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Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Die Kapuzenmänner

Dirk und die VampireDer Vampir-Horror-Roman
Die Kapuzenmänner

Der Vampir-Horror-Roman ist eine Legende des Heftromans. Ich bin leider erst nach Einstellung der Reihe auf die Serie gestoßen und habe in den achtziger Jahren jede Menge davon gelesen.

Dreißig Jahre später wiederhole ich das Experiment Vampir-Horror-Roman lesen nochmals. Ob es immer noch gefällt?


Lebendig begrabenDie Kapuzenmänner
(The Widderburn Horror)
von R. Warner-Crozetti (Ruth G. Warner Crozetti)

Vampir Horror-Roman Nr. 28
August 1973 / DM 1,-

Pabel Verlag
Entspannt sitzt Eric Campion hinter seinem Schreibtisch, als sich aus dem Nichts ein Brief materialisiert. Der Absender ist Henri Dillon, dessen Enkeltochter er beinahe geheiratet hat. Jetzt benötigt der alte Herr seine Hilfe und es scheint sehr dringend zu sein. Die Rede ist vom St. Nimmerleinstag, einer großen Katze und dem Teufel persönlich. Da er das Familienoberhaupt der Dillons kennt weiß er, dass nur schwarze Magie hinter der Sache stecken kann. Dann löst sich der Brief  vor Campions Augen auf. Er entschließt sich den Hilferuf ernst zu nehmen und nimmt Kate Mallory, eine Ärztin die für ihn arbeitet, mit in das Abenteuer.

Die Wegbeschreibung des Alten führt sie durch Widderburn, einem dunklen und verlassen wirkenden Örtchen umgeben von dichten Wäldern. Kein Vogel ist zu hören und die bedrückende Stimmung wird von seltsamen Artefakten, Pentagrammen und Dämonenstatuen, noch verstärkt. Das Dach der Kirche ziert ein umgedrehtes Kreuz. Eric Campion erkennt die Zeichen von Teufelsanbetung nur zu gut.

Dann taucht ein Mann auf der wie ein Mönch gekleidet ist und stellt sich als Belial vor. Er macht keinen Hehl daraus, dass er die kleine Gemeinschaft von Teufelsanbetern hier im Ort leitet und einen magischen Krieg mit Henri Dillon führt. Er ist sein unehelicher Sohn und strebt die Herrschaft über Familie und Vermögen an, was der Alte aber verhindern möchte. Belials Mutter kann das bestätigen. Sie lässt kein gutes Haar an Henri Dillon, denn sein Handeln scheint nicht immer das richtige für alle Familienmitglieder zu sein.

Schließlich tauchen auch die übrigen Dorfbewohner auf. Sie jagen einen Hund den Campion sehr gut kennt, denn er hat ihn selber ausgebildet und ihn seiner damaligen Verlobten geschenkt. Schnell wickelt Campion ihm ein uraltes Kreuz um den Hals und macht sich dann mit seinen Begleitern, Kate und Stokes, Hausdiener und Mitglied der Familie, auf den Weg zum Herrenhaus. Belial lässt sie ziehen und verspricht sogar, sich um ihr Gepäck und das Auto zu kümmern. Kate bereut zutiefst, mitgekommen zu sein. Wo ist sie hier nur hinein geraten.

Im Haus erwartet sie Valerie und ihr Bruder Paul. Sie verstehen nicht, warum ihr Großvater Campion um Hilfe gebeten hat, aber bringen etwas Licht in die Angelegenheit. In Frankreich des 1600 Jahrhunderts schloss, um seinen lockeren Lebensstiel finanzieren zu können, Honore Gandillon einen Pakt mit dem Teufel und machte seine Nachfahren so zu Teufelsanbeter. Ein Fluch teilte die Mitglieder ab da zusätzlich noch in drei Parteien. Die einen wurden mit Missbildungen geboren und man sperrte sie deshalb weg, die anderen waren schwachsinnig und dann gab es noch die Vorzeigbaren, die für gewöhnlich die Oberhäupter des Clans stellten. Allerdings waren diese von einem Werwolf Fluch betroffen und man musste sie bei Vollmond wegsperren. Paul und Valerie  trugen beide das Mal einer Wolfspfote auf ihrer Haut.

