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Skytroopers - Leseprobe

LeseprobeSkytroopers
Leseprobe

Backbord-Hangardeck Eins, D.C.S. Trafalgar, acht Tage bis zum Ziel
„Antreten und Ausrichten!“ Der Befehl von Master-Sergeant Mario Basari klang hart und laut und er übertönte mühelos den Lärm, der in den angrenzenden Buchten des Hangardecks herrschte. Die fünfundzwanzig Männer und Frauen befolgten ihn rasch, richteten sich zur vorderen Linie aus und achteten auf die korrekten Abstände. „Abzählen!“


SkytroopersVon der rechten Flanke der ersten Reihe ausgehend waren die Stimmen der Trooper zu hören. „Eins!“ – „Zwei!“ – „Drei!“…

Das Abzählen war wichtiger Bestandteil der Einsatzvorbereitung. Jeder der Soldaten prägte sich „seine“ Zahl ein, denn im Kampf erfolgte die Einteilung nach diesen Zahlen. Obwohl eine Truppe stets in einer bestimmten Aufstellung antrat, konnten sich die „Nummern“ der einzelnen Soldaten verschieben, denn es gab Ausfälle oder Neuzugänge. Das System der Zahlen hatte sich in vielen Jahrhunderten bewährt. Fiel der führende Offizier aus, so musste ein anderer den Befehl übernehmen. Vielleicht kannte er die Soldaten nicht persönlich, doch nach den Zahlen ließ sich eine Truppe mühelos leiten.

„Erstes Glied – zwei Schritte vor!“ Die Bewegungen erfolgten in absolutem Gleichmaß und die Absätze der Stiefel knallten im selben Moment auf den Boden. Das Geräusch war kaum verhallt, als Basari auch schon das nächste Kommando folgen ließ. „Inspektion!“

Sergeant Claude Weller stand äußerst rechts in der vorderen Reihe, direkt neben ihm Corporal June Galley. Alle Trooper trugen die dunkelgraue einteilige Kampfmontur: schwarze Helme, Stiefel und Handschuhe. Körper und Gliedmaße waren von Hartschalenpanzern umhüllt, die nur an den Gelenken kleine Bereiche freiließen. Alles konnte luftdicht miteinander verbunden werden. Auf dem Rücken ragten die Tornister auf, in denen sich Energiepacks, Reservemunition, Verbandszeug und Verpflegung befanden. Am Gurtsystem vor der Brust hing die M73D.

Jetzt, auf den Befehl des Master-Sergeants, griffen die Hände an die schweren Waffen und hielten sie senkrecht dicht an die Brust. Die rechte Seite der M73D zeigte nach vorne.

Die M73D war eine gedrungene Waffe von der Länge eines Unterarms, mit einem ausziehbaren Anschlagschaft und variabler Zieloptik. Sie war die Standardwaffe der Sky-Cav: tödlich, präzise und äußerst robust. Mit ihr wurden 3-Millimeter-Hochrasanz-Geschosse verfeuert, die selbst normale Körperpanzer durchschlugen und deren Aufprallwucht schon aufgrund des hydrostatischen Schocks tödlich wirken konnte. Im Magazin eines Karabiners befanden sich eintausend Schuss in zwei getrennten Kammern. Die beiden Kammern boten die Möglichkeit, die Waffe mit verschiedener Munition zu laden und diese wahlweise zu verschießen. Neben der Benutzung der 3-mm-Projektile war auch die Verwendung von 10-mm-Spreng-Munition möglich. Diese wurde aus dem unteren Lauf abgefeuert.

Master-Sergeant Basari nickte Sergeant Weller zu, der die Reihe verließ und an die Seite des Italieners trat. Gemeinsam begannen sie, die Front der Vorderreihe abzuschreiten. Jeder Soldat zeigte ihnen die rechte Seite der Waffe und dann, nach einer raschen und abgezirkelt wirkenden Bewegung, die Unterseite. Die beiden Sergeants konnten somit sehen, dass die Waffen gesichert und mit der vorgeschriebenen Munition geladen waren.

