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»Die Guten ins Regal ...« - Über Sammlereditionen

Zauberwort - Der Leit(d)artikel»Die Guten ins Regal ...«
Über Sammlereditionen

Weihnachten naht. Die Zeit der Geschenke wird manche noch am 22. oder 23. Dezember komplett überraschen. Für den Sammler von Heftromanen kann man sich dann noch via Amazon dieses oder jenes Buch kommen lassen. Doch was sollte eine Sammleredition auszeichnen? Über den Preis (mit einer Ausnahme vielleicht) müssen wir an dieser Stelle nicht noch einmal reden ... Der ist wie er ist. - Aber woran erkennt man so als Unbedarfter sonst, ob sich eine Edition lohnt ...


Nun ja. Da müssen wir uns mal den Typus Mensch angucken für den solche Editionen herausgegeben und verlegt werden. Es erscheinen ja Bücher, die Texte umfassen, die bereits (egal ob als Heft, Taschenbuch, Leihbuch oder auch Buch z.T. im verschiedenen Auflagen) im Regal der Zielgruppe stehen. Will sagen: Der Mensch hat die Dinger schon, zum Teil mehrfach. Der Typ Mensch, der mit solchen Editionen angesprochen werden soll ist ja in erster Linie einer, der diese Bücher sammelt, sprich, dem a) der Preis relativ egal ist und zum anderen (fast oder nach Möglichkeit) alles von seinem favorisierten Sammelgebiet kauft was einem so vorlegt wird ... Ausnahme ist, wenn der Sammler glaubt, die definitive Ausgabe schon zu haben, denn nicht jede Ausgabe erreicht ihr Publikum im (für den Verlag) auskömmlichen oder (für den Sammler) erquicklichen Maße. Und manchmal ist auch der Kreis der angesprochenen Sammler einfach zu klein, um für den Verlag etwas Lohnendes daraus zu machen (was der Sammler nicht immer begreift).

Aber der (zumeist Klein-)Verlag sollte sich überlegen zusätzliche Kaufanreize in Form von (neudeutsch) Goodies bieten, um den Sammler zu überzeugen noch eine weitere Edition seines bevorzugten Lesestoffs zu den anderen zu legen. Man erkennt eine gute Sammleredition immer daran, dass diese sinnvolles Zusatzmaterial enthält.

Ich will hier nicht alle Verlage abklappern, sondern mal im Wesentlichen zwei Beispiele heranziehen (und ein paar Seitenblicke wagen). Eines, der ich eine gelungene Arbeit nachsage und ein weiteres, das ich - zumindest partiell - für weniger gelungen halte.

Die Blut GmbH - Aus der Hugh Walker-Editon von Emmerich Books & MediaEmmerich Books & Media ist ein Verlag, der von Fans gegründet wurde, um gute Bücher zu machen und schön gestaltete Sammlerausgaben herauszubringen (das Programm ist dabei längst nicht nur mit Sammlereditionen bestückt, sie bilden ehere eine Minorität der verlegten Texte). Man merkt den Büchern des Verlages - soweit ich sie kenne - an, dass sich die Begeisterung von Fans und Buchliebhabern mit Ideen und Sachkunde vereint. Dahinter steckt mehr als nur blanker Enthusiasmus.

Das Team Emmerich, Rochholz und Schukys hat sich unter anderem den Romanen Hugh Walkers angenommen, die nicht an eine Serie (wie »Dragon«, »Mythor« und den »Dämonenkiller«) gebunden sind. Dazu zählen seine im Rahmen des »Vampir Horror Roman« erschienen Romane.

Sieht man sich die Bände an, so heben sich schon die Titelbilder wohltuend ab (obwohl die Tholes seinerzeit wunderbar waren und es die Bilder immer noch sind), aber für eine eigenständige Edition bedurfte es eine wiedererkennbare und frische Aufmachung. Die Titelbilder von Beate Rochholz erscheinen (gerade im Vergleich zu den Thole-Bildern) gewöhnungsbedürftig, aber auf jeden Fall optisch ansprechend. Ich habe mich inzwischen an die Gestaltung der Bücher nicht nur gewöhnt, sondern mag sie außerordentlich. Sie ist modern, passt aber zu den Texten und ist jedem Fall außergewöhnlich.

Das hat was.

Aber die Gestaltung ist eben keine Tarnung für einen simplen Nachdruck der Walker'schen Texte. Nein, die Zugaben und Extars machen diese Bücher zur Freude für Sammler, Exposés, Kurzgeschichten, Artikel (und nein die sind nicht deshalb schön, weil Emmerich Books & Media dabei auf Material aus dem Zauberspiegel und von mir zurückgreift) und anderes wie Farbseiten mit Titelbildern. Das macht was her und motiviert den Sammler dazu sich noch eine weitere Edition der Walker-Horroromane ins Regal zu stellen. 

