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Von Autor zu Autor zu Autor zu...

Perry, Action und ich - Mein Rhodan-TagebuchVon Autor zu Autor zu Autor zu...
Vor- und Nachteile, wenn eine Serie von verschiedenen Autoren verfasst wird

Für eifrige Heftromanleser ist es ein altbekanntes Phänomen: Ihre Lieblingsreihen werden vielleicht vom gleichen Lektor betreut und vom selben Exposé-Autoren entworfen, doch was die Ausgestaltung der einzelnen Romane anbelangt, so wird, in den allermeisten Fällen jedenfalls, auf verschiedene Schriftsteller zurückgegriffen. Eine Praxis, gegen die eigentlich nichts spricht und die genau genommen nur zu verständlich ist, besonders dann, wenn Woche für Woche ein neuer Roman vorliegen muss. Wie soll ein einzelner, ganz normaler Schreiberling das denn bitteschön packen? Ausnahmen mag es geben, doch die werden jetzt mal außen vor gelassen.

Im Allgemeinen ist es ja auch nicht weiter schlimm, dass allwöchentlich ein anderer Autor einen Beitrag zur Serie leistet. Ein Problem wird das ganze Prozedere erst dann, wenn man nach einer Menge guter Romane dann doch mal auf einen trifft, der einem nicht so sehr gefällt.
Wim VandemaanSo  ist es mir mit dem elften Band von PRA, Gericht der Regenten, aus der Feder von Wim Vandemaan, gegangen.

Okay, ich gebe zu, es wäre gelogen, würde ich es schlichtweg auf Vandemaan schieben, dass mir der aktuelle PRA-Band nicht sonderlich zugesagt hat. Der Autor hat sich alle Mühe gegeben, einen spannenden und interessanten Roman zu verfassen. Dass mich sein Werk dennoch nur mäßig überzeugen konnte, liegt an einer ganzen Reihe von Faktoren, die größtenteils nichts mit Vandemaan zu tun haben (weitere Infos dazu gibt’s im Rahmen der Rezension des Hefts).

Und doch: Ein klein wenig ist es auch dem Stil des Autors „anzulasten“, dass Gericht der Regenten meiner Ansicht nach der bislang schwächste Beitrag der Serie ist.

Perry Rhodan Action 11 - Gericht der RegentenUnterschiedliche Autoren bei PRA
Diskussionen und Kommentare auf der LKS in den Romanheften, in den Foren des Rhodanschen Internetauftritts sowie im Rahmen der Lesermeinungen zu dieser Kolumne machen es immer wieder deutlich: Jeder Leser findet andere Autoren gut (banale Feststellung, ich weiß, aber nichtsdestotrotz wichtig). Während der eine den Stil von Autor A vergöttert, findet der andere, dass Autor B doch so viel besser schreibt, und ein dritter Leser wiederum ist der Ansicht, dass weder Autor A noch Autor B wirklich was auf dem Kasten haben und lieber den Beruf wechseln sollten. Spätestens wenn ein vierter Leser hinzukommt, der die ganze Diskussion nicht versteht, weil doch Autor A und Autor B beides erstklassige Schriftsteller sind, wird die Sache kompliziert.

Wenn schon zwei Schriftsteller eine solche Diskussion auslösen können, dann wundert es einen wenig, dass die Meinungen bezüglich der Qualität einzelner Hefte einer Serie, die fast schon über ein kleines Heer verschiedener Schreiberlinge verfügt, weit auseinander gehen.

Was PRA betrifft: Bislang haben mir die Autoren und ihre Schreibstile gut bis sehr gut gefallen. Feldhoffs Auftaktband war spannend und lebendig in Szene gesetzt, und Montillon versteht es wie kaum ein anderer, ein wahres Actionfeuerwerk zu entzünden. Kneifel ging seinen Roman ruhiger an, hat es aber geschafft, diesen ebenso packend zu schreiben wie seine Vorgänger. Mehnerts Beiträge waren routiniert und enorm gut zu lesen, während Herren den Stil der Serie ein wenig aufgelockert hat, ohne dass die Qualität der Hefte darunter im Mindesten zu leiden hatte. Altmeister Francis konnte auch mich als PR-Neuling mühelos begeistern, und was die Romane von Stahl anbelangt: Sein etwas abgehackter Stil ist umstritten, mir allerdings hat er äußerst gut gefallen.

Erst mit dem Roman von Vandemaan hatte ich Probleme. Das liegt weniger an dem Stil des Autoren an sich. Gericht der Regenten liest sich ebenso flüssig wie die vorangegangenen Hefte der Miniserie. Was mich allerdings gestört hat war der übertrieben locker-leichte Tonfall, in dem der Roman geschrieben ist. Die Sprüche, die Rhodan und Co da im Sekundentakt zum Besten geben... Mann-oh-Mann, das ist schon ein starkes Stück und passt meines Erachtens weder zu den Figuren noch zur aktuellen Handlung und den hier herrschenden Gefahren.