Eher beiläufig musterten die Unteroffiziere die übrige Ausrüstung der Trooper. Die Soldaten waren erfahren und hatten sich schon während der Ausstattung mehrfach selbst und gegenseitig überprüft. Sie wussten, dass bei einem Kampfeinsatz Kleinigkeiten über Leben oder Tod entscheiden konnten.

Am Ende der Frontreihe erreichten Basari und Weller die dort angetretene June Galley. Ihr Tornister war ein wenig bauchiger und sicherlich noch schwerer als die der übrigen Truppe, denn sie trug nicht die M73D, sondern die 5-Millimeter-Ausführung einer Gatling-Rotationskanone mit kurzen Läufen. Der gepanzerte Zuführungsschlauch der Munition ragte über ihrer rechten Schulter auf.

„Sie werden sich zurückhalten, Galley“, raunte Weller kaum hörbar. „Ich weiß, Sie lieben Ihr Spielzeug, aber wir wollen Überlebende.“

Basari runzelte aufgrund der unmilitärischen Bemerkung drohend die Stirn, sagte aber nichts. Wellers Bemerkung war nicht ganz ungerechtfertigt, denn die Kanoniere der Kampftruppen hatten einen besonderen Ruf.

„Achtung!“, kam der Ruf eines der Trooper, „Offizier an Deck!“

Lieutenant Joana Redfeather trat in den Hangar. Ihre Ausrüstung unterschied sich äußerlich nicht von jener der übrigen Soldaten. Ihr Kampfhelm verfügte jedoch über verstärkte Sensoren und einen zusätzlichen Funkkanal, damit sich Offiziere und Unteroffiziere auf einer eigenen Frequenz verständigen konnten.

Da die Inspektion zu Basaris Zufriedenheit ausgefallen war, trat er rasch vor die Glieder der Formation. „Rührt euch!“, befahl er an die Trooper hinter sich gewandt und salutierte dann dem Lieutenant. „Ich melde den ersten Halbzug: erster Zug Charlie-Kompanie, fünfte Sky-Cav angetreten und einsatzbereit, Lieutenant.“

„Danke, Master-Sergeant.“

„Halbzug Achtung! – Inspektion!“, bellte der Unteroffizier.

Erneut begann der Vorgang der Inspektion, wobei diesmal Basari an der Seite von Joana Redfeather schritt. Eigentlich eine überflüssige Maßnahme, aber es war üblich, dass sich der Offizier ebenfalls von der Einsatzbereitschaft überzeugen musste. Es sollte den Soldaten das Gefühl vermitteln, dass sich der „El-Te“ persönlich um ihre Belange sorgte. Der Dienstgrad „Lieutenant“ wurde mit den Buchstaben „L“ und „T“ abgekürzt. Waren die Trooper unter sich, dann sprachen sie in der Regel nicht vom Lieutenant, sondern vom „El-Te“.

Redfeather verzichtete während der Inspektion auf unsinnige Kommentare, nickte Basari abschließend kurz zu und trat dann vor die Formation.

„Sky-Troopers, dies ist ein Kommandounternehmen, bei dem wir nach Möglichkeit Gefangene machen und Informationen erhalten wollen. Sie haben die taktischen Daten erhalten und verarbeitet. Sie konnten ihnen entnehmen, dass eine Gruppe zum Schutz des FLV abgestellt wird. Ich weiß, dass Sie alle begierig auf den Einsatz sind und es keinem von Ihnen gefällt, als Wache beim Landungsboot zurückbleiben zu müssen. Sergeant Weller hat die Erlaubnis, dass Sie die Gruppe während des Fluges unter sich auslosen.“ Sie wandte sich Basari zu. „Master-Sergeant, lassen Sie aufsitzen.“

„Erster Halbzug – Achtung!“, bellte der prompt. „Über die linke Flanke … Im Laufschritt … Aufsitzen!“

Jeder Soldat mochte über solches Zeremoniell fluchen. Man hätte schließlich auch relativ gemütlich an Bord des FLV schlendern können, das kaum ein Dutzend Meter entfernt stand. Aber insgeheim liebten die Trooper ihren martialischen Auftritt, obwohl sich keiner der Zuschauer dadurch hätte beeindrucken lassen.

