McGinley, Patrick: Das Bootshaus
Im Zentrum des Romans steht die achtzehnjährige Ich-Erzählerin Alma. Alma hat eine schwere Zeit hinter sich; in den letzten Monaten musste sie nicht nur den Unfalltod ihres kleinen Bruders Roberto, sondern auch die darauf folgende Scheidung ihrer Eltern verkraften. Das Ganze ist zwar nun schon einige Monate her, doch die seelischen Wunden sind noch lange nicht verheilt und schmerzen noch immer.
Die Handlung setzt an dem Tag ein, als Alma mit ihrer Mutter zu einem zweiwöchigen Urlaub auf einem bayrischen Bauernhof aufbricht. Was zunächst wie ein Albtraum erscheint (was, bitteschön, soll eine Achtzehnjährige mitten im Sommer in einer gottverlassenen Einöde mit sich anfangen?), entpuppt sich bald als weniger unangenehm, als zunächst befürchtet. Peter, der Sohn der Bauersfamilie, erweist sich als wunderbarer Urlaubsflirt, und in der Nähe des Gehöfts liegt ein wunderschöner Badesee. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Alma nicht nicht, dass das Gewässer ein furchtbares Geheimnis birgt.
Vor einem Jahr, so erfährt sie bald, ertrank hier eine junge Frau, die nachts betrunken schwimmen ging. Doch war es tatsächlich ein Unfall? Geplagt von Albträumen und furchtbaren Visionen, macht sich Alma daran, die Wahrheit ans Licht zu bringen und gerät in einen Strudel von Ereignissen, der sie an ihrem Verstand zweifeln lässt.
»Das Bootshaus« ist das, was man einen echten Volltreffer nennt. McGinleys Roman ist eine großartige Mischung aus Psycho- und Mysterythriller, in dem der Autor Realität und übernatürliche Vorgänge geschickt zu einem einzigartigen Schreckensszenario verbindet. Immer schneller dreht sich die Spirale aus Geheimnissen und Lügen, aus mörderischen Plänen und unheimlichen Geschehnissen. Der Leser wird von den dramatischen Ereignissen geradezu mitgerissen und kann sich nur schwer wieder von der Story lösen, von der eine fast schon hypnotische Kraft auszugehen scheint.
Das Buch weiß insbesondere hinsichtlich der Atmosphäre zu überzeugen. Grandios, wie McGinley seine Leser hier mitnimmt auf einen albtraumhaften Trip. In ausdrucksstarken Bildern und eindringlichen Emotionen schildert er die Geschehnisse und das Innenleben seiner Protagonisten. Der Leser hat kaum eine andere Wahl, als sich in die Lage Almas zu versetzen, mit ihr mitzufiebern und mitzufürchten. Häufig habe ich im Laufe der Lektüre bemerkt, wie mein Atem stockte und mein Herz schneller klopfte als gewöhnlich. Meine Hochachtung für McGinley: So etwas bei jemandem zu erreichen, der derart viele Thriller liest und schaut wie ich, ist in diesem Ausmaß eine Seltenheit.
Es fällt mir schwer, die Faszination, die von »Das Bootshaus« ausgeht, adäquat in Worte zu fassen. Ich kann daher nur jedem (ob man nur zur anvisierten Zielgruppe gehört oder nicht) raten, sich an ein ruhiges Plätzchen zurückzuziehen und McGinleys Erstling zur Hand zu nehmen. Das exzellent geschriebene Werk bietet eine ungemein intensive Lektüre und eine verstörende, harte Story, die man so schnell nicht mehr vergisst.
»Das Bootshaus« ist der ideale Roman für alle Fans von Mystery- bzw. Psychothrillern, die auf der Suche nach neuem Lesefutter sind. Wer bislang eher selten oder gar keinen Kontakt mit diesen Genres hatte, für den erweist dich das Buch als ideale Versuchslektüre. Aber Achtung, es besteht akute Suchtgefahr! Einmal angefangen will man die Geschichte bis zu ihrem dramatischen Finale nicht wieder aus der Hand legen.
Nur Leser mit schwachen Nerven sollten die Finger von McGinleys Arbeit lassen; das Schreckensszenario, das der Autor entwirft, kann mitunter ganz schön an die Nieren gehen.
Unbedingt lesen! Thrillerkost vom Feinsten!
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