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Sieben gegen die Hölle - Thorsten Fischer (Teil 3)

Sieben gegen die HölleSieben gegen die Hölle

Thorsten Fischer (Teil 3)
Es schienen Stunden vergangen zu sein, in denen sie durch Gänge und Höhlen gegangen waren. Doch nun waren Olaf und Thorsten Fischer an einem Platz angekommen, den der Deutsche unter der Erde niemals erwartet hatte.

Einer Wiese, die mit Blumen, Bäumen und Gräsern übersät war, und in deren Mitte ein kleiner Eichenhain stand. Eine saubere Quelle sprudelte munter vor sich hin.


Das Wasser dieser Quelle floss in einen kleinen See, und von dort als kleiner Bach durch die ganze Wiese, bevor in der Höhle aus der sie gekommen waren verschwand.

All dies erschien ihm wie ein seltsamer Traum, dennoch: es war real.

"Du kannst aus dieser Quelle trinken!" Der Draugr setzte sich an den Stamm einer uralten Eiche. "Doch nur aus dieser Quelle! Nicht aus den anderen Wassern, die wir noch sehen werden!"

Nur zu gerne folgte Thorsten diesem Rat und stillte seinen Durst.

"Wo sind wir hier, Olaf?"

"Das hier ist ein Teil der Unterwelt, Thorstæin", war seine Antwort.

"Die Unterwelt? Du meinst das Reich Hels?"

"Ja, und nein!" antworte der Untote rätselhaft.

"Hels Reich war nicht immer nur ein Ort der Verdammnis und Bestrafung. Erst nachdem die Einflüsse der Römer, und später der neue Religion, Fuß gefasst hatten, wandelte sich ihr Reich in diesen Ort, den die Griechen Hades und die Römer Orkus nannten. Früher, als die Götter noch auf Erden unter den Menschen wandelten, war Hels Reich so verschieden, wie es die Menschen waren.

Jene die nicht im Kampf gefallen waren und daher nicht nach Wallhalla kamen, aber dennoch ein ehrbares und gutes Leben geführt hatten, kamen hier her. Die anderen, die logen, betrogen, falsche Eide schworen und sonst gegen Gesetze verstießen, kamen in die dunkle Zone Hels Reich, wo sie bis zum Ende aller Dinge bestraft werden."

"Ich verstehe, was du meinst!" Also war das hier, wenn man es mit der griechischen Mythologie verglich, eine Art 'Elysische Felder', wo die Gerechten glücklich existierten.

Doch warum sah man hier niemanden außer ihnen?

"Wir müssen weiter, Thorstæin", drängte sein Begleiter. "Auch ER hat Zutritt in dieses Reich. Es wäre dein Verderben, wenn ER dich hier antreffen würde!"

"Wohin gehen wir?" Der Deutsche konnte es sich schon denken, wen Olaf mit ER gemeint hatte, dennoch hütete er sich seinen Namen auszusprechen.

"Wir sind gleich da", wich der Draugr der Frage aus. "Nur wenige Schritte!"

Thorstens Blick folgte seiner ausgestreckten Hand, und erstarrte. Vor ihnen stand mit einem Mal ein gigantischer Baum, dessen Wurzeln sich in den Boden gruben. Sein Stamm war so gewaltig, dass selbst die Mammutbäume wie Schösslinge erschienen. Seine Krone jedoch konnte man nicht sehen.

Yggdrasil!

***

Das Gewitter um den Berg tobte noch immer, und noch immer fiel kein Regen.

Mit einem leisen Stöhnen erwachte Thomas Meier aus seiner Bewusstlosigkeit. Benommen rappelte er sich auf.

Jede Faser seines Körpers schien unter Strom zu stehen. Sein Blut schien zu kochen, so als würde glühende Lava durch seine Venen strömen. Dann wieder war es, als würde er in das eisige Wasser der Arktis getaucht werden.

Was war nur los mit ihm?

