Was der Opa so »Sex & Crime« nannte - Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
Was der Opa so »Sex & Crime« nannte
Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
Wer sich diesen Film ansieht, der sehr viel gelobt wird (sei es nun im Booklet von Pidax oder ehemaligen Presseberichten), dem wird er umso merkwürdiger erscheinen. Allein der Text der Handlung verspricht mehr als der Film letztendlich hergibt. Aufgeschlitzte Frauen sieht man in diesem Film nicht. Mordszenen werden, wenn überhaupt nur angedeutet und es werden nicht mal Tote gezeigt (nur von hinten oder aus einer Winkelperpektive heraus). Und dann prangt auf dem Cover das FSK 16-Logo. Für mich ist das ein krasser Widerspruch zum Gesehenen.
Doch es gibt noch mehr Widersprüchlichkeiten. "Sex und Crime im 50er-Jahre-Stil" wird auf dem Cover angepriesen. Crime ist vielleicht noch okay und auch 50er Jahre-Stil stimmt, denn der Film stammt ja von 1957, aber von Sex keine Spur. Es sei denn man will die Besetzung des 50er Jahre-Sexidols Mamie van Doren als Mordopfer so deuten. Die Handlung ist recht steif. Es kommt nur wenig Spannung auf. Diese zieht sich ausschließlich aus der Täterfrage. Auch das der Film die Handlung von Hitchcocks "Psycho", der drei Jahre später gedreht wurde, vorweg nimmt kann ich nicht nachvollziehen. Die Morde haben zwar einen psychologischen Hintergrund, aber das ist auch alles.
Hinzu kommt noch zu allen Irreführungen der Titel. Denn ein Mädchen mit schwarzen Strümpfen habe ich im ganzen Film nicht entdecken können. Und wenn diese auch noch so versteckt war, warum hat der Film diesen Titel? Aber dieser Fehler kommt schon im Original vor ... Man müsste die Amis fragen.
Dieser Film ist zwar ein B-Movie und hat nur eine Länzu verschaffen. Barker war nach drei Tarzan-Filmen zurück getreten, musste aber noch seinen Vertrag mit Universal erfüllen, der noch einige Zeit lief. Gefragt waren in den 50er Jahren aber eher dunkelhaarige Schauspieler in helden-Rollen. Barker war blond. So war Barkers Ausflug ins Krimigenrege von 72 Minuten, aber selbst B-Movies waren in den 50er Jahren nicht selten von umwerfender Qualität. Mir kommt dieser Streifen jedoch wie ein Fernsehfilm vor, der nur produziert wurde, um Lex Barker eine Rolle sicher aus der Not geboren ihn irgendwo besetzen zu müssen und genauso holzig und steif stokelt er auch durch die Handlung des Films. Auch die anderen Darsteller schienen an dem Film nicht viel Freude gahabt zu haben. Anne Bancroft wollte in späteren Jahren gar nicht mehr auf diese Rolle angesprochen werden.
Positiv ist die Ausgabe von Pidax, deren DVD-Version auch wieder einen Nachdruck der damaligen Illustrierten Filmbühne liefert.
Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
Kommentare
Du hast recht. Mami Van Doren in ein enges Kleid zu stecken reichte 57 für das Sex-Etikett. In diesen Filmen gibt es nie mehr zu sehen, auch nicht im B-Film. Das FSK 16 dürfte die letzte Freigabe gewesen sein. Das legt keine Firma zur neuen Überprüfung vor, wenn sie es nicht wirklich muss. Das sind nur überflüssige Kosten.
Pidax macht ja viele solche Neuauflagen vergessener und obskurer Filme, da ist ja mittlerweile ein hochwertiger Nischenmarkt. Labels wie Camera Obscura oder X-Rated machen da tolle Arbeit. Die Filme selbst sind gelegentlich grenzwertig, aber die DVD-Extras sind meistens interessant, vor allem wenn sie einen Audiokommentar und ein Booklet haben. Filmfans sind natürlich mit der restaurierten Bildqualität zu locken.
Zitat: Eher den Bärentöter und den Henrystutzen. Aber es stimmt.