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Zamorra und Ren Dhark? - Professor Zamorra 475 - 477

Zamorra und Ren Dhark? - Professor Zamorra 475 - 477Zamorra und Ren Dhark?
Professor Zamorra 475 - 477

Einführung
Passend zum kürzlich veröffentlichten Artikel über die verschiedenen REN DHARK-Fortführungen habe ich eine bereits vor Jahren geschriebene Rezension aus den Wirrungen meiner Festplatte hervorgeholt. Ursprünglich wurde sie etwa 1992 in einer Ausgabe des REN DHARK FANZINEs veröffentlicht, kurz nach dem Erscheinen der PROFESSOR ZAMORRA-Bände 475 bis 477.

Einer Trilogie, bei der Werner Kurt Giesa seine Vorliebe für Kurt Brands SF-Saga miteinbringen konnte.

Mittlerweile ist viel geschehen:
Die PROFESSOR ZAMORRA-Serie hat bereits vor einigen Jahren den vierstelligen Nummernbereich erreicht. Aber Werner Kurt Giesa, der langjährige Serienhauptautor und Verfasser der hier besprochenen Trilogie, durfte dies nicht mehr erleben. Er starb am 14.02.2008.

Dennoch habe ich auch die Teile beibehalten, wo Werner in der Rezension direkt angesprochen wurde. Der heutige Leser mag sich einfach in das Jahr 1992 zurückversetzt fühlen.

PROLOG:
 "Wo sind wir denn hier angekommen?" Sara Moon stellte die Frage, ohne ihren Blick von den gigantischen Hochbauten abwenden zu können. In ihrer Begleitung befanden sich Professor Zamorra, Nicole Duvall, die Druiden Gryf und Teri sowie der ehemalige Ewige Ted Ewigk - und allesamt waren sie überrascht. Einzig der Professor hatte eine zufriedene Miene aufgesetzt und verriet dadurch, dass er mehr wusste als die anderen.
 Dennoch faszinierten die über tausend Meter hohen Gebäude auch ihn. Auf einen langen, optisch relativ dünn wirkenden Stengel saß eine große Wohnkugel, die von allerlei kleinen Fahrzeugen umschwirrt wurde.
 Manchmal konnten Zamorra und seine Gefährten riesige - ja, was war das? Raumschiffe?!- über ihren Köpfen hinweg fliegen sehen. Raumschiffe, die großen, schimmernden Ringen glichen, und wohl gerade deswegen so elegant aussahen. Da konnte die Menschheit des Jahres 1992 mit den Space Shuttles nicht mithalten.
 "Aber wie zum Teufel kommen wir hier her?" An Gryfs Stimme konnte niemand feststellen, wie sehr der über achttausendjährige beeindruckt war; nach so einer langen Lebensspanne hatte er seine Emotionen fest im Griff. Solche, bislang ungefährliche Überraschungen konnten ihn nicht aus dem Gleichgewicht werfen.
 "Nein, Gryf, da hat der Teufel oder sonst einer unserer Freunde nicht die Hände im Spiel - sondern ich. Genießt die Stunden, die wir hier verbringen können - denn wenn dieser Werner Kurt Giesa uns auf die Schliche kommt, dann versetzt er uns knallhart wie ein Hammer in eine andere Zukunft. In eine düstere Zukunft!"

Der Drache der ZeitPROFESSOR ZAMORRA
Band 475: Der Drache der Zeit (1. Teil der Trilogie)
Immer öfter stellen Zamorra, seine Freunde und Bekannte fest, dass sich anscheinend zwei nur durch Kleinigkeiten verschiedene (Erden-)Parallelwelten überlappen. So sieht zum Beispiel Ted Ewigk sein Gegenpart von eben dieser anderen Welt sterben und in Asche verfallen, nur um kurz darauf festzustellen, dass dieses Ereignis - wie auch die anderen Begebenheiten - scheinbar gar nicht stattgefunden hat!

Professor Zamorra, seine Freundin (offiziell Sekretärin) Nicole Duvall und die Silbermond-Druiden Teri Rheken und Gryf ap Llandrysgryf  suchen Merlin, den Magier, in seiner Burg Caermardhin auf. Eine ernstgemeinte Warnung von Lucifuge Rofocale, die sie Merlin überbringen sollen, treibt sie dazu, hat dieser Gegner einige von ihnen doch nur aus diesem Grund in Band 474 am Leben gelassen - und das will schon etwas heißen...

