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Der Universaltranslator - Klüger als das Handbuch des Fähnlein Fieselschweif? - Bemerkungen eines Wiedereinsteigers zum Dritten

1Der Universaltranslator
Klüger als das Handbuch des Fähnlein Fieselschweif?
Bemerkungen eines Wiedereinsteigers zum Dritten

Nach 40 Jahren Perry-Rhodan-Abstinenz bin ich nach meiner Pensionierung mit Heft 1 wieder eingestiegen. Dazwischen lagen ein Studium und naturwissenschaftliche Forschungsarbeit.

Und nun -- mittlerweile wieder im Cappins-Zyklus angelangt -- bemerke ich so einiges, das mir damals in jugendlicher Naivität verborgen geblieben war...

Ach, wie froh können die Wesen des Universums sein, dass es den allgegenwärtigen, unendlich klugen, Universaltranslator gibt. Ohne ihn hätten sich die diversen Spezies und Kolonialvarianten bereits lange gegenseitig ausgerottet.

Während man sich bei Doug Adams den Babelfisch ins Ohr stecken muss und bei Farscape Übersetzermikroben injiziert bekommt, verlässt man sich im Universum von Perry Rhodan auf die gute alte technische Übersetzung. Das Gerät, egal, ob es groß wie ein alter Fernseher, klein wie eine Zigarettenschachtel oder ein winziger Anhänger an einer Kette ist (siganesich, versteht sich) -- immer erfüllt er seinen Zweck mehr oder weniger gut. Anders als die oben genannten biologischen Lösungen bleibt er doch nicht mehr als eine AI: Er muss aus Erfahrung lernen.

Und wie er das tut! Mit Bravour kommt er mit völlig fremdartigen Sprachen zurecht(1)(3), selbst wenn sie nur schriftlich existiert(2). Im Normalfall muss er aber doch ein bisschen lernen. Aber nicht lange(4). Und das ist auch gut so, denn von Zeit zu Zeit birgt er des Rätsels Lösung, das sich unter Umständen gar bei Flughörnchen findet, und man muss sich diesfalls voll und ganz auf ihn verlassen(5).

Sehr selten macht er aber doch Mätzchen, wie zum Beispiel unverständliche Wörter zu produzieren. Die lassen sich aber gelegentlich in McGyver'scher Weise durch beklopfen mit den Fingerknöcheln beheben.(6) Auch Unbilden des Wetters können ihn zur Verzweiflung treiben: Bei Wind versteht er nix.(EA 383)

Schon blöd, wo er doch so Vieles kann, wie z.B. eine Befehlseinheit zu haben, die mit dem Begriff "Kauderwelsch" umgehen kann.(7)

Die überraschendsten Eigenschaften sind jedoch, dass er Untertöne und ausgedrückte Emotionen erkennen und wiedergeben kann (8)(9) und sich sogar rücksichtsvoll einer eventuell peinlichen Äußerung enthält.(10)

Er kann wirklich Vieles -- von Einem hat er jedoch keine Ahnung: von Kryptographie. Auch nicht der simplen, die noch im 35. Jahrhundert auf terranischen Raumschiffen Verwendung findet: Zerhackung und Raffung.(11) Es sei mir hier im Übrigen ein herzhaftes *facepalm* gestattet.

Zusammenfassend ein Vergleich: Ist der Universaltranslator besser als Babelfisch oder Übersetzermikroben? Ganz und gar nicht. Jene sind beide so gut, dass sie, hat man sie einmal im Ohr oder Blut, getrost vergessen kann, weil sie ihre Arbeit mit absoluter Perfektion erledigen, und das ohne jemals technische Defekte zu erleiden. Dafür sorgt unser Gerät aber für nicht wenige amüsante Episoden.

Ist er besser als das Handbuch des Fähnlein Fieselschweif? Jenes allwissenden, allumfassenden Büchleins, das nur dekorierten Migliedern jener weltumspannenden paramilitärischen Jugendorganistion zugänglich ist? Ja und nein. Ja, weil er künstliche Intelligenz besitzt und eigene Schlussfolgerungen ziehen kann - wie zum Beispiel die Emotionen eines Sprechers zu interpretieren. Nein, weil er künstliche Intelligenz besitzt und lernen muss, während das Handbüchlein auf einen unveränderlichen absoluten Wissensschatz zurückgreift wie ein altes Meyers Handlexikon, nur umfassender. Dafür aber bis zur nächsten Auflage keine Anpassung des Inhalts durch neu hinzugekommenes Wissen oder Korrektur von fehlgeleiteten Artikeln anbieten kann. Also für mich ist das ein klares Patt.

