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Die ruhmreichen Fünf - Superhelden halten die Welt in Atem! - Besucher ohne Mission

StoryDie ruhmreichen Fünf
Superhelden halten die Welt in Atem!
Besucher ohne Mission

Torkel war ein Quibbelmix. Wie alle Quibbeltnixe hatte er eine blaue Hautfarbe, einen Wasserbauch und Flossenfüße, die beim Gehen laut schmatzten. Er saß an seinem Steuerpult und blätterte in einem Magazin mit nackten Quibbelmixmädchen. Mädchen mit herrlichen Wasserbäuchen und noch herrlicheren Flossenfüßen. Torkel stand auf Flossenfüße, und der "Quibbelboy" war auf Quibbelmixflossenweiber spezialisiert.


"Leutnant Torkel?" Eine befehlsgewohnte Stimme verirrte sich im Trommelfell von Torkel und schwemmte seine schönen Träume fort.

"Herr Kapitän?" Torkel stand kerzengerade und tippte sich mit einem Zeigefinger an die Stirn, womit er die Statuten für das offizielle Grußzeichen voll erfüllte.

"Haben Sie die Koordinaten zu unserem Zielplaneten eingehalten?" Der Kapitän, er hieß Schunkel und war genauso blau wie sein Untergebener, wenn auch mit einem größeren Wasserbauch, wie es seiner Stellung zukam, schaute Torkel finster mit hochgezogenen Schleimgelaugenbrauen an.

Torkel zog seinen Gleitstuhl an den Computertisch und tippte Berechnungsdaten in die Tastatur. Der Rechner piepte leise, um anzuzeigen, daß er arbeitete, und rülpste, als das Ergebnis vorlag. "Wir sind nur dreißig Grad vom Kurs abgekommen, Herr Kapitän", sagte er und war insgeheim stolz auf diese Leistung, denn es war ihm schon passiert, daß er versehentlich den Rückflug eingeleitet hatte, wohl auch deshalb, weil er die vielen Quibbelmixmädchen vermißte.

"Dreißig Grad?" fragte Schunkel. "Was bedeutet das für uns?"

Der blaue Torkel wandte sich wieder dem Computer zu, um den neuen Zielort zu erfahren. Der Rechner rülpste diesmal noch lauter, ein Zeichen dafür, daß er an die Grenzen seiner Belastbarkeit stieß. "Das heißt, daß wir a«f der Erde landen!"

"Auf der Erde? Bei den Verrückten???"

"Ja, Sir!"

"Und es gibt keine Möglichkeit, den Kurs zu ändern?"

Der Leutnant erinnerte sich an seine Schulung bei der Quibtixarmee. Natürlich konnte man den Kurs ändern, nur hatte er diesem Fach nicht die nötige Aufmerksamkeit gewidmet. "Nein", sagte er deshalb und fügte hinzu: "Der einmal gewählte Kurs ist nicht mehr zu korrigieren."

"Dann werden wir wohl in den Schwabapfel beißen und dort landen müssen. Und wenn wir schon mal dort sind, könnten wir auch gleich eine Besichtigungstour unternehmen."

"Warten Sie, Herr Kapitän. Der Computer wirft noch genauere Daf-ten aus." Torkel nahm einen gelben Zettel aus dem Drucker. 'Gefahrstufe l' stand auf der Kopfleiste, 'Landepunkt Bremen'.

"Bremen?" Schunkel sank in seinen Seufzersessel, der so hieß, weil er angewidert stöhnte, wenn jemand in ihm Platz nahm. "Das sind doch die besonders Verrückten, oder?"

Torkel nickte besorgt.

"Uns bleibt auch nichts erspart", jammerte Schunkel und! schenkte sich einen Magenblitz ein, um ihn in einem Schluck in denselben zu schütten.

***

Bremen, 1992, 12 Uhr mittags.

