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Vom Vampyr zum Positronenhirn. Alte phantastische Literatur im Verbrauchertest: Teil 32: Robert Kraft - Loke Klingsor, der Mann mit den Teufelsaugen (1914-16)

Vom Vampyr zum Positronenhirn. Alte phantastische Literatur im VerbrauchertestTeil 32:
Robert Kraft
Loke Klingsor, der Mann mit den Teufelsaugen
(1913-16/27)

Robert Kraft (1869-1916) gehört zu den faszinierendsten und vielseitigsten Unterhaltungsschriftstellern des wilhelminischen Ära. Er hat in seinem kurzen Leben ein ungeheuer umfangreiches Werk hinterlassen. Doch die Veröffentlichung seines innovativsten Projektes sollte er nicht mehr erleben.


Robert KraftI
Als 1927 der Kolportage-Roman-Verlag Freya einen neuen großen Roman von Robert Kraft ankündigte, dürften Fans -wenn es sie denn noch gab - sehr überrascht gewesen sein. Denn der 1916 verstorbene Großmeister des verrückten Abenteuerspektakels mit SF-Touch hatte so ungeheuer viel geschrieben, dass es kaum wahrscheinlich war, dass nun noch einmal ein Manuskript von nahezu 4000 Seiten aufgetaucht sein sollte. Ein Etikettenschwindel?

Durchaus nicht. Weltkrieg und Krankheit zwangen Kraft nach 1913 zunächst zum Rückzug aus dem Schriftsteller-Geschäft.  Seinen letzten großen Kolportageroman,  „Das zweite Gesicht“ musste er 1913 aus gesundheitlichen Gründen vorschnell abbrechen. 60 Hefte a 64 Seiten sollten es werden,

Kraft beendete die Handlung hastig in Heft 46. Vielleicht auch, weil er spürte, dass seine neuen verrückten Einzelideen nicht in diesen Plot passten. In Gedanken arbeitete er schon an seinem nächsten großen – ultimativen Abenteuerroman.

Im letzten Heft des „Zweiten Gesichts“ teilt sein Verlag Freya mit:

„Eine neue Idee, die Robert Kraft seit längerer Zeit beschäftigt und deren Ausarbeitung er, wie er selbst sagt, unbedingt sofort beginnen muß, ließ es ihn angezeigt erscheinen, den Roman „Das zweite Gesicht“ bereits im vorliegenden Hefte zum Abschluß zu bringen.
Spätestens im Herbst beginnen wir mit dem Abdruck des neuesten Kraftschen Werkes, das, nach dem uns bereits vorliegenden Anfang zu urteilen und nach des Verfassers eigener Versicherung, seine beste Arbeit wird. (…)
Wie Robert Kraft versichert, ist er noch nie mit solch großer Lust und Liebe an die Bearbeitung eines Romans gegangen wie jetzt...“   (Hervorhebungen vom Verlag.)

Buchblock Loke KlingsorDas ist nicht nur Werbetrommelgerassel. Anscheinend brannte Kraft wirklich für seinen Loke Klingsor, dessen erste Seiten offensichtlich 1913 bereits vorlagen.

Vermutlich arbeitete er aber vor allem in seinen letzten zweieinhalb Lebensjahren an dem Roman, also zwischen 1914-16. Denn ungewöhnlich ist, dass der Abdruck nicht wie angekündigt im Herbst 1913 begann. Kolportageromane, wöchentlich in Heftform ausgeliefert, wurden eigentlich nicht erst vollständig geschrieben und dann erst in den Druck gegeben. Man lieferte sie aus, und gleichzeitig arbeitete der Autor weiter an späteren Heftnummern.   

Also kam Kraft wohl doch nicht so schwungvoll voran wie angekündigt.

1914 begann der Kreig, und das Projekt geriet völlig in Vergessenheit.

Dann 1927 die Überraschung: Krafts Verlag legte endlich, 14 Jahre nach der Anküdigung, den neuen und letzten Groß-Roman des Meisters vor!