Redfeather sah zu, wie ihre Truppe über die Heckrampe in das FLV marschierte und wandte sich dann der seitlichen Personenschleuse des Landungsbootes zu. Oben auf der Leiter stand Major Jochen Klein. „Willkommen an Bord der Scratching Duck, Lieutenant.“

„Wer bitte ist Scratching Duck?“, fragte sie, während sie die schmalen Sprossen hinauf- stieg. Es gab keinen Handlauf und mit dem Kampftornister eines Sky-Troopers war es unbequem, so dass ihr der Pilot lächelnd heraufhalf.

„Die 5-27“, antwortete er. „Jedes LV bekommt von seiner Besatzung einen … äh … Kosenamen, der ihr angemessen erscheint.“

Sie erwiderte sein Lächeln. „Keine Sorge, Major, diese Angewohnheit ist bei den Troopern bekannt. Ich meinte auch eher, wie die Scratching Duck zu ihrem Namen kommt.“

„Na ja, manchmal verhält sich unser Schätzchen wie eine bleierne Ente und im Tiefstflug kratzen wir schon einmal an den Baumwipfeln oder ziehen Furchen durch den Boden.“

Redfeather lachte. „Ich glaube, darauf haben Sie uns schon beim Briefing hingewiesen.“

Sie standen in einer kleinen Luftschleuse, die gerade für drei Personen ausreichte. Gelegentlich musste außen an den großen Raumschiffen gearbeitet werden und die Landungsboote dienten dann als Arbeitsplattformen für die im Raum arbeitenden Mechaniker und Techniker. Sie mit ihren Raumanzügen über die Luftschleuse ein- und aussteigen zu lassen war sinnvoller als die Heckrampe zu nutzen, bei der das ganze Boot entlüftet werden müsste.

Die Innentür der Kammer stand offen und Redfeather und Klein traten in den Innenraum des FLV. Die Schleuse befand sich dort, wo der Laderaum an das Cockpit grenzte. Die Heckrampe befand sich zwischen den beiden mächtigen Gondeln des Haupttriebwerkes.

Die Sky-Trooper hatten sich in dem Laderaum verteilt und sich ihre Sitze gesucht. Tornister und Waffen lagen auf freien Plätzen, von denen es reichlich gab. Master-Sergeant Basari und Sergeant Weller waren dabei, den Troopern die allgemeinen Instruktionen für das Verhalten an Bord eines Landungsbootes zu geben. Die meisten hatten bereits diesbezügliche Erfahrungen, doch es gehörte zu den Vorschriften.

Major Klein war sichtlich stolz auf seine Scratching Duck. „Wir können eine volle Kompanie von hundert Mann transportieren oder auch ein schweres Kampffahrzeug. Wie Sie sehen, Lieutenant, sind die Sitze in vier Reihen angeordnet. Ihre Leute und Sie sollten es sich bequem machen. Wir werden zwei Tage bis zum Ziel benötigen und natürlich dieselbe Zeit für den Rückweg. Vertreiben Sie sich ein bisschen die Zeit. Die Bordtoilette ist winzig, muss aber genügen.“ Klein zuckte entschuldigend mit den Achseln. „Normalerweise sind wir nicht so lange mit einer so großen Anzahl an Leuten unterwegs. Ein Landungsboot bringt seine SkytroopersFracht ja eigentlich direkt aus dem Orbit auf den Boden. In diesem Fall müssen wir uns halt ein wenig behelfen.“

Skytroopers
von Michael Schenk
ISBN: 978-3-943948-47-9
148 x 234 cm, 361 Seiten
15,95 €
Verlag Saphir im Stahl

