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Another Tale of five books (4) - Der Sprung ins Ungewisse

The Tale of five booksAnother Tale of five books (4)
Der Sprung ins Ungewisse

Im Folgenden unternehme ich den  erneuten Versuch, einige  SF-Leihbücher aus den  fünfziger und sechziger Jahren zu rezensieren. Ich habe mich  dabei auf weitere fünf Stück festgelegt, die ich aus meinem Fundus nach Belieben wähle. Also nach dem Zufallsprinzip. Dabei werde ich, wie bei Rezensionen üblich, kurz den Inhalt erklären und dann  feststellen, ob das Buch auch heute noch lesens- bzw- beurteilenswerte SF darstellt.

Ich werde nicht über Leih-Buchverlage oder Autorenpseudonyme referieren, sondern die Bücher als das nehmen, was sie sind. Es wird also immanent der reine Band  und sein geschriebener Inhalt bewertet.

Der Sprung ins UngewisseDer Sprung ins Ungewisse
von Clark Darlton (Walter Ernsting)
Zukunftsroman
Jahr: 1958
Titelbild: Rolf Illert
Dörnersche Verlagsgesellschaft Düsseldorf

Nachdrucke:
1959: "TERRA Utopische Romane" Heft # 84. Moewig, München.
1966: "TERRA EXTRA" Heft # 112. Moewig, München.
1984: "CLARK DARLTON Bestseller aus Raum und Zeit" TB # 14. Pabel-Moewig, Rastatt. Vom Autor bearbeitete Neuausgabe, 160 S.
1986: in "CLARK DARLTON Werkausgabe" TB # 5: (Drei Romane des Starlight-Zyklus) "Planet YB 23", "Vater der Menschheit" und "Der Sprung ins Ungewisse". Pabel-Moewig, Rastatt.
2004: in "Utopische Welten" # 12: "Die Abenteuer der Starlight II: Der Sprung ins Ungewisse - Geheime Order für Andromeda". Heinz Mohlberg Verlag, Köln. Paperback. 

Mir liegt nur das Leihbuch vor.

Zum Klappentext:
DER SPRUNG INS UNGEWISSE
[ Serie "Starlight" # 3 ]
CLARK DARLTON

[ Walter Ernsting (1920-2005) ]

Seit Beginn der Eroberung des Weltraums ist es der erregendste Auftrag, der erteilt wurde. Der neue Teleporterantrieb soll es Raumschiffen ermöglichen, mit einem einzigen Raumsprung die Entfernung von zehntausend Lichtjahren zu überbrücken. Die STARLIGHT, eines der erfolgreichsten Expeditionsschiffe der Raumflotte, stößt unter Führung von Rex Randell tief in den Weltraum vor. Als erste Menschen durchkreuzen Rex Randell und seine Mannschaft die Milchstraße.
Jenseits der Milchstraße steht lockend im leeren Raum ein neues Geheimnis - der Andromeda-Nebel. Aber dann greift eine fremde, unheimliche Macht ein. Es ist die menschenähnliche Rasse, die den Planeten Canep III bevölkert. Sie hat die Technisierung der Erde schon lange mit Besorgnis beobachtet und fürchtet einen von der Menschheit entfesselten Galaktischen Krieg. Im Besitz einer ultimativen Waffe bemächtigt sie sich der STARLIGHT und ihrer Besatzung. Es gibt keine Chance mehr für Rex Randell und seine Männer. Solange der Planet Canep III zum gleichen Universum gehört wie die Erde, droht der Menschheit eine furchtbare Gefahr.

DÖRNER-BÜCHER
Dörnersche Verlagsgesellschaft - Düsseldorf

[ OA | 1958 | 255 S. | 18,5 x 12,5 | Farb. ill. Supronyl: DM 6,80 -- weißer Leinenband m. Goldaufdruck u. SU: DM 7,80 | Auf dem hinteren Buchdeckel bzw. SU: Foto von Clark Darlton und Wernher von Braun ("Clark Darlton, der Autor des vorliegenden Romans DER SPRUNG INS UNGEWISSE besuchte in seiner Eigenschaft als Präsident des Science Fiction-Clubs Europa den bekannten Raktenforscher Wernher von Braun.") ]


Zuerst zum Inhalt:
Das erste Fernraumschiff der Menschheit, die STARLIGHT, soll einen neuen Teleporterantrieb ausprobieren (vulgo ein Transitionstriebwerk durch den Hyperraum.Es wird aber im Roman noch nicht so genannt.Der Begriff lautet hier in der Handlung immer „Teleporter“).

Der Sprung glückt zwar, aber man  landet an einem unbekannten Ort weit draußen am Rande der Milchstraße auf der anderen Seite des galaktischen Kerns.Das Schiff wird durch eine Art Traktorstrahl auf einen Planeten zugetrieben und zur Landung gezwungen. Dort befindet sich eine Stadt und ein großer Raumhafen mit vielen, anderen Raumschiffen.

Erste Kritik: der Autor kennt sich nicht aus mit den galaktischen Entfernungen. Er spricht von „der anderen Seite“ der Galaxis, aber es handelt sich nur um 10.000 Lichtjahre.Da war aber auch die aktuelle Astronomie damals schon weiter.Sie wusste ziemlich genau Bescheid über die galaktische Position der Erde in der Milchstraße, auch in den Fünfziger Jahren bereits, und dass die Erde so mittig zwischen Rand und Kern liegt mit ca. 20000-25000 Lichtjahren Abstand nach beiden Seiten.Für einen SF-Autor also ein Minuspunkt, den der sollte sich mit Astronomie auskennen, weil das zum Hintergrundwissen des Genres gehört für einen seriösen Schriftsteller.. Dass er etwas später den Andromedanebel nur mit ca. 900.000 Lichtjahren Abstand verortet, ist hingegen in Ordnung, denn die extragalaktische Astronomie war in ihren Entfernungsbestimmungen noch recht ungenau,weil damals die Hubble-Konstante noch nicht so exakt bestimmt war wie heute und auch die intergalaktisch erforderlichen Messmethoden noch unterrepräsentiert waren.

