Reilly, Matthew: The 5 Greatest Warriors

Matthew Reilly - The 5 Greatest WarriorsThe 5 Greatest Warriors
Von Matthew Reilly
574 Seiten; ca. 6,00 €
ISBN: 978-1-4391-6077-0
Erschienen: 2009 (USA); 2010 (D)
Pocket Books

Buch in englischer Sprache
In Deutschland erschienen unter dem Titel:
Der fünfte Krieger, bei Ullstein, ISBN: 978-3471300114

Es gibt Geschichten, aus denen wächst man mit der Zeit einfach raus. Anders ließe sich beispielsweise kaum erklären, warum Menschen, die in ihrer Kindheit mit großem Enthusiasmus »Benjamin Blümchen« und Co geschaut haben, im Erwachsenenalter nur noch über die Begeisterung staunen können, die sie den Erzählungen rund um den sprechenden Elefanten früher einmal entgegen gebracht haben. Eine Geschichte, aus der ich ganz eindeutig herausgewachsen bin, ist Matthew Reillys actionreiche Thrillerreihe um den ehemaligen Elitesoldaten Jack West, Jr., der innerhalb weniger Tage einige der größten Geheimnisse der Menschheit aufklären muss, um die Welt vor dem drohenden Untergang zu bewahren.


Wests Geschichte begann in »7 Deadly Wonders« (auf Deutsch unter dem Titel »Das Tartarus-Orakel« erschienen), setzte sich in »The 6 Sacred Stones« (»Die Macht der sechs Steine«) fort und findet in »The 5 Greatest Warriors« (»Der fünfte Krieger«) ihren (vorläufigen) hochdramatisch inszenierten Höhepunkt. Die Lektüre der ersten beiden Romane liegt nun schon eine Weile zurück. Ich weiß allerdings noch, dass mir die Bücher zwar nicht ganz so gut gefallen haben wie Reillys andere Werke (etwa die Reihe um Shane Scofield), mich aber dennoch spannend zu unterhalten wussten.

Aber damals war damals, und heute ist heute. In den vergangenen Jahren hat sich mein Geschmack in Sachen Spannungslektüre merklich gewandelt, wie ich beim Lesen von »The 5 Greatest Warriors« feststellen musste. Nicht, dass mich das Finale der Trilogie zu Tode gelangweilt hätte. Ganz und gar nicht. »The 5 Greatest Warriors« ist ein ausgesprochen kurzweiliges Abenteuer geworden. Spannend oder gar fesselnd war der Roman aber überhaupt nicht. Stattdessen habe ich die Erzählung mit einem anhaltenden Grinsen im Gesicht verfolgt, und mitunter sogar laut auflachen müssen. Was an sich ja nichts Schlechtes ist, bei einem ernst gemeinten Roman vom Autor aber keinesfalls so beabsichtigt wurde.

Woran liegt es, dass mich »The 5 Greatest Warriors« nicht mitfiebern, sondern vielmehr mitlachen ließ? Aus der Perspektive eines mittlerweile erwachsenen gewordenen Lesers kann ich nur sagen: Im Grunde an so ziemlich jedem Aspekt der Geschichte, die aus der Sicht eines versierten Thrillerfans eher wie eine überdrehte Parodie denn wie ein ernst zu nehmender Spannungsroman wirkt.

Nehmen wir nur mal die Story an sich: Die Welt steht kurz vor dem Untergang. Eine Antimaterieballung rast auf die Erde zu und droht, alles Leben zu vernichten. Einzig die Aktivierung einer uralten Maschine, die von einer längst untergegangenen und mittlerweile in der Vergessenheit versunkenen Zivilisation entwickelt wurde, kann das drohende Schicksal des Planeten noch abwenden. Ganz einfach gestaltet sich die Aktivierung aber – natürlich – nicht. Zum einen benötigt man sechs Schlüssel, um die Apparatur zum Leben zu erwecken. Diese sind – wie sollte es auch anders sein – an verschiedenen Stellen der Erde versteckt und werden – Überraschung – von ausgeklügelten Fallen-Systemen geschützt. Zum anderen ist West – man mag es kaum glauben – nicht der einzige, der die Maschine aktivieren will. Auch andere Gruppierungen trachten danach, die Schlüssel in ihre Hände zu bekommen, teils, um die Menschheit erst zu retten und dann zu unterwerfen, teils, um die Inbetriebnahme des Apparats zu verhindern und aus bizarren Gründen den Untergang der Welt herbeizuführen.

Im Grunde sollte diese kurze Darstellung der Rahmenhandlung genügen, um zu zeigen, warum sich die Geschichte nur mit einer guten Portion Humor genießen lässt. Der Plot ist aber nur ein Aspekt unter vielen; auch die übrigen Elemente der Story machen es unmöglich, »The 5 Greatest Warriors« auch nur im Mindesten ernst zu nehmen.