Um es kurz zu machen: Das ist ein sehr positives Beispiel wie man Bücher für Sammler machen kann. Solche Editionen lohnen sich und schmücken das Regal, zumal sie eine weitere Anforderung des Sammlers erfüllen. Sie haben einen einheitlichen Look. Das ist sehr wichtig, wenns ums Erscheinungsbild im Regal geht. Der Sammler liebt das ...
Die Blut GmbH - Aus der Hugh Walker-Editon von Emmerich Books & Media... und da wären wir auch schon bei einem Kritikpunkt unseres Negativbeispiels. Beim Blitz Verlag und - im Schwerpunkt - der Umgang dort mit »Larry Brent« (im Februar war in »Der Preis ist ›(**)heiß‹« das auch schon Thema und darin werden auch Kunden und Ex-Kunden des Verlages zitiert, die nicht so zufrieden waren).

Gut, die allermeisten Menschen wechseln Unterwäsche häufiger als der Blitz Verlag die Gestaltung der »Larry Brent«-Romane, aber dennoch haben sich Umfang und Form der Serie eher häufiger geändert (siehe Bild). Von einem einheitlichen Bild im Regal kann eigentlich eher nicht die Rede sein. Gerade die normierten Hefte lassen sich auch gut so zusammenfassen, dass sie wenigstens vom Umfang her einheitlich sind. Aber der Verleger wollte es so, dass mal vier, mal zwei und aktuell nur noch ein Roman erscheint. Anderes ist mehrfach aufgelegt worden ... Der Sammler kauft es ja schon.

SammlereditionenGoodies, Zugaben, Artikel und Ähnliches gibt es bei Blitz kaum. Da wird in der Regel nur der Text nachgedruckt und fertig. Vielleicht ist das auch besser so. Aber zu einer echten Sammleredition wird das so nicht. Von den eher seltsamen Ideen zur Fortsetzung möchte ich gar nicht reden. Da tuen sich ganze Dynastien auf und nun wird der Held auch noch vom Innenminister aus Deutschland hinausgeworfen ... Aber diese Büchse der Pandora lassen wir an dieser Stelle einmal zu.

Nun verwurstet man die Geschichten Jürgen »Dan Shocker« und hat dafür dann nach einer erneuten Formatumstellung zum Taschenbuch in der ersten Ausgabe »Das Horror-Baby« einen Artikel von Robert Lindner gebracht (man lese »Und es ward ›Legende‹ - Dan Shocker’s Kurzgeschichten«, insbesondere ab Kommentar #5 wird es interessant).

Dieser Artikel ist ein Griff ins Klo wie er kaum tiefer sein könnte. In einem Fanzine (egal ob Print oder online) hätte man das angemeckert und korrigiert, aber in einem Buch des Verlages. Nee. Da wurde nicht kontrolliert (ein Anruf bei den Erben, sprich der Familie Jürgen »Dan Shocker« Grasmück hätte da schon helfen können, um sich nun die Peinlichkeit eines Widerrufs sparen zu können.

Aber nichts da. Aber es war in der Welt. Jürgen Grasmück soll die Geschichten in den seinen Kurzgeschichten-Sammlungen im Rahmen der »Larry Brent«-Serie (»Schreckensmahl« und »Leichengeflüster«) Geschichten fremder Autoren verwenden. Dabei steht mit großer Wahrscheinlichkeit in den Verträgen (weils zum Standard gehört und der Verlag sich absichert), dass dem Autor alle Rechte gehören und versichert, das die Rechte Dritter nicht berührt werden (bei »Larry Brent« werden die Ausnahmen der Romane von einigen wenigen bekannten Co-Autoren davon ausgenommen sein). Aber von den Geschichten stand mit Sicherheit nichts bei den Ausnahmen.

Somit hätte der Verlag in Kauf genommen, dass er vom Autor betrogen worden wäre, da eben doch Rechte Dritter betroffen wären. Kein schönes Bild für eine Sammleredition. Immerhin hat Verleger Kaegelmann den Artikel ja gebracht.

Man betont von Verlagsseite immer wieder, man hätte Fehler beseitigt und lektoriert und ja das ist gut geworden, aber ist ganz normale Verlagsarbeit das Kennzeichen einer Sammleredition. Eher nicht.

Auch andere Praktiken des Blitz Verlages sind umstritten, aber bei Brent hat er gezeigt, dass er es nicht kann, obwohl da auch manches richtig gemacht wurde.Das will ich gar nicht abstreiten, aber von einer befriedigenden Sammlerausgabe ist das weit entfernt. Da ist es auch kein Wunder, dass eine einst auf 999 limitierte Ausgabe (das Wort »Sammler« verkneife ich mir an dieser Stelle) nun auf 299 limitiert ist. Bestimmt - Achtung Sarkasmus - um den Sammlerwert zu erhöhen ...

Putzig sind in diesem Zusammenhang im wieder mal Sprüche des Verlages, dass in einer Miniauflage mal was im Clubletter erschien. Der Clubletter hatte eine Auflage von 800 Exemplaren (Zur Erinnerung Blitz ist auf ›299‹ Exemplare limitiert). Da frage ich mich doch, ob ich eine Mathematikreform verpasst habe.