Hansi Derwisch lief mit seiner Mutter über den Domshof. Hansi machte seinem Namen alle Ehre, denn er schaute die meiste Zeit in die Luft, weil er sich zu höherem berufen fühlte. Diese Unart hatte ihn schon desöfteren in verzwickte Situationen gebracht, denn Mauern, Laternenpfeiler und Stacheldrähte gingen nicht zur Seite, wenn er auf sie zulief. Sie standen einfach da und warteten gleichmütig auf die bevorstehende Kollision mit Hansi, der diese durch zahlreiche Narben in Erinnerung behielt.

Heute aber sollte es erstmals zu keinem Zusammenstoß kommen, heute sollte er etwas erleben, was er nie vergessen würde.

Ein riesiger Puddingbecher schwebte auf den Domshof zu und ächzte dabei wie die Belegschaft eines Altersheims.

"Schau mal, Mami, da schwebt ein Pudding am Himmel!" rief Hansi ganz aufgeregt.

"Es gibt heute keinen Nachtisch, Hansi", erwiderte seine Mutter abwesend.

"Aber da schwebt wirklich ein Pudding am Himmel, Mami, ein gelber Vanillepudding."

In diesem Moment machte es Platsch. Der Puddingbecher klatschte auf den Boden und fraß sich in das Kopfsteinpflaster, wobei er sich nach allen Seiten ausdehnte. Ein Pfropfen pfiff durch die Luft und ließ eine Öffnung in dem fliegenden Nachtisch frei.

Hansi traute seinen Augen nicht, als kleine blaue Puddingeinlagen den Becher verließen. Sie schmatzten beim Gehen, so wie es sein Vater beim Mittagessen tat.

"Gwimblmipf?" fragte ihn das eine Einlagestück.

Der kleine Hansi, der in seinem bisherigen Leben weder mit einem Pudding noch mit diversen Einlagen gesprochen hatte, wußte darauf keine Antwort. So zuckte er nur mit den Schultern und stieß mit einem Ellenbogen seine Mutter an, denn er wußte, daß sie mehrere Fremdsprachen beherrschte.

"Gwimblmipf?" fragte das Einlagestück erneut.

Klothilde Derwisch, die Mutter von Hansi, überlegte, ob sie nachher bügeln oder besser staubsaugen sollte. Sie dachte stets an praktische Dinge und hätte nie damit gerechnet, jemals von einem blauen, schwabbeligen Etwas angesprochen zu werden. Erstaunt und überaus verwirrt starrte sie das etwa ein Meter große Wesen an, das seine aufgequollenen Augen auf sie richtete und eine lilafarbene Zunge ausstreckte.

Klothilde dachte an Pfannkuchen, die sie lange nicht mehr gegessen hatten, verdrängte diese Assoziation aber gleich wieder, da die Situation keine Gedanken für solch nebensächliche Dinge freiließ.

6  "Was haben Sie gesagt?" wollte sie wissen. Im Grunde war es eine Verlegenheitsfrage,  um Zeit zu schinden.  Sie zog Hansi enger an sich und war bereit, jederzeit die Beine in die Hand zu nehmen, wenn das Wesen sich erdreisten sollte, näherzukommen. Doch Schunkel, der Kapitän des Puddingbechers, hatte anderes vor. Er stapfte an Klothilde und Hansi vorbei, gefolgt von Torkel, und lief in Richtung Schnoorviertel.
"Trinken wir auf die Ruhmreichen Fünf!" Eismann streckte sein Glas Milch in die Höhe und stieß mit uns an. Wir, das waren Willi the Wuz, Sunbeam, Vario und die Motte. Während aber Eismann an seiner Milch nippte, tranken wir natürlich etwas Alkoholisches. Champagner. Dazu gab es den obligatorischen Kaviar, den James, der Diener von Willi, servierte.

Willi war schon ziemlich angetrunken, denn er hatte sich auf das Treffen mit seinen Freunden in der Form vorbereitet, daß er bereits mehrere Flaschen geleert hatte. Sein glasiger Blick zeugte von dem Erreichen einer hochgradigen Promillegrenze.

"Auf uns!" rief Vario mit schwerer Zunge.

Willi the Wuz stellte sein Glas auf dem schweren Eichentisch ab und bat um Ruhe. "Freunde", sagte er, "ich glaube, es ist an der Zeit, eure Identität zu lüften, um unser gemeinsames Vorgehen im Kampf gegen das Verbrechen besser zu koordinieren. Oder was meint ihr?"

