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Für die Katz(?/!) - Alte Serien - Kein (neues) Glück

Zauberwind - Der ZwischenrufFür die Katz(?/!)
Alte Serien - Kein (neues) Glück

»Urheberrechts-Goldstaub«, so nannte Verleger Stefan Lübbe bereits 2009/10 die Heftromane, die früher in Bergisch Gladbach und heute von Köln aus produziert werden. Aber das sind die Dinger nicht mehr, eher nur noch katzengold. Für Bastei sind die noch laufenden Serien eigentlich nur noch dafür ein Beispiel, dass man es mal gekonnt hat, erfolgreiche Serien auf den Markt zu bringen. Aber nur frischer Ruhm zählt.


Dazu kam heute per Mail ein Einwand. Ich zitiere anonym (Name und Anschrift des Absenders sind der Redaktion bekannt und seine Meinungen und Einwürfe werden von ihr geschätzt) .

Was Du vorschlägst, gab es doch schon mal: Bastei hatte doch zuletzt drei TB-Projekte am Start für Bastei Lübbe: Sinclair, Unger, Cotton. Die hat man eingestellt. Die einen mussten Stoff liefern, die anderen vertreiben. Beide sollen sehr unzufrieden gewesen sein (zusätzliche Arbeit auf der einen, kaum Erlöse auf der anderen Seite (die TB kosteten 3,99 bzw. 4,99)).

Ja, im Grunde gab es, aber doch nur als Zusatzmaterial (oder im falle Ungers Vorlage für die Neuauflage als Heft). Und diese drei rojekte stammen nach noch aus den Sechzigern bis Achtzigern. Eben eine Ergänzung zum Heft. Odera uch der frühe Schritt aus dem Heftghetto heraus (Cotton).

Das ist aber nicht das was ich meine. Ich denke daran, dass zu einem Preis von um die 3,- € und die Serie an sich in Printform gleich an zwei Stellen bringt. Das führt aber zu nichts, wenn es um die alt bekannten Serien und Konzepte geht. Es bedarf dazu dieser neuen Serien, die die modernen Formen der Unterhaltung aufgreifen. Daher gebe ich Dir nur zum Teil recht. Das ist so wie bei Basteis Versuch auf dem Taschenheftmarkt Fuß zu fassen. Das war mehr als halbherzig.

Aber wenn das Bastei (wider aller Beharrungskräfte) sich dann doch mal an neue Formen der trivialen Unterhaltung wagen würde, so wäre das ein guter Weg das ganze auf eine breitere Basis zu stellen.


Und es ging weiter mit den Einwänden:

Ich bleibe bei meiner Meinung: Sinn und Zweck ist es NICHT, die Marken zu strecken, sondern in die Zukunft zu investieren. Weil nämlich man genau so operiert, wie damals, als man die Comic-Schiene Stück für Stück für Stück zurück fuhr und möglichst lange möglichst viel herausholen wollte. Mit Bekker, Breuer & Co. hat man Autoren, denen man weniger bezahlen muss, als einem Rellergerd. Senkt Kosten. Und was der davon hält, sieht man doch daran, dass es die Leserseite nur noch in dessen Romanen gibt.

Und da gehen der anonyme Kommentator und ich wieder konform. Man kann etwas zu Tode (sowohl inhaltlich, äußerlich und der Kostenseite) optimieren, obwohl es bereits tot bzw. in Agonie liegt. Ich empfehle noch die Lektüre dieses Interviews ... Wolfgang J. Koschnick über Vorurteile, die »Roma«, Reichweiten und Lesergruppen und dieses Beitrags Eine Frage des Formats?. Daher sind solche Bemühungen nur zur Lebensverlängerung, aber für Zukunftsmodelle trivialer Unterhaltung nicht wirklich tauglich.

Zukunftsmodelle muss man finden und dementsprechend Geld zur Entwicklung in die Hand nehmen, damit auch was funktioniert. Das geht zum einen durch sorgfältige Beobachtung des Marktes und der gaerde aktuell erfolgreichen Unterhaltung und daraus resultierend durch ›try and error‹.