Kommentare  

#1 Hermes 2015-01-26 00:24
Zitat:
Der deutsche Autor Michael Schenk ... hat mit Sky-Troopers einen Sciencefictionthriller verfasst ... Entgegen der in der Science Fiction verbreiteten Tradition, die technische Innovation ins Zentrum des Romans zu rücken, geht es Michael Schenk in erster Linie um eine Military SF.
Wenn man diese Leseprobe zugrunde legt, trifft die obige Verlagsankündigung den Kern der Sache.
#2 Kaffee-Charly 2015-01-26 22:58
Zitat:
"Das Abzählen war wichtiger Bestandteil der Einsatzvorbereitung. Jeder der Soldaten prägte sich „seine“ Zahl ein, denn im Kampf erfolgte die Einteilung nach diesen Zahlen. Obwohl eine Truppe stets in einer bestimmten Aufstellung antrat, konnten sich die „Nummern“ der einzelnen Soldaten verschieben, denn es gab Ausfälle oder Neuzugänge. Das System der Zahlen hatte sich in vielen Jahrhunderten bewährt. Fiel der führende Offizier aus, so musste ein anderer den Befehl übernehmen. ..."
Zitat-Ende.

Also nee - diese "Begründung" des Abzählens ist aber ziemlicher Blödsinn. :o
Jeder, der mal beim Militär war, kennt diese Prozedur und weiß, dass das ausschließlich zur Feststellung der "Kopfstärke" der angetretenen Truppe dient.

Wer den Befehl beim Ausfall eines Offiziers zu übernehmen hat, wird nicht durch ein "Abzählen" bestimmt, sondern durch die Rangfolge innerhalb seiner Truppe (dafür gibt es z.B. die Unteroffiziers-Ränge, die im Bedarfsfall die Führung übernehmen müssen) oder durch eine spezielle militärische Funktion/Ausbildung.

Das hat sich schon seit den römischen Legionen bewährt und es gibt keinen plausiblen Grund, dass man das in der Zukunft anders handhaben würde. Zumindest erscheint es unglaubwürdig und wäre außerdem wenig praktikabel - vor allem bei größeren Truppenverbänden. (Ich stelle mir das beschriebene "Abzähl-Verfahren" bei Brigade- oder gar Divisions-Stärke ziemlich umständlich und zeitraubend vor. :P )

Wenn man das Militär ins Zentrum des Romans rücken will, dann sollte man auch ein wenig mehr über (jahrhundertealte !!) militärische Gepflogenheiten und Strukturen wissen. (Oder einfach besser recherchieren.)

Tut mir leid, aber mit diesem Einstieg sind die Sky-Trooper bei mir durchgefallen.
#3 Michael Schenk 2015-01-26 23:44
Lieber Kaffee-Charlie, es geht eben um genau die jahrhundertealte Tradition beim Militär. Meine Begründung im Roman ist korrekt und basiert auf Handbüchern, die für die Ausbildung der Linieninfanterie gültig waren. Gerade und ungerade "Nummern" waren entscheidend für Reihen- und Pelotonfeuer. Mit Rang in Form eines Dienstgrades hat das rein gar nichts zu tun. Die Qualität des Romans also an unserem offensichtlich unterschiedlichen historischen Wissen festzumachen, wird der Story sicher nicht gerecht. Das Abzählen als Basis für die Feuerverteilung wurde übrigens nur innerhalb der Kompagnie (historische Schreibweise :-) ) durchgeführt. Zu entnehmen "Scotts Manual of Infantry of the Line" oder auch "Cookes revised Cavalry Tactics". Und ich würde mich bei einem SF-Fan freuen, wenn er einem Autor die Variante zugesteht, nicht das Handbuch des KSK heranzuziehen. Außerdem ist die Story es wirklich wert, gelesen zu werden, vielleicht wagst du doch einen weiteren Versuch.
#4 Michael Schenk 2015-01-27 00:09
zitiere Kaffee-Charly:
Zitat:
"Das Abzählen war wichtiger Bestandteil der Einsatzvorbereitung. Jeder der Soldaten prägte sich „seine“ Zahl ein, denn im Kampf erfolgte die Einteilung nach diesen Zahlen. Obwohl eine Truppe stets in einer bestimmten Aufstellung antrat, konnten sich die „Nummern“ der einzelnen Soldaten verschieben, denn es gab Ausfälle oder Neuzugänge. Das System der Zahlen hatte sich in vielen Jahrhunderten bewährt. Fiel der führende Offizier aus, so musste ein anderer den Befehl übernehmen. ..."
Zitat-Ende.

