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Alte neue Fakten zum ALTEN Was man über DER ALTE noch weiß (Teil 1)

Der Alte: Erwin Kösters FälleAlte neue Fakten zum ALTEN
Was man über DER ALTE noch weiß (1/2)

Wer den ALTEN im ZDF von früh auf - also der ersten Folge kennt – der weiß einiges zu berichten. Die Figur ist alles andere als universell oder blass. DER ALTE ist von der Konzeption her im Jahre 1977 eine ganz und gar ungewöhnliche Krimiserie gewesen, die eine Revolution im TV darstellte. Seinerzeit kannte man nur den Kommissar (Erik Ode) und Derrick (Horst Tappert), sowie einige wenige Tatort-Kommissare, die aber immer irgendwie außer Konkurrenz liefen.

Für den Kommissar suchte man nun einen geeigneten Nachfolger, als dieser nach 97 Folgen das Handtuch warf.

Warum eigentlich nur 97 Folgen und nicht 100?
Jetzt sind neue Fakten zur Serie DER ALTE aufgetaucht, die auf der Krimihomepage und auf Facebook in entsprechenden Gruppen kundgetan wurden.

Tatsächlich plante man nämlich noch drei weitere Folgen von Der Kommissar. Also 100. Doch die drei letzten sollten nach dem Willen der Macher Kinofilme werden. Man plante dann tatsächlich Kommissar Keller im letzten Film sterben zu lassen. Aus all diesen Plänen wurde aber aus unbekannten Gründen nichts. Wahrscheinlich war man mit den Plänen zu DER ALTE zu sehr beschäftigt. Drehbuchautor Hans Gottschalk sollte die Figur ersinnen und auch einige Folgen schreiben. Doch er schrieb nie eine Folge und blieb am Anfang nur Koordinator und Ansprechpartner für die sieben Autoren, die für die Drehbuchschreiberei vorgesehen waren.

Gottschalk stellte sich den ALTEN Erwin Köster - der zunächst noch Küster - hieß als alten Kriegsveteranen vor, der vor allem in der Nachkriegszeit auch mal kriminell war oder werden musste um über die Runden zu kommen und dann irgendwie in den Polizeidienst rutschte. Das war nach dem Krieg noch einfacher als in den 70er Jahren. Denn damals benötigte das vom Krieg gebeutelte Land dringend Polizisten. Ausgegangen war Ihnen das Personal an der Front. Köster hat eigene Ermittlungsmethoden und folgt seinem Chef Millinger nie. Eher streitet er mit ihm, was aber immer herzlich und witzig abläuft.

Helmut Ringelmann, der Produzent, musste nun den ALTEN kongenial besetzten. Zuerst sollte auch hier Herbert Reinecker die Drehbücher schreiben. Das wäre aber wohl eine zu große Arbeitsüberlastung für ihn gewesen. So entschloss man sich letztlich für mehrere Autoren. Oliver Storz schrieb Folge 1 „Die Dienstreise“. Gleich fünf Darsteller hatte man für die Rolle des Erwin Köster zur Auswahl. Letztlich fiel die Entscheidung zu Siegfried Lowitz. Die Zeitschrift BILD+FUNK berichtete damals, er würde zwischen 15.000 und 18.000 Mark pro Folge bekommen. Lowitz dementierte dies nicht, meinte damals aber:

"Für den Laien ist das sicher eine stolze Summe. Aber wenn man bedenkt, dass ich davon über die Hälfte an Steuern zahlen muss und wie viel Zeit, Geduld und Glück man als Schauspieler braucht, um einmal im Leben eine solche Chance zu bekommen - also dann ist dieser Betrag doch eher bescheiden. Und wenn man ihn etwa mit den Gagen amerikanischer Serienhelden vergleicht, kommen einem die Tränen". (1)

Nichtsdestotrotz plante Ringelmann schon zu Beginn mindestens 100 Folgen und baute dabei auf Lowitz. Warum er seinen Kommissar Köster nannte, beantworte er später sinngemäß einmal auf die Figur Kress angesprochen, welche Köster folgte:

„Der Buchstabe K hat mir einfach Glück gebracht. K wie Krimi, K wie Kommissar Keller, K wie Köster und K wie Kress.“ (2)

