Olsberg, Karl: Der Duft
Entschlossen, die unlauteren Machenschaften Olfanas in Afrika zu stoppen, machen sich die beiden Unternehmensberater auf den Weg, die zuständigen Behörden einzuschalten. Ein Vorhaben, das Marie und Rafael in höchste Gefahr bringt. Einige äußerst gefährliche Schattenmänner sind sehr daran interessiert, dass die Forschungen im ugandischen Labor ungestört weitergehen. Und jeder, der dem im Weg steht, hat keine Gnade zu erwarten ...
»Der Duft« ist nach »Das System« der zweite Thriller des deutschen Autors Frank Olsberg. Fans packender Spannungslektüre sollten sich von dem unseligen Titel nicht abschrecken lassen. »Der Duft« ist ein temporeicher Thriller, der von Beginn an zu überzeugen weiß.
Olsberg verbindet in seinem Roman Elemente des Wissenschaftsthriller-Genres mit dem Szenario eines bevorstehenden Terroranschlags. Bevor die beiden Themenkomplexe zueinander finden, fährt das Buch zweigleisig. Auf der einen Seite gibt es den Handlungsstrang um Marie und Rafael, die in Uganda eine folgenschwere Entdeckung machen. Auf der anderen Seite steht die Storyline um den amerikanischen Militärpolizisten Bob Harrisburg, der den unerklärlichen Amoklauf einiger US-Soldaten im Irak durchleuchten und feststellen soll, was die Männer dazu gebracht hat, das Feuer auf 14 wehrlose Kinder zu eröffnen.
Dem Leser wird schnell klar, in welchem Zusammenhang die beiden Handlungsbögen stehen und wie sie sich schlussendlich treffen werden. Das stört allerdings nicht weiter; die grobe Entwicklung der Story mag rasch offensichtlich werden, die jeweiligen Storylines sind aber durchweg spannend und immer für eine Überraschung gut. Statt stur an einer gradlinigen Handlung festzuhalten, verpasst Olsberg dem Plot ständig neue Wendungen. Da mag man als Leser noch sehr überzeugt davon sein zu wissen, worauf das Ganze hinausläuft. Olsberg schafft es dennoch, dem Leser immer wieder den Atem stocken zu lassen bis hinein ins Finale des Romans. Auf den letzten Seiten, wenn man schon denkt, nun sei alles vorbei, wartet »Der Duft« noch mit einer Vielzahl von Storytwists auf. Ihren Höhepunkt findet diese Entwicklung im ebenso verstörenden wie brillanten Epilog.
Wer schon immer einen Roman lesen wollte, der auf dem letzten Metern noch einen Gang zulegt und einen rasanten Endspurt hinlegt bitteschön, hier ist er.
Auch auf die Ausgestaltung seiner Protagonisten hat Olsberg Wert gelegt. Die Nebenfiguren bleiben zwar samt und sonders blass, doch bezüglich der Hauptcharaktere gibt es keinen Grund zur Beschwerde. Insbesondere die Zeichnung von Marie ist gelungen. Die Ausgestaltung dieser Figur ist so geschickt angelegt, dass erst gegen Ende des Romans alle Facetten ihres Charakters erkenntlich werden. Die neu gewonnenen Erkenntnisse sorgen beim Leser unwillkürlich dafür, dass er seine bislang angestellten Vermutungen in Bezug auf die Auflösung der Geschichte noch einmal in Frage stellt. Ein schöner Schachzug von Olsberg, durch den sein Thriller bis zur letzten Zeile spannend bleibt.
Viel auszusetzen gibt es nicht an »Der Duft«. Zwar fehlt dem Roman echter Tiefgang (der wohl Tempo und Spannungsaufbau zum Opfer gefallen ist), doch ändert dies nicht an der simplen Tatsache, dass Olsberg einen äußerst unterhaltsamen und durchweg fesselnden Thriller geschrieben hat, dessen Lektüre viel zu schnell zum Ende kommt.
»Der Duft« ist ein spannender Roman für alle Leser von Gear & Gear, Christopher Forrest und Daniel Kalla. Mitreißende Lektüre mit Niveau so macht das Thrillergenre Spaß!