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Flash: Rebirth (2009) - Früher war alles ... weniger schlecht

Heldenhaft - Die DC-KolumneFlash: Rebirth (2009)
Früher war alles ... weniger schlecht

Der interessante Meinungsaustausch in den Kommentaren zum Artikel letzter Woche hat mich auf mein heutiges Thema gebracht. Dort ging es um Sinn, Unsinn und mögliche Gründe für die grassierenden „Wiedergeburten“ beliebter Helden.
Da der Rebirth-Event zu Barry Allen als Flash in den USA erst vor einem guten Jahr zu Ende ging, bietet sich mir auch eine passende Gelegenheit dazu, hier mal aktuelle Comics zu betrachten, die nicht schon Jahrzehnte alt sind.

Besagte Wiedergeburt des Ehapa‘schen „Roten Blitzes“ vollzog sich in einer 6-teiligen Mini-Serie, die ich mir für diese Kolumne nochmal genauer angesehen habe ...


Die Panini-Ausgabe der gesammelten sechs TeileLektüre
Die sechs US-Originale erschienen mit den Coverdaten JUN, JUL, AUG, SEP 2009, dann kam quasi das DC-Mega-Event „Blackest Night“ dazwischen, was bedingte, dass Teil 5 erst mit Coverdatum JAN 2010, der abschließende Teil 6 gar erst mit APR 2010 veröffentlicht wurden. Von FEB-APR 2010 gab es zusätzlich eine dreiteilige Miniserie namens „Blackest Night: The Flash“, die hier aber nicht thematisiert werden soll.

Diese Verzögerungen in der Erscheinungsweise waren wohl der Grund, warum ich „damals“ (ist ja noch nicht soooo lange her) eher ohne Urteil die beiden letzten Bände bloß „konsumiert“ habe. Beim Wiederlesen am Stück für diese Ausgabe HELDENHAFT aber, fiel mir so manche Sache auf, die ich ursprünglich überlesen hatte, und leider sind die meisten dieser „Sachen“ eher negativer Natur.
Sinnvollerweise liest man die Geschichte dennoch am Stück. (Oder halt gar nicht.)

Schon seit Mai 2010 bekommt man hierzulande die sechs Bände (engl.) zum Hardcover gebunden, ab Mai 2011 wird es auch eine Softcover-Version (engl.) davon geben.

Die deutschen Leser haben es da zur Abwechslung mal besser, da die schon seit Oktober 2010 in Form des „DC Premium #69“ zwischen einer deutschsprachigen SC- und HC-Version von Panini wählen können.
Hier eine Leseprobe daraus, nämlich der komplette erste der sechs Bände.

Vorgeschichte
Man könnte (sollte?) meinen, eine „Wiedergeburt“ wäre für Neuleser geeignet. Wäre die ideale Möglichkeit zum Einstieg. Ja, die Schaffung einer solchen Einstiegsmöglichkeit scheint einem regelrecht einzig triftiger Grund für derartige Wiedergeburten.

Nun ... man könnte (würde?) falsch liegen. Zumindest bei dieser hier vorliegenden Wiedergeburt Barry Allen betreffend. Zumal es nämlich gar keine echte „Wiedergeburt“ ist, wie etwa die vor ein paar Wochen in der Kolumne thematisiere Superman-Wiedergeburt von John Byrne. Der Flash-Rebirth ist vielmehr eine Geschichte, in welcher Barry Allen in den bestehenden Status (mit den anderen Flashes, vom Golden Ager Jay Garrick bis zum Kid Flash Bart Allen) zurückkehrt und sagt „Hallo! Hier bin ich wieder!“

Ich selbst würde Flash zwar nicht zu meinen absoluten Lieblingsfiguren zählen, aber er ist in meiner Gunst doch gleich dahinter im (guten) zweiten Glied. Von den über 500 Comics seiner eigenen Serien seit dem Silver Age (also seit der hierin wiedergeborene Barry Allen die Tradition des Golden Age Flash fortführte) habe ich mindestens ein Drittel gelesen.
Das macht mich nicht zum Flash-Experten, nein, aber 170 Hefte einer Figur kauft (und liest!) man dann auch bloß, wenn man eben doch gewisse Zuneigung zur Figur hegt. Und eine gewisse Ahnung von der Flash-Materie vermitteln einem derart viele Hefte durchaus.

