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Tatort - The best Cases ever: Peggy hat Angst

tatortPeggy hat Angst

Peggy Karoly, Fotomodell, wird am Telefon Zeuge, wie ihre Freundin Natascha umgebracht wird. Weder Adresse noch Telefonnummer kann sie der Kommissarin nennen, die sich diese Geschichte skeptisch erzählen lässt.

Erst durch das Auffinden der Leiche wird die Geschichte für die Kommissarin zu einem Fall. Plötzlich auftauchende anonyme Briefe an Peggy scheinen im Zusammenhang mit dem Mordfall an ihrer Freundin Natascha zu stehen. Eine anonyme Anruferin, die mehr über die Mordgeschichte zu wissen scheint und nur gegen Belohnung aussagen will, ist für die Kommissarin nicht erreichbar.


Peggy hat AngstWas bleibt nun der Kommissarin weiterhin zu tun, wenn sie feststellen muss, dass Peggy keinen neuen anonymen Briefe mehr erhält und sich durch einen neuen Freund völlig sicher fühlt. Durch eine kleine, gelungene Recherche ergibt sich eine Spur. Die Kommissarin muss schnell und beherzt handeln, um ein neues Unglück zu verhindern. (1)

„Peggy hat Angst“ war der 148. Tatort und wurde 1983 vom SWR ausgestrahlt. Es war der insgesamt dritte Fall für Kommissarin Hanne Wiegand, die damit zum zweiten Mal einen „best cases ever“-Fall abliefert. Der Krimi ist nicht einfach nur gut gestrickt für die damalige Zeit - er hat auch noch einige weitere Pluspunkte, die da heißen Regie (Wolfgang Becker), die Musik und die Schauspieler. Hannelore Schroth spielt eine Nachbarin wie sie sich keiner wünscht, Ute Christensen ist einmal mehr schönes Mordopfer und Hans-Georg Panczak einmal mehr Täter. Harry Wüstenhagen hat einen Spätauftritt - bekannt dürfte er vielen noch als Edgar Wallace-Filmschauspieler sein (u.a. „Der grüne Bogenschütze“, „Die toten Augen von London“). Wiegand ermittelt zusammen mit ihrem Assistenten Korn, der von Rolf Jülich gespielt wird. Er ist besonders Hörspielfans (u.a. als Reginald Bull bei Perry Rhodan neben Uwe Friedrichsen) bekannt. Die Mord-Ohrenzeugin mimt Hannelore Elsner. Ganz viel bekannte Namen also, die von Uli Kinalzik, Anita Kupsch und Hans-Werner Krehkamp noch ergänzt werden.

Howcatchem
Der Film zieht seine Spannung zunächst aus der Mordszene, in die sich Natascha Stück für Stück hinein manövriert. Stück wird Stück wird auch der seelische Abgrund des psychopathischen Mörders enttarnt, der eine Art Besitzansprüche an Personen und Gegenstände stellt. Besonders wird dies auch in seinem Verhältnis zu seiner Katze gezeigt. Regisseur Wolfgang Becker gelingt trotz aller Trivialität ein in weiten Teilen intensiver Krimi. Nach dem Mord lahmt die Story etwas, gewinnt jedoch wieder an Fahrt, als Wiegand dem Mörder immer näher rückt.

Obwohl 1983 gesendet, hat der Film alle Elemente eines 70er-Jahre Krimis mit dem bekannten „Howcatchem“-Prinzip. Der Täter ist allerdings nur dem Zuschauer bekannt und die Kommissarin tappt im Dunkeln, was eine kleine Abwandlung dieser Methode darstellt.  Auch die Erzähl-weise entspricht der 70-er und 80-er Jahre, in der die Tat erst im Laufe der Handlung geschieht und sich entwickelt, während in heutigen Krimis der Mord meist schon in den ersten Sekunden passieren muss, um den Zuschauer möglichst von Beginn an auf dem Sender zu halten.
Der Marktanteil dieses Tatorts betrug 47 % bei fast 18 Millionen Zuschauern. Ein beachtlicher Erfolg, zumal die Folge noch heute als eine der beliebtesten gilt. Vom Stil her, von der Inszenierung und Aufmachung kann der Fall durchaus auch mit heutigen Tatort-Filmen konkurrieren. Nach der Erstausstrahlung damals riefen einige besorgte Zuschauer bei der ARD an, da die Darstellerin Ute Christensen (damals 28 Jahre jung) die Todesschreie am Telefon so lebensecht herüberbrachte, dass man sich fragte ob wirklich jemand zu Schaden gekommen war (2).

Personalien
Hannelore Elsner war später selbst Tatort-Kommissarin. Allerdings migrierte sie nur aus ihrer eigenen Serie Die Kommissarin als Lea Sommer kurzzeitig zum Tatort.

