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Das ›expandierende‹ Buch - Ein Gedankenspiel

Zauberwort - Der Leit(d)artikelDas ›expandierende‹ Buch
Ein Gedankenspiel

Hans Köglers Artikel »Heftromane - Erfolg oder Flop? - Eine vergleichende Betrachtung« war der Auslöser teils heftiger Diskussionen. Zu guter Letzt landeten die Debatten dann noch bei den Möglichkeiten der modernen Technik und den denkbaren zusätzlichen Features. Dieser Teil inspirierte mich, einmal mit den Möglichkeiten zu spielen und mir ein paar Gedanken zu machen wie ein Buch oder gar eine triviale Unterhaltungsserie (Heftserie 2.0) aussehen könnte …


Zum Ersten
Wer hier das Wort Heftroman vermisst, der darf nicht vergessen, dass ich diese Verpackung ja nicht mehr für zukunftsfähig halte. Es ist eine auslaufende (sterbende) Form zur Präsentation von Lesestoff, die ihre große Zeit in den Sechzigern hatte.

Zum Zweiten
Ich bin gegen eine ›Große vereinheitlichte Theorie‹ in der Medienutzung. Ich glaube nicht, dass künftig irgendwann nur noch Medien in Dutzenden Facetten erschienen oder alle Welt nur noch spielt und von da aus Medien nutzt. Dazu konsumiert der Mensch zu gern und zieht sich einfach nur etwas komplett passiv rein. Manches ist auch einfach für den angepeilten Markt einfach zu teuer. Nein, es werden nach wie vor singuläre Medien (in analoger und digitaler Form erscheinen (manchmal auch begleitet von anderen Medien (wie dem Buch zum Film oder so), aber nie werden alle Editionen aller erscheinenden Titel komplett miteinander vernetzt, aber immer wieder wird eben das passieren, was Lübbe die 360° Vermarktung nennt (und von der man noch nicht soviel sieht).

Zum Dritten
Das hier sind Gedankenspiele und kein Businessplan. Ich kümmere mich also nicht in jedem Fall darum, ob dergleichen finanzierbar ist oder für den Kunden bezahlbar. Ob das irgendwann soweit sein wird, wird sich zeigen (z.B. wenn Technik und Software deutlich billiger wird, so dass selbst der Selfpublisher eine einigermaßen erträgliche abendfüllende Animation erstellen kann).

Zum Vierten
Es gibt schon in heutigen Printausgaben Zusatzleistungen. Nehmen wir Perry Rhodan. Die Risszeichnungen, der PR-Report und anderes wird in den Heftpreis einkalkuliert. Der Leser bezahlt die mit, ob er sie liest (und damit nutzt) ist unerheblich. Der Leser zahlt dafür. Daher erscheit es nur logisch, dass künftige Zusatzfeatures durchaus bezahlt werden müssen, sollte man diese nutzen wollen. Dabei erscheint es durchaus möglich, dass manche Sachen durchaus mit in den Basispreis einkalkuliert werden, um diese dann ohne Zusatzkosten abzugeben. Oder die Zusatzfeatures werden in einer Luxusedition (zum erhöhten Preis) integriert, wie es Bastei Entertainment mit Apokalypsis gemacht hat. Generell sind derart teure Produktionen aber nicht richtungsweisend für eine triviale Romanserie, die im Taschenheft und/oder eBook angeboten werden. Da muss man abstufen.

Zum Fünften
Ich denke, man darf nicht den Fehler machen, dass im Zentrum aller möglichen Zusätze und Gimmicks im Zentrum (ausgehend vom Buch) ein Werk stehen muss, das ich komplett nutzen kann und das Hand und Fuß hat. Neudeutsch nennt man solch ein Werk wohl ›Stand Alone‹ (sprich ein für sich stehendes Werk). Der Leser sollte nicht das Gefühl haben, dass er kein komplettes Werk erworben hat. Eine Mischung, in der sich das Buch nicht erschließt, ohne ein Spiel gespielt, ein oder zwei Audiopassagen gehört, eine Homepage besucht oder ein Video gesehen zu haben ist unerquicklich. Jedweder zusätzlicher Content sollte nur eine Zusatzleistung sein, die die Geschichte ergänzt, aber ohne die ich aber die Geschichte eben trotzdem verstehe.

Genau das gilt auch für originäre Filme, Hörspiele und andere Arten von Medien … Vielleicht ist es irgendwann soweit, dass ein kompletter Kinosaal zum besseren Verständnis des Films das Smartphone zückt und dem Anruf einer Figur folgt oder den Anrufbeantworter des Helden abhört, um zu begreifen warum der gerade den Typen auf der Leinwand über den Haufen schießt. Ich zumindest würde mich davon aber genervt fühlen …

Zum Sechsten
Jedes Zusatzfeature sollte sich einfach und intuitiv und ohne mehrseitige Bedienungsnaleitung für den Nutzer (Leser) erschließen. Das ist meines Erachtens Voraussetzung, um dem Konsumenten den Spaß an den Zusatzfeatures zu erhalten. Denn alles was den Nutzer frustriert führt nur dazu, dass er in Zukunft auch nicht mehr zum Basisprodukt greift.

Zum Siebten
Was kann man in einem eBook und/oder Taschenheft alles hinzufügen? Zum Beispiel das bekannte Arsenal an ohnehin schon gebräuchlichen Illustrationen, Landkarten, Risszeichnungen … Aber auch: Originstories von Romanfiguren, fiktive lexikalische Texte, Biographien, Audioeffekte und Lieder, das Abhören von Anrufbeantwortern sowie kleine Spiele. Das ist noch nicht das Ende Fahnenstange und mittels QR-Code lässt sich einiges von dem auch in einer gedruckten Ausgabe unterbringen (und wer weiß, was Technik noch bringen kann). Das ganze muss aber einfach zu bedienen sein und eben nur Zusatzspaß bringen. Was mich hier gerade nicht stört sind Bezahlmodelle, aber über die Telefonrechnungen (Mobil oder Festnetz ginge was) ...

Zum Achten
Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Es gibt noch mehr, was mir so einfällt ... Aber davon ein anderes Mal mehr ...

Zum Letzten
Ich bleibe dabei, dass der Ausgangstext (der Roman) ohnehin nicht nur im gedruckter, sondern auch digitaler und vielleicht auch in Audioform dem Käufer präsentiert werden sollte, so dass dieser die Wahl. So kann man dem User die Form seiner Wahl anbieten. Nachzulesen in Mehr Fingerzeige - Was Verlage lernen können.

Kommentare  

#1 Kerstin 2013-07-02 11:16
Wenn das alles intelligent und benutzerfreundlich gemacht wird, hat das bestimmt Zukunftsschancen. Voraussetzung ist natürlich, dass das alles relativ leicht und mühelos verfügbar ist, ohne dass man Informatik studieren und ein Vermögen in immer neueste Technik investieren muss.

Die bisherige Form von Merchandising bei erfolgreichen Filmen oder Büchern, also dass einem aus jedem Laden Plastikfiguren oder T-Shirts mit Abbildungen der Protagonisten anstarren und man direkt Mühe hatte, diesen zu entgehen, war wohl nicht eben die richtige Vorbereitung, weil es zumindest Erwachsene gegen die Allgegenwärtigkeit abstumpfen lässt oder gar wütend macht.

Natürlich muss in erster Linie die Story stimmen, sonst kann die ausgeklügelste Vermarktung außer Spesen nichts einbringen.
#2 Jonas Hoffmann 2013-07-10 18:46
Ich stimme dem Verfasser in allen Punkten zu.

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