Valerie ist von Belial manipuliert und besuchte ihn heimlich im Dorf. Sie sieht die letzten Tage von Henri Dillon gekommen und bereitet sich auf eine Machtübernahme vor. Ihrem Bruder Paul traut sie die Führerschaft nicht zu. Belial dagegen traut sie mehr zu, denn er kann sogar einen Tiger (die große Katze) heraufbeschwören, die durch die Wälder schleicht und auch schon Menschen getötet hat. Aber der Anführer der Dorfbewohner gehört zu den Missgestalteten Dillons und trägt unter seiner Kutte einen zweigeteilten Fuß, was ihn glauben lässt dem Teufel geweiht zu sein. Laut Dr. Kate eine Sache, die man im Kleinkindalter hätte operieren können.  Sie bekommt langsam Mitleid mit dem armen, verwahrlosten Teil der Familie.

Henri Dillon ist selber davon überzeugt, nicht mehr lange zu leben, aber seinem degenerierten und fanatischen Sohn Belial möchte er die Macht nicht überlassen. Er trifft Vorkehrungen und stärkt sich für einen letzten Kampf um das Zepter der Familie. Campion hat er dabei als Rettungsanker vorgesehen, denn er kämpft nur mit weißer Magie und uralten, religiösen Symbolen (das Kreuz) und kann so gefahrlos agieren wenn es brenzlig wird.

In der Nacht vor St. Nimmerleinstag tötet der Tiger die  Frau vom Hausdiener Stokes, die auf dem Weg zum Dorf war. Der Zeitpunkt einer direkten Auseinandersetzung zwischen Belial und Henri Dillon steht kurz bevor und man sammelt auf beiden Seiten nochmals ein paar Kräfte. Da Vollmond ist, sperrt man Paul in eine dunkle Dachkammer. Er soll den Kampf nicht stören.

Am Abend stehen sich die Kontrahenten gegenüber und der Kampf beginnt. Flüche und Blitze werden geschleudert und schließlich gelingt es Henri Dillon Balion zu lähmen. Anschließend beschwört Satan, der ihm einen Höllendiener schickt, den er dann auf Belial hetzt und diesen schließlich vernichtet. Allerdings möchte der Dämon  danach nicht mehr in Hölle zurück, sondern ein wenig wüten. Jetzt kommt die Stunde von Campion, der mit seinem heiligen Kreuz den Unhold in die Schranken weist und wieder in den Untergrund schickt.

Der Kampf ist beendet und die Dorfbewohner stehen ratlos im Kreis. Henri verteilt unterdessen Kuchen und hält eine Rede, dass sich in Zukunft alles ändern wird. Allerdings war das nur ein Ablenkungsmanöver, denn die Kuchen waren vergiftet.

Paul und Valerie haben sich inzwischen in Werwölfe verwandelt und toben im Herrenhaus, bis Henri sie mit geweihten Silberkugeln niederstreckt und den Fluch löst. Anschließend verrät er noch, dass sein Diener Stokes in seinem Auftrag das Haus und das gesamte Dorf mit Sprengladungen versehen hat und diese bald hochgehen werden um die letzten Spuren der Dillon-Sippe zu beseitigen. Dann stirbt er selber.

 Campion hat er ein hübsches Sümmchen hinterlassen, damit er weiter forschen und gegen das Böse kämpfen kann, denn insgeheim hatte es Henri Dillon gehasst, ein Satansjünger zu sein.

Dirk und sein SenfMein Senf
Hokus-Pokus-Fidibus! Briefe erscheinen in der Luft, Tiger werden herbeigezaubert und der Teufel kommt auf einen Tee vorbei. Alles ganz nett beschrieben, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir da ein paar Seiten fehlen oder besser gesagt eine ganze Vorgeschichte. Ich gehe mal davon aus das eine gibt. Mir kommt es so vor, als wenn er und seine Mitarbeiter schon länger den Dämonen hinterher jagen, denn sie werden als Routiniers mit jeder Menge Erfahrung im Kampf gegen die Auswürfe der Hölle  beschrieben.  Ein wenig wird zwar auf Campions Vergangenheit im Bezug zur Familie Dillon eingegangen, er hätte ja beinahe Valerie geheiratet, aber das war es dann auch schon. Hinweise auf vergangene Abenteuer fehlten gänzlich und man musste sich mit dem Helden irgendwie so anfreunden. Ein Roman also, der einen mitten im Leben von Wildfremden absetzt und man das Wieso und Warum zwischen den Zeilen herausfiltern muss. Am Ende der 65 Seiten war ich aber auch nicht schlauer. Das Original  kam wohl Anfang der 1960er  heraus und hatte einen Seitenumfang von 191 Seiten im Taschenbuchformat. Sind beim Kürzen und Übersetzen die Infos rund um Campion und seinen Leuten irgendwo auf der Strecke geblieben? Wahrscheinlich. Es gibt natürlich einiges über Ruth Warner-Crozetti im Internet zu lesen, aber das ist überwiegend nicht ins Deutsche übersetzt und mit meinen Englischkenntnissen würde ich nur für Verwirrung sorgen.