Dennoch habe selbst ich mir schwer getan, den Ereignissen in dieser Mini-Serie zu folgen.
Sie wartet mit so ziemlich allem auf, mit dem man einen hoffnungsvollen Neuleser nur belasten, verwirren und überfordern kann. Sie bringt Jahrzehnte Hintergrundgeschichte-Mühsal mit, durch die der Leser waten muss, statt ihm ebenjene Mühsal mit einer Neugeburt etwas zu erleichtern, gar zu ersparen. Und die vom Autor Geoff Johns gewählte Erzählweise mit zig Rückblenden, Szenenwechseln, „schnellen Schnitten“ und unzähligen indirekten Erwähnungen und Andeutungen lässt die zu durchwatende Mühsal vollends zum Treibsand werden, in welchem sich Neuleser garantiert verlieren.

Bart ist nicht gerade hin und weg von Opas RückkehrZur Erinnerung:
Barry Allen, Wissenschafter im Polizeidienst, quasi CSI:Flash, der „zweite“ Flash, jener des Silver Age, jener aus Ehapa-Zeiten, „opferte“ sich bis zum Helden-“Tod“ im Zuge der COIE. Diese ist nunmehr 25 Jahre (!) Realzeit her.

Im Zuge des DC-Mega-Events FINAL CRISIS kehrte Barry Allen aus der „Speed Force“ zurück. Die Speed Force ist eine Art Energiezustands-Jenseits, in welchem er seit der COIE gewesen war, verfolgt aber nie eingeholt vom „Black Racer“, einer Figur, die im DCU dem Sensenmann am Nächsten kommt.

In der vorliegenden 6-teiligen Geschichte geht es nun darum, zu vermitteln, was in so einem Fall passiert. Nämlich dann, wenn nach 25 Jahren jemand einfach so wieder vom „Tode“ zurückkehrt. Wie reagiert die Welt auf ihn? Wie reagieren seine alten Feinde auf ihn? Seine Freunde, seine Flash-Nachfolger? Seine „Witwe“? Und vor allem: wie reagiert er selbst?

Rebirth - Die Handlung
In Band 1 geschieht ein Vierfach-Mord eines zunächst unbekannten Täters, der aber auch aus der Speed-Force zu kommen scheint. Dann wird umgeblendet von Standort zu Standort, wo die Rogues (also die Bösen) und diverse Superhelden-Teams (in Abwesenheit Barrys) über dessen merkwürdige Rückkehr reflektieren. Darüber, was Barry Allen als Flash für sie war bzw. welche Bedeutung er für sie hatte. (Das ganze liest sich fast wie Szenen, wie man sie aus diversen Funeral-Comics kennt, irgendwie nachrufartig.)

Barry selbst geht derweil ins Flash-Museum, um sich die Veränderungen seit seiner Zeit anzusehen, sich auf den neuesten Stand zu bringen. Dort wird er von dem ebenfalls „zurückgekehrten“ Hal Jordan (Green Lantern) aufgespürt, der ihm beim „Wiedereinstieg“ ins Leben helfen will.
Barry selbst ist aber nicht sehr angetan davon.

Er weiß selber nicht, weshalb er eigentlich aus der Speed Force „ausgespuckt“ wurde. Er hat nie darum „gebeten“, zurückzukehren.
In der Speed Force trifft er auf Savitar, den er aus dem Museum als „Bösen“ erkennt. Er versucht diesen aufzuhalten, doch als er ihn berührt, zerfällt der zu Asche, und Barry Allen erleidet eine Art Energie-Feedback aus der Speed Force, unter welcher alle anderen Figuren leiden, die ebenfalls mit der Speed Force in Verbindung stehen.

Die Flashes im Wandel der ZeitAußerdem wird der gleichermaßen zu Staub zerfallene „Black Flash“ gefunden, der niemand anderes ist als der Black Racer, also der (nun „tote“?) Sensenmann.
In Band 1 wird auch erzählt, dass sein Werdegang als Polizei-Wissenschaftler derart kam, dass er als Kind seinen Vater unschuldig des Mordes an seiner Mutter verdächtigt ins Kittchen wandern sah, doch Barry gelang es nicht, rechtzeitig Beweise für die Unschuld seines Vaters zu finden, sodass dieser unschuldig im Gefängnis starb. Das machte Barry zu einem getriebenen Gerechtigkeitsfanatiker. (Ich lese das hier zum ersten Mal, klingt mir nicht sehr Silver Age kompatibel, weiß hier jemand, ob das schonmal früher auftauchte, oder sich Johns das ausdachte?)