"Gute Idee!" sagte Sunbeam.

Die Motte sank in einen Sessel, nicht, weil sie die Idee nicht gut fand, sondern aufgrund des genossenen Alkohols. "Na gut, Freunde, fangen wir mit mir an. Mein Name ist Ralf Radzuweit und ich bin von Beruf Werbetexter."

"Dann bist du ja mein Angestellter", stellte Eismann fest. "Ich muß feststellen, daß deine Texte in letzter Zeit immer schlechter werden. Wohl zu sehr mit deinem Superheldendasein beschäftigt, was?"

"Bist du etwa dieser Schnabel?" fragte die Motte.

"Dann arbeite ich ja auch für dich." Vario winkte James zu, denn sein Glas war so trocken wie ein frisch gewickeltes Baby.

James hob indigniert eine Augenbraue. Er konnte nicht verstehen, daß man Champagner wie Wasser trank und nicht wie ein wahrer Gentleman genoß.

Sunbeam schien erstaunt. "Arbeiten wir etwa alle für den Nekul-Verlag?"

"Ich nicht!" sagte Willi the Wuz empört. "Ich habe noch nie gearbeitet und schon gar nicht für den Nekul-Verlag oder diesen Schnabel!"

"Ja, es stimmt, ich bin Uwe Schnabel, der Inhaber des Nekul-Verlages, aber ich kann nichts dafür", antwortete Eismann.

James hüstelte dezent. "Sir, ich sollte Sie doch an ihre tägliche Nachrichtensendung im Fernsehen erinnern." Er schaltete das Gerät ein. Auf der Monitorleinwand erschien Dagmar Berghoff. Sie berichtete über einen Besuch des Bundeskanzlers in Washington. Der Kanzler wirkte genauso quallig wie die Außerirdischen, die in dem nachfolgenden Bericht gezeigt wurden. "Wie wir soeben erfuhren", erklärte die gute Dagmar, "sind vor wenigen Minuten Außerirdische auf dem Domshof in Bremen gelandet. Die Polizei und Teile des Militärs sind bereits im Einsatz und haben die Situation in ihrer Kontrolle. Bisher ist nicht bekannt, ob die Außerirdischen als gefährlich einzustufen sind."

"Interessant!" ließ sich Eismann vernehmen. "Endlich ein richtiger Fall für die Ruhmreichen Fünf."

"Stoßen wir darauf an!" Vario nahm jede Gelegenheit wahr, um seine Kehle mit dem guten Champagner zu erfreuen. Zu Hause gab's ja nur billige River-Cola ohne Schuß.

Eismann schüttelte mit dem Kopf. Alles Säufer, dachte er. Und das sind meine Angestellten. Aber heutzutage kann man sich seine Mitarbeiter leider nicht mehr aussuchen. Bei der Lage auf dem Arbeitsmarkt.

"Ich gehe schon mal vor", sagte Willi, verschränkte seine Arme vor der Brust und war von einer Sekunde zur anderen verschwunden!

"Wo ist der denn jetzt hin?" Die Motte versank in ihrem Glas, das bis auf den Grund Ebbe anzeigte. "James!" rief er verzweifelt. "Ist noch ein bißchen Sekt da?"

"Sekt???" James schaute die Motte enerviert an. "In diesem Haus gibt es keinen Sekt. Sekt ist etwas für das gemeine Volk. Wir trinken nur guten, teuren Champagner."

"Dann rüber mit dem Zeug!" säuselte Vario.

"Hee, ich glaube, wir sollten uns statt des Fusels mal der Außerdischen annehmen!"warf Eismann ein.

"Na gut, wenn's denn sein muß, laßt uns aufbrechen." lallte Vario und begann sich mühsam aus dem Sessel zu schälen.

Die Superhelden warfen ihre Gläser gegen die Wand, um ihre Sympathie zu den Russen zu demonstrieren und erhoben sich dann in die Luft. "Sie müssen vorher die Fenster öffnen", rief James noch, aber da barsten diese schon in tausend Teile und flogen wie Kristalle auf den samtenen Teppich.