Also nee - diese "Begründung" des Abzählens ist aber ziemlicher Blödsinn. :o
Jeder, der mal beim Militär war, kennt diese Prozedur und weiß, dass das ausschließlich zur Feststellung der "Kopfstärke" der angetretenen Truppe dient.

Wer den Befehl beim Ausfall eines Offiziers zu übernehmen hat, wird nicht durch ein "Abzählen" bestimmt, sondern durch die Rangfolge innerhalb seiner Truppe (dafür gibt es z.B. die Unteroffiziers-Ränge, die im Bedarfsfall die Führung übernehmen müssen) oder durch eine spezielle militärische Funktion/Ausbildung.

Das hat sich schon seit den römischen Legionen bewährt und es gibt keinen plausiblen Grund, dass man das in der Zukunft anders handhaben würde. Zumindest erscheint es unglaubwürdig und wäre außerdem wenig praktikabel - vor allem bei größeren Truppenverbänden. (Ich stelle mir das beschriebene "Abzähl-Verfahren" bei Brigade- oder gar Divisions-Stärke ziemlich umständlich und zeitraubend vor. :P )

Wenn man das Militär ins Zentrum des Romans rücken will, dann sollte man auch ein wenig mehr über (jahrhundertealte !!) militärische Gepflogenheiten und Strukturen wissen. (Oder einfach besser recherchieren.)

Tut mir leid, aber mit diesem Einstieg sind die Sky-Trooper bei mir durchgefallen.


Lieber Kaffee-Charly,
bezüglich deiner Kritik zum "Abzählen" habe ich einen separaten Kommentar gepostet. Ich möchte aber noch etwas Grundsätzliches hinzufügen. Der Roman schildert die Invasion einer hochtechnologischen Flotte der Menschen auf einer Welt, deren Bewohner gerade mit Eindeckern die Lüfte erobern. Der Roman schildert dieses Ereignis aus der Sicht beider Seiten und gibt auch tiefe Einblicke in die unterschiedlichen Kulturen. Eingefleischte Militärtaktiker und Strategen werden dann sicher mäkeln, warum die Sky-Trooper so und nicht anders gehandelt haben, aber das ist ein Schicksal welches alle Militärkommandeure im Nachhinein erleiden :-). Der Schwerpunkt liegt bei diesem Roman auch nicht auf dem Schlachtengetümmel, obwohl es reichlich Action gibt, sondern in der Auseinandersetzung "moderner" Menschen mit einer Kultur, die am Anfang des industriellen Zeitalters steht. zudem ist nicht alles so, wie es zunächst zu sein scheint. Also, bitte lesen und dann urteilen. Bin auch für einen intensiveren Austausch zu haben, dann aber bitte über Mail an mich: michael.h.schenk() unitybox.de
Beste Grüße
Michael H. Schenk
#5 Kaffee-Charly 2015-01-27 01:04
zitiere Michael Schenk:
Lieber Kaffee-Charlie, es geht eben um genau die jahrhundertealte Tradition beim Militär. Meine Begründung im Roman ist korrekt und basiert auf Handbüchern, die für die Ausbildung der Linieninfanterie gültig waren. Gerade und ungerade "Nummern" waren entscheidend für Reihen- und Pelotonfeuer. Mit Rang in Form eines Dienstgrades hat das rein gar nichts zu tun. Die Qualität des Romans also an unserem offensichtlich unterschiedlichen historischen Wissen festzumachen, wird der Story sicher nicht gerecht. Das Abzählen als Basis für die Feuerverteilung wurde übrigens nur innerhalb der Kompagnie (historische Schreibweise :-) ) durchgeführt. Zu entnehmen "Scotts Manual of Infantry of the Line" oder auch "Cookes revised Cavalry Tactics". Und ich würde mich bei einem SF-Fan freuen, wenn er einem Autor die Variante zugesteht, nicht das Handbuch des KSK heranzuziehen. Außerdem ist die Story es wirklich wert, gelesen zu werden, vielleicht wagst du doch einen weiteren Versuch.