In Band 2 lernt Barry bei einem Besuch seiner „Witwe“ Iris, dass seine Rückkehr als „Entlassung“ aus einem Zeugenschutz-Programm des FBI getarnt worden ist, dies dank der Beziehungen von Wonder Woman zu Regierungs-Organen. Zumindest Barry Allen der Zivilist hat somit eine „plausible“ Erklärung für seine lange Abwesenheit. In Rückblicken wird auch erzählt, wie er Iris damals kennen lernte.
Zusammen mit Wally (dem gegenwärtigen Flash) begibt er sich zum Fundort der Leiche des Black Flash, und dort stellt sich heraus, dass nun Barry Allen der neue Black Flash ist!

In Band 3 versuchen die JLA und die JSA Barry (unter dessen Einwilligung) sicher zu verwahren, aber das gelingt nicht, und um niemandem zu schaden (er ist der Sensenmann!) läuft Barry in die Speed Force weg. Dort läuft er schneller und schneller (auch Superman davon), in seine eigene Vergangenheit (aus welcher man immer wieder Brocken erzählt bekommt), wodurch er den Black Flash wieder los wird, bis er schließlich bei Johnny Quick und Max Mercury anlangt, Johnny berührt ihn flehend, wodurch er quasi vergeht, ihm aber den Hinweis gibt, dass Professor Thawne, vulgo Professor Zoom, der Reverse Flash (der gelbe) hinter der Sache steckt. (Dem hat Barry einst „versehentlich“ das Genick gebrochen, was zu seinem Gerichtsprozess im Vorfeld der COIE geführt hat, und zu seiner Flucht in die Zukunft vor dem Urteil, bevor er in der COIE dann „starb“.)

In Band 4 wird eröffnet, dass die Speed Force nicht immer schon existiert hat, sondern dass erst Barry Allens Flash-Werdung deren Schöpfungsmoment war, und jedesmal, wenn er läuft, macht er diesen „Energiezustand“ stärker. Der Reverse-Flash versucht nun seinerseits eine Reverse-Speed Force zu schaffen. Er stattet einigen Flash-“Familienmitgliedern“ Besuche ab, und es kommt zum Kampf alle gegen Thawne.

Band 5 ist sabbernder Schwachsinn ohne jeglichen Handlungs-Vorschub. Wallys Tochter wird zur neuen Impuls. Zoom erklärt, der Mörder Barrys Mutter zu sein ...

Band 6 sieht den Versuch von Zoom, Iris zu töten, aber es gelingt Barry und Wally, ihn in eine Falle zu locken, die ihm die JLA/JSA stellen, die ihn auslöscht (?). Alles ist wieder gut, und Barry kann sich den Parties zu seiner Rückkehr widmen.

Professor Zoom, der Negative-FlashPersönlicher Eindruck
Okay, ich ging mit gewissem Wohlwollen an die Lektüre. Wie gesagt - ich kann den Flash (eigentlich alle von ihnen) durchaus leiden. Und neugierig war ich sowieso, wie man nach all der Zeit denn handlungstechnisch möglichst ungezwungen den ollen Barry Allen zurück holen würde.

Gleich ab Seite drei (man lese die Leseprobe oben) gibt es einen graphisch detaillierten Vierfach-Mord mit Blutgespritze. Ooookaaaay ... „Not your father‘s comic book!“ dachte ich mir und las weiter.

Das Artwork von Ethan van Sciver (auch das Coloring von Alex Sinclair) ist zu detailliert. Das ist eine dieser „modernen“ Krankheiten. Leute, die ständig gezoomt im Computer arbeiten, vergessen gerne, wie verhältnismäßig „klein“ das dann abgedruckt wird. Und die unzähligen Farben heutzutage verschwimmen nur noch vor meinem Auge, wenn sie auf derart detailreiche Zeichnungen und Inks kommen. Ich tue mir beinahe schwer, mich auf des Wesentliche im Artwork zu konzentrieren. (Und ich bin nicht sehbehindert, nein.)