Die Ruhmreichen Fünf waren in Aktion. Superhelden, die nur für das Wohl des Volkes lebten...

***

Torkel irrte verwirrt durch das Schnoorviertel. So seltsame Behausungen hatte er noch nie gesehen. Häuser mit Ecken und Kanten, ganz ohne weiche Wellen und Rundungen. Die Wesen, die hier lebten, mußten ihren Verstand verloren haben.

Stieß Torkel auf Bewohner der Erde, so streckte er seine dicke, lange Zunge raus als Zeichen der Begrüßung und mit der Bedeutung, den ein Händedruck auf der Erde erfüllte.

Die Erdlinge aber schienen das Zungeausstrecken mißzuverstehen. Sie flüchteten laut schreiend vor ihm. Und verschwanden in ihren Häusern, um sich unter dicken, flauschigen Bettdecken zu verstecken.

Torkel hätte sich selbst gern unter seiner eigenen Bettdecke verkrochen, denn die Erdlinge sahen für ihn erschreckend aus. Diese groben Gesichter mit den kantigen Körpern ohne fließende Formen und Schwabbelbäuche wirkten auf ihn fürchterlich. Einfach ekelerregend.

Wenn er da an die Weiber in seinem Quibbelboy dachte...

Zum Glück war da noch Schunkel, sein Vorgesetzter, der beruhigend auf ihn wirkte. Schunkel wußte immer, was zu tun war. Zumindest tat er so.

Die schmalen Gassen im Schnoorviertel machten einen bedrückenden Eindruck auf die beiden. Die Erdlinge schienen sehr genügsam zu sein, wenn sie mit einer derartigen Enge zufrieden waren.

Kein Wunder, daß die Menschen in den Geschichtsbüchern als seltsame Wesen beschrieben wurden. Als Säugetiere, die andere Säugetiere primitiverer Art aßen, sozusagen in eine Form des Kannibalismus verfielen. Aber interessant war es schon, diesen Planeten einmal zu besichtigen, auch wenn man vorsichtig sein mußte.

Torkel fühlte sich in seine Kindheit zurückversetzt. Es war genau wie damals, als er sich bei einem Spaziergang mit seinen Eltern im Gnubbelwald verirrte. Allein und ohne Hilfe hatte er sich auf unbekannten Pfaden bewegt. In dem Bewußtsein der Gefahr, die von den blut- beziehungsweise schleimgelrünstigen Banobbelmonstern ausging.

Doch hier war es anders, denn die Menschen galten als weitaus gefährlicher als jedes noch so ungestüm dahinschlenkernde Banobbelmonster. Rücksichtslose Sadisten sollten es sein, die böswillig alles zerstörten, was ihnen im Weg war.

Eine glibberige, verformte Hand berührte ihn an der Schulter. Torkel wackelte sprunghaft herum und sah sich Schunkel gegenüber, der ihn beruhigend anblickte.

Mit Schunkel an seiner Seite fühlte er sich sicherer.

Gemeinsam liefen sie schmatzenderweise weiter, als plötzlich grüne Menschen vor ihnen auftauchten. Die grünen Säugetiere hielten rechteckige Geräte in ihren Händen. An den Geräten steckte eine lange Stange, die nach oben zeigte.

Die Grünen kamen jetzt von allen Seiten, und einer, der nicht grün war, schrie sie in einer fremden Sprache an. "Stehenbleiben! Sie sind umzingelt!"

"Kanibbeldedimpf?" fragte Schunkel nach, was so viel hieß wie: Was haben Sie gesagt?

"Was haben Sie gesagt?" Der Kommissar sah Schunkel und Torkel nichtverstehend an.

"Kanibbeldedimpf?"" wiederholte Schunkel, obwohl er kaum annahm, daß ein Gespräch Zustandekommen würde.

Plötzlich barst die Mauer eines unter Denkmalschutz stehenden Hauses, Steinteile flogen auf das Pflaster und gaben die Sicht auf einen Panzer frei, der sich durch das Gemäuer arbeitete.