Das "Abzählen" hat aber nicht das Geringste damit zu tun, wer die Führung übernimmt, wenn der Offizier der Truppe gefallen ist. Das entscheidet nicht die Zahl, sondern der Rang. (Fällt der Hauptmann, übernimmt der Leutnant. Fällt der Leutnant, übernimmt der ranghöchste Unteroffizier und so weiter ...) Das Abzählen spielt dabei überhaupt keine Rolle.
(Hat es auch nicht bei der Linien-Infanterie gespielt.)

Und "Aufgabenverteilung" in einer modernen Truppe ist etwas völlig anderes als die "Feuerverteilung" in Füsilier-Linien, die nur deshalb verwendet wurde, weil das Nachladen von Vorderladern nach dem Abgeben einer Salve Zeit brauchte.
Das Salvenfeuer musste optimiert werden, damit nicht die ganze Truppe auf einmal feuerte und dann mit Nachladen beschäftigt war, was dem Gegner einen Vorteil verschafft hätte. (Mit dem Aufkommen von mehrschüssigen Feuerwaffen wurden diese Gefechts-Taktiken überflüssig.)

Ganz abgesehen davon:
Du nimmst Taktiken der Linien-Infanterie aus den Zeiten der Vorderlader-Gewehre als Einsatz-Grundlage für ein modernes Militär der Zukunft?
Nee danke - das ist mir für einen SF-Roman ein wenig zu rückwärtsgewandt.

PS:
Ich empfehle dir "Space Troopers" von P.E.Jones.
Da kannst du sehen, wie man das richtig macht.
(Die Autorin kennt sich sogar mit militärischer Funkdisziplin aus - was mich beeindruckt hat.)
#6 Michael Reinsch 2015-01-27 07:25
Ich springe mal in die Lücke, hier meine Rezension:
In einer fernen Zukunft hat sich die Menschheit von der zerstörten Erde auf den Mars gerettet. Hier und auf einigen Kolonien im Sonnensystem hat sich eine neue Macht etabliert "Das Direktorat"! Bei der Suche nach neuen Lebensräumen für die Menschheit wird der erdenähnliche Planet "Roald-37-S" entdeckt und zur Erkundung freigegeben. Seit 12 Jahren funkt die ­Beobachtungsmannschaft Ihre Werte an die restlichen Menschen und nun macht sich eine riesige Flotte auf den Weg um sich dem letzten Problem auf Roald zu stellen: Den Hanari!
Diese intelligenten Mischwesen aus Säugetieren und Reptilien bevölkern den Planeten und mit Ihrer mittelalterlichen Hochkultur stellen Sie kaum eine Bedrohung für die Invasionsflotte dar! Doch die Hanari haben Verbündete unter den Menschen. Eine Rebellengruppe mit dem Namen "Human Rights" versucht mit allen Mitteln, den Erfolg der Invasionsflotte zu verhindern ...

Michael H.Schenk ist zwar in den Weltraum gezogen, aber sein Talent als begeisternder Autor hat er mitgenommen!
Wieder sind seine sehr detaillierten Aufzeichnungen zu Mensch und Maschine zu bewundern. Auch der Spaß, der ihm diese Geschichte beim Schreiben gemacht hat, kann man auf jeder Seite nachlesen.
Er ist tief in die Materie der "Planet Opera" eingedrungen, hat ein faszinierendes neues Volk kreiert und trotzdem seine bekannte Federführung bei behalten. Im steten Wechsel schreibt er aus der Sicht der Menschen und der Hanari. Zeigt Technik und Sozialverhalten auf und ist sich auch nicht zu schade lieb gewonnene Figuren ausscheiden zu lassen. Bis zum sehr überraschenden Plott, ist ein stetig steigender Spannungsfaden vorhanden, der einem (neben dem bekannt angenehmen Schreibstil), Lesevergnügen bereitet!
Fazit: Ein sehr schöner "Planet Opera" Roman, der nicht nur den Lesern der "Pferdelords-Reihe" gefallen sollte!
#7 Michael Schenk 2015-01-27 13:57
Lieber Kaffee-Charly,
ich habe jetzt in deinen Text hineingeschrieben, damit die Zusammenhänge bestehen bleiben.