Erik Ode verließ damals den Kommissar mit einem lachenden und einem weinenden Auge wie er einmal versicherte. Da war zu einem das Team, welches einem in acht Jahren ans Herz wuchs. Auf der anderen Seite war man festgenagelt als Schauspieler immer nur eine Rolle spielen zu können. Das ist für einen Schauspieler nicht sonderlich erbaulich, sagte Ode und verwies auf über 12 Drehtage im Monat. Da bleib keine Zeit für mehr Arbeit, z.B. am Theater. Dennoch wünschte er seinem Nachfolger Lowitz Glück.

Lieber Siegfried Lowitz!
Nun stehen Sie - wie ich einst vor siebeneinhalb Jahren - am Anfang einer längeren Fernsehserie, und vielleicht wird es Ihnen ähnlich ergehen wie mir: Ich hätte es mir nämlich auch im Traum nie träumen lassen, dass es der gute alte "Kommissar auf 96 [sic!] Folgen bringen würde. Aber Sie werden es erleben: schon nach den ersten fünf oder zehn Folgen gehören Sie - beziehungsweise "Der Alte" - praktisch zur Familie. Das Publikum wird mit Ihnen leben und leiden, um Sie zittern und über Sie schmunzeln. Und man wird Sie dann und wann um Ratschläge für fast alle Lebenslagen bitten. Das ist der Fluch einer solchen Fernseh-Dauerrolle. Aber natürlich hat die Sache auch ihre angenehmen Seiten: man spürt immer wieder aufs Neue, dass die Zuschauer einen mögen und dass man von vielen sogar ins Herz geschlossen wird - von Millionen Menschen, die einem bei jeder Gelegenheit und manchmal recht hautnah ihre Sympathie bezeugen. Tragen Sie es mit Fassung! Toi, toi, toi!
Ihr Erik Ode (3)

Antwort auf US-Krimiserien
Sicher, der neue Kommissar war ein Großangriff auf US-Serien. Vielen Folgen merkt man das deutlich an. „Jack Braun“ (Folge 2) erinnert an amerikanische Killerfilme. Und seitdem Volker Vogeler an den Drehbüchern mitschrieb, schlich sich ein Stil ein, der an Gangsterfilme mit viel Ballerei erinnerte. Das war wirklich eine andere, eine neue Krimiserie. Derartige Innovation findet man heute selten. Heute ist DER ALTE mit seinem Darsteller Jan-Gregor Kremp freilich Massenware. Nichts ist mehr zu spüren von dem Wunsch nach Qualität und dem Ehrgeiz Akzente zu setzen, wie etwa einer besonderen Kamera-Arbeit oder meisterlichen Schnitten. Gar aufregende Drehbücher fehlen. Die Pionierstimmung am Anfang von etwas Neuem fehlt. Es ist das gefragt was schon tausend Mal da war. Der Zuschauer konsumiert die Masse, nicht das Besondere. Es muss sich an der Werbekasse lohnen. Es ist wie mit allem. Der Konsument will es schön und bunt, aber bitte nicht teuer. Das Fleisch darf rot und appetitlich aussehen, aber wo es herkommt, interessiert Keinen. Früher gab es pro Krimi a 60 Minuten 16 Drehtage. Heute macht man es in 10 oder 11 Tagen.

Aber damals war auch neu, dass der ALTE eben wie schon DERRICK Farbe war. Und der Kommissar kam noch bis zum Schluss in Schwarzweiß daher. Auch daher gab es noch genug Neues zu entdecken in der alten kalten Zeit. Zunächst war sogar geplant einen alten Bekannten vom Kommissar mit ins Team um den ALTEN zu integrieren. Wie einst Harry Klein, der von Keller zu Derrick wechselte, sollte Günther Schramm zum ALTEN gehen. Diese Pläne verwarf man auch. Es wäre auch etwas zu viel des Guten gewesen gleich wieder mit einer Migration einer wichtigen Figur fortzufahren, wobei man doch etwas ganz Neues wollte. Eine Antwort auf amerikanische Krimis wollte man. Vielleicht auch etwas Akzent auf italienische Mafiafilme. Und doch hatte der ALTE Siegfried Lowitz so viel von einem Kommissar Keller wie man sich in der deutschen Fernsehfamilie nur wünschen konnte. Er war väterlich und ein guter Ratgeber. Er war ruhig und besonnen und doch anders als Keller. Denn er arbeitete zwar wie einst Keller gerne allein und machte seine Assistenten nur zu willigen Handlangern - doch Köster bewegte sich auch gerne mal am Rande der Legalität.

