aufwertet, so das man im Endeffekt von einem zwar nicht überragendem, aber dennoch absolut gelungenem Vertreter des Genres sprechen kann, dessen Sichtung sich allemal lohnt.

Fazit: Auch wenn man in vorliegendem Fall nichts revolutionäres erwarten sollte, bietet "Detour" absolut routinierte und sehenswerte Horrorkost. Die großen Überraschungen und Wendungen darf man allerdings nicht erwarten, doch dafür besticht die Geschichte durch eine sehr dichte und düstere Grundstimmung, die in einigen Passagen sogar eine dezente Gänsehaut aufkommen lassen kann. Gute Darsteller, ein gelungener Spannungsbogen und eine mit knapp 75 Minuten ideal gewählte Laufzeit machen den Film zu einem sehr kurzweiligen Filmvergnügen, das sich Fans des Genres auf jeden Fall anschauen sollten.

Die DVD:
Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DD 2.0, DD 5.1 / Norwegisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 74 Minuten
Extras: Trailer, Trailershow

 

  Eden Lake
(Eden Lake)
mit Kelly Reilly, Michael Fassbender, Tara Ellis, Jack O'Connell, Finn Atkins, Jumayn Hunter, Thomas Turgoose, James Burrows, Tom Gill, Lorraine Bruce, Shaun Dooley, James Gandhi, Bronson Webb, Lorraine Stanley, Rachel Gleeves
Regie: James Watkins
Drehbuch: James Watkins
Kamera: Christopher Ross
Musik: David Julyan
SPIO/JK
Großbritannien / 2008

Am idyllischen Eden Lake wollen Jenny und Steve ausspannen, doch statt eines romantischen Wochenendes durchlebt das Paar einen Albtraum. Die Provokationen einiger Jugendlicher eskalieren zur brutalen Gewalt, als der Kampfhund des Anführers getötet wird. Von jetzt an machen die Kids in den Wäldern unerbittlich Jagd auf die Erwachsenen und lassen auch die letzten Grenzen zwischen Leben und Tod hinter sich.

 

Die hier gezeigte Thematik wurde schon in etlichen Filmen verarbeitet, doch mir fällt eigentlich kein Film ein, in dem es so hart und intensiv zur Sache ging. Jugendliche, die sich mit Erwachsenen anlegen und wo das am Anfang noch eher respektlos wirkende "Machtspiel" auf einmal zum absolut blutigen Überlebenskampf wird, wurden wohl noch nie so hart und eiskalt in Szene gesetzt. Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Jugendliche immer aggressiver werden und teilweise gefühlskalt wirken, ist dieser Film in meinen Augen ein sehr realitätsnahes Beispiel dafür, wie schnell eine Situation kippen kann und aus sogenannten "Halbstarken" reissende Bestien werden können.

"Eden Lake" zeigt genau dieses Szenario und das mit einer Heftigkeit, die kaum zu überbieten ist. Die ersten 30 Minuten des Films bauen hier sehr gekonnt die Geschichte auf, die eher harmlos beginnt, bevor sie dann wirklich schlagartig eine beklemmende und bedrohliche Stimmung entfaltet, die den Betrachter mit der Wucht eines Keulenschlags trifft. Obwohl man ja mittlerweile weiss, zu was Jugendliche in der Lage sind, schockiert einen die hier zu Tage tretende Gewalt und Gefühlskälte und versetzt einen in einen Zustand der Fassungslosigkeit.

Vor allem Brett, der Anführer der Jaugendbande, zeichnet sich hier durch erschreckende grausamkeit und Gefühlskälte aus. Durch seinen diktatorischen Führungsstil zwingt er auch einige seiner zwiegespaltenen Freunde dazu, selbst Initiative bei der Jagd und der Folterung der Erwachsenen zu ergrifen. Um seine Freunde zum endgültig auf seine Seite zu ziehen, lässt er ihre Taten mit einer handykamera aufzeichnen, damit er ein Druckmittel in den Händen hält. So kommt es, das alle Jugendlichen mitmachen und zunehmend auch ihre Hemmschwellen zu verlieren. Gerade Jack O'Connell, der die Figur des Brett spielt, überzeugt hier durch eine erstklassige darstellerische Leistung, man nimmt ihm die Rolle vollkommen ab und vergisst manchmal, das hier ein Schauspieler lediglich eine Rolle spielt.

Und gerade das ist die große Stärke des Films, das hier eigentlich alle Darsteller eine so realistische und überzeugende Leistung abliefern, das man sich phasenweise selbst für einen Teil des gezeigten Szenarios hält. Der Horror, der hier entsteht und gezeigt wird, geht auf die eigene Psyche über und lässt einen mit schweissnassen Händen vor dem Bildschirm mitfiebern. Dabei sollte man noch anmerken, das sich die wirklich harten Szenen durchaus in einem überschaubaren Rahmen bewegen und die Brutalität des Films vielmehr durch die Darstellung der Täter und durch das Gesamtgeschehen an sich entsteht.

Regisseur James Watkins ist es hier perfekt gelungen, ein bekanntes Thema spannungsgeladen und realistisch hart in Szene zu setzen. Er lässt den entstehenden Horror im Kopf des Betrachters explodieren und zwingt ihn dadurch praktisch dazu, das Geschehene richtiggehend mitzuerleben. Und somit lässt er sein Werk zu einem der intensivsten Terror-und Survival Filme werden, den man in den letzten Jahren zu Gesicht bekommen hat. Dazu, das ich zu dieser persönlichen Meinung gekommen bin, hat auch das extrem tragische, aber perfekt zum Film passende Ende beigetragen, das dafür sorgt, das einem auch am Ende des Films noch einmal die haare zu Berge stehen.

"Eden Lake" ist ein absolut kompromissloser und knallharter Film, den man nach Sichtung erst einmal längere Zeit sacken lassen muss, den es handelt sich hier um sehr harten Tobak. Ein Film, der durchaus Spuren hinterlässt, der nachdenklich macht und auch nachhaltig in der Erinnerung des Betrachters haften bleibt.

Fazit: Leider handelt es sich bei "Eden Lake" keineswegs um Fiktion, vielmehr schildert der Film auf knallharte und kompromisslose Art die Gleichgültigkeit eines Teils der heutigen Jugend. Auch Ereignisse wie in vorliegender Story sind längst kene Seltenheit mehr, was den Film noch um Einiges intensiver und schockierender erscheinen lässt. Meiner Meinung nach handelt es sich um ein durchaus realistisches und vor allem brutales Meisterwerk, das man nicht so schnell wieder vergisst.

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