Fangen wir bei den Feinheiten der Story an. Nicht genug, dass Reilly seine Helden im Sekundentakt durch irrsinnige Fallen-Mechanismen jagt, gegen die die Konstruktionen, mit denen sich Indiana Jones einst herumschlagen musste, geradezu niedlich wirken. Darüber hinaus dürfen West und seine Kameraden auch noch im Eiltempo ein Rätsel der Menschheitsgeschichte nach dem anderen lösen. Ob es um die Lage des Grabes von Jesus Christus geht oder die Suche nach der Schatzkammer von Dschingis Khan – wofür andere Autoren viele hundert Seiten starke Romane veranschlagen, das handelt Reilly in wahnwitzigem Tempo, ja geradezu im Vorbeigehen auf wenigen Seiten ab, nur um im folgenden Kapitel das nächste große Geheimnis der Menschheitsgeschichte in Angriff zu nehmen.

Oder man betrachte sich einmal die Actionszenen. Dass Reilly in dieser Hinsicht noch nie Zurückhaltung an den Tag gelegt hat und es gerne ganz gewaltig krachen lässt, ist nichts Neues. »The 5 Greatest Warriors« bildet hier keine Ausnahme, sondern wartet einmal mehr mit einer Vielzahl mehr oder minder haarsträubender Actionsequenzen auf. Meiner Meinung nach übertreibt Reilly es diesmal aber gewaltig. Schießereien, in denen wie zufällig stets genau die Köpfe der Gegner getroffen werden, oder seelenruhige Gespräche während Stürzen in bodenlose Abgründe sind da nur die Spitze des Eisbergs.

Neben der Story ist es vor allem die Darstellung der Charaktere, die es unmöglich macht,  »The 5 Greatest Warriors« NICHT mit einem breiten Grinsen zu lesen. Reillys Figuren sind geradezu groteske Superlative jeglicher nur vorstellbarer Klischees. Um nur mal einige Beispiele zu nennen:

  • Die Guten sind nicht nur gut, sondern geradezu heilig, allen voran natürlich Jack West, Jr., und die Bösen sind derart böse, dass man ihre Niederträchtigkeit beinahe greifen kann.
  • Mehr noch: Die Bösen SIND nicht nur böse, sie SEHEN auch noch BÖSE AUS! Meine Lieblingsfigur in dieser Hinsicht ist ein russischer General, der einen eisernen Unterkiefer besitzt …
  • Jeder Gegner von West verkörpert in extremum die schlechtesten Eigenschaften der Institution oder Nation, die er repräsentiert. Die Vertreter der katholischen Kirche sind fanatische Gläubige, die Japaner von Ehrgefühl derart zerfressen, dass sie das Ende der Welt (!) herbeiführen möchten (!!), um, man mag es kaum glauben,  die Schmach des Zweiten Weltkriegs zu tilgen(!!!).

Ich könnte diese Liste, wenn nicht sogar diese ganze Rezension mit einer Vielzahl weiterer Beispiele dafür anreichern, warum man »The 5 Greatest Warriors« in keinem Fall, lesen kann, ohne alle paar Seiten erneut laut los zu lachen. Doch ich denke, die erwähnten Beispiele sind mehr als ausreichend, um mein Urteil nachvollziehbar zu machen:

»The 5 Greatest Warriors« ist ein gänzlich spannungsloses, überdramatisiertes Action-Abenteuer, bei dessen Lektüre sich Freunden ernster Spannungsliteratur geradezu die Haare sträuben. Die Überdrehtheit und Absurdität des Ganzen sowie Reillys eingängiger Schreibstil sorgen aber nichtsdestotrotz dafür, dass das Buch sehr amüsant zu lesen ist und kurzweilig unterhält. »The 5 Greatest Warriors« ist eine wirklich tolle Lektüre, wenn man auf der Suche nach einer entspannenden Action-Parodie ist und an Werken wie Michael Bays »Transformers« seinen Spaß hat.

Kommentare  

#1 Frank Rieger 2010-12-14 21:25
so leid es mir tut... Jochen hat in allen Punkten recht.
Dies ist ein Buch, das ich eigendlich mögen wollte und es hat mich entäuscht. Ein Abschluss der nicht gelungen ist scheint leider ein so schlechtes Licht auf die ganze Reihe.... und das hat sie nicht verdient.
Wie Jochen sagte: kein schlechtes Buch. Aber ein Buch, dass die Messlatte die Reilly gelegt hat einfach unterlaufen hat.
Hoffe Scarecrow geht nicht Wests Weg :cry:

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