Genfer Nebel

Genfer NebelGenfer Nebel
Hörspiel der Edition Accordando
 
Zwei Männer und eine Frau werden zu einem konspirativen Treffen in ein Hotel bestellt. Keiner weiß von der Vergangenheit des anderen, doch jeder ist auf seine Art schicksalhaft mit dem Fall Barschel verwoben. Sind sie Gegner oder Partner? Ein schier unendliches, vorsichtiges Abtasten beginnt. Wer macht den ersten Fehler? Und welche Rollen spielen die Geheimdienste? Als klar wird, dass einer von ihnen näher mit dem Todesfall zu tun hatte, als die anderen es je geglaubt hätten, beginnt ein tödliches Verwirrspiel ...


Dass Verschwörungstheorien ein sehr reizvolles Thema für Thriller-Hörspiele sein können, wissen wir seit Offenbarung 23. Genfer Nebel nimmt sich eines Politthrillers an, der sich wirklich ereignet hat. Natürlich sind die Umstände um den Tod des Politikers Barschel mysteriös, und somit der optimale Nährboden für Verschwörungstheorien. Die drei Menschen, die im Mittelpunkt dieses Hörspiels stehen, haben auf irgendeine Weise mit dem Fall zu tun. Jeder gibt von sich am Anfang nur das Notwendigste preis, so dass ein langsames Abtasten stattfindet, bei dem der Hörer die Figuren ebenfalls nur stückchenweise kennenlernt. Spannung entsteht auf Bezug des Endes. Hier wird eine Art subtile Spannung aufgebaut, die sich allein aus den Dialogen der Personen entwickelt. Somit haben wir es bei diesem zweiteiligen Hörspiel mit einem Kammerspiel des modernen Krimis in Hörspielform zu tun. Es könnte genauso gut als Theaterstück durchgehen.

Wer also ein Fan von Verschwörungstheorien ist, sich für den Fall Barschel interessiert und dazu eine Geschichte hören möchte, die eine mögliche Theorie zur Lösung des Falles anbietet, der ist hier genau richtig. Dabei bleibt die Geschichte natürlich immer diffus. Niemand wird hier beschuldigt, keine Anklage wird erhoben, keine Verschwörungstheorien werden hier genährt. Es ist eine recht nüchterne Betrachtung, und die Wahrheit kann eine ganz andere sein.

Als Sprecher hört man bekannte Stimmen. In der Hauptrolle Volker Brandt, der gleichzeitig wohl den mysteriösesten Part inne hat. Kornelia Boje meistert den weiblichen Part mit der ihrer Stimme innewohnenden eigenen Düsternis, während Walter Renneisen als vermeintlich schwächstes Mitglied des Trios den wohl sympathischten Part inne hat.

Accordandos bisher einziges Hörwerk aus dem Jahre 2007 kommt fast gänzlich ohne Musik aus, was beim Hörer den Eindruck verstärkt, er lausche tatsächlich einem mitgeschnittenen Theaterstück. Zur sich sehr langsam aufbauenden subtilen Spannung, für die der Hörer ein wenig Geduld mitbringen sollte, liefert das Werk aber auch interessante Fakten und Thesen, die den Fall aus dem Jahre 1987 wieder ins Gedächtnis rufen.

Fazit: Ein sehr interessantes Hörspiel, was jedoch nicht in die Kategorie der leichten Unterhaltung eingeordnet werden kann.
 
 
Daten zum Hörspiel
 
Darsteller: Volker Brandt, Kornelia Boje, Walter Renneisen, Karl-Jürgen Sihler, Philipp von Saalfeld, Gordon Piedesack, Silke Fütterer, Melanie Heizmann
Buch und Regie: Gordon Piedesack
Produktionsleitung: Silvia Brünig
Musik: Olaf F. Fütterer
Design und Layout: Martin Jasienski, Fourmat
Technische Realisation: Michael Neubert
Laufzeit: 2 CDs ca. 120 Minuten
ISBN: 978-3-940697-00-4
Edition Accordando 2007

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