Dennoch war er stets loyal zu seinen Kollegen und Mitarbeitern. Es herrschte wie schon bei Keller ständige Harmonie im Team. Etwas was man bei heutigen Krimis fast schmerzlich vermisst. In der Welt von Mord und Totschlag muss es wenigstens eine harmonische Konstante geben. Die Einheit eines Teams. Nur sie kann das Verbrechen erfolgreich bekämpfen. Das war aber wohl nur damals der Tenor. Beim Kommissar gab es nur einmal kurz Zwist, wenn Keller die Kollegen nicht in seine Pläne einweihte. „Der Alte spinnt mal wieder“, meinte Heines meist eher liebevoll als böse. Und gerade dies geflügelte Wort „Der Alte“ sollte den Titel der neuen Krimiserie zieren. Weg vom Kommissar, der wie etwa das Wort Admiral gleich im Titel aufzeigt, wer hier das Sagen hat. Man wurde schnodderiger und doch stilvoll. Der Alte ist ein Synonym für Chef oder Vater und bezeichnet seine Autorität, aber auch sein Wissen und Erfahrung. Nach dem Motto Der Alte hat immer Recht, er hat das dickste Fell und trägt die Verantwortung. Dabei muss der ALTE gar nicht mal alt sein, was die Lebensjahre angeht. Die Dienstjahre spielen hier die entscheidende Rolle und die Autorität seiner Person in seiner Funktion. Die neuen Produzenten haben das erkannt und mit Jan Gregor Kremp den bisher jüngsten ALTEN besetzt. 55 Jahre jung ist er jetzt. Wenn Herrn Ringelmann der Buchstabe K angeblich Glück brachte (beim D mit Derrick hat es auch gut funktioniert) so kann man vielleicht die Abweichung seiner alten Tradition mit dem Niedergang der Serie begründen, wenn man wollte.

Es ist aber nur ein subjektiv qualitativer Niedergang, denn die Reihe läuft weiter sehr erfolgreich im 42. Jahr. Aber dennoch: Köster und Kress haben am längsten durchgehalten. Der eine hundert Folgen lang, der andere 222 Folgen lang. Eine gewaltige Zahl. Und weil DER ALTE damals noch monatlich mit einer Folge über die Bildschirme flimmerte waren es für Herrn Lowitz acht Jahre. Rolf Schimpf, sein Nachfolger kam auf ganze 22 Jahre und stellte damit fast schon den Derrick-Rekord von 24 Jahren ein. Kress sein Nachfolger hieß dann Herzog und das K war verschwunden. Damit begann wohl auch eine Pechsträhne. Der Darsteller des Kommissars Herzog hieß Walter Kreye und war meiner Meinung nach sehr gut gewählt für die Rolle des ALTEN. Auch wenn dieser zuvor schon einen Gastaufritt als Mörder hatte. Doch nach dem vollzogenen Wechsel ging Herr Ringelmann und überlies die eigens von ihm gegründete Produktionsfirma Neue Münchner Fernsehproduktion - die sich später Telenova nannte – seiner Nachfolgerin Susanne Porsche. 2011 verstarb dann Ringelmann, der neben dem ALTEN und dem Kommissar natürlich soviel gemacht hat: Derrick, Polizeiinspektion 1, diverse Krimi-Dreiteiler im Durbridge-Stil, Kriminalmuseum, Die 5. Kolonne, Siska u.a.


Teil 2 der großen DER ALTE-Dokumentation folgt am Sonntag

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(1) = Siegfried Lowitz (Bild+Funk 15/1977).
(2) = Helmut Ringelmann
(3) = Offener Brief Erik Ode (Bild+Funk 15/1977)


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