Etwas habe ich dann doch herausbekommen, denn da gibt es noch einen Film von 1965 der den Titel HOUSE OF THE BLACK DEATH trägt und nach  der Novelle THE WIDDERBURN HORROR gedreht wurde. Den deutschen Titel habe ich leider nicht ermitteln können, aber da wird der ein oder andere von euch sicherlich etwas beisteuern können. Ganz so schlecht kann er aber nicht gewesen sein, wenn man sich die Besetzungsliste so ansieht. Belial, der Anführer der Dorfsippe  wird von Lon Chaney Jr. gespielt und John Carradine mimt Henri Dillon, der im Film allerdings Desard heißt. Jerome Thor (?) als Dr. Eric Campion wird weiter hinten aufgeführt und spielt, wie im Roman, mehr den Helden im Hintergrund. Wenn ich den Streifen mal gesehen haben sollte, habe ich zumindest nichts darüber abgespeichert (und auch keine bleibenden Schäden behalten). Ich denke mal, dass der Film die Geschichte der Familie Dillon/Desard besser rüber gebracht hat als die Version von Pabel.

Der Roman erzählt von einer Satanisten Familie, die sich im Laufe der Jahrhunderte vom Rest der Menschheit gelöst hat und ihrem unvermeidbaren Untergang entgegen driftet. Da sich die Mitglieder untereinander regelmäßig im Kreis befruchtet haben, ist mit der geistigen Flexibilität auch nicht mehr viel los. Da hilft auch keine schwarze Magie oder der Satan persönlich. Um die Führung der Sippe nicht einem Fanatiker in Sachen Teufelsanbetung zu überlassen, radiert das letzte Vernünftige Oberhaupt die ganze Mischpoke einfach aus. Das war ein astreiner Massenmord an teilweise Unschuldigen, denn die unterprivilegierten Bewohner des Dorfes folgten ja immer nur ihren jeweiligen Anführern und es gab unter ihnen auch Kinder. Als Henri Dillon älter wurde und seine Macht nachzulassen schien, sah Belial seine Stunde gekommen und versuchte für sich Stimmung zu machen. Das erinnerte mich doch tatsächlich an  Wahlkämpfe unserer Zeit und alte, eingesessene Familien gibt es hier ja bekanntlich auch.  Henri Dillon machte ein auf mächtig und führungsstark und Belial versuchte Ängste zu schüren, indem er einen wilden Tiger erscheinen ließ den nur er im Griff hatte. Paul, der Sohn des Hauses hatte in Indien mal eine Begegnung mit so einem Tier und man nahm deshalb an, dass er sich in den Gestreiften verwandeln kann. Das war eine Sackgasse und passte auch nicht so recht in den (gekürzten) Roman, zumal es ja auch noch diese Werwolf Geschichte gab, die auch ein wenig fehl am Platze wirkte. Außer, dass man Paul und Valerie bei Vollmond beobachten und einsperren musste, spielte die Lycanthropie keine große Rolle. Zumindest haben sie niemanden gebissen. Wegen der Kürze weggefallen?

Also, meine Sympathien lagen zuerst bei Henri Dillon, der ja noch ganz normal zu sein schien. Im Laufe der Handlung kam aber immer mehr die Jahrhunderte lang verfehlte Familienpolitik ans Licht. Die Schwachen des Clans wurden wie Sklaven gehalten, die mit den körperlichen Makeln wie geteilter Fuß, Hasenscharte oder Epilepsie weggesperrt. Ich konnte Belials Aufbegehren teilweise verstehen und hätte den Überlebenden eine glücklichere Zukunft gewünscht, doch Henri Dillon hat egoistisch für alle entschieden und den ganzen Haufen mit ins Jenseits gerissen. Da sie Satanisten waren, weiß man wo sie gelandet sind. Da hat der Teufel direkt mehrere Reisebusse voller Dillons auf einmal bekommen. Die Atmosphäre rund um Widderburn war auch ganz nett düster beschrieben und vermittelte das Gefühl vom Hinterwald und Abgeschiedenheit. Der Satanskram wurde natürlich aus alt Europa eingeschleppt, wo es bekanntlich jede Menge alte Familien und noch mehr böse Flüche und Pakte mit dem Teufel gibt als sonst wo. Die Amis haben es bekanntlich ja nicht so mit dem Adel.

