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Werkstattbericht zu Hüter Bd. 9 "Das Haus der Geisterfrau"

Werkstattbericht

von

Norbert Aichele

Na, das war ja doch schwerer, als ich zunächst gedacht hatte. So einen Text in ungefährer Heftromanlänge zu schreiben, fordert dem Autor doch Einiges ab. Und immerhin, seit rund 25 Jahren habe ich etwas in dieser Grössenordnung nicht mehr geschrieben. Da gilt es hin und wieder schon, den inneren Schweinehund zu verjagen und sich regelrecht an die Tastatur zu klemmen.

Aber wie kommt es, dass man sich plötzlich dazu aufrafft, so etwas zu machen?

Als der gute Horst, den ich jetzt immerhin schon beinahe 30 Jahre kenne, mit dem Hüter an mich heran trat, befand ich mich mehr oder minder auf einem kreativen Tiefpunkt. Seit rund 15 Jahren hatte ich lediglich ein paar kleine Stories für den eigenen Hausgebrauch geschrieben.

Ich gebe zu, dass ich mit der Konzeption dieser Serie wenig anfangen konnte. Diese reinen Heldengeschichten, weitestgehend fixiert auf eine Figur, interessieren mich eigentlich nur dann, wenn sie einen gewissen ironischen Abstand haben. Ansonsten arbeite ich meist lieber mit komplexeren Geschichten und Charakteren. Mich in eine Serie einzuarbeiten und einzudenken, die von anderen konzipiert worden ist und deren Verlauf andere bestimmen, ist für mich mehr als schwierig und bringt mich schnell dazu, die Lust zu verlieren. Andererseits, sollte ich meine eigenen Konzepte niederschreiben, würden sie den Rahmen der Heftorientierung doch sprengen. Zudem ist meine Disziplin, was das Schreiben angeht, in all den Jahren nicht besser geworden. Ein kontinuierliches Schreiben erlauben auch meine ständig wachsenden und wechselnden Interessen nicht.

Was also tun?

Mich überraschte etwas die Begeisterung, mit der Horst bei der Sache war. Immerhin hat er schon professionell veröffentlicht und wenn ich mich richtig erinnere, dann hatte er schon früh die Ambitionen gehabt, davon irgendwann einmal leben zu können. Es musste also etwas dran sein an der Serie, wenn er sie praktisch für Nichts schrieb. Ich las mich ein, konnte aber immer noch nicht so recht damit warm werden. Zum Test schrieb ich ein Konzept für einen Roman, das sich immer noch in der Entwicklungsphase befindet, da es Grundsätzliches für die Serie enthält.

Aber dieses Konzept war irgendwie die Initialzündung. Den Autoren dieser Serie sind recht viele Freiheiten gegeben, um ihre Stories entwickeln zu können. Das ist eine sehr positive Einstellung, die es jemandem wie mir leichter macht. Dennoch, wie schon erwähnt, ist der Fortgang dieser Serie nicht so mein Ding, da ich viele Sachen doch komplett anders machen würde.

Also, dachte ich mir, nimm doch den Larsen, biege ihn Dir ein wenig zurecht (ohne ihn als Hauptfigur der Serie zu stark für mich persönlich zu charakterisieren), und schreibe dann ein paar Sachen aus deiner eigenen Gedankenwelt. Und, siehe da, es klappte.

Das Ergebnis dieser ersten Geschichte befriedigt mich allerdings nur in sofern, dass ich den Text in dieser Länge zu schreiben in der Lage war. Inhaltlich ist es lediglich eine Fingerübung. Im Nachhinein fällt mir auf, dass Mark Larsen wenig heldenhaft aussieht und er grundsätzlich nur reagiert statt agiert. Letztlich ist dann doch wieder mein Hang zu tragischen oder melancholischen Figuren mit mir durchgegangen. Der geneigte Leser sollte mir das aber nicht übel nehmen. Immerhin habe ich noch eine Figur in der Geschichte, die das Ganze voran treibt, eben Mark Larsen. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich lieber eine Geschichte um dieses alte Ehepaar und deren Schicksal geschrieben, völlig von der Aussenwelt abgeschnitten. Das aber hätte den Leser vermutlich zu Tode gelangweilt.

Aber so wird es wahrscheinlich immer sein. Die Hauptfigur, der Hüter, wird jene Person sein, die der Geschichte einen Halt gibt. Deshalb wird es von mir aller Voraussicht nach nur Stories geben, die für den Fortlauf der Serie relativ unbedeutend sind. Wie gesagt, das hängt auch damit zusammen, dass ich so etwas ganz anders konzipieren würde. Aber, und dafür bin ich sowohl Horst als auch dem Hüter dankbar, ich habe wieder Spass am Schreiben gefunden. Spätere Romane von mir (so sie denn Gefallen finden) werden sicherlich anders aussehen als diese kleine Geschichte, die ihr gerade hinter Euch habt. Ich möchte in Zukunft versuchen, zumindest hin und wieder ein bisschen zu experimentieren, die Stories anders machen, oder gar aus dem Rahmen fallen zu lassen.

 

Und damit genug des Geschwafels.

Bis demnächst

Euer

Norbert Aichele

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