(Das im US-Einzelheft-Original ebenfalls zu findende Preview auf die neue Power Girl-Serie war da graphisch Welten verdaulicher.)

Die Geschichte selbst wirkt irgendwie unbeholfen. Und ich meine sogar die Teile 1-4, weil 5+6 sind ohnehin nichts außer grottig. Ich war bis jetzt noch nicht zu einem „endgültigen“ Urteil über Geoff Johns gekommen. Der Herr ist in den USA sehr beliebt, und Dan DiDios Schoßhündchen, offenbar. Die Grundidee der Rebirth ist legitim, vielleicht sogar inspiriert.

Ziehe ich Bilanz darüber, was schlussendlich in den sechs Bänden vorgefallen ist, finde ich bis auf Kleinigkeiten nichts, womit ich „nicht leben könnte“.
Allein ... die Umsetzung ist miserabel. Oder eher: sie liest sich wie Fan-Fiction. Mit Hingabe, Herzblut und nerdigem Fachwissen ausgestattet, lassen die Schreibe dieser sechs Hefte und der Spannungsbogen über alle sechs hinweg doch äußerst zu wünschen übrig. Nicht wenige Dialoge sind gestelzt und unglaubwürdig. Der „Schnitt“ drogen-induziert, scheinbar. Wenn dieser Mensch die „Zukunft“ von DC sein soll, dann steht es um den Verlag schlimmer als befürchtet.

Und nochmal: Es (er) ist nicht unerträglich schlecht. Aber das wirkt alles nicht professionell. Vielleicht ist es das, was man bekommt, wenn man ein ehemaliges Massenmedium zum Nischendasein verkommen lässt. Erinnert mich an ähnliche Entwicklungen im Heftroman hierzulande. Das liest sich für mich wie (um eine Wiener Redensart zu gebrauchen) „I wü, oba I kann ned.“ (Teutonisch: Möchtegern-haft)

Am tragischsten finde ich die vertanene Chance, eine echte neue Einstiegsmöglichkeit zu bieten. Ja, das Flash-Universum ist komplex (geworden).

Aber komplex ist nicht das selbe wie kompliziert. Schach ist ein komplexes Spiel, aber kein kompliziertes. Mein Urgroßvater brachte es mir bei, da war ich fünf Jahre alt. (Und die nächsten fünf Jahre bis zu seinem Tod habe ich kein einziges Spiel gewonnen.) Weil eben: komplex (aber einfach).

Geoff Johns macht es aber unnötig kompliziert. Und das ist für mich kein Zeichen von Qualität oder Können. Er wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet. Und keine interessanten Fragen, sondern lästige. Etwa: was hat es mit den „flashigen“ Charakteren vor Barrys Flash-Werdung auf sich, wenn erst Barry die Speed Force „schuf“?

Was ist mit dem Black Racer/Flash?

Manches davon blieb absichtlich offen, weil es neuerdings wieder eine (die dritte mittlerweile) neue fortlaufende Flash-Serie gibt, in welcher auf vieles aus dieser Rebirth aufgebaut wird.

Die Reviews zu den sechs Heften in den USA lagen im Bereich knapp unter 4 von 5, also im hohen 3,x-Bereich. Persönlich würde ich da einen gesamten Punkt abziehen, selbst im Vergleich mit anderen Dingen, die heutzutage erscheinen. Vergleicht man den 6-Teiler mit mancher Sache aus den 80ern, wären wohl zwei ganze Punkte abzuziehen.

Früher mag nicht alles „besser“ gewesen sein, aber vieles war „weniger schlecht“.