Wieviel von diesen 4000 Seiten wirklich von Kraft selbst ist, lässt sich nur schwer sagen. Als gesichert gilt, dass Kraft etwa 2/3 bis ¾ des Manuskripts hinterlassen hat. Den restlichen Roman rekonstruierte einer der besten Kraft-Kenner überhaupt, Johannes Jühling (1870-1945). Jühling hatte schon früher Kraft „gedoubelt“ - wenn der keine Lust hatte oder in anderen Projekten steckte, führte Jühling die Handlung von Kolportageromanen weiter. Belegt ist, dass für er nicht wenige Passagen der 11bändigen phantastischen Krimi-Abenteuer-Reihe „Detektiv Nobody“ längere Passagen schrieb. Und wirklich – liest man den Loke, so muss man Jühling eine ausgesprochen elegante und feinfühlige Arbeit attestieren. Der Roman wurde bruchlos zuende geführt, die Nähte sind kaum zu erkennen, so wenig, dass sich nur schwer ausmachen läßt, wo Kraft aufhört und wo Jühling anfängt. Da der Roman in viele Parallelhandlungs-Stränge aufgeteilt ist, dürfte es nämlich unwahrscheinlich sein, dass Krafts Text auf Seite 3112 aufhört und Jühlings auf Seite 3113 beginnt. Vermutlich hat Kraft einige Handlugs-Fäden selbst zu Ende geführt, andere nicht.

Aber warum überhaupt euphorisch und ausführlich von einem monströsen Roman reden, der mit seiner schieren Fülle an Material aus allen Nähten platzt und 100 Jahre alt ist? Hat man 2016 überhaupt die Zeit, das alles zu lesen?

Man sollte sie sich nehmen. Loke Klingor ist wirklich etwas Besonderes. Bevor ich erzähle, worum es geht, möge sich der Leser noch etwas in Geduld fassen. Um die Bedeutung des Romans zu umreißen, will ich kurz auf Krafts Verdienste um die deutsche Abenteuerliteratur eingehen.

AtalantaII
Kraft war ein enfant terrible der deutschen Unterhaltungsliteratur. In seinem ganzen Wesen war er ein Anti-Karl-May, fleischgewordene Anti-These all dessen, das sich deutsche Leser bisher unter „anständiger“ Spannungsliteratur vorstellten. Er hatte selbst die Welt bereist, bevor er zu schreiben begann. Er war polyglott, ist zur See gefahren,  in Ägypten auf Jagd gegangen, lebte jahrelang in London und Monte Carlo. Erst spät, 1894, begann er zu schreiben und sandte Manuskripte an den Münchmeyer-Verlag, der in ihm sofort einen neuen Star witterte. Sein Erstling „Die Vestalinnen“ brach 1895 wie ein Sturmwind in die Unterhaltungsliteratur herein.  Im Mittelpunkt: mal keine hehren Männer, sondern freche junge Amerikanerinnen auf Weltreise. Natürlich werden sie von Verehrern beschützt und von Schurken gejagt – doch die Damen sind verwegen, lassen sich nichts gefallen, der Ton des Buches ist schnoddrig, die Moderne faucht wie ein Orkan in die heimelig-stickigen Bürgerstuben der Deutschen.

Stilistisch noch recht holprig, bleibt der Roman dennoch der große Sturm- und Drang-Wurf  eines tastenden Autors. Immer wieder probiert er auch später emanzipatorische Plots aus – Experimente, die einen letzten Höhepunkt mit „Atalanta“ erreichen, der erste große Abenteuerroman mit einer Superheldin im Mittelpunkt, entstanden lange vor den Hero-Pulps.

Die Moderne zieht auch auf anderen Ebenen ins Werk Krafts ein. Immer wieder greift er technische Neuerungen auf und integriert sie in sein Werk, so etwa in dem Western „Ein zweiter Lederstrumpf“, wo die europäischen Helden nicht mehr per Pferd, sondern mit dem Fahrrad unterwegs sind.  Irgendwann reichte Kraft auch das nicht mehr – und er bezog immer öfter auch Sience-Fiction-Ideen in seine wilden, bizarren Romane mit ein.

Die erwähnte Atalanta (1911) bildet einen ersten Höhepunkt seines Ideenreichtums.

Krafts Fokus als SF-Autor waren immer drei Aspekte, die ihn für uns heute besonders spannend machen: Transport-Kommunikation-Illusion.   

Seine Visionen gehen in vielen Fällen weit über das hinaus, was andere zeitgenössische Autoren prophezeihten. In Atalanta und vorher schon in „König König“ beschreibt er in allen Einzelheiten farbiges 3-D-Kino – und zwar solches, für das man keine Spezialbrille braucht.