Aber auch hierzu hat unser anonymer Kommentator was zu sagen:

Und "neu machen"? Wenn ich mir die Amazon-Ränge von COTTON RELOADED und HORROR FACTORY ansehe, dann weint man doch in Köln gar bitterlich...
Das Problem ist doch nicht, dass man nicht neu macht. Das Problem ist doch, dass man auch dann noch weiter macht, wenn man sieht, das läuft nicht.
Wie war das in den 70ern, 80ern? Man hat probiert. Was lief, führte man fort. Was nicht lief, stellte man auch wieder ein. Wieso nicht hingehen als Verlag und sagen: wir machen dies neu und jenes neu - aber nach 6-8 Ausgaben meinetwegen als eBook stellt man es ein, wenn es nicht läuft. UND DANN PROBIERT MAN DAS NÄCHSTE. Markus Rohde hat da gut losgelegt. Drei, vier Serien probiert. Eine ging weiter. Nur: danach kam nur ein neues Projekt.

Und was hat er? Recht hat er!

Wenn eines nicht funktioniert, muss ich weitermachen. Eben ›try and error‹. Oder man entwickelt in Köln was zusammen mit den Partnern der angedachten 360°-Vermarktung. Aber grundsätzlich sollte Bastei Lübbe über genügend Potential (kreativ wie finanziell) verfügen, um etwas zu finden, dass sowohl innovaiv als auch erfolgreich ist. Dazu müsste man aber mal endlich von den ›alten Zöpfen‹ (sprich: Heften) lassen (und diese in ihrer bisherigen pflegen, solange sie noch laufen). Aber für die Zukunft müssen andere Inhalte, Plots und Szenarien gefunden werden, die dann in Print, elektronisch und als Audio publiziert werden und die das Potenzial bieten auch in bewegten Bild oder Computerspiel und anderen Formen ausgewertet zu werden.

Sonst wird das nix und es ist alles für die Katz ...

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2014-08-21 11:30
Das Pferd ist tot. Ehrlich. Das Kioskheft wird nun mal nur noch von Altlesern gekauft. Und daher es ist auch völlig irrelevant, wer den Sinclair schreibt. Es bleibt Grusel-light in einem schlichten Konzept. Bastelt man daran herum, gibt es keinen Käuferzuwachs, sondern die Alten laufen (zu recht) weiter davon.

Und es stimmt auch nicht, dass Bastei nichts Neues versucht. Auf dem Frauensektor gibt es diverse Digital-Only-Produkte, zu manchmal kleinen Preisen und oft nur noch ein Drittel so lang als das Heft. Wenn keiner COTTON-RELOADED oder HORROR-FACTORY kauft, liegt es wohl daran, dass die Inhalte nicht mehr interessieren.

Zu verlangen, dass man inhaltlich das Rad neu erfindet - andere Inhalte, Plots, Szenarien - geht doch an der Realität vorbei. Ein Krimi ist ein Krimi. Ein Western ein Western. Was für andere Inhalte denn? Davon abgesehen sind viele Dinge im Korsett des deutschen Heftromans und der endlosen Fortsetzungsserie nun einmal nicht machbar.