zitiere Kaffee-Charly:

Das "Abzählen" hat aber nicht das Geringste damit zu tun, wer die Führung übernimmt, wenn der Offizier der Truppe gefallen ist. Das entscheidet nicht die Zahl, sondern der Rang. (Fällt der Hauptmann, übernimmt der Leutnant. Fällt der Leutnant, übernimmt der ranghöchste Unteroffizier und so weiter ...) Das Abzählen spielt dabei überhaupt keine Rolle.
(Hat es auch nicht bei der Linien-Infanterie gespielt.)


OKAY: Um es letztmalig zu verdeutlichen:
Fire by line: Gesamtfeuer des Regiments in Linie.
Fire by company: Gesamtfeuer der Kompanie.
Fire by rank: Feuer der vorderen, mittleren oder hinteren Reihe.
Fire by file: Feuer der hintereinander stehenden Soldaten, auch als "Wanderfeuer" bezeichnet, da es die Linie entlanglief. Die Befehle wurden nach "first" und "second" oder "one" und "two" gegeben. Nochmals: Das hatte NICHTS mit der Reihenfolge der Befehlsgewalt zu tun.

zitiere Kaffee-Charly:
Und "Aufgabenverteilung" in einer modernen Truppe ist etwas völlig anderes als die "Feuerverteilung" in Füsilier-Linien, die nur deshalb verwendet wurde, weil das Nachladen von Vorderladern nach dem Abgeben einer Salve Zeit brauchte.
Das Salvenfeuer musste optimiert werden, damit nicht die ganze Truppe auf einmal feuerte und dann mit Nachladen beschäftigt war, was dem Gegner einen Vorteil verschafft hätte. (Mit dem Aufkommen von mehrschüssigen Feuerwaffen wurden diese Gefechts-Taktiken überflüssig.)


FALSCH: Zumindest Spezialeinheiten teilen feste Feuerzonen ein und feuern, wenn möglich, wechselweise (by twos), um keine Feuerpausen durch das Nachladen der schnellfeuernden Waffen aufkommen zu lassen. Mag bei normaler Infanterie natürlich anders sein, aber ich hatte nur mit Special-Ops zu tun.

zitiere Kaffee-Charly:
Ganz abgesehen davon:
Du nimmst Taktiken der Linien-Infanterie aus den Zeiten der Vorderlader-Gewehre als Einsatz-Grundlage für ein modernes Militär der Zukunft?
Nee danke - das ist mir für einen SF-Roman ein wenig zu rückwärtsgewandt.


PS:
Ich empfehle dir "Space Troopers" von P.E.Jones.
Da kannst du sehen, wie man das richtig macht.
(Die Autorin kennt sich sogar mit militärischer Funkdisziplin aus - was mich beeindruckt hat.)

Ich will das jetzt wirklich nicht mehr vertiefen. Jeder hat das Recht auf seine Meinung, basierend auf den Erkenntnissen, die ihm zur Verfügung stehen. Aber möglicherweise umfasst dein militärisches Wissen auch den "Wechselsprung"? Der hat sich aus der linearen Taktik in die Neuzeit hinein entwickelt und dabei kaum verändert. Nur das man früher lediglich bis "Zwei" zählte.
Wenn du die Qualität eines SF-Romans übrigens an der Verwendung moderner Taktiken festmachst, wirst du ein bitteres Erwachen erleben, denn Strategie und Taktik sind einem steten Wandel unterworfen. Wenn du der Meinung bist, die Qualität eines Romans an der Einhaltung moderner Taktiken oder der Funkdisziplin festzumachen, will ich dir das gerne zugestehen. Im Übrigen, und das ist mein letzter Beitrag zum Abzählen, solltest du dich vielleicht über die Ausbildung von Spezialeinheiten kundig machen. Zumindest bei Rangern und S.A.S. heißt es noch immer: "Count by twos - present and accounted for".
Liebe Grüße und viel Lesefreude an anderen Romanen
Michael Schenk
#8 Kaffee-Charly 2015-01-27 21:02
zitiere Michael Schenk:

(...)
Nochmals: Das hatte NICHTS mit der Reihenfolge der Befehlsgewalt zu tun.