Seine SF-Ideen waren allerdings nie Selbstzweck, sondern immer nur Beigabe, sie würzten seine grotesken Abenteuer, die zwar Anleihen bei Klassikern nahmen, auch viele triviale Klischees aufwärmten, doch immer in ein sanftes fehlfarbenes Licht surrealen Wahnsinns gehüllt sind, den wirklich niemand imitieren könnte (außer Jühling vielleicht). Der typische Kraft-Touch besteht darin, in den Romanen Haken zu schlagen, handlungstechnisch geradezu tollkühn wie beim Schach mit dem Pferd über Eck zu springen und das Unerwartete zu präsentieren in Wendungen, die zwar mitunter völlig unlogisch und schwachsinnig sind, den Leser aber amüsieren und frappieren. Wie seine geliebten indischen Schausteller kennt Kraft Kniffe und Tricks, die auch heute noch verblüffen und seine Werke aus dem Wust der zeitgenössischen Unterhaltungsliteratur turmhoch herausragen lassen.

Ihm selbst fiel diese Arbeit nicht immer leicht. Seine „Vestalinnen“ schrieb er noch mit Elan und Spaß (was man auf jeder Seite auch spürt), doch bald wurde ihm das Schreiben eine Fronarbeit. Immer wieder bemühte er sich, aus dem Fortsetzungsroman-Zwang auszubrechen. Nach Teilerfolgen mit kurzen Einzelromanen  kapitulierte er um 1910 und begann wieder, endlose Großromane zu spinnen. Doch nach seinem eher schwachen Wiedereinstiegsroman ins Geschäft „Der Graf von Saint-Germain“ begann ein Umdenken. Wenn schon Kolportage, dann mit neuen Ideen, neuen Konzepten, neuen Tricks. Das Ergebnis dieses Prozesses war die geniale 4000 seitige Atalanta.

[Anmerkungdiese Hefte erschienen in sehr kleinseitigen Formaten. Man darf also diese Seitenzahlen nicht überbewerten. Die neue ungekürzte Ausgabe im Dieter-von-Reeken-Verlag hat ca. 2500 Seiten. Zugegeben – immer noch ne Menge Papier...]

Was in Atalanta ausgebreitet wird – eine furiose Welt von durchgeknallten Erfindungen, schrulligen Menschen und sensationellen Ver- und Entwicklungen, war eigentlich nicht mehr steigerbar. Die nächsten großen Romane blieben denn auch, was die surreale Seite angeht, hinter diesem Wurf zurück. Umso überraschender ist, dass sich in Loke Klingsor  tatsächlich noch einmal eine Steigerung abzeichnet. Ja noch mehr – die Geschichte wird wieder mit dem Schwung und der Begeisterung der jugendlichen „Vestalinnen“ erzählt! Loke ist wahrlich der Schwanengesang eines bis heute schmerzlich unterschätzten Autors der Phantastik.

Loke KlingsorIII
„Loke Klingsor“ ist ein bißchen so was wie der „Mann ohne Eigenschaften“ der Trivialliteratur.

Im Hintergrund - eine Geheimorganisation. Weltweit hat sie ihre Netze gesponnen, sie wirbt der Welt alle (wirklich) bedeutenden Wissenschaftler und Ingenieure ab. In den Refugien der Thule-Gesellschaft, die sich auf entlegenen Felsplateaus und in Felsenhöhlen tief unter der Erde befinden, leben die Mitglieder in Saus und Braus – mit Erfindungen, von denen die übrige Welt noch nichts weiß. Die Mitglieder kommunizieren mit einer Art Internet (meines Wissens ist Kraft der Einzige, der das Internet so früh und so präzise vorhergesagt hat.) Es gibt auch eine Art Google Earth, ein Video-System, mit dem man jeden Ort der Welt heransoomen und auf Bildschirmen sichtbar machen kann.

Kopf der Organisation ist Loke Klingsor, ein geheimnisvoller Mann, angesiedelt zwischen Magier und genialem Wissenschaftler, eine Art Zauberer der Moderne (Man wird hier an Hamiltons Captain Future erinnert, der sich in den ersten Romanen noch als „Zauberer der Wissenschaften“ bezeichnet.)

Der romantechnische Clou ist nun der, dass ein Millionär sieben verschiedene Personen oder Paare beauftragt, diesem Loke Klingsor ein Geheimnis zu entreißen, das auf seinem Rücken eintätowiert ist. Dazu muss man ihn aber erstmal finden und fangen! Das gibt dem Autor (oder genauer, den Autoren) die Gelegenheit, die Jagd nach Loke über verschiedene Handlungsfäden auszuspinnen – wobei allerdings im Laufe des Romans noch neue Komponenten und Fäden hinzukommen. Erzählt wird nämlich auch noch die Geschichte einer Sezessionsbewegung innerhalb der Thule-Gesellschaft, die sich in einen regelrechten Krieg ausweitet, weil ränkesüchtige Personen innerhalb der Gilde Loke vernichten wollen. Außerdem führt Loke ein Doppelleben und hat in London eine ganz normale sterbliche Frau samt Sohn, die es vor Feinden zu beschützen gilt...