Insgesamt gesehen war DIE KAPUZENMÄNNER kein schlechter Roman, er wirkte nur etwas unübersichtlich und unfertig.  Hier spürte man das Zusammenkürzen auf 65 Seiten doch recht heftig, denn auch wenn ich das Original nicht kenne, kann ich mir nicht vorstellen, dass R.Warner-Crozetti so viele Fragen offen ließ. Den Film wird man auch nicht auf der Basis einer schlechten Vorlage gedreht haben, denke ich mal. Eigentlich hat er sich in die amerikanischen Übersetzungen bei den Vampiren nahtlos eingereiht und entsprach auch irgendwie dem, was damals so über den großen Teich an Storys rüberschwappte. Satanskulte, Teufelsbesessene und Okkulte Vereinigungen waren um 1970 ein beliebtes Thema. Die erotischen und aufklärerischen Elemente gab es zwar noch nicht wirklich (die 68er kamen erst noch) dafür aber ein wenig Eifersucht und Stutenbissigkeit um Campion zwischen den beiden Damen, Dr. Kate Mallory und Valerie Dillon.

Was sollte das eigentlich immer mit dem St. Nimmerleinstag? Bei uns steht der Begriff ja für den Tag, der niemals kommen wird aber bei Warner-Crozetti scheint dieser Tag ein bestimmtes Datum zu haben. Irgendein amerikanischer Feiertag mit lustigen Hüten und Popcorn oder finden die nur den Namen schön, so wie „Kindergarten“ oder „Blitzkrieg“?

Was gab es sonst noch?
Tja, der Tiger aus dem Roman ist bei Thole eher ein Kätzchen, das sich mit einem Affen (Pavian?) kloppt und dabei alt aussieht. Ich denke mal, dass der Affe einen Werwolf darstellen soll der die Seite von Henri Dillon vertritt und sich mit der herbeigezauberten Katze von Belial prügelt. Nun, die Werwölfe von Thole sehen immer ein wenig gewöhnungsbedürftig aus und der Tiger muss drei Tage alt gewesen sein. Für mich jetzt nicht unbedingt sein bestes Werk. Die Gestalten im Hintergrund gehören aber eindeutig zum VHR Nr.28, denn in lila Kutten gekleidete gab es jede Menge.

VAMPIR INFORMIERT spendiert diesmal William Henry Pratt besser bekannt als Boris Karloff zwei Seiten. Wenn es nach seinen Eltern gegangen wäre, wäre er wohl Diplomat geworden. Was für ein Glück für den Horror-Film dass er seinen eigenen Kopf hatte.

Im Wald abhängen bekommt bei Alfons übrigens eine ganz andere Bedeutung.

Na dann, bis zum St. Nimmerleinstag...

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Kommentare  

#1 Thomas Mühlbauer 2016-08-03 07:14
Von der Qualität des Filmes kann man sich hier überzeugen:

www.dailymotion.com/video/x1refic_house-of-the-black-death-1965_shortfilms
#2 Andreas Decker 2016-08-03 11:13
zitiere Thomas Mühlbauer:
Von der Qualität des Filmes kann man sich hier überzeugen:

www.dailymotion.com/video/x1refic_house-of-the-black-death-1965_shortfilms


Qualität ist gut :D Dagegen sind die Ed Wood-Filme ja richtig fetzig. Ödes Geschwafel in drei Kulissen, aufgelockert mit ein paar Bikinitänzen, die satanisch sein sollen. Aber Chaney mit zwei Hörnchen auf der Stirn sieht spaßig aus. Was hat der Mann am Ende seiner Karriere nur in Trash mitgespielt.

Mysteriöse Publikationsgeschichte. Der Film ist angeblich von einer Lora Crozetti geschrieben. Vielleicht hieß sie ja in Wirklichkeit Ruth und heiratete Mr. Werner. So schlecht, wie der Film ist, fürchte ich, dass die Lücken weniger auf die Übersetzung als auf das mangelnde Talent der Autorin zurückzuführen ist.
#3 Toni 2016-08-03 21:10
Habe jetzt auch mal kurz reingeschaut und nehme meine Meinung über den Film zurück. Da wirkte der Roman von Pabel um einiges frischer. Ein Lob an Eva Wagner :-) Ein paar alte Labersäcke stehen um einen Alter herum und schwafeln ihr Opfer langsam zu tode.
Echt depri.
#4 Toni 2016-08-03 21:12
Sollte natürlich Altar heißen
#5 Laurin 2016-08-03 21:42
@ Toni:

Der Altar war auch schon alt. Macht also nichts. :lol:

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