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Vom Ex-Planeten zum Exoplaneten (Teil 15)

1Vom Ex-Planeten zum Exoplaneten
(Teil 15)

Es sind schon viele Überlegungen angestellt worden, ob wohl jenseits der Erde noch Leben möglich sei. Natürlich stand das Sonnensystem selbst dabei besonders im Fokus, sind die einzelnen Objekte hier doch relativ gut beobachtbar, und im Notfall auch mit der uns jetzt schon zur Verfügung stehenden Technik zu erreichen. Gut, von Personenflügen zum Neptun sollten wir vorerst noch die Finger lassen.


Im Achterdeck des Schiffes, enorme 94,6 Lichtjahre von uns entfernt, befindet sich ein weiterer Solar Twin, nicht gerade phantasievoll mit der Bezeichnung HD 70642 belegt. Seine Masse ist mit derjenigen der Sonne identisch, und mit 96% ihrer Leuchtkraft ist er auch nur unwesentlich dunkler. Doch besitzt er gerade mal 84% ihres Durchmessers, und ist mit einer Oberflächentemperatur von 5533 K auch merklich kühler. Bei ihm ist sogar ein Exoplanet festgestellt worden (HD 70642 b), doch handelt es sich dabei um einen Gasriesen von zwei Jupitermassen Größe, der sein Gestirn in frostigen 3,23 AE Abstand in einem Turnus von 2068 Tagen umkreist.

Aber vielleicht ist unsere Perspektive auch zu anthropozentrisch geraten. Vielleicht muß ein Gestirn nicht dem unseren möglichst ähnlich sein, damit in seinem Umfeld günstige Bedingungen für die Entstehung von Leben herrschen. Es gibt eine ganze Reihe stellarer Objekte, die in einem solaren Ähnlichkeitswettbewerb chancenlos wären, und trotzdem vielversprechende Begleiter und spannende Geschichten vorzuweisen haben.

Definitiv dazu gehört das kosmische Drama, das sich im Sternbild Perseus abgespielt hat, in ungefähr 150 Lichtjahren Entfernung. Wohl vor 600 Millionen Jahren ist dort der Stern GD 61 entstanden, einst ein Hauptreihenstern mit gleich dreifacher Sonnenmasse. Solchen Giganten ist kein langes Leben beschieden, also blähte er sich zum Roten Riesen auf, explodierte und ließ einen Weißen Zwerg zurück, der heute bei 70% der Sonnenmasse noch über eine Oberflächentemperatur von schätzungsweise 17.280 K verfügt.

Die Tragik ist, daß sich in seinem Orbit etwas befindet, auf dem sich hätte Leben bilden können. Für das auf einer Umlaufbahn befindliche Trümmerfeld konnten die Elemente Magnesium, Silizium, Eisen und Sauerstoff nachgewiesen werden, indem man Besonderheiten im Lichtspektrum des Sterns auf abgestürzte Bruchstücke zurückgeführt hat. Diese belegten Grundstoffe sind allesamt Anzeiger dafür, daß es hier einmal einen kleinen Felsplaneten (oder großen Asteroiden) gegeben hat. Der Anteil an Sauerstoff ist jedoch ungewöhnlich hoch, so daß von zusätzlichen Vorkommen gefrorener Gase oder Flüssigkeiten ausgegangen werden muß. Im Falle von Sauerstoff sind dies für gewöhnlich Kohlenstoff- Verbindungen oder Wasser. Kohlenstoff ist im Spektrum aber praktisch nicht nachweisbar, so daß von H²O auszugehen ist (Die Menge an vorhandenem Wasserstoff wäre bei einem Stern wenig aussagekräftig, was die Zusammensetzung geschluckter Objekte anbelangt. Das gilt selbst für ausgebrannte Sterne wie Weiße und Schwarze Zwerge). Berechnungen zufolge könnten bis zu 26% der Masse des Trabanten aus Wasser bestanden haben (was in etwa den Verhältnissen auf dem Kleinplaneten Ceres entspricht).

Vielleicht handelt es sich bei dem Schuttgürtel um GD 61 um das Überbleibsel eines gegen Ende der Roter- Riese- Phase erfaßten Planeten, aber wahrscheinlicher ist, daß er erst später „eingefangen“ und dann von der immensen Schwerkraft  des Weißen Zwergs simpel und ergreifend zerrissen wurde.

Es mag tröstlich sein, daß sich in beiden Fällen wohl kein Leben auf dem Trabanten entwickelt hätte (Im ersten Fall wäre die Zeit zu kurz gewesen, und im zweiten wäre der Himmelskörper eine Weile durchs kalte und finstere All vagabundiert), aber allein zu wissen, daß dort Bedingungen für seine Entstehung geherrscht haben könnten (so sich der Planet, Kleinplanet oder Asteroid in einer habitablen Zone befunden hätte), stimmt doch ein wenig melancholisch.

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