Kurz, die Themen und Ebenen des Romans sind so weit aufgefächert, dass es fast verwundert, dass er nach 4000 Seiten schon zu Ende ist. Dabei bleibt nicht aus, dass die Autoren zuweilen starke Anleihen bei klassischer Abenteuerliteratur nehmen. Der kompetente Sammler und Romanheft-Experte Heinz J. Galle weist zu Recht daraufhin, dass die dämonische Gestalt des Loke sehr an Dr. Nikola erinnert, den ersten Superschurken der Moderne, erfunden für eine 5teilige Romanreihe vom Australier Guy Nevell Boothby (1894ff). Ganz bestimmt ist die unheimliche schwarze Katze Lokes bei Boothby entlehnt, die auch die Illustrationen der Loke-Buchausgaben zierte. Die Idee mit der Tätowierung taucht schon in Atalanta auf – und stammt ursprünglich aus einem Roman von Haggard. Außerdem folgt die Handlung eine Weile ziemlich verdächtig dem Fantasy-Roman „Die vergessene Welt“ von Arthur Conan Doyle.

Buchblock Luke KlingsorDoch sieht man genauer hin, mixen hier Kraft und Jühling alte Zutaten zu etwas völlig Neuem zusammen, etwa wie es die Rowling im Harry Potter mit alten Magie-Klischees tut.  So ist Loke Klingsor, von Oberflächlichkeiten abgesehen, eben kein Dr. Nikola, er ist kein Schurke, sondern erweist sich als positiver Held, am Ende freilich dann sogar fast gottgleich, zu gottgleich vielleicht.

Auch hier wieder sind die Abenteuer überkandidelt, lassen kaum etwas an Durchgeknalltheit zu wünschen übrig, was Spannung und groteske Momente betrifft, nur dass hier die Flut an Einfällen besser strukturiert ist als in früheren Romanen. Beeindruckend, wie Kraft hier Mythos und Moderne zusammenführt – mehr als in Atalanta verschwimmen die Linien zwischen Wissenschaft und Magie, immer bleibt ein Rest Zweifel, ob die übergroßen Gegenspieler der gewöhnlichen Menschen in diesem Roman nicht doch Dämonen sind, mächtige Zauberer, die sich nur den Anschein der Rationalität geben, um nicht allzusehr aufzufallen. Dieses Hoffmannsche Halbdunkel, das in den besten Passagen herrscht, gehört zu den brillianten Leistungen des Autors.

Eine Merkwürdigkeit sei erwähnt – das große Leitmotiv des Buches sind unterirdische Gänge. Sie nehmen mit fortschreitender Handlung eine immer dominantere, quälendere Position ein, der Leser irrt, kriecht, rutscht läuft und stolpert mit den Akteuren in epischer Breite durch solche Gänge – mache führen irgendwohin, manche enden im Nichts.  Eine Hommage an den alten Gothic-Roman? Kaum. Fast möchte man hier der Freudschen Schule rechtgeben, die einmal einen Traum-Zusammenhang zwischen Magenbeschwerden und engen Gängen postuliert hat. Kraft litt in seinen letzten Lebensmonaten unter entsetzlichen Magenschmerzen – hier könnte ein Hinweis dafür sein, dass er, ein genialer Umsetzer unbewußten Materials ins Bewußte, in seiner Qual seinen Gang-Phantasien freien Lauf läßt. Das verleiht dem Roman zuweilen eine klaustrophobische, ja psychotische Note. Was ihn aber nicht weniger aufregend macht.

Die VestalinnenIV
Lange war das Werk vergessen.