Der weise Merlin, der über einen langen Zeitraum hinweg im Tiefschlaf gelegen hat, um seine Kräfte für die Zukunft zu speichern, erweist sich als ausgesprochen stur und von sich selbst sehr überzeugt. Er hört nicht auf die überbrachte Warnung, nicht einmal auf seine eigene Tochter Sara Moon. Und immer noch nicht gibt er preis, wofür er denn diese länger als ein Jahr angesammelte Energie verwenden will. Zumindest lässt er durchblicken, dass die beobachteten 'Erscheinungen' mit Gelingen seines Unternehmens verschwinden werden …

... was ihm nicht geglaubt wird. Da der Professor einen Hinweis hat, dass der Ursprung dieser Erscheinungen vom in der Gegenwart nicht mehr existenten Silbermond ausgeht, wollen sie ihn in der Vegangenheit aufsuchen - brauchen dafür aber den Machtkristall 13. Ordnung, den derzeit nur Ted Ewigk besitzt. Das Team setzt sich mit ihm ihn Verbindung, doch als Ted Ewigk festellt, dass Sara Moon ebenfalls bei dem Unternehmen dabei sein wird, kommt es zu Spannungen zwischen ihm und der einstigen Todfeindin.
 
Dann endlich ist es soweit - sie öffnen das Tor zum Silbermond ... und stellen fest, dass sie diesen wohl kurz vor seiner Zerstörung aufgesucht haben. Eine Rückkehr zum Schloss ist unmöglich, da Sara Moon geistig kurz wegtritt, da sie zu diesem Zeitpunkt zweimal auf dem Silbermond existiert, (war sie damals doch bei der Zerstörung des Silbermondes beteiligt) und der Dhyarra-Kristall aus unbekannten Gründen schwarz wird, sobald er benutzt wird.

Merlin währenddessen startet sein Unterfangen - er will den Silbermond, der damals in eine entartete Sonne stürzte, vor der Zerstörung retten, und ihn in die Gegenwart transportieren. Eine Kleinigkeit jedoch geht schief: Der Silbermond wird in die Zukunft (2058) transportiert, da alle Energie allein auf dieses Unterfangen geleitet wurde, auch die Energie, die den Silbermond hätte ersetzen und die Zerstörung des (parallelen) Sonnensystems herbeiführen sollen ...

Da Zamorra und seine Gefährten der Rückweg verwehrt ist, rettet er ihnen dadurch unfreiwillig nichtsahnend das Leben - aber auch dem Bollwerk des Bösen, das sich im Sonnensystem aufhält.
Es sieht jetzt so aus, als würde die eigene Gegenwart den nun veränderten Ausgangspunkten weichen müssen ...

Und welche Rolle spielt Julien Peters in diesem Spiel, der während einer Meditation symbolisch einen veränderten Merlin sieht, der gegen einen Drachen (Drache der Zeit) kämpft und zu unterliegen scheint?

Soweit die Handlung, die dem ersten Band der Trilogie entspricht. Es wäre mehr als unfair, auch die anderen Bände in dieser Form zu rezensieren, da ich sonst die ganze Spannung nehme: Die Bände sind, für diejenigen, die diese Romane gerne lesen möchten, sicherlich noch aufzutreiben.

Aber was macht diese Trilogie denn nun für den normalen RD-Leser interessant?

Nun, der Autor hat sich mit dieser Trilogie eifrig im Heftromanbereich ausgetobt, sprich von vielen Serien das eine oder andere eingebracht - und sich natürlich auch aus dem RD-Kosmos ein wenig bedient, ohne jedoch einfach nur blind abzukupfern.

Die Hölle auf ErdenHier die wohl wichtigste Szene von der Sparte des Ren Dhark-Fan aus betrachtet:

Dieses Flugobjekt 'Boot' zu nennen, war eine der krassesten Untertreibungen, die Zamorra jemals vernommen hatte. Es bestand aus einem gut 50 Meter starken Ring aus einem eigenartig blau schimmernden Material; der Gesamtdurchmesser des Ringes betrug ber 750 Meter. Der Ring rotierte während des Fluges wie ein gigantisches Rad um seine 'Nabe', die in diesem Fall aber aus purer Leere bestand.
    (...)

(Prof. Zamorra Band 476, Seite 28)

Wäre noch Anzumerken, dass der Professor zum Commander des Bootes ernannt wurde und der Ringraumer den Namen 'POINT OF NO RETURN' trug - was will der Autor uns damit sagen?

Ist für die RD-Serie der Punkt ohne Rückkehr erreicht? Nein, das ist unmöglich, kommt doch ein Ringraumer bereits hier in diesem Band und in dieser Serie vor. Oder hat Werner Kurt Giesa bereits zu diesem Zeitpunkt geahnt, dass es bei Kelter keine Rückkehr für Ren Dhark in Form einer vierten Auflage geben wird?

