#50 - Es zaubert der Mond Part 1: Die Fragestunde
# 50: Es zaubert der Mond
Part 1: Die Fragestunde
Das Projekt sollte als Heft laufen, den Faden der Serie wieder da aufnehmen, wo sie einst eingestellt worden war. Jürgen Grasmück wollte etwas Neues und Ergänzendes schreiben. Auch wurde die Buchediton der schon gelaufenen Titel angekündigt. Das ganze wurde mit einem Mordsaufwand unter den Fans verbreitet. Die Veranstalter des Buchmesse-Cons wählten mich als Moderator eines Panels auf dem Buchmesse Cons 1994 aus, wo die Serie präsentiert werden sollte.
Schon im Vorfeld hatte ich den Ankündigungen und Gesprächen entnehmen können, dass nicht alles so golden glänzte, wie es den Anschein hatte und das da Dinge im Argen lagen. Ich fasste also den Vorsatz nicht nur als der Jubelperser zu agieren und gute Miene zum Spiel zu machen, sondern kritisch zu hinterfragen, wes Geistes Kind dieses Projekt ist.
Bevor wir nun aufgerufen wurden unsere Plätze auf dem Podium einzunehmen, nahm der Herr Götz mich auf die Seite, um mich darauf hinzuweisen, dass ich ihn unbedingt auf eine Luxusausgabe der Brent-Serie ansprechen sollte, die er als Ergänzung zu den Heften unter dreißig Mark herausbringen wolle. Ich fragte ihn, ob damit eine Hardcoverausgabe in Leder gebunden gemeint sei. Der Mann, den ich später in zwei Artikeln mit Frisörsprüchen ("singender Frisör" und so) belegte, nickte begeistert. Ich war schockiert, denn das deckte kaum die exorbitanten Kosten des Bindens. Ein wahres Geschenk an die Fans. Und der erste Frisör-Spruch kam mir in den Sinn: Haare schneiden macht reich. Und da ich zu der Zeit in einer Umschulung steckte, begann ich mich zu fragen ob ich den falschen Beruf gewählt hatte.
Ich interviewte also Bernd Götz auf der Bühne zum Thema Larry Brent. Bereitwillig gab (teilweise ungefragt) Bernd Götz alle Zahlen zum Besten, die es mir später möglich machten, seine Kalkulation nachzuvollziehen (und weswegen mir im Zuge der folgenden Ereignisse vorgeworfen, ich hätte Verlagsgeheimnisse verraten). Er plauderte munter drauf los.
Bernd Götz verkündete im Brustton der Überzeugung, wie die Serie aussehen sollte und sonnte sich in seiner Mitteilungsfreude. Er bemerkte nicht einmal, dass ich sehr kritisch nachfragte. Ihn veranlasste das nur noch mehr Verlagsgeheimnisse in den Saal zu posaunen. Ich konnte mein Glück nicht fassen. Ich stellte ihm zusätzlich noch ein paar Fettnäpfchen hin (auch den Napf, den er selbst gefordert hatte, sprich die Luxusausgabe in Leder für den Preis unter DM 30,00) und er sprang munter hinein. Gedanklich schrieb ich schon an dem Artikel für den Clubletter, der mir jede Menge Ärger einbringen sollte ...
Ich fragte ihn, wie er denn seine Hefte vertreiben wollte. Zum einen, sagte er lässig, über Joachim Ottos Romantruhe und zum anderen über Comic-Shops. Er habe schon fünf Läden angeschrieben und alle 5 wollten welche. Fünf Comicläden. Und dass nicht etwa Monate vor dem geplanten Start. Das erste Heft wurde auf dem Con verkauft. Mehr war da nicht. Keine Grossisten, keine weiteren Wege des Direktvertriebs nichts. Dafür war geplant, dass Jürgen Grasmück seine alten Leserbriefe heraussuchen sollte und diese dann in einer Mailingaktion angeschrieben werden sollten. Merkwürdiges Vorgehen und unter Datenschutzbestimmungen sogar eher mehr als fragwürdig.
Bernd Götz kündigte, gemäß der Leserseite im ersten Heft, an, dass er Dan Shockers Serie wieder den Platz in der Heftromanlandschaft verschaffen würde, den er verdient: Den in der ersten Reihe. Er machte auf mich den Eindruck, als erwarte er nun auf den Schultern der versammelten Fans mit einem flotten "For He Is A Jolly Good Fellow" auf den Lippen aus dem Saal getragen zu werden.
Man plauderte noch über dieses und jenes. Und ich bekam den Eindruck, als könnten Bastei, VPM und Kelter sich schon mal warm anziehen, denn Bernd Götz stand gut frisiert in den Startlöchern.
Aber im Grunde hatte er sich als Dummschwätzer entlarvt, und der Artikel in meinem Kopf war nahezu fertig. Er würde vernichtend werden. Darüber dann mehr in einer Woche ...