Ach nein: Einen Vorteil hat das Handbüchlein noch: Es bietet sein enormes Wissen auf kleinstem Raum an (ca. wie ein Silberband, nur etwas dünner), bedarf keiner Wartung und kann nicht defekt werden. Also doch ein knapper Sieg von Entenhausen über das solare Imperium.

[ZITATE]

  • 1) "Sein Translator übersetzte die unbekannte Sprache. In seinem Mikroohrhörer klangen verständliche Begriffe auf." (EA 250)
  • 2) "Der Translator übersetzte seine Worte in Symbolzeichen." (EA 142)
  • 3) "Mit einem unauffälligen Fingerdruck schaltete er den Translator ein. Wenn die Tiere intelligent waren, wenn sie überhaupt denken konnten, dann würden sie verstehen, was er zu ihnen sagte. Das Gerat übersetzte seine eigene Sprache genau in die akustischen Laute, die von den anderen zur Verständigung benutzt wurden - und umgekehrt." (EA494)
  • 4) "Er beantwortete unsere Fragen, die wir, nachdem der Translator sich eine grundlegende Kenntnis seiner Sprache angeeignet hatte, an ihn stellten." (EA 166)
  • 5) "Nur der Translator konnte darüber Aufschluß geben, welche Rolle die Flughörnchen spielten." (EA 397)
  • 6) "Ich klopfte mit den Knöcheln gegen den Translator.
    'Wähle andere Worte!' befahl ich. 'Dieses Kauderwelsch kann kein Mensch verstehen.'" (EA 447)
  • 7) "Der Translator war nicht stark genug, seine Worte, die er gegen den Wind rief, verständlich zu machen." (EA 383)
    8) "Klang seine Stimme über den Translator nicht um einen Ton anders als eben?" (EA 148)
  • 9) "Der Translator gab jedes einzelne Wort mit der gleichen Verachtung wieder, mit der es der Wächter ausgesprochen hatte." (EA 235)
  • 10) "Dabei stießen sie Laute aus, die der Translator nur ungenügend übersetzte. Anscheinend vollzogen sie eine Art Fruchtbarkeitszeremonie." (EA 390)
  • 11) "Aber der Translator übersetzte die fremden Symbole nicht. Es war daher anzunehmen, daß die Dreieckschiffe ihre Funksprüche verschlüsselten, und damit wurde auch der Translator nicht fertig." (EA 255)

Kommentare  

#1 AARN MUNRO 2016-12-13 08:50
...vergiß den Symboltransformer nicht, der übersetzte ursprünglich Posbi...eine Maschinensprache wahrscheinlich..., die aber, glaube ich, auch die Matten-Willys benutzten...später konnte man ihn auch noch des Öfteren einsetzen...
#2 Larandil 2016-12-13 20:16
Mir sind bei Pery Rhodan tatsächlich zwei Fälle im Gedächtnis geblieben, wo der Universaltranslator nicht zum Einsatz kam.
Im PR-Planetenroman 31 "Die Spur nach Andromeda" von Hans Kneifel wird ein terranischer Raumfrachter 2361 in den Halo der Andromeda-Galaxis verschleppt. Ein Agent der Galaktischen Abwehr hat das Kommando an Bord und beginnt, die Sprache der Einheimischen zu lernen.
Zitat:
Die Abwehr, grundsätzlich auf jede Situation vorbereitet, besaß ein von einem psychologisch geschulten Team aus Semantikern und Linguisten entwickeltes Verfahren, binnen zweier Tage eine Fremdsprache zu erlernen, die sämtliche Regeln und Wörter beinhaltete, die bei einem aktiven Sprachschatz von elfhundert Begriffen benötigt wurden.
Elfhundert Begriffe - das mag einem nicht wie viel vorkommen. Aber andwererseits wird beim Erstkontakt wohl auch nicht über Kunstgeschichte und Existenzialismus geredet werden.
Ein anderes Werkzeug gibt Kurt Mahr in der Geschichte "Trägerwelle C" (PR-Magazin 9/1980) der Besatzung eines Funkhorchpostens am Rand der Galaxis in die Hand. Das unbekannte Signal wird mittels statistischer Methoden in Symbole umgesetzt, und das eine Symbol, das sich beständig wiederholt, schlägt ein Crewmitglied in "Clarke-Chinadettis Tabellen der Xenologik" nach.
Zitat:
"CC erklärt, dass alle Intelligenzformen, unabhängig von ihrer individuellen Version der Logomotorik, solche Symbologie zur Bezeichnung der ersten Person Singular oder Plural oder was immer es sonst noch geben mag verwenden."

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