# 86: Die Krone des Fandoms
FOLLOW (Fellowship Of the Lords of Lands Of Wonder, übersetzt etwa
"Gemeinschaft der Herrn der Wunderländer", wobei BOLLOW = Brotherhood
of ... Bruderschaft der ... fast lieber gewesen wäre) wurde 1966 von Hubert
Straßl aka Hugh Walker, Eduard "Edi" Lukschandl und Axel Melhardt gegründet.
Ich stieß zwar schon Ende der
siebziger, Anfang der achtziger schon mal auf FOLLOW. Als nämlich Gustav
Gaisbauer zeitgleich Vorsitzender des neugegründeten FOLLOW-Träger- bzw. Service
Vereins EDFC e. V. (Erster Deutscher Fantasy Club) und des Dan Shocker's
Fantastik Club 'Marlos' war, lag dem Clubletter umfangreiches Infomaterial bei.
Aber ich ignorierte das. Vorerst.
1986 dann mein erster körperlicher Kontakt
mit FOLLOW. Ich ging das erste Mal auf ein Fest. Es war das 15. und wurde von
Günter Thomasch & Co. in Marburg organisiert. Rolf Michael schleppte mich
da hin. Ich war begeistert von dem, was da ablief. Es machte einen irren Spaß.
Zudem lernte ich Bernd Haban und auch Helmut Pesch, mit dem ich stundenlang
über Tolkien unterhielt, kennen. Es war spannend und wir gingen auch am
Sonnabend wieder hin. Da gab es dann die denkwürdige Szene, daß Bernd Haban und
ich uns sturzbesoffen unterhielten und wir uns beide lt. Augenzeugen prima
verstanden. Nur er sprach den Dialekt seiner oberpfälzischen Heimat und ich
plattdeutsch.
Dann gingen wieder ein paar Feste an
mir vorbei. 1987 1990 verpaßte ich aus unterschiedlichen Gründen. 1991
erhielt ich beinahe zeitgleich von Günter Thomasch via Bernd Haban und Helmut
Pesch (mit dem mich mittlerweile eine herzliche Telefonfreundschaft verband)
eine Einladung zum 20. Fest der Fantasie in Kirchähr (bei Montabaur). Ich
konnte aber wieder nicht die ganze Woche, sondern nur die letzten Tage und
reiste in aller Herrgottsfrühe am Freitagmorgen an. Denn man merke auf: Ein
Fest schläft nie so ganz. Ich parkte den Kadett E meiner Mutter (der hatte
einen größeren Kofferraum als mein Ascona B) und meldete mich pflichtschuldigst
an der Rezeption. Nee, Gäste kämen hier nicht mehr rauf. Ich wäre nicht
angemeldet und damit Basta! Der diensthabende Fellow aus dem Volk der Drachen
(Wappentier des Drachenordens) war eindeutig.
Nun muß man wissen, damals weckte man
einen Günter Thomasch nicht vor 15:00 Uhr, am besten eher später. So bat ich
dann den Drachen aber doch meine Gastgeber (Helmut und Günter zu wecken).
Prompt und ohne weitere Fragen, durfte ich bezahlen, bekam das Medallion mit
dem Drachenkopf umgehängt und gut. Bernd Haban (noch nicht im Zelt) begrüßte
mich mit den Worten, daß ich aussähe wie ich, aber ohne Bart. In der Tat war
ich (ausnahmsweise) glattrasiert wie ein Kinderpopo, durfte dann aber doch
mittrinken und feiern. Kurze Zeit begrüßte mich Günter aus seinem Zelt mit den
Worten: "schön, daß Du da bist. Aber geht woanders saufen! Ich will
schlafen."
Als Helmut sich erhoben hatte, gesellte
ich mich zu ihm, um nicht schon zu Mittag am Boden zu liegen oder lallend über
das Festgelände zu taumeln. So stand ich bei Helmut und der anderen
FOLLOW-Prominenz und unterhielt mich angeregt mit denen. Nun begannen sich
manche aus dem Gefolge zu fragen wer den "Neo" und "Bauer"
(beides FOLLOW-Slang für Neuling) da bei den Lords ist? Jahre später habe ich
erst erfahren, daß da einige dachten, ich schleime da herum. Da wollte ich mich
nur mit Helmut Pesch unterhalten.
Insgesamt hatte ich wieder viel Spaß. Buck
wollte über den Gelbach levitieren, der das Festgelände durchschnitt. Das kam
so: Die Brücke über besagten Bach konnten drei Leute bequem nebeneinander
gehend überqueren. Buck war aber der vierte und stürzte dann die Böschung
hinab. Er behauptete später, man hätte bei seiner Konzentration auf die
Levitation erheblich gestört.
Kurz vor dem Fest 1992 rief mich Helmut
an und verkündete, Tolkiens Elben würden eine Heimat auf dem von uns
simulierten Magira finden. Ob ich nicht mitmachen möchte? Natürlich wollte ich.
Aber nach Bärenthal (im Elsaß) konnte ich nicht, wollte ich nicht. So verpaßte
ich dann, wie Helmut die Elben auf elbisch rief zu ihm zu kommen. Und sie
kamen, zwar nicht in Scharen, aber sie kamen.
Welchen Follownamen ich den wählen
würde, fragte mich Helmut dann im Winter 1992. "Uzop Bacucu" bekannte
ich. "Gefällt mir nicht", brummte Helmut. "Ich sagte übersetz
doch Horst (altgermanische Bedeutung: der aus dem Walde kam) und Hermann
(Kriegsherr, Krieger) ins Elbische. Und das tat Helmut dann. In Quenya kam
heraus "Harantaure" in Sindarin "Harantor". Für das
Sindarin entschied ich mich dann zu guter letzt. Letztendlich war mein voller
Name Harantor Adandil Errandir (bedeutet etwa: Horst Hermann Menschenfreund Weitgewanderter)
Und so war ich Harantor geworden,
genauer gesagt Harantor Adandil Errandir. Ich schrieb eine
Vorstellungsgeschichte, wo der gute Harantor im Schatten von Elrods Turm
darüber sinniert, ob MAGIRA seine neue Heimat sei. Nun war ich Fellow, gehörte
zum Gefolge von Elrod (aka Helmut W. Pesch, dem Doktor der Fantasy), einem der
dienstältesten Lords und genoß wieder das Fansein, nachdem das Horrorfandom in
seine Bestandteile zerfallen war und nur noch Fragmente existierten.
Ich war wieder untergekommen. Die Feste
standen mir offen. Rolf Michael fragte anläßlich eines Besuches auf dem
Steinberg, ob er den bei Hugh L'e (d. i. Hubert "Hugh Walker" Straßl)
Löwe werden durfte. Er durfte.
Der Weg zu einer glanzvollen
FOLLOW-Zukunft stand offen. Alles erscheint perfekt, bis man näher hinschaut,
aber trotz all des Ärgers, den ich in und mit FOLLOW hatte. Es ist einfach toll
da.