Genug der Spekulationen zu diesem Thema - gehen wir ein klein wenig auf die Technik des Raumers ein:

Das Sternenschiff (Mutterschiff der POINT OF...) bewegt sich mit dreitausendfacher Lichtgeschwindigkeit - und da die POINT OF ein 'Jagdboot' ist, kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Ringraumer noch zu weit höheren Geschwindigkeiten in der Lage ist. Auch darin gleicht sie der alten RD-Lady gleichen Namens, welche sich ja auch überlichtschnell fortbewegte und dabei trotzdem im Normalraum sichtbar war.

Im Gegensatz zur Brand‘schen POINT OF dreht sich der Ringraumer innerhalb der Zamorra-Serie um seine eigene Achse - um Schwerkraft zu erzeugen. Nun, das dürfte ein kleiner Rückschritt sein, beweist das doch, dass die Erbauer des Raumers mit jedem bisschen Energie geknausert haben! Tja, und die Original-POINT OF löste das Energieproblem ja auf andere Weise!

Durch die 'natürliche' Schwerkrafterzeugung im Zamorra-Ringraumer muss man davon ausgehen, dass auch die Decks anders angelegt worden sind. Allerdings muss auch in diesem Ringraumer ein SF-mäßiger Gravomechanismus zu finden sein, denn die Besatzungsmitglieder fallen nicht allesamt auf die Nase, wenn die POINT OF NO RETURN sich im Ruhezustand auf dem Landefeld aufhält - einzig das Aussteigen bereitet dem Professor ein kleines Problem, da der Boden sich ja ob der veränderten Schwerkraft um 90 Grad dreht.

Das Schwert des TräumersNatürlich gibt es noch einige weitere Erinnerungen an die RD-Serie. Doch die will ich nicht alle aufzählen, denn wenn ich von einem Rhet Riker (der bereits vor dieser Trilogie in der Serie auftrat) auf Dan Riker schließe, wird das ganze doch ein wenig zu knauserig.

Die geschilderte Zukunft der Menschheit innerhalb der Zamorra-Serie lässt sich nur schwer mit der aus RD vergleichen - denn dazu ist sie viel zu düster. Der Autor hat es verstanden, die Verhältnisse actionbetont dazustellen; sogar eine dichte Atmosphäre entsteht, die den Leser in den Bann zu ziehen vermag.

Und im Hintergrund bleibt immer die bange Frage: Wie geht es weiter? Bleibt diese Zukunft erhalten? Handelt es sich um eine veränderbare Zukunft, die durch eine kleine Manipulation in der Vergangenheit wieder eingelenkt werden kann?

Über diese Fragen hinweg tröstet nur eines: Zamorra samt Gefährten wissen auch nicht mehr - nur geht es um ihre Existenz, nicht um die des Lesers!

Was mich etwas gestört hat, war die Kürze der jeweiligen Kapitel. Manchmal ging ein Abschnitt eines Handlungsstranges nur über eine dreiviertel Seite, um dann auf den nächsten umzuschwenken. Die zahlreich parallel geschilderten Handlungsstränge erforderten dies, und vielleicht ist auch dies eine Hommage Werners an die RD-Serie, die sich ja gerade durch diesen Aufbau von ihrem großen Bruder PERRY RHODAN unterschied und auch absetzte.

Trotzdem finde ich, dass der Autor in diese Bände zu viel Handlung und Action hineinverfrachtet hat - der gleiche Inhalt über insgesamt fünf Bände verteilt, hätte mehr gebracht, vor allem, was die Haupthandlungsträger betrifft, die nur zweidimensional, schablonenhaft agieren. Jede Figur hat ihren Part auszufüllen, aber richtiges Leben vermag in keiner Figur aufzuwallen (sieht man einmal von Julian Peters ab, der mich wahrlich fasziniert!).

Abschließend kann ich nur sagen, dass die Trilogie trotz kleiner Negativ-Kritik äußerst empfehlenswert ist - auch wenn der Autor keinen getarnten RD-Roman vorgelegt hat.
Was auch ein Fehler gewesen wäre.
Denn die Atmosphäre der Zamorra-Serie ist eine andere als die der Ren Dhark-Serie - und hat trotzdem einen ebenso eigentümlichen Reiz, der die Leserschaft wahrscheinlich auch subjektiv in zwei Lager teilen wird ...