Kommentare  

#1 joe p. 2011-03-19 13:07
Hm. Statt CSI: Flash nun "Der letzte Bulle: Flash"?
Anno 92 oder 93, im Rahmen der Storyline um Supermans "Tod", las ich mal wieder in DC-Titel hinein. Damals brachten sie Barry scheinbar zurück und konfrontierten ihn mit dem neuen Status Quo. ("What? Your identity is... public??") Letztlich war's dann nicht Barry, sondern eine Früh-Version von Professor Zoom. Barry selber sei, so damalige Hinweise, "the only saint" des DCU und damit für Rückholversuche unantastbar. Interessant, wie sich Meinungen ändern.
#2 Carn 2011-03-19 13:55
Es ist halt wie der Kaiser es gesagt hat: Was interessiert mich mein Gerede von gestern... Wenn irgendwo Kohle gewittert wird, werden die besten Vorsätze über Bord geworfen.
Ich kannte den Rebirth bisher noch nicht und dank Wolfgangs wie stets interessantem Blick auf die Dinge werde ich ihn mir wohl auch verkneifen und mir das teuer Geld für den Band sparen.
Wie es scheint leidet die Story unter Geoff John's Drang sein 'Fachwissen' mit seiner fannischen Ader zu verknüpfen. Bei John's erlebe ich immer wieder ein bißchen Himmel und Hölle. Zelebrierte er im zweiten Run der JSA wirklich ein Feuerwerk an stimmiger Charakterisierung und gekonntem Spannungsaufbau, so lau und dröge kam er mit seinen Crisis-Bänden daher (immer auf der Lauer nach dem großen Knall, der sich als schaler Furz im Nachhinein entpuppt). Geoff ist auch als Autor ein Zeichen der Zeit der amerikanischen Comics. Kaufen die Teile wohl zum Großteil nur noch Erwachsene - und hier hat man 2 Lager: Zum einen die in die Jahre gekommenen Fanboys, die mit den drögen Teenie-Storylines der 70er aufgewachsen sind und diesen wohl immer noch hinterher schmachten und andern Leute, deren Geschmack und Intellekt sich weiter entwickelt hat und die relevante Themen und für Erwachsene interessante Geschichten lesen möchten.
Nun ist es so, daß die Alan Moores und Neil Gaimans nicht auf den Bäumen wachsen und die Verlage wohl auch gern mal die erwachsen gewordenen Fanboys gern rekrutieren - und Geoff Johns scheint ein Hybrid dieser Gattungen zu sein. Autorenmäßig scheint DC im Moment die schwächeren Karten zu haben. Für meinen Geschmack sind Millar, Bendis, Brubaker und Way einfach einen fetten Tacken besser, smarter und innovativer als ihre Kollegen bei DC - Einzig JMS sei hier als Ausnahme genannt - der überrascht immer wieder mit neuen klugen Ideen, und der würde auch nicht (glaube ich mal) einen Totalausverkauf mit Rebirths und ähnlichem Trallala veranstalten.
Zurück zum Thema: Barry Allen war m.E. als Privatperson ein ziemlich langweiliger Charakter - über seine Passionen (na, da hatte er wohl keine) war nix bekannt. Seine einzige bekannte negative Eigenschaft war sein stetes Zuspätkommen bei Dates mit seiner Frau Iris - WOW was'n Knaller. Ansonsten war er so glatt gebügelt wie seine Stoppelhaarfrisur und seine Fliegen, der er zu seinen Woolworth-Anzügen trug. Das Interessanteste dieser Ära war noch seine Rogues-Gallery - die war schön bunt gemischt - Markanter und tiefgehender wurden die Jungs dann aber später erst in der Wally-West-Ära charakterisiert.
Aber, wie ich schon letzte Woche geschrieben habe, krankt die 'wie-schreibe-ich-eine-tolle-Geschichte-die-auch-noch-logisch-funktioniert' an den Kräften des Flash - der Junge ist einfach zu schnell, als daß ihn Eiskanonen und Flammenwerfer oder selbst ein Blitz vom Weather-Wizard irgendwie tangieren könnten. Vermisst habe ich Barry Allen nie wirklich, aber wenn's wirklich helfen könnte neue innovative Geschichten für den Flash zu entwickeln könnte ich das verschmerzen - aber das Geschichtenerzählen liegt in den Händen des Autors und nicht der Figur.
#3 Michel 2011-03-21 23:36
Nachdem ich mit Green Lanterns "Rebirth" sehr viel anfangen konnte und mir auch gut gefallen hatte, griff ich natürlich ohne grosse Hintergedanken zu der neuen Serie um Flashs Wiedergeburt.
Mit dazu beigetragen hatte auch das Team, das bereits früher schon gute bis sehr gute Comics ablieferte.
Leider war nach der Lektüre die Ernüchterung da, dass man nicht immer gewinnen kann!