Meines Wissens hat es im 20. Jahrhundert keine echte Wiederauflage jenseits des Freya-Verlages mehr gegeben. (Ein Nachdruck im Ganzbiller-Nostalgie-Verlag brachte vor Jahren in winziger Auflage einen Reprint der 60teiligen Heftfassung, zum Teil in sehr grenzwertiger Druckqualität.)   Vermutlich kam auch die Erstauflage schon zu spät – die visionären Erfindungen sind zwar auch für 1927 noch erstaunlich – aber Robert Kraft war schon 15 Jahre nach seinem Tod fast vergessen – zumindest seine umfangreichen Kolportage-Romane. Das hat vermutlich auch mit dem Genre selbst zu tun – da der Heftroman nun vor allem männliches Lesepublikum ansprach, kaprizierte sich die dahinsiechende Kolportage-Literatur nun vor allem auf Frauenliteratur. Da wirkten Krafts Phantasien vermutlich besonders abartig. Überhaupt geriet das Medium Kolportageroman bald fast komplett in Vergessenheit – nach dem 2. Weltkrieg kannten auch Experten außer Mays Waldröschen kaum noch einen weiteren Titel.

Und natürlich wäre ein Comeback auch teuer geworden -  wer druckt schon 2500 Seiten unbekannter Literatur?

Mittlerweile sieht das schon wieder anders aus. Nicht nur wegen der Möglichkeit elektronischer Bücher. Der große Fantasy- und Mehrteiler-Boom hat sie in neuer Gestalt zurückgebracht, die alten Kolportageromane. Es gibt inzwischen durchaus wie im 19. Jahrhundert Leute, die ähnliche Textmassen mit Vergnügen verspeisen – man müßte mal ausrechnen, wie oft die Atalanta oder Loke Klingsor in den Games-of-Thrones-Epos passt. Vermutlich ist das Verhältnis ähnlich das der Erde zur Sonne.

Dennoch hätte ich mir nie träumen lassen, dass einer meiner Lieblings-Verlage, nämlich der Dieter von Reekens, nun neben der Atalanta auch den Loke wieder satzgetreu herausgibt. Loke erscheint vierbändig, Band eins ist da, Band 2-4 sollen noch dies Jahr vollständig erscheinen. Eine wirkliche Großtat für den Autor, grade rechtzeitig zum 100. Todestag! Auch diesmal kommt alles liebevoll ausgestattet mit allen Illustrationen der Erstausgabe (immerhin über 200!) auf den Markt, wieder, wie schon die Atalanta, kompetent kommentiert von Heinz. J. Galle, und das alles in wunderbarer Hardcover-Präsentation.   

Dass grade Heinz J. Galle sich der beiden Romane angenommen hat, ist kein Zufall. Er ist Paul-Alfred-Müller-Experte und hat u.a. schon im selben Verlag die Gesamtausgaben der Urfassungen von Sun Koh und Jan Mayen, zwei äußerst populären und einfallsreichen Heftserien der 1930er Jahre, betreut. Wer Atalanta und Loke Klingsor nach Sun Koh und Jan Mayen liest, wird feststellen, daß Kraft den Pionier der deutschen Heft-SF nachhaltigst beeinflußt hat. Viele Kraft-Ideen finden sich in Müllers Heftromanen wieder.

Nächste Folgen:
Abraham Merritt: Die Puppen der Madame Mandalipp (1932) (16. Mai)
Paul W. Fairman: Der Mann, der im Nichts steckenblieb (1951) (02. Mai)
David H. Keller – Horror-Storys (1928-53) (16. Mai)
Ethel Lina White – Eine Dame verschwindet (1936) (30. Mai)
E. T. A. Hoffmann – Meister Floh (1822) (13. Juni)
Edgar Rice Burroughs – Tarzan bei den Affen (1912) (27. Juni)

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Kommentare  

#1 Torshavn 2016-04-04 06:57
Vielen Dank für den sehr gelungenen und informativen Artikel.
Kraft kannte ich bisher nur dem Namen nach.
Aber deine Artikel sind eine wunderbare Werbung für das jeweilige Buch. Deine Begeisterung ist wirklich ansteckend.
Ich bedaure schon noch keinen Kraft im Regal stehen zu haben, den ich jetzt gleich lesen könnte.
Danke :-)
#2 AARN MUNRO 2016-04-04 11:23
...ein sehr schöner, spannnend und gut erzählter Artikel, der neugierig auf diesen Autor macht, den ich auch noch nicht kenne...werde mich mal um diesen Lesestoff bemühen...
#3 Toni 2016-04-04 20:37
Dem Lob kann ich mir nur anschließen...
Ich dachte immer, dass Kraft ein Ami sein. Wieder etwas gelernt.
#4 Toni 2016-04-04 20:54
Sorry, aus mir hat gerade Winnetou Lippens gesprochen... :oops:
#5 Matzekaether 2016-04-05 17:09
Danke wie immer fürs feedback!

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