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Das Paranormale auf Youtube: Geisterjägershows

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneDas Paranormale auf Youtube:
Geisterjägershows

Alles hat eine wissenschaftliche Ursache - bis natürlich auf die Dinge, die die Wissenschaft an sich (noch?) nicht erklären kann. Dazu gehört halt das Übernatürliche, das Paranormale. Was nicht unbedingt heißen muss, dass es dafür keine Erklärung gibt. Nur: Die aktuelle Forschung hat momentan keine Antworten drauf. Und kann daher einerseits nur feststellen, dass diese Dinge erforschbar sind oder nicht.

Wie man allerdings diese Dinge erforscht, für die wir momentan noch keine Erklärung haben - und die Frage, ob es Geister und Dämonen jenseits von Zamorra und Sinclair nun wirklich gibt, muss sich jeder selber beantworten - ist auf YouTube bei den diversen Paranormalen Ermittlungen durchaus sichtbar. Denn abgesehen von TV-Formaten wie "Ghosts in my Home" oder "Most Haunted" oder "Ghost Adventures" sind Beweise für das Vorhandensein von Spuk und Grauen als "echte" Paranormale Untersuchungen durch wissensbegierige Personen - Laien in der Regel - bei YouTube durchaus vorhanden. Deutsche Formate wären übrigens sowas wie "Die Geisterakten" oder "Para Inc".

Der realistische Ansatz ist stets bei allen Formaten fast gleich: Die Forscher dokumentieren ihre Hinfahrt, erzählen etwas zur Geschichte des Gebäudes - mit allen gruseligen Details - und dann wird erstmal nach rein wissenschaftlicher Methode mit Geräten eine Begehung des Ortes begangen. Dabei fallen in der Regel schon die ersten seltsamen Dinge auf. Etwa hohe Messungen beim Elektromagnetischen Feldmesser, dem EMF - damit kann man zu Haus versteckte Stromleitungen orten etwa oder sein Smartphone, falls das noch eingeschaltet sein sollte - oder es ertönt schon ein Wispern, Schatten werden gesehen und während das Equipment eingestellt wird öffnen und schließen sich Türen von selbst.

Wir als Zuschauer werden natürlich durch diese Unmittelbarkeit in das Geschehen hineingezogen und wenn dann die Kameras auf Nachtsicht stehen und die Untersuchung komplett in der Nacht beginnt, erwarten wir ja schon das Unheimliche. Meistens gibts dann auch schon vorab Teaser darauf, dass was Unheimliches geschieht und bei den Formaten auf YouTube passiert dann auch immer irgendetwas. Es kann dann auch noch sein, dass ein Medium beim Team dabei ist und schildert, was es fühlt und erlebt.

Was allerdings meistens bei den Shows fehlt - und was dann eben dafür sorgt, dass es sich nicht um rein wissenschaftliche Sendungen handelt ist, dass bei der späteren Auswertung zwar Dinge bewertet werden, dass aber die Nachbereitung meistens nicht wirklich erfolgt. Teilweise sieht man zwar, dass die Forscher versuchen irgendwelche knarrenden Dielenstufen zu betreten, um gegebenenfalls die Fusstritte, die man gehört hat, zu erklären - aber am Schluss der Sendung packt man das Equipment zusammen und bietet dem Zuschauer in der Regel keine weitere Möglichkeit der Analyse. Teilweise auch, weil die Geräusche angenehmer weise immer dann passieren, wenn die Kamera gerade in die andere Richtung gerichtet ist und selbst wenn die Anwesenden in die Richtung huschen, mit hübschen wackeligen Kameraschwenks für die Atmosphäre, ist natürlich nichts mehr da, was man untersuchen könnte.

Wie immer ist die Frage bei einem Fernsehformat: Welche Informationen hat der Zuschauer? Dass bei YouTube nur Folgen hochgeladen werden, in denen in der Regel immer etwas passiert - was auch immer und wie immer man auch das zu deuten hat, ich sage ja nicht, dass da nichts dran sein könnte, nur haben wir momentan keine wissenschaftliche Erklärung für die Phänomene. Paranormal heißt ja erstmal genau das: Es ist nicht natürlich. Es muss ja nicht heißen, dass die Phänomene dann von Geistern verursacht wurden... Dass bei YouTube nun immer die erfolgreichen Untersuchungen hochgeladen werde, das liegt an der kommerziellen Natur der Plattform und der menschlichen Natur. Eine Untersuchung ohne Folgen dürfte auf YouTube niemanden interessieren und wenn man Anzeigen bei YouTube schaltet, die keiner sieht, dann kommt kein Geld in die Kasse rein.

Dass dann natürlich Videomaterial bearbeitet werden kann, wissen wir ja seit "Forrest Gump" - und dass es dann den Anschein des Realen bekommt, obwohl wir als Zuschauer nicht alle Informationen über die Aktivitäten haben können, weil wir nicht in der Sekunde am selben Ort sind wie diejenigen, die diese Erfahrungen erleben, auch das müssen wir in Rechnung stellen. Wir bekommen als Zuschauer immer nur die Oberfläche präsentiert, das, was die Videomacher uns Glauben machen wollen. Bei Unterhaltungsshows ist uns das durchaus bewußt. Bei den Reality-Formaten teilweise, wenn aber der nette Nachbar von Nebenan sich mit einer Ghostbox bewaffnet und einem EMF auf den Friedhof geht, um Stimmen der Toten zu sammeln - dann ist das natürlich etwas anderes. Denn das ist ja real. Das ist der Reiz von YouTube: Wir bekommen das Echte, wahre Leben ungefiltert zugestellt.

Genau. Und das Leben von Leon Machere ist genauso wie das von ApoRed immer spannend, total super und wirklich lebensecht. (Na ja, ApoRed in Untersuchungshaft war wenigstens mal kein Streich. Gnihihihi.) Natürlich ist Fernsehen immer inszeniert. Selbst eine Tierdokumentation ist kein lineares Abfilmen von Wäldern und Seen, weil man dann vermutlich nichts Spannendes zu sehen bekommen würde. Kein Krokodil, dass das Zebra frisst, weil kein Krokodil und kein Zebra in der Nähe sind, wenn die Kameras laufen. Und genau das trifft auch auf paranormale "Unterhaltungssendungen" zu: Wir haben nicht alle Fakten. Was wir zu sehen bekommen ist von den Machern geschnitten und editiert, damit es einen gewissen Spannungsbogen hat, damit es unterhält. An sich ist das Nichts, was man verdammen müsste. Dem Glaubwürdigkeitsgehalt der Erfahrungen vor Ort ist damit aber nicht unbedingt gedient.

Es wäre vielleicht an der Zeit, dass sich wirkliche Forschungsreihen mit Spukhäusern oder verhexten Leuchttürmen oder anderen Orten beschäftigen, an denen es zu Phänomenen kommt. Anders gesagt: So nett das mit dem Nachbarn auch sein mag, der jetzt sich zum paranormalen Forscher deklariert, es wären langwierige und andauernde Forschungsreihen notwendig, um vielleicht eine Erklärung für die Vorkommnisse zu bekommen. Andererseits: Ab und an ist es auch schön, dass die Wissenschaft nicht für alles eine Erklärung hat.

Was wäre auch eine Welt ohne Geheimnisse...

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