Der fünfundzwanzigjährige Deutsche begann am ganzen Leib zu zittern, und ein nie gekannter Schmerz ließ ihn urplötzlich zusammenbrechen.

Er fiel zu Boden

Sein tränenverschleierter Blick fiel auf seine Hände, dere Haut pulsierte. Haare schossen auf dem Handrücken emport, und die Knochen schienen zu bersten.

Alles an seinem Körper veränderte sich.

Einem lauten Aufschrei, der ungehört verhallte, war das letzte menschliche, dass Thomas Meier von sich gab.

Dann war nur noch ein wildes gieriges Heulen zu hören, das von einem riesigen schwarzen Wolf kam, der mit unglaublicher Geschwindigkeit im nahen Wald verschwand.

***

Er konnte es noch immer nicht glauben.

Yggdrasil!

"Hier ist es!" Olaf, den man einst den Fischer genannt hatte, deutet auf eine Stelle des Baumes. "Es ist so offensichtlich, dass niemand dort suchen würde. Es wäre auch eines Gottes Logik unwürdig den 'Schlüssel' hier zu suchen. Besonders wenn man ER ist!"

Thorsten verstand was er damit sagen wollte. Was immer hier versteckt worden war, es war noch immer hier!

Der Draugr begann unter einer der vielen Wurzeln mit bloßer Hand zu graben. Es dauerte nur wenige Minuten, da hob er seine Hand in die Höhe.

Das Licht, dass diese Welt erhellte, ließ den Gegenstand in einem bronzenen Licht glänzen.

Es schien ein Anhänger im Form eines Rundschildes zu sein, der in Olafs Hand hinunter pendelte.

Von einer Sekunde auf die andere stand er vor dem Deutschen, und dieser bemerkte mit Erstauen, dass er das Kleinod plötzlich um den Hals trug.

"Dieses Amulett ist der Schlüssel zu IHM. Du musst es dorthin bringen." Seine Stimme klang angstvoll. "Es hat schon begonnen!"

"Was hat begonnen? Wo ist 'dorthin'?" Thorsten Fischers Gedanken schienen sich im Kreis zu drehen, und er verstand nur Bahnhof.

"Keine Fragen!" Der Draugr ließ seinen Blick dauernd umherschweifen. "Lauf zum See, spring hinein! Lauf', und folge meinen Worten! Und dreh dich nicht um! Was immer auch geschehen mag!"

Ein seltsames Gefühl keimte urplötzlich in dem Deutschen aus auf, dass ihn den Worten des Untoten Worten folgen ließ.

Er rannte los, als wäre der Teufel mit seinen sämtliche Höllenhunde hinter ihm her.

Ein lautes Donnern, dann schlug ein Blitz hinter Fischer ein.

Laute Stimmen erklungen plötzlich, die sich wütend anschrien.

Ein davon war die Olafs.

Er wollte stoppen, sich umdrehen um zu sehen, was dort geschah. Doch seine Füße liefen weiter so als würde sie eine fremde Macht steuern. Selbst seinen Kopf konnte er nicht drehen, so dass sein Blick starr auf den See gerichtet blieb.

Eine laute Explosion ließ ihn zusammenzucken, und im gleichen Augenblick erhielt er einen Stoß in den Rücken, der Fischer in den See katapultierte.

Das Wasser schlug über dem Deutschen zusammen und seine Sinne schwanden.

Das hinter ihm eine Welt in Chaos und Vernichtung versank, bekam er nicht mehr mit.

***

Olaf war zufrieden. Thorstæin rannte auf den See zu. Er tat es ohne zu wissen warum. Und das war auch gut so.

Ein lautes Donnern kam aus dem Nichts und ein Blitz schlug dort ein, wo noch eben der Sterbliche gestanden hatte.

Der Draugr zuckte mit keiner Wimper, als er die Gestalt sah, die sich aus der Wolke von Rauch und Erde schälte.

Loki.

"Wo ist ER?" Die Stimme des Gottes bebte vor Zorn.