Warum steht dann in deinem Roman:
(Zitat)
Das System der Zahlen hatte sich in vielen Jahrhunderten bewährt. Fiel der führende Offizier aus, so musste ein anderer den Befehl übernehmen.
(Zitat-Ende)
Diese Aussage ist das, was ich in erster Linie bemängelt habe.
Denn das ist einfach Unsinn!
Wenn du das anders gemeint hast, dann hättest du das auch anders schreiben müssen.

zitiere Michael Schenk:

(...)
Ich will das jetzt wirklich nicht mehr vertiefen. Jeder hat das Recht auf seine Meinung, basierend auf den Erkenntnissen, die ihm zur Verfügung stehen.
(...)

Als ehemaliger Fallschirmjäger stehen mir sogar eine ganze Menge Kenntnisse und Erfahrungen aus der Praxis zur Verfügung. (Ich war übrigens noch als Reserve-Offizier während des Bosnien-Krieges bei den Nato-Einheiten in Sarajewo im Einsatz - und zwar zu einer Zeit, als in der Stadt noch Heckenschützen ihr Unwesen trieben.) Erzähl' mir also bitte nichts über militärische Kenntnisse, denn eigene Erfahrung hat ein größeres Kaliber als alles, was man sich anlesen kann.

Und damit ist das Thema jetzt für mich abgehakt, denn lesen werde ich die Sky-Trooper jetzt sowieso nicht mehr.
#9 Michael Schenk 2015-01-27 23:14
Lieber Kaffee-Charly,
ich schreibe jetzt doch noch einmal in deinen Text.

zitiere Kaffee-Charly:
Warum steht dann in deinem Roman:
(Zitat)
Das System der Zahlen hatte sich in vielen Jahrhunderten bewährt. Fiel der führende Offizier aus, so musste ein anderer den Befehl übernehmen.
(Zitat-Ende)
Diese Aussage ist das, was ich in erster Linie bemängelt habe.
Denn das ist einfach Unsinn!
Wenn du das anders gemeint hast, dann hättest du das auch anders schreiben müssen.


ANTWORT: Ja, diese Formulierung steht außer Zusammenhang und ist vollkommen missverständlich. Das ist mein Fehler, denn hier hätte zumindest ein neuer Absatz zwischen den Sätzen beginnen müssen, um Missverständnissen vorzubeugen. Asche auf mein Haupt.

zitiere Kaffee-Charly:
Als ehemaliger Fallschirmjäger stehen mir sogar eine ganze Menge Kenntnisse und Erfahrungen aus der Praxis zur Verfügung. (Ich war übrigens noch als Reserve-Offizier während des Bosnien-Krieges bei den Nato-Einheiten in Sarajewo im Einsatz - und zwar zu einer Zeit, als in der Stadt noch Heckenschützen ihr Unwesen trieben.) Erzähl' mir also bitte nichts über militärische Kenntnisse, denn eigene Erfahrung hat ein größeres Kaliber als alles, was man sich anlesen kann.


ANTWORT: Da bin ich ABSOLUT deiner Meinung.

zitiere Kaffee-Charly:
Und damit ist das Thema jetzt für mich abgehakt, denn lesen werde ich die Sky-Trooper jetzt sowieso nicht mehr.


Völlig in Ordnung. Hättest du die Auffassung vertreten, die Story sei uninteressant oder schlechter Schreibstil, hätte ich auch gar nicht erst reagiert. Aber als SF-Leser sollte man die Qualität eines Romans wirklich nicht von HEUTE gültigen Standards für Funkdisziplin oder militärischen Gepflogenheiten abhängig machen. Autoren erzählen eine Geschichte und schreiben kein Militärhandbuch und jeder Autor, auch die von dir empfohlene Autorin, macht da seine eigenen Fehler. In jedem Fall würde ich mich freuen, wenn wir beide noch viel Lesestoff entdecken, der jedem von uns seine eigene Freude macht.
Beste Grüße
Michael H. Schenk

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