Hohlbein, Wolfgang: Die Tochter der Midgardschlange - Ein Roman aus der Asgard-Saga

Die Tochter der MidgardschlangeDie Tochter der Midgardschlange
Ein Roman aus der Asgard-Saga
von Wolfgang Hohlbein

»Die Tochter der Midgardschlange« ist ein eigenständiger (Jugend-)Roman aus Wolfgang Hohlbeins auf der nordischen Mythologie basierendem »Asgard-Saga«-Kosmos. Abgesehen von der gleichen Romanwelten-Zugehörigkeit steht das Buch in keinerlei Beziehung zum ersten in der »Asgard-Saga« erschienenen Buch »Thor«, weshalb man es ohne jegliche Vorkenntnisse lesen kann.

Nachdem mich »Thor« in vielerlei Hinsicht unzufrieden zurückgelassen hat, habe ich lange gezögert, mir »Die Tochter der Midgardschlange« zuzulegen. Schlussendlich tat ich es dann doch – und wurde leider, leider wieder enttäuscht. Auch der zweite Hohlbein aus dem »Asgard«-Kosmos bleibt weit hinter anderen Werken des Autors zurück.


Kurz zum Inhalt des Buchs, wie er vom Baumhaus-Verlag umschrieben wird:
„Burg Ellsbusch brennt, und Katharina muss um ihr Leben rennen. Mit dem Angriff auf die Rhein-Festung brechen die bärtigen Nordmänner den uralten Friedenspakt mit den Mächtigen des Landes. Auf ihrer Flucht vor den Angreifern wird das in Jungenkleidung steckende Mädchen von Wikingern aufgegriffen. Im Nordmann-Lager gerät Katharina dann mitten in eine erbitterte Auseinandersetzung, die alles auf den Kopf stellt, was sie bislang geglaubt hat. Als kurz darauf das Lager angegriffen wird, rettet sie ausgerechnet der unverschämte Wikingerjunge Ansgar.  Auf ihrer gemeinsamen Flucht begreifen die beiden nur allzu bald, dass sie das uralte Geheimnis der Midgardschlange lösen müssen, um eine unvorstellbare Katastrophe zu verhindern ...“
© Baumhaus Verlag 2010
In so mancher Hinsicht ist »Die Tochter der Midgardschlange« ausgesprochen gut gelungen. Die Erzählung lässt sich wunderbar lesen und die Protagonisten sind lebendig gezeichnet. Und dennoch kann Hohlbeins Roman nur in Ansätzen überzeugen. Zum einen liegt dies an der enorm hohen Anzahl an groben Logikfehlern (von der horrenden Zahl an auffälligen Rechtschreibfehlern ganz zu schweigen), bei denen man sich kopfschüttelnd fragen muss, ob die Verantwortlichen im Lektorat des Baumhaus-Verlags vielleicht geschlafen oder den Roman unangesehen durchgewunken haben. Dass in einer Szene etwa die Ankündigung von Katharina, sie könne nicht schwimmen, ihre Gesprächspartnerin wie ein Blitz aus heiterem Himmel überrascht, nachdem das Mädchen der gleichen Person die gleiche Tatsache bereits wenige Minuten zuvor verkündet hat (und diese Katharinas Nichtschwimmerstatus da mit einem Schulterzucken hingenommen hat), ist nur die Spitze eines gewaltigen Eisbergs von Logikbrüchen.

Hauptgrund für meine Unzufriedenheit ist allerdings die Handlung des Romans als solche. Dies beginnt bereits damit, dass der Klappentext des Buchs vollkommen falsche Erwartungen weckt. Hand aufs Herz: Wer würde nach der oben wiedergegebenen Inhaltszusammenfassung nicht damit rechnen, einen Fantasyroman geboten zu bekommen, in dem die nordische Mythologie eine zentrale Rolle spielt?

Tja, denkste! »Die Tochter der Midgardschlange« ist kein Fantasybuch, sondern muss vielmehr dem historischen Genre zugeordnet werden. Das einzig Phantastische an dem Buch sind die aus Katharinas Angst geborenen Vorstellungen zu Beginn des Romans, wenn sie die angreifenden Wikingerkrieger für Dämonen hält. Und was die Suche nach dem „uralten Geheimnis der Midgardschlange“ angeht: Ich wäre echt dankbar, wenn mir jemand zeigen könnte, wo sich dieser Handlungsstrang im Buch verbirgt …

Leider sind nicht erfüllte Erwartungen nicht das einzige Problem der Handlung; selbst dann, wenn man den Plot losgelöst von der irreführenden Inhaltsangabe betrachtet, kann die Geschichte, die Hohlbein hier zum Besten gibt, nicht überzeugen. Zur Begründung möchte ich an dieser Stelle zwei wesentliche Probleme anführen:

Zum einen wirkt die Handlung ziemlich planlos. Katharina, so scheint es, ist Gegenstand einer uralten Prophezeiung. Entsprechend wird sie von verschiedenen Parteien gejagt. Doch was genau es nun tolles mit der Prophezeiung auf sich hat, wird niemals wirklich geklärt. Überhaupt weiß keiner der Jäger etwas mit Katharina anzufangen; sobald sie einem ihrer Häscher in die Finger gerät, macht dieser nichts weiter mit ihr, als sie irgendwo einzusperren und ihr zu versichern, dass sie im Grunde ja keine Gefangene ist. Was genau nun aber so Besonderes an ihr sein soll und warum ihre bloße Existenz Grund für viele, viele erwachsene Männer ist, sich in blutige Gefechte zu stürzen, wird nicht klar.

Zum anderen ist die Handlung des Buchs, nicht zuletzt wegen der Plan- und Sinnlosigkeit des Geschehens, ausgesprochen langweilig. Katharina flieht, wird gefangen, langweilt sich, flieht wieder und wird nochmal gefangen. Hin und wieder ein kleines, beiläufig geschildertes Gefecht, und das war es auch schon. Spannung kommt zu keiner Zeit auf. Ohne sonderlich viel Tempo oder Tiefgang dümpelt die Handlung unspektakulär vor sich hin. Da mag sie noch so gut geschrieben sein, langatmig erscheint sie trotzdem.

Mittlerweile bin ich zur Auffassung gekommen, dass man die »Asgard-Saga« abschreiben kann. Weder »Thor« noch »Die Tochter der Midgardschlange« wussten mich auch mehr als bloß ansatzweise zu begeistern. So ambitioniert das Projekt auch sein mag und so vielversprechend es sich zunächst auch anhört, so schwach ist die bisherige Umsetzung des Ganzen.

Fazit: »Die Tochter der Midgardschlange« ist ein Historienabenteuer vorgeblich für jugendliche Leser, die sich aber wegen der fehlenden Spannung und des behäbigen Tempos recht schnell langweilen dürften. Und auch erwachsenen Lesern wird die planlose, vor Logikfehlern strotzende Handlung allenfalls bedingt zusagen. Mein Tipp daher: Lieber zur »Templerin«-Reihe greifen. Da zeigt Hohlbein, dass er das Historien-Genre weitaus besser beherrscht, als es in »Die Tochter der Midgardschlange« den Anschein hat.


Die Tochter der MidgardschlangeDaten zum Buch:
Die Tochter der Midgardschlange
Ein Roman aus der Asgard-Saga
von Wolfgang Hohlbein
Erschienen: 2010 (Deutschland)
559 Seiten; 17,99 €
ISBN: 978-3-8339-3901-3
Roman auch erhältlich als ebook, ISBN: 978-3-8387-0748-8, 13,99 €.
Baumhaus Verlag
 
 
kTM

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