Hans Georg Panczak spielte auch oft in Derrick und Der Alte mit, spricht viele Hörspiele und war die Synchronstimme von Richard Thomas im Serienklassiker Die Waltons.
Auch Ute Christensen war ein bekanntes Krimigesicht der 80-er Jahre.

Die Musik zum Fall stammt u.a. von Helen Schneider, die viele Tatorte vertonte. U.a. einige Borowski-Fälle. Aber auch für die Krimiserie Siska schrieb sie einige Musiken. Und für den Abschieds-Derrick aus dem Jahre 1998 lieferte sie den Abschiedssong.

Besetzung:
Peggy - Hannelore Elsner

Natascha - Ute Christensen
Stefan Gabler - Hans Georg Panczak
Frau Heckelmann - Hannelore Schroth
Joe - Heinz-Werner Kraehkamp
Ellen - Anita Kupsch
Achim Reiche - Roger Fritz
Michael Scheuring - Harry Wüstenhagen
Herr Schade - Ulrich Kinalzik
Kriminalassistent Wilcke - Artus Matthiessen
Kriminalassistent Korn - Rolf Jülich
Kriminalhauptkommissarin Hanne Wiegand - Karin Anselm

Stab:
Buch - Norbert Ehry
Regie - Wolfgang Becker
Kamera - Heinz Hölscher

Quelle: Tatort-Fundus

(1) = Das Erste

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Interview:
… Hans Georg Panczak über Synchron, Krimis und »die zweite Geige«

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Kommentare  

#1 Frank Reichelt 2016-12-04 12:25
Jedesmal wenn ich Hans-Georg Panczak im Fernsehen sehe oder seine Stimme als Synchronsprecher höre, denke ich nur an eines:
Peggy hat Angst!
#2 G. Walt 2016-12-04 16:52
Ja, man denkt oft an diese Rolle, wenn man ihn sieht. Vielleicht war es seine einprägsamste. Aber er hat soviel gemacht.
#3 Frank Reichelt 2016-12-04 18:16
Er ist zweifellos ein sehr guter und deshalb viel beschäftigter Schauspieler, er kann Schurken und Polizisten glaubwürdig darstellen, das kann nicht jeder von sich behaupten. Aber diese Rolle am Anfang seiner Karriere bleibt in Erinnerung, bei mir am meisten das Scharmützel mit "Kraftprotz" Uli Kinalzik am Badesee!
#4 Fuhrmann 2023-05-25 10:30
Auf den Tag genau, vier Jahrzehnte, nachdem dieser "Tatort" zum ersten Mal auf Sendung ging, der neben "Saarbrücken an einem Montag" und "Reifezeugnis" ebenfalls als DER Klassiker unter der hießigen Krimireihe gilt, melde ich mich mit folgendem Beitrag zu Wort:

Als ich diese "Tatort"-Episode zum ersten Mal sah, dass war in etwa im Alter von 11 Jahren, rund drei Jahrzehnte nach ihrer Erstausstrahlung. Dass Hans-Georg Panczak nur der Mörder sein kann, war mir von vorne rein klar, unabhängig davon, dass ich diese Episode nicht von Anfang an gesehen hatte. Bereits zu dem Zeitpunkt nannten wir ihn schon immer den, "der immer den Mörder spielt", was sich in der ein oder anderen Folge des Freitagskrimiklassikers wie z. B. "Der Alte" wieder einmal bestätigte.

Etwas fasziniert dagegen war und bin ich heute noch von der darstellenden Ermittlerin, der Schauspielerin Karin Anselm. "Hanne Wiegand" war meines Wissens nach die sogut wie erste WEIBLICHE Kommissarin dieser Sendereihe. Zumindest bezug nehmend auf die Anzahl der Fälle. Sie überzeugte schauspielerisch m. E. auch in anderen Filmen auf ganzer Ebene! Hannelore Elsner, die später als "Lea Sommer" in der gleichnamigen "Kommissarin" im Frankfurter Milieu auf Mörderjagd ging, war mir zu diesem Zeitpunkt ebenfalls aus dieser Rolle schon ein Begriff.

Alles in allem ein ganz und gar "anderer" "Tatort", der sich von den anderen abhebt.

Geben Sie doch einmal, wenn möglich etwas mehr vom Anruf der "besorgten Zuschauer bei der ARD" preis!

Zufälligerweise ist in diesem Jahr auch ein "halber" Ehrentag des Drehbuchautors Norbert Ehry, der in diesem Jahr 75. wird (das genauere Geburtsdatum war nicht zu finden).
#5 G. Walt 2023-05-25 11:29
@Fuhrmann: Leider ist mir auch nicht mehr über die Zuschaueranrufe bekannt, als schon im Artikel steht.

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