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Go West! - 8. Juni 2015

Go WestNoch eine Reise in den ›Wilden Westen‹
8. Juni 2015

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

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Das Ranchhouse der Grant-Kohr's RanchGrant-Kohr's Ranch und Deer Lodge
Weit im Westen Montanas erreichten wir heute GRANT-KOHR’S RANCH, ebenfalls unter Betreuung des Nationalpark-Service.

Es handelt sich um den Kern eines der einstmals größten Viehzuchtbetriebe der USA. Gegründet von dem aus Kanada stammenden Halbindianer (Meti) Johnny Grant - sein Vater war ein wichtiger Pelzhändler der Hudson's Bay Company - mitten im Goldrausch von Montana, entwickelte sie sich zu einem blühenden Unternehmen.

Grant hatte eine grandiose Idee: Er tauschte jeweils mehrere erschöpfte Zugtiere der ankommenden Siedler und Goldsucher gegen einen gesunden Zugochsen um. Dann stellte er die ausgemergelten Tiere auf seine geschützten, fetten Weiden und päppelte sie auf. Innerhalb weniger Jahre verfügte er über einen ansehnlichen Bestand an Rindern und Pferden.

Einer seiner Hauptabnehmer war der aus Schleswig-Holstein stammende Konrad Kohrs, der in den Goldrauschgebieten, in Bannack und Virginia City, Fleischereigeschäfte unterhielt.

Grant fühlte sich als Halbindianer mit seiner indianischen Familie zunehmend unwohl in einem Gebiet, das von indianerfeindlichen Menschen besiedelt wurde. Daher nahm er das Angebot von Konrad Kohrs an, ihm die Ranch abzukaufen. Kohrs zahlte 1866 über 19.000 Dollar – nach heutiger Kaufkraft etwa das 50fache.

Unter Konrad Kohrs expandierte der Ranchbetrieb in ungeahntem Maße. Zeitweilig gehörte der Kohrs-Familie ein Gebiet so groß wie die Schweiz, gelegen in 4 US-Bundesstaaten und Kanada. Kohrs wurde Staatssenator von Montana und Mitbegründer der bis heute mächtigen Viehzüchtervereinigung und blieb bis zu seinem Tod eine einflussreiche öffentliche Person.

Sein Ranchhaus, das von seiner Frau, Augusta Kruse – einer Hamburgerin – eingerichtet wurde, galt damals als das schönste Haus von Montana und ist noch heute ein eindrucksvolles Zeugnis vom Leben eines Rinderbarons in der Pionierzeit.

Das Haus hatte bereits Elektrizität, als die benachbarte Gemeinde Deer Lodge noch keinen Strom hatte. Es gab fließend Warm- und Kaltwasser und richtige Toiletten, und vom Ranchhaus zu den Weidequartieren gab es Telefon. (Bilder 249 – 251)

1886 traf ein extrem harter Winter die Viehzüchter im ganzen Westen. Ca. 80% des Viehbestands Montanas verhungerte und erfror auf den Weiden.

Konrad Kohrs hatte sein Geld aber auch in Goldminen angelegt und besaß Wasserrechte, die er teuer verkaufte. Er überstand die Katastrophe und leitete neue Bewirtschaftungsmethoden in der Rinderzucht ein, die das Risiko minimierten.

Die Bilder zeigen Rinder auf der Ranch und einen Blick in ein Bunk House.

Der Nationalpark-Service betreibt die Ranch noch aktiv und erzeugt u.a. Rinder-Jerky, das in den Shops der Nationalparks verkauft wird. (Bilder 252 – 254)

Konrad Kohrs' Enkel, Conrad Kohrs Warren, übernahm nach dem Tod von Augusta Kohrs die Leitung der Ranch, aber die Zeit der großen Rinderkönigreiche ging zu Ende.

Er verkaufte den größten Teil des Landbesitzes. Den Kern der Ranch aber stiftete er 1972 dem amerikanischen Staat mit der Prämisse, daß er als Denkmal für das Leben seines Großvaters und zur Erinnerung an die großen Viehzüchter der Pionierzeit erhalten bleiben sollte.

So geschah es. Die Ranch wurde 1977 für die Öffentlichkeit geöffnet. Man findet auf der Grant-Kohrs Ranch die wichtigsten alten Rinderrassen der Pionierzeit – Longhorns, Shorthorns, Herefords, usw. Die Ranch gehörte zu den Begründern der Quarterhorse-Zucht – vor allem Konrad Kohrs Halbbruder, Johnny Bielenberg, profilierte sich als Quarterhorse-Züchter.

Der Besucher wird hier umfassend über das echte Cowboyleben informiert, und meist gibt es am Chuckwaggon Arbuckle Coffee = Cowboy-Kaffee.

Conrad Kohrs Warren starb 1993. Bis zuletzt hatte er in einem kleinen Haus auf dem Ranchgelände gelebt. 1952 hatte er als Präsident der Viehzüchtervereinigung amtiert, die sein Großvater gegründet hatte, und 1985 war er in die „Cowboy Hall of Fame“ aufgenommen worden.

Die Fotos zeigen das Haus von Conrad K. Warren, und am Küchenwagen traf ich einen alten Bekannten wieder, der seit Jahren als Chuckwagon-Koch auf der Ranch agiert. (Bilder 255 und 256)

Ich brachte meine Gruppe danach zum außerhalb der Stadt liegenden Hillcrest-Friedhof, wo sich die Gräber der Familien Kohrs und Bielenberg befinden. (Bild 257)

Die Kleinstadt Deer Lodge, die 1864 entstand, hat einiges mehr zu bieten. Hier steht seit 1870 das erste Territoriumszuchthaus von Montana. 1889 wurde Montana Bundesstaat und betrieb die düstere Haftanstalt noch weitere 90 Jahre. 1979 wurde das Gefängnis geschlossen und ist seither Museum.

An dem Galgen im Gefängnis fanden zwei Männer den Tod. (Bilder 258 und 259)

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