Henning Mankell: Mörder ohne Gesicht (Hörspiel)
Der allerste Wallander-Roman findet hier seine Vertonung. Dank STIL eine sehr schwungvolle und beeindruckende Inszenierung. Moritz Wulf Lage schrieb wieder das Skript.
Der erste Wallander ist etwas anders als alle folgenden Geschichten. Man merkt dem Werk deutlich an, dass hier nicht von Anfang an geplant war, eine Serie daraus zu machen. Das Verbrechen steht nicht unbedingt im Vordergrund, es ist eher Wallander selbst, der hier einen sehr großen Raum einnimmt. Insofern ist diese Story für das Gesamtbild des Seriencharakters Wallander wiederum interesant. Wallander wird geschildert als sehr schwacher Mensch mit allen Lastern, die ein Mensch nur haben kann. Er fährt betrunken Auto und wird von seinen Kollegen erwischt. Er betrachtet Frauen als Freiwild und wird zudringlich. Doch alles bleibt im schön im Rahmen um die Figur nicht all zusehr zu schänden.
Der Mord wird schnell Nebensache und ist auch samt Aufklärung vollkommen unspektakulär. Ein Krimi also, der rein spannunsgmäßig stark abfällt im Gegensatz zu anderen Wallander-Erzählungen. Gleichzeitig aber ist das interessant für die Figur Wallander. Allerdings wird der Kommissar in keiner seiner folgenden Abenteuer so verrucht dargestellt wie hier.
Heinz Kloss ist bei STIL der Wallander und überzeugt auf der ganzen Linie. Durch seine Dynamik und dem energischen Unterton wird er zum authentischsten Wallander der Hörspiele. Er gibt der Figur eine eigene Note, gerade soviel um die literarische Vorlage nicht zu beleidigen und dennoch genug, um die künstlerische Freiheit des Akteurs heraushören zu können.
Auch ein Erzähler ist diesmal eingebaut. Christoph Schobesberger bleibt jedoch blass gegen den starken Heinz Kloss.
Wenn die Musik aus dem Hause Christian Hagitte und Simon Bertling kommt, dann braucht man als Rezensent dazu eigentlich nicht viel zu schreiben. Bertling und Hagitte liefern zusammen mit ihrem Streichorchester wieder mal eine mehr als nur hervorragende Hintergrundmusik.
Das Covermotiv zeigt wieder eine winzige Sequenz aus der Story.
Gut gewählt und passend.
Fazit: Wenig spannend, aber viel Charme in den Figuren.