"Sind die verrückt geworden?" rief der Kommissar. "Das ist Sache der Polizei! Das Militär hat hier nichts zu suchen."

Zu allem Überfluß erschien auch noch eine Gestalt mit einem langen Bart auf der Gasse. Ein Mann, der einen langen Umhang trug und mit verschränkten Armen die Szene beobachtete. Würdevoll und ohne Hast drehte er sich zu dem Panzer um, hob einen länglichen, schmalen Stock und murmelte fremd klingende Worte, worauf der Panzer zurückfuhr und die Steine der zerstörten Mauer zeitlupenartig hochflogen, um sich ohne Eile wieder zu einer feststehenden Wand zusammenzusetzen.

Ehrfürchtig schauten die Polizisten den weltberühmten Magier an, der sogar in den Vereinigten Staaten von Amerika bekannt und beliebt war.

Dem Schutzmann Paul Kessel fiel fast die Zigarette aus dem Mund. In seiner Freizeit las er oft Romane über den Zauberer Merlin, und er hatte nie damit gerechnet, jemals einem richtigen Magier zu begegnen. "Sind Sie Willi the Wuz? DER Willi the Wuz?"

Willi lächelte ihn an.  "Wer sonst sollte ich sein,  mein Freund, der Milchmann bestimmt nicht."

"Fehlt nur noch, daß seine fliegenden Freunde auch noch hier auftauchen", bemerkte der Kommissar. Kaum hatte er das gesagt, hörte er auch schon einen kläglichen Gesang, der vom Himmel her kam. Engel, das wußte er, konnten es nicht sein.

"Der Töteufel hat den Schanaps gemacht..."

"Ruhe!" schrie Eismann. "Wir sind im Einsatz." Säufer, dachte er, es gibt nichts Schlimmeres als Säufer.

Die Motte drehte gekonnt einen Schlenker in der Luft und prallte dann weniger gekonnt gegen eine Laterne. Motten, so sagte man, fühlten sich ja vom Licht angezogen.

Vario hatte die Gestalt angenommen, dessen Flüssigkeit durch seine Adern floß. Er war eine Champagnerflasche - mit der Besonderheit, daß es sich um eine angetrunkene, singende Flasche handelte, bei der auf dem Etikett ein großes, fettgeschriebenes ABGEFÜLLT prangte.

Sunbeam warf von oben aus mit leicht verklärten Augen einen Blick auf das Geschehen, grübelte erfolglos und flog dann weiter. Wo sie hinwollte, wußte sie selbst nicht mehr. Vielleicht nach Hause, in ihr warmes Bett.

Auch die Motte und Vario waren sich nicht mehr ganz sicher über den Sinn und Zweck ihres Hierseins. Immerhin erinnerten sich andeutungsweise, als sie die beiden Außerirdischen wahrnahmen.

Nur Eismann und Willi waren noch in der Lage, die Situation einzuschätzen. Eismann, weil er nichts getrunken hatte, und Willi, weil er sich aufgrund seiner magischen Kräfte von den Alkoholauswirkungen befreien konnte.

Sie handelten, während Vario und die Motte verstört durch die Gegend blickten. Und da ihnen nichts besseres einfiel, begannen sie wieder zu singen. Zwar falsch und lallend, aber mit voller Inbrunst und Hingabe.

In dem ganzen Durcheinander aus Polizisten, Soldaten und Superhelden wirkten die Außerirdischen etwas verloren. Es war an der Zeit, die Dinge zu klären, dachte Schunkel und sprach ein wohlüberlegtes "Gwimblmipf?" ("Ich grüße euch!")

"Ah, Gadipfdegwimblmipf", entgegnete Willi.

"Dedünnpfiff?" fragte Torkel vorsichtshalber. Was sollte er auch sonst sagen?

"Okay, Leute!" Der Magier wandte sich den Polizisten zu. "Die Sache ist geklärt. Die Außerirdischen sind in friedlicher Absicht hier."