Im grossen und ganzen habe ich die Geschichte gleich aus dem Gedächtnis gestrichen. Was ich noch weiss, ist, dass sie mich verwirrte. Da erging es mir ähnlich wie Wolfgang. Was sollte der Sch#@&, dachte ich noch. :-x

Da freut man sich auf eine abgeschlossene Serie, und bekommt ein Sammelsurium geliefert, das mich damals auch hinterfragen liess, was die besagten Herren wohl geraucht hätten?
War die Story um GLs "Rebirth" noch irgendwie logisch und versuchte auch den Murks mit Hal Jordans Parallax-Identität wieder eine gewisse Geradlinigkeit zu geben, war Flashs "Rebirth" zwar ein gut gezeichnetes Heft, aber von der Handlung her absolut wirr.
Natürlich kenne ich nicht alle Flash-Comic, aber ich habe doch ein paar davon gelesen. Barry Allen war der Held aus meiner Kindheit, Wally West der aus meinen Teenagerjahren, der mich dann auch ins Erwachsenenalter begleitete. Sogar darüber hinaus.
Und jetzt soll Barry plötzlich zurück sein?
Das will ich nicht wirklich, Leute. Der Gedanke, dass mein Flash - Wally West - auf die Ersatzbank geschickt wird, passt mir nicht.
Die Abenteuer um Barry haben mir als Schüler gefallen. Die waren einfach gehalten und brauchten keinen Hochschulabschluss, um kapiert zu werden.
Die Geschichten um Wally auch nicht, aber sie waren doch schon anspruchsvoller. Zudem war ich mit Wally gross geworden, wenn man dem so sagen darf. Umso mehr gefiel mir, dass nun ein Sidekick in die Fusstapfen seines Mentors stieg und diese auch auszufüllen wusste.

Ist man früher davon zurückgeschreckt, tote Charaktere wieder zum Leben zu erwecken, ist das im Augenblick gang und gäbe. Vor kurzem musste Captain America ins Gras beissen und kam mit einer hanebüchenen Story wieder zurück! In seiner Abwesenheit übernahm Bucky seine Rolle als Symbol der Amerikaner. Und die Geschichten waren sogar gut! :-*
Gerade ist bei den Fantastic Four Johnny Storm gekillt worden. Keine Ahnung wie und aus welchem Grund. Ich weiss nur eines: es interessiert mich nicht wirklich!
Ich warte gespannt auf den Moment, wenn sogar Peter Parkers Onkel von den Toten zurückkehrt. Es sieht danach aus, als würden die Verlage für Kohle alles machen. Gut, das mit Bucky hätte ich nie geglaubt, aber es funktionierte. Tut es immer noch. Die Frage, die sich hier stellt, lautet: Gehen den Leuten die Ideen aus?