Ich will Vandemaan hier keineswegs zerreißen, und ich bin der Letzte, der behaupten würde, Wim hätte seinen Job verfehlt. Ganz im Gegenteil, ich freue mich schon auf den nächsten Beitrag, den er zum Perryversum beisteuern wird. Sein Stil ist an sich ja alles andere als verkehrt. Nur im Falle von Gericht der Regenten erschien er mir eben unpassend.

All dies ändert aber nichts daran, dass einen ein solcher Roman, der weniger Begeisterung als üblich hervorruft, ins Grübeln bringt. Ist es wirklich gut, wenn eine Reihe, die einem im Grunde genommen gefällt, von unterschiedlichen Autoren verfasst wird? Oder überwiegen dabei die negativen Aspekte? Denn so viel steht fest: Es gibt sowohl gute Gründe, die für die Vielautorenschaft sprechen, als auch solche, die eher das Gegenteil aussagen.

Und mit denen möchte ich beginnen.

Einige Nachteile der Vielautorenschaft

  • Schlechte Romane in schöner Regelmäßigkeit:
Verfassen verschiedene Autoren eine Serie, trifft man fast zwangsläufig auf einen, dessen Stil einem nicht gefällt. So gut die Serie dann auch sein mag, regelmäßig muss man sich durch einen Roman kämpfen, der einem missfällt, der aber trotzdem wichtig für die Gesamthandlung der Reihe ist.

  • Abneigung im Voraus
Wenn man weiß, dass einem ein bestimmter Autor nicht zusagt, dann geht man dessen Romane schon mit Widerwillen an und gibt ihnen, bewusst oder unbewusst, eigentlich keine echte Chance mehr. Ausnahmen sind da Serien wie Jerry Cotton, die dieses Problem vermeiden, indem sie den Verfasser des Heftes gar nicht erst nennen. Ob das wiederum gut oder schlecht ist, darüber kann man sich streiten.

  • Figuren verhalten sich unterschiedlich
Auch wenn es zumeist nur einen Exposé-Autor gibt, der den Rahmen der Serie und damit auch die Entwicklung der Figuren vorgibt: Zwei Autoren werden es nie schaffen, dass sich dieselben Figuren absolut identisch verhalten. Der John Smith, den Autor A beschreibt, ist wohl oder übel ein anderer als der, den Autor B im Folgeroman auftauchen lässt, obwohl sie ein und dieselbe Figur meinen. Denn so sehr das Lektorat auch aufpasst und versucht, die Figurendarstellung einheitlich zu halten: Hundertprozentig gelingen wird es nie.
 
  • Problemfall neuer Autor
Da die Serie ja eh von verschiedenen Verfassern geschrieben wird, kommt es immer wieder vor, dass alte Autoren aussteigen und neue hinzukommen. Diese Neulinge müssen sich oftmals erst in die Reihe einarbeiten und kennen sich bei weitem nicht so gut mit dem Universum und dessen Stil aus, wie es die seit Langem etablierten Autoren tun. Ungenauigkeiten und (ärgerliche) Abweichungen vom gewohnten Ton der Serie sind die Folge.

Einige Vorteile der Vielautorenschaft

  • Regelmäßige Erscheinungsweise
Ein vielfach unterschätzter Vorteil: Man stelle sich nur mal vor, eine wöchentlich erscheinende Serie würde nur von einem Autoren geschrieben. Was wäre denn, wenn dieser auf einmal krank würde, eine Schreibblockade hätte oder, Gott bewahre, sterben würde? Da stünde die Serie urplötzlich vor ernsten Problemen, wenn nicht sogar vor dem Aus...

  • Abwechslung
Unterschiedliche Autoren, das bedeutet auch Vielfalt. Jeder Schriftsteller wird eigene Ideen in die Serie einbringen, betrachtet er die fiktive Welt doch mit ganz anderen Augen als die anderen Verfasser. Das sorgt für Abwechslung und verhindert Langeweile.

  • Für Lesbarkeit ist gesorgt
Was, wenn einem eine Serie vom Thema her gefällt, der Autor, der sie schreibt, allerdings einen Stil drauf hat, der einem nicht im Mindesten zusagt? Nach spätestens drei Heften wäre die Serie für einen gestorben. Schade um die tolle Idee, die geradezu unnachahmlich gut war. Schreiben mehrere Autoren an einer Serie, hat man allerhöchstens mal das Problem, dass einzelne Romane nicht die gewohnte Qualität haben. Und das wird man dann schon irgendwie überstehen (insbesondere, wenn einen das Thema der Reihe an sich begeistert).

  • Auf zu neuen Höchstleistungen!
Verschiedene Verfasser, das bedeutet auch verschiedene Experten für eine Serie. Gehen einem Autor mal die Ideen aus oder hat er ein bestimmtes Detail vergessen, so kann er seine Kollegen um Hilfe bitten. Und wenn jemand eine bestimmte Passage völlig in den Sand setzt, dann wird ihm das der ein oder andere (freundliche) Mit-Schreiberling mit Sicherheit sagen. Arbeitet man hingegen alleine an einer Serie, fehlt dieser Input.