EPILOG
 Es war ein Traum!
 Zamorra wusste es, und trotzdem konnte er sich nicht von den ungewollten, aber doch so realistischen Traumbildern trennen.
 Und er wollte im Grunde auch gar nicht aufwachen - denn das charakteristische Gefühl, dass ihn auf Gefahren hinwies, wollte sich nicht einstellen. Sicherlich, selbst sein durch den jahrzehntelangen Kampf gegen die schwarze Macht entwickelter siebter Sinn konnte sich täuschen ...
 Diesmal jedoch spürte er nichts in dieser Richtung. Keine düstere Ahnung, keine warnende innere Stimme.
 Vielmehr wurde seine Neugier geweckt. Er wusste förmlich, dass ihm in diesem Traum etwas offenbart werden würde - nur konnte er nicht sagen, woher er dieses Wissen bezog.
 Und auch nicht, was ihm unterbreitet werden sollte.
 Etwas Entscheidendes!
 Soviel ahnte er, mehr nicht.
 Er sah Sterne, die Milchstraße, die in all ihrer Pracht zeigte, wieviel Wissensdurst der Menschen noch gestillt werden wollte ...
 Und er sah ein Wesen, einen alten Mann, verborgen hinter einem halbdurchsichtigen aufwallenden Nebel.
 Und er spürte, dass dies nicht die richtige Gestalt dieser Wesenseinheit war - sondern nur eine menschliche Form, um Kontakt herzustellen.
 Hinter diesem alten und weisen Mann zeigte sich ein Planet. Eine Halbkugel nur, die auf einer Seite abgeflacht war. Auf dieser Seite zeigten sich Land und Wasser, deren Konturen Zamorra eigenartig bekannt vorkamen.
 Über diese Landschaft spannte sich ein unsichtbarer, nur durch leichtes Flimmern erkennbarer Schutzschirm, der die Atmosphäre nicht in die Weiten des Alls entweichen ließ.
 Der weise Mann mit dem grauen Bart sprach.
 Waren es wirklich Worte? Oder verstand er nur den Sinn dessen, was der Mann ihm auf telepathischen Wege zukommen ließ?
 Zamorra sah auf die Lippen, versuchte, den Nebel zu durchdringen und stellte fest, dass sie sich bewegten. Ja, der Mann sprach, aber die Eindringlichkeit der Worte wurde durch Telepathie unterstützt.
 Zamorra!
Der Professor dachte mit aller Kraft daran, dass er die Worte vernahm - und das Wesen, das einem menschlichen Mann glich, verstand die Antwort.
 Zamorra! Ich habe ein Geschenk für Dich! - Du wärst das zweite Intelligenzwesen, dass dieses Geschenk erhalten würde! Der alte Mann hob einen Arm, der sich aus dem Nebel befreite, und schwenkte an einer Kette einen kleinen, eiförmigen Gegenstand.
 Dieser Zellaktivator gibt Dir ewiges Leben. Du wirst nicht mehr altern.
 Dieses Problem habe ich bereits nicht mehr! antworte Zamorra telepathisch.
 Es schützt Dich auch vor Krankheiten!
 Zamorra dachte nach. Die Verlockung war groß.
 Was ist die Gegenleistung für diesen... Zellaktivator? fragte er.
 Du wirst in ein anderes Universum überwechseln müssen - auf eine andere Erde, aber in Deiner Zeit!
 Ein Paralleluniversum, erkannte Zamorra. Seine erwachte Neugierde wurde von diesem Unbekannten gezielt eingesetzt.
 Nur ich ..? fragte Zamorra.
 Nur Du! bekam er die befürchtete Antwort.
Und mit ihr kam die Erkenntnis, dass er nie dieses Paralleluniversum zu Gesicht bekommen würde. Die Voraussetzungen, die Trennung von all seinen Weggefährten, waren unakzeptabel.
 Schade! vernahm Zamorra, und er spürte die Ehrlichkeit, die in diesem Wort lag.
 Die Sterne, die immer noch in Zamorras Traum funkelten, erloschen langsam.
 Warte! schrie Zamorra.
 Der alte Mann hob noch einmal den Kopf. Was willst Du noch? Deine Meinung hast Du nicht geändert!
 Wer bist Du?
 Als Antwort vernahm Zamorra nur homerisches Gelächter. Ein Gelächter, das er kannte.
 Und jetzt erwachte er, den Traum (?) immer noch vor Augen.
 Oh Merlin, was ist in diesem fremden Universum nur aus Dir geworden? dachte er resigniert.

ENDE

Kommentare  

#1 AARN MUNRO 2019-05-02 09:15
Wirklich witzig, all diese Cross-Over-Bezüge ... zum RD und zum PR ... so ähnlich wie Peter Terrids zwei Planetenroman-TBs aus dem Perryversum über Magie, die dann auch in einem Paralleluniversum und damit aus dem PR-Kosmos verschwanden ...

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