@Carn: Du sagst was ganz wichtiges, dass das Geschichtenerzählen in den Händen des Autors liegt. Da spielt es nicht wirklich eine Rolle, welche Figuren dabei verwendet werden.
Man denke dabei nur an "Watchmen". Alan Moore wollte die alten Figuren aus den Charlton-Comics verwenden, wurde dann aber von DC dazu angehalten, diese nicht zu verwenden, da man diese in das bestehende Universum einfügen wollte.
So "erfand" er eben neue Superhelden.
Was ich damit sagen will: was Alan Moore damit gemacht hat, ist ein Meilenstein im Comicbereich, ob man damit nun etwas anfangen kann oder nicht. Und er hauchte den Figuren Leben, dass es schon beängstigend war.
#4 Remis Blanchard 2011-03-22 01:13
Der Tod einer Comic Figur regt die Verkaufszahlen mächtig an. Ich kann mich noch daran erinnern. als der zweite Robin ins Gras biss. Diese Hefte wurden zu einem Wucherpreis verkauft und sogar an das Tradepaperback war schwer heranzukommen weil es total ausverkauft war.
Es wird nicht lange dauern, dann wird Johnny Storm auch wieder von den Toten zurückkehren, denn niemand im Marvel oder DC Universum ist für immer tot. Die Autoren finden immer wieder eine Möglichkeit die Figur von den Toten zurükkehren zu lassen.
Bei Flash lasse ich mich jetzt von Flashpoint, einem neuen Zyklus der sich wieder durch diverse DC Hefte zieht, überraschen. Aber die Rückkehr von Barry Allen war unspektakulär. Da hatte ich mir ehrlich gesagt mehr erwartet.
#5 Laurin 2011-03-22 14:00
#3 Michel: Das sehe ich genauso. Irgendwie ist die Sache aber auch schon ausgelutscht mit den ständig sterbenden und wiedergeborenen Helden. Auf der anderen Seite scheinen mir von Zeit zu Zeit die Leute einfach die Serie neu erfinden zu wollen, da kommt es ja gelegen, den oder die Helden über die Klinge springen zu lassen und dann wieder aus der Versenkung zu holen um so quasi einen kleinen "Neubeginn" zu starten. In dem Punkt tun sich DC wie Marvel gerade nicht weh, macht deren Comics aber im Moment auch nicht mehr interessanter, weil zu vorhersehbar.
#6 Carn 2011-03-23 09:38
Genau das ist der Knackpunkt - der Tod ist in den Superhelden-Comics nicht mehr ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Daseins, sondern wird quasi zur Zwischenstation degradiert, zur 'Fahrstuhlsitutation', verliert an Gültigkeit und alles zum 'Tod' des Helden inszenierte Drama und Trauer degeneriert zum Mumpitz.
Für den Leser werden diese sogenannten 'Events' zum Dauerzustand, sie verlieren ihre eigentliche Wirkung und werden standardisiert und wirken im Nachhinein nur noch hohl. Aber irgendwann werden die Redakteure (wenn die Verkaufszahlen stagnieren oder gar sinken) auch noch auf den Trichter kommen...
#7 Michel 2011-03-23 10:49
@ Carn: was heisst "wenn die Verkaufszahlen stagnieren oder gar sinken?" :-*
Wie ich das mitbekomme, sind die Comicverkäufe längst auf einer Talfahrt. Der hohe Preis ist sicher auch eine Auswirkung dessen, dass vor allem junge Leute lieber ihr Geld für Games ausgeben, als für ein buntes Heftchen, das in wenigen Minuten - unter Umständen - gelesen ist.
Der Event als solches ist zu einem letzten Zucken des Comicbusiness verkommen. Wie lange es dauert bis auch die altgedienten Comicleser - gemäss Laurin die alten Säcke (spr. wir!) - genug davon haben, wird sicher nicht mehr lange dauern.
Mir selber hat sich der Spass reduziert und ich besorge mir vor allem ältere Dinge, die mir mit Sicherheit mehr Spass bereiten (Marvel Masterworks oder auch das erste Trade mit den "Suicide Squad").
Das waren noch gute Geschichten, ohne ellenlangen Crossovers. Sicherlich auch mit den verklärten Augen eines alten Sackes betrachtet, der in seiner Jugendzeit rumschmökert.
:P
#8 Laurin 2011-03-23 13:19
Na ja, die Talfahrt hatte und hat der Comic-Bereich eigentlich in regelmäßigen Abständen. Ich erinnere mich noch daran wie Marvel (Williams Verlag) und DC (Ehapa Verlag) schon mal alle Serien quasi vom Markt nahmen und diese wie Marvel für Schleuderpreise und mit schlechtem Papier/Bindung über Condor Comics vertreiben wurden, bis sie hier auch ihr vorläufiges Ende fanden.
Diese Comics werden eigentlich kaum oder nur in geringem Maße von den Kids gelesen, sondern eben eher von den "alten Säcken". Aber das Problem liegt dabei viel tiefer. Laufende Megaevents die kaum noch als solche aufgefasst werden, hohe Preise, Miniserien zuhauf und kaum noch Überblick da vieles Serienübergreifend konsumiert werden soll/muß! Schon letzteres ist ein Zustand, den nicht jeder mitmachen will. Wer z.B. Green Lantern mag, aber mit Superman nix anfangen kann, der will auch keinen Superman kaufen müssen um noch den Durchblick zu behalten. Eine wirkliche Bereinigung der jeweiligen Comic-Universen (etwa DC) fand nicht wirklich statt, denn jetzt erscheint vieles eigentlich noch undurchsichtiger als vorher, da auch vieles serienübergreifend behandelt wird, was das ganze zusehends unattraktiver macht. Sogenannte Events oder Crossover (z.B. Spider-Man/FV) waren früher kleine Höhepunkte in den Serien. Heute stürzen die Charaktere auf hohem Niveau in die Tiefe. Sowas nennt man dann Übersättigung!

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