Also ob alte oder neue Serien - die Zeit dieser speziellen deutschen Publikationsform Heft ist vorbei. So erging es den amerikanischen Pulpmagazinen, so erging es den schmalen Taschenbüchern als Verkaufskategorie. Ist halt nur noch ein Nischenprodukt.
#2 Laurin 2014-08-21 15:16
Da stimme ich mal Andreas Decker voll zu. Der typische deutsche Heftroman wird selbst in anderen Formen keine Höhenflüge mehr erreichen. Mit Grusel-Light holt man keine jungen Neuleser mehr ab und mit härterem Inhalt vergrault man die Altleser, die mit härterer Kost eben nicht umgehen können. Und Endlosserien leben nun einmal in der Hauptseite von ihren Altlesern. Selbst Perry Rhodan würde gnadenlos mit den Verkaufszahlen in den Keller rutschen, wenn die Altleser mal zwei bis drei Wochen nicht zum Kiosk laufen oder das Abo stornieren würden. Selbst das hier so hoch gelobte PR NEO wäre längst vom Markt wieder verschwunden, wenn nicht genug Altleser die auch die EA lesen, die Serie nicht nebenher mit konsumieren würden. Der Anteil von Neu- bzw. Junglesern dürfte sich auch hier in überschaubaren Größenordnungen halten die das Ruder nicht herum reißen.
< br />Und bei den rein digitalen Produkten (für den Reader) ist mir völlig klar, wenn da geweint wird. Beispiel: Bei HORROR FACTORY hörte sich das eine oder andere recht interessant an. Nur leider gab es dazu keine Printausgabe (z.B. TB) und damit hatte sich das für mich erledigt. Ich kauf mir doch keinen Reader nur um eine Serie anzutesten. Da ist wohl eher der Wunsch in Köln der Vater des Gedankens. Und ich schwöre mal Stein und Bein (weil ich ja einige kenne die mit dem Reader herum hantieren), dass wer einen Reader besitzt und gerne liest, dieses Medium lieber für anspruchsvoll hochwertigere Romane nutzt (egal welches Genre) als hier Speicherplatz für elektronische Heftchen zu verplempern. Wenn von 50 Lesern mit Reader auch nur einer mal ein HORROR FACTORY oder einen COTTON-RELOADED liest, dann ist das schon ein Glücksfall für Bastei.
Und was "andere" Inhalte, Plots oder Szenarien angeht, kann ich Decker auch nur recht geben. Das Rad ist schon rund, runder wird's n icht mehr. Und nicht alles was gerade via Fernsehen gerade in Massen durchgekaut wird, würde in der Literatur auch nur einen Fuß auf den Boden bekommen.
#3 Harantor 2014-08-21 15:22
Was den Zustand des Heftes angeht, ich bin bei Euch Andreas DEcker und Laurin, ansonsten ...

... Widerspruch. Allerdings muss ich einräumen, dass "newu" durch neu adaptiert ersetzt gehört. Ein Krimi bleibt schon ein Krimi, aber wie ich den adaptiere - das ist schon ein Unterschied. Ob ich die Sache - um mal weg vom Heft zu kommen - soa ufziehe wie in "Das halstuch" oder bei NCIS - das macht dann den Unterschied,

Und ich habe danna auch gern von Trivialunterhaltung (einstmals beliebt, immer noch beliebt und auch weiuterhin beliebt), aber abseits dieser speziellen Darreichungsform wird triviale Unterhaltung auch gern noch gelesen.

Jetzt gilt es Darreichungsformen (inklusive des eBooks) zu finden.
#4 VM 2018-09-15 12:29
Zur Einstimmung hier schon einmal die Einleitung des Romans (Quelle: Gruselroman-Forum):

Mit einem schmetternden Krachen schlug der waagerecht durch die Luft treibende Ast gegen die Windschutzscheibe des Kleinwagens. Der Sturm packte den Wagen, rüttelte ihn durch.
Entsetzt riß Bud Singleton eine Hand vor das Gesicht, erwartete den Splitterregen einer zerfetzten Windschutzscheibe. Gleichzeitig rammte er den Fuß auf das Bremspedal. Der Wagen stellte sich auf der überschwemmten Straße quer. Das Motorengeräusch erstarb. Nur mehr das Heulen des Sturms und das Prasseln der Regentropfen und Hagelkörner erfüllte die Nacht. Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung stellte Bud Singleton fest, daß die Windschutzscheibe noch ganz und auch sonst nichts weiter passiert war. Mit bebenden Händen steckte er sich eine Zigarette an.
So hatte er sich seine Ankunft auf Sherbrook Manor, dem verrufenen schottischen Geisterschloß, nicht vorgestellt. Der Himmel mochte wissen, wie weit es noch bis zum Schloß war, er nicht.
Bud Singleton hatte in dem mitternächtlichen Unwetter völlig die Orientierung verloren. So weit war der einsame Mann auf der stockdunklen Landstraße in seinen Gedanken gekommen, als er die Frau erblickte. Sie geriet für Sekunden in die Scheinwerferkegel, das Haar durch den Regen an den Kopf geklebt, das dünne Kleid durchweicht, den Mund zu einem unhörbaren Schrei des Grauens aufgerissen, die Augen starr und riesengroß in dem bleichen Gesicht. Im nächsten Moment war sie in der Finsternis wieder verschwunden. Die Wut des Orkans steigerte sich ...

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