"Du wirst IHN nie bekommen, Loki!" Olaf spürte wie die Wut ihn übermannte. "Selbst wenn du Thors Donnersteine gestohlen hast, mit denen du über das Gewitter gebietest, DU wirst dein Ziel nicht erreichen!"

Ein höhnisches Lachen war die Antwort.

"Du Narr, denkst du ich wüsste nicht von den Sterblichen! Meinst du ich kennen die Prophezeiung nicht ebenso gut wie sie Odin kannte?!"

Loki wandte seine Blick zum See, und ein gemeines Grinsen umspielte seine Lippen.

Im gleichen Augenblick rannte der Draugr los.

Eine laute Explosion ließ Thorstæin zusammenzucken, so dass er trotz des Zaubers, den das Amulett auf Ihn ausübte, kurz stehenblieb. Doch im gleichen Augenblick versetzte Olaf dem Sterblichen einen gewaltigen Stoß, der Ihn in den See beförderte.

Eine gewaltige Flamme umhüllte den Untoten, der mit sterbendem Blick sah, wie diese Welt in Chaos und Vernichtung versank.

Der Kreis hatte sich geschlossen.

***

Er wusste nicht wie er hier hergekommen war, noch wo dieses 'hier' sich befand. Das Letzte an was er sich erinnern konnte war ein gewaltiger Stoß, der ihn in einen Teich katapultiert hatte.

Doch wo immer er auch war, so musste der erste kalte Morgen an dem die Welt aus dem Nichts erwachte ausgesehen haben.

Schneegestöber peitschte durch die Landschaft. Stürmische Winde heulten um die vereisten Felsen, die unter der Kälte zu zittern schienen. Es herrschte eine Eiseskälte die das Blut in den Adern fast erstarren ließ.

Wie aus dem Nichts waren plötzlich Geräusche zu hören. Leise, von der dichten Schneedecke gedämpft, doch gut hörbar.

Er legte seine Hand über die Augen und versuchte das Schneegestöber zu durchdringen.
Aus dem dichten Schneeschleier schälte sich eine seltsame Gestalt hervor. Ein Reiter, der in einen langen dunklen Mantel gehüllt war, näherte sich ihm.

"Was sucht ein Sterblicher aus Midgard hier in Niflheimr? Nur Tod und Verderben wirst du hier finden!"

Der Unbekannte warf seine Kapuze nach hinten, und das zornige Gesicht eines alten Mannes blickte ihm entgegen.

Der Fremde hatte nur noch ein Auge, mit dem er Ihn finster anstarrte, und es war ihm als würde sein Innerstes nach Außen gekehrt werden.

"Wie ist dein Name?" Die Stimme des Alten klang fast noch eisiger als der Wind.

"Mein Name ist..." der Mann begann zu stottern. "Ich heiße..."

Warum konnte er sich nicht an seinen Namen erinnern. Wie durch Zufall umklammerte sein Hand plötzlich den seltsamen Anhänger im Form eines Rundschildes, den er mit einem Lederriemen um seinen Hals trug.  

"Thorstæin." Es war als flüsterte plötzlich eine leise Stimme in seinem Kopf.

"Thorstæin werde ich genannt!", antwortete er nun mit fester Stimme.

"Heil dir, Thorstæin!" Die Stimme des Alten klang etwas weniger frostig. "Dennoch frag ich dich – warum bist du hier?"

"Ich weiß es nicht. Das Letzte an was ich mich erinnere ist, dass ich einen See fiel. Dann war ich hier!"

Wieder fiel der Blick des einzigen Auges des Alten auf ihn und schien bis auf den Grund seiner Seele zu dringen.

"Du magst mich Hárbarðr nennen!" Er stieg von seinem Pferd und kam auf ihn zu. "Hier, nimm dieses Schwert und trage dieses Schild. Ich werde es, wenn die Zeit naht, von dir zurückfordern."

Der Mann, der sich nun Thorstæin nannte, nickte stumm.
"Folge mir, Sterblicher..."

Ende Teil 3/7

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