  • Die Mischung macht's
Verschiedene Verfasser bringen nicht nur Abwechslung, sie sorgen dank ihrer unterschiedlichen Schreibstile und ihres unterschiedlichen Umgangs mit Figuren und Ereignissen auch für einen interessanten Mix. Die Werke von Autor A sind eher humorvoll, die Romane von Autor B hingegen düster und actionreich, und auf fabelhafte Charakterzeichnungen versteht sich sowieso niemand so gut wie Autor C. Diese Mischung ist ein Vorteil, der einem entgehen würde, würde die Reihe nur von einem Autor betreut

Fazit: Vielautorenschaft ist doch was Tolles
Jeder mag die hier genannten Punkte bewerten und gewichten, wie er will, mag die Liste ergänzen oder einzelne Aspekte für überflüssig halten. Dass es gute Punkte sowohl für als auch gegen die Vielautorenschaft gibt, wird allerdings niemand bestreiten können.

Ich persönlich finde, dass die Pro-Argumente bei Weitem überwiegen. PRA aus der Feder eines einzigen Autors? Undenkbar! Ich finde es klasse, dass hier unterschiedliche Autoren mit unterschiedlichen Stilen und Ansichten am Werk sind, die die Serie aus ganz eigenen Blickwinkeln betrachten und sie so enorm vielseitig ausgestalten.

Dass einem der ein oder andere Schriftsteller und sein Stil nicht besonders zusagen, das wird vorkommen, da kann man nichts dran ändern. Doch die Vorteile einer Reihe, die von mehreren Autoren geschrieben wird, liegen klar auf der Hand – solange es jemanden gibt, der das Orchester zusammenhält und dafür sorgt, dass alle Spieler miteinander harmonieren, versteht sich. Ohne Exposé-Autor und Lektorat geht es halt nun mal auch nicht, so gut die einzelnen Autoren auch sein mögen.



So viel für heute. Bis zum nächsten Mal, wenn Christian Montillon mit
Die Robotgarde
Perry Rhodan Action 12 - Die Robotgarde
das großen Finale des Demetria-Zyklus einläutet...

Kommentare  

#1 Stefan Holzhauer 2008-08-23 18:21
Mir hat das ausgesprochen gut gefallen. Im ersten Moment war ich auch etwas verblüfft, da man derart "lose Sprüche" ja in PRA insbesondere vom Protagonisten nicht gewohnt war. Ich muss aber sagen, dass ich gerade das nach der dauernden Ernsthaftigkeit der Romane sehr erfrischend fand. Der Rhodan aus dieser Zeit war oftmals auch noch so und hatte bisweilen einen lockeren Spruch drauf, auch wenn für die Späße eigentlich Bully und Gucky zuständig waren, so ging es doch allgemein "damals" etwas lockerer zu. Ich sehe grade bei einer Serie, die sich in dieser Form auf im Perryversum lange zurückliegendes konzentriert eine gute Möglichkeit, PR auch mal entspannter agieren zu lassen, egal wie gespannt die Situation ist. In Gefahrensituationen die Spannung durch Späße ein wenig zu entspannen ist immer ein gangbarer Weg gewesen, gerade auch in der frühen PR-Zeit und ich würde mich freuen, wenn sowas in der zweiten Staffel forciert würde. Denn gerade die Vandemaanschen Bonmots sind klasse und heben sich von den MMTschen Clownereien, die zu oft auch noch unterhalb der Gürtellinie liegen, wohltuend ab.

Bedenkt man, vieviel schiere Vergangenheits-Informationen Vandemaan in diesen Roman packen musste, dann hat er das für meinen Geschmack gut gelöst, insbesondere auch gute Charakterisierungen der Figuren in der Vergangenheit abgeliefert.

Die einzige, die mich nicht wirklich überzeugen konnte, war die Gestaltwandlerin. Der Plot erscheint mir etwas arg an den Haaren herbeigezogen, aber ich vermute, die leicht angehobene Augenbraue sollte eher in Richtung Christian Montillon gehen... ;-)

Nicht geklärt wurde abschliessend, was denn nun das Gericht der Regenten ist... Magadu an gerösteten Hellquarzen? Grall im Reisrand? In Bierteig frittierte Donaten? :D (scnr)
#2 Cartwing 2008-08-26 18:21
Mir hat Vandemaans Darstellung meiner Lieblingsfigur (PR selbst :lol: ) in der Hauptserie auch nicht so gut gefallen.
An Rhodan mag ich gerade die ruhige, seriöse Art. Gerade das macht sein Charisma aus. Besonders gut kriegen das m.M. nach die Autoren Feldhoff, Haensel, Anton und Ellmer hin.
#3 Stefan Holzhauer 2008-08-28 17:28
Hm... Der Rhodan aus der PRA-Zeit agiert allerdings deutlich anders als der aus der EA, da er ja noch nicht so lange unsterblich ist und dementsprechend weder über die immense Erfahrung verfügt, noch in Kontakt mit "Kosmischem" kam. Dementsprechend darf für mich der PRA-Perry ruhig mal etwas lockerer sein. 8)

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