Ein Wort sei nun doch zu den Preisen. Blitz hat 75 Bände die eBook-Edition der Brent-Romane in Doppelbänden unters Volk geworfen. Für 3,99 €. Mit Band 76 blieb der Preis unverändedrt, aber die Textmenge wurde halbiert. Es erscheint nur noch ein Roman pro Band.

Michael Knarr fasste auf Facebook in der Gruppe für Heftromanleser das alles in deutliche Worte. Er schrieb:

Finde es schon etwas abgezockt, die alten Larry Brent Romane unter dem Namen "Larry Brent Classics" für 3,99 € als Ebook zu verkaufen. Haben die vom Blitz-Verlag etwa noch nicht gesehen, dass man die alten Hefte bei verschiedenen Anbietern viel günstiger beziehen kann? Ganz im Ernst: Für ein einfaches Heft, welches lediglich in ein Ebook umgewandelt wurde, einen solchen Preis zu verlangen, ist Wucher. Wir reden hier ja von einer "billigen" Datei, die "olle Kamellen" aufwärmt. 2 € für einen digitalen "Heftroman" halte ich für tragbar. Aber 3,99 € für eine Neuauflage? Never!

Aber in Sachen Sammlerausgaben ist das letzte Wort mit Sicherheit nicht gesprochen ... Da gibt es noch mehr Themen. Dies hier sollte mal nur zwei Beispiele (ein Gutes und ein Misslungenes) bringen.

Kommentare  

#16 Heinz Mohlberg 2014-12-19 00:26
Vor Jahren habe ich geplant, die Serie Uto-Spion von W.W. Shols zu veröffentlichen.
In der Folge fing in mit der Bearbeitung an, stellte aber schnell fest, dass ein Neuschreiben weniger Arbeit als die Überarbeitung wäre.
Eine Veröffentlichung scheiterte dann an den vollkommen unsinnigen Honorarvorstellungen...

Bei der Kurt-Brand-Edition bin ich anfangs ähnlich vorgegangen, habe dann aber die Finger davon gelassen - wir bringen bei den reinen Nachdruckreihen die Romane im Original (außer wenn der Autor überarbeiten will - hier z.B. Hanns Kneifel & Horst Hoffmann).

Rex Corda z.B. ist nicht derart überarbeitet wie Ren Dhark - war auch nicht so sehr notwendig.
Bei RD hatte Kelter praktisch nichts investiert; gerade in den ersten 30 Bänden wimmelt es nur so...
Diese Sachen fallen den wenigsten Lesern auf, aber wenn man eine ganze Serie überarbeitet und einer (auch) NEUEN Leserschaft anbieten will, ist diese Arbeit notwendig.
#17 Schnabel 2014-12-20 23:54
zitiere matthias käther:
Eine andere Unsitte an Editonen ärgert mich viel mehr - die krasse Berarbeitungswut. Ja, wäre Larry Brent mal Larry Brent! Ich habe alle Bände der Edition wieder herausgeworfen, als ich festgestellt hab, dass hier kaum ein Satz mit dem Original übereinstimmt. Also ich möchte schon den echten

Du hast recht, ich habe mir mal das Silber-Grusel-Krimi-Taschenbuch Nr. 10 "Marotsch, der Vampir-Killer" zur Hand genommen und dieses mit dem Blitz-Paperback Nr. 64 "Der Vampir-Killer" verglichen. Aus Zeitmangel habe ich schnell nur mal die ersten Seiten durchgelesen und was mit dort ausgelassen wurde oder umgeschrieben ist, hat nur wenig mit Dan Shocker im Originaltext zu tun. Ich werde über Weihnachten dieses beiden Ausgaben und zusätzlich noch das Larry Brent-Heft 64 "Marotsch, der Vampir-Killer" durchlesen und festhalten, was verändert wurde...
#18 Harantor 2014-12-22 21:36
... und an Sylvester stellen wir uns die Frage, ob ein um etliche Seiten gekürzter Originaltext dann noch ne Sammlerausgabe ist. Zumal der Verlag um das Taschenbuch aufzufüllen dann noch 35 Seiten Leseprobe bringt ... Uwe Schnabel mit einem "Schnittbericht" und ich mit einem Zwischenruf werden dem auf den Grund gehen
#19 Feldese 2016-04-11 20:37
Ich meine, alles drei kann Sinn machen: Eine Sammleredition erster Hand mit dem Neudruck der Original-Manuskripte (wobei die Lektorarbeit sich auf das Tilgen von Rechtschreib- und krassen Logikfehlern, blaues Auto ist plötzlich rot, beschränken sollte), eine Edition letzter Hand, bei der wie von Herrn Mohlberg angesprochen, der Autor selbst sein altes Werk überarbeitet. Aber auch eine modernisierte Fassung, die sich an Neuleser wendet und die Reihe aktuell fortführen will. NUR: Was man nun bekommt, sollte man vorher erfahren, es sollte im Impressum stehen und am besten auch im sog. Klappentext. Und dann kann der Leser/Käufer gut informiert selbst entscheiden, ob ihn diese Ausgabe interessiert.

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