"Und was wollen sie?" Der Kommissar zupfte nervös an dem Kragen seines Trenchcoats. Ihm war es gar nicht recht, daß die Situation wie flüssige Vaseline aus seinen Händen zu gleiten drohte. Wieder einmal kamen ihm die Superhelden zuvor. Seit einiger Zeit haßte er Superhelden, und er hatte schon sämtliche Comics seines Sohnes verbrannt. Jedenfalls die mit den kostümierten Blödmännern.

"Sie haben sich verflogen. Sie haben sich doch bestimmt auch schon mal verfahren, oder?"

Dem Kriminalbeamten gefiel nicht, wie respektlos Willi mit ihm umging, schließlich war er eine Autoritätsperson. Aber der Magier war nun einmal der einzige, der mit den Außerirdischen kommunizieren konnte. Und deshalb blieb ihm nichts anderes übrig, als ihn mit Glacehandschuhen anzufassen.

Die  Motte  und  Vario  fühlten  sich  etwas  deplaziert  und steuerten die Gaststätte 'Zur Goldenen Gans' an, um da weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten.

"Guddelmuddelduschiffgiff?", brachten sich Torkel und Schunkel wieder ins Gespräch ein.

"Selbstverständlich werden wir euch helfen, auf euren Planeten zurückzukehren", zeigte sich Willi hilfsbereit.

"Kaschelpanaschel?"

"Natürlich begleiten wir euch zu eurem Raumschiff", erwiderte der Magier und streckte als freundliche Geste die Zunge raus.

Die Außerirdischen taten es ihm erfreut nach. Endlich einer, der sie verstand. Der nette Mann wurde Torkel immer sympathischer. Er beherrschte nicht nur ihre Sprache, sondern kannte auch ihre Gesten. Nur schade, daß er keinen Wasserbauch besaß. Denn er hätte ihn gern einmal zu sich auf Quibbelmix eingeladen und seiner Schwester vorgestellt. Bestimmt wäre er sehr fasziniert von ihren herrlich geformten Flossenfüßen gewesen, die fast so schön waren wie die von dem Mixmate des vergangenen Monats.

"Wenn ich nicht mehr gebraucht werde, kann ich ja gehen", sagte Eismann beleidigt. Er lehnte an einer Hauswand und schmollte. Als Verlagsleiter war er es gewohnt, den Ton anzugeben, und heute war er nur eine Randfigur ohne Bedeutung. Aber vielleicht kam seine Zeit ja noch.

***

Willi hätte nicht gedacht, daß ein Puddingbecher so luxuriös ausgestattet sein konnte. Vor allem die riesigen Computer faszinierten ihn.

Torkel zeigte ihm seine Anlage am Steuerpult. Der Magier setzte sich an den Rechner und rief das Menü auf. Neben einem Schachprogramm fand er auch das für den Hin- und Rückflug.

"Kein Wunder, daß" ihr hier gelandet seid, der Kurs ist ja völlig falsch berechnet. Hättet ihr rechtzeitig eine Kurskorrektur vorgenommen, wäre das nicht passiert."

Schunkel sah Torkel böse an. "Wohl bei dem Lehrgang geschlafen, was?"

Torkel wurde zwar nicht rot im Gesicht, denn blauhäutige Quibbelmixe werden nicht rot, aber seine Wangen warfen Falten, ein Ausdruck höchster Verlegenheit.

Eismann, der natürlich kein Wort verstand und immer noch darauf hoffte, daß sein großer Auftritt kam, stand händereibend und eiskugelnformend im Steuerraum...

-  Fortsetzung folgt  -

Natürlich werdet ihr nun vor Spannung bersten. Wann kommt Eismanns Stunde? Werden Vario und die Motte an einer Alkoholvergiftung sterben? Wird Willi the Wuz den Kurs korrigieren können? Wollen Schunkel und Torkel überhaupt noch nach Hause? Oder werden es am Ende sieben Superhelden? Und wo ist überhaupt Sunbeäm? Und wen interessiert das Ganze? Euch doch bestimmt nicht, oder? Fragen, auf die wir auch keine Antworten wissen.

Copyright (c) 1989 by Quibbelboy Enterprises, Inc., Chicago, USA

DIE RUHMREICHEN FÜNF
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August 1994

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