Nun aber weiter zur Handlung:
Es stellt sich heraus, dass sich auf dem Planeten, wo die STARLIGHT zwangsweise gelandet wurde, ein altes, technisch hochstehendes Volk befindet, dass die Teleportertechnologie schon Jahrtausende lang kennt und dafür sorgt, dass kein anderes, galaktisches Volk diese Tech besitzen und verbreiten kann, um „den Frieden in der Galaxis“ zu bewahren.Sie wollen also ein Monopol haben, wobei sie keine eigne Raumfahrt verwenden, weil der Teleporter sie auch vom eigenen Planeten überall hinbringen kann.Diese Leute haben aber nur den einen, zentralen Teleporter in ihrer Hauptstadt.Das Volk isat übrigens recht humanoid vom Phänotyp her. Sie wollen die Besatzung der STARLIGHT festsetzen, obwohl sie sich zunächst freundlich geben. Doch die Besatzung kommt ihnen auf die Pläne und kapert den Teleporter der Fremden. Damit können sie ihr eigenes Schiff wieder befreien.Der Teleporter der Fremden soll umgepolt werden, den ganzen Planeten gewaltsam  nach Andromeda transitieren, damit die Milchstraße diese überheblichen Fremden los ist und die Galaktiker (und vor allem natürlich die Terraner, die  per Teleport-Raumschifffahrt  ein galaktisches Imperium gründen wollen) frei agieren können.Der Planet verschwindet plangemäß nach Flucht der STARLIGHT und einem Raumgefecht mit den letzten Raumschiffen der Fremden.Die STARLIGHT ist also gerettet. Sie hatte auch die Position der Erde vorher bereits  entdeckt und kann nun so den Weg nach Hause finden und in aller Ruhe teleporteieren. Soweit alles gut. Umblendung zum Ende des Romans nach Andromeda:

Die Fremden erscheinen mit ihrem Planeten in einem von aggressiven Insekten bewohnten Sonnensystem in Adromeda (Starship Troopers lässt grüßen!). Diese greifen an und ihre Raumflotte soll in deren Sonne teleportiert werden, denn der teilzerstörte Teleporter ist inzwischen repariert. Aber nur halb fachmännisch, denn die Fremden haben vergessen ihn wieder zurückzupolen.Außerdem begreifen sie die uralte Tech nicht mehr wirklich. Also versetzt der Tele nicht die Insektenflotte in deren Sonne, sondern den Planeten in die Flotte und dann beide Gruppen in den Heimatstern der Insekten.Bingo! Alles fein erledigt.Für Darlton, von dem man bisher Anderes gewohnt war, erstaunlich gewalttätig.Natürlich schildert er derlei nur in dürren Worten der Beschreibung und malt es nicht aus, aber dennoch, soviel Gewalt im Großen hätte ich nicht von ihm erwartet.
(Hier tritt übrigens die später im Perry Rhodan erneut  verwendete Idee zuerst auf, die Topsider durch Crest, den Arkoniden, bei einer Transition von deren Flotte in einen Stern zu versenken).
Alles in allem ein unterhaltsamer, schnell zu lesender Roman mit einfachem Inhalt.Nichts Großes aber durchaus amüsant zu lesen (cum grano salis).

Nun zum Formalen:
Zunächst fallen, wie so oft bei den alten Leihbüchern, Zeilensprünge bei Seitenumsätzen oder gar ganze, fehlende Zeilen auf. Zum Glück sind das nur wenige.

„Wenn die STARLIGHT aus - man muss nur verstehen, sie sich vom Patterson.“

Der unterstrichene Teil des Satzes kam genau drei Zeilen vorher vor: „Man muss nur verstehen, sie sich vom Leib zu halten!“  Es handelte sich um ein Gespräch zweier Frauen und gemeint waren die Männer während eines langen Raumfluges.

Der Stil ist einfach, aber klar gehalten.Die Sätze sind meist eindeutig lesbar und der Inhalt ebenso eindeutig bestimmbar. Erstaunlicherweise ist Ernsting/Darlton hier recht gut, nicht so flapsig und mit elliptischen Sätzen hantierend wie später bei Perry Rhodan. Vielleicht liegt das daran, dass diese frühen Romane aus ihm selbst heraus kommen und keine Auftragsarbeiten sind. Nach  fremdem Exposé schreibt man anders als nach eigenen Ideen.jedenfalls gefallen mir diese frühen Darltons meist besser als später seine Perry-Rhodan-Schreibereien vom Stil her.

Auffällt aber, dass er, wie so viele Autoren, die Begriffe „anscheinend“ und „scheinbar“ nicht unterscheiden kann.Der erste Begriff meint ja eine Tatsache, die nicht so ist, wie man gedacht hat, sondern anders, aber vorhanden. Der zweite Begriff meint, dass etwas vorgetäuscht wird, dass es nicht wirklich ist.
Zitat (nach einem tatsächlich stattgefundenen Raumschiffssprung):

„Wir freuen uns ja alle, dass es scheinbar geklappt hat.“
Nein, es hatte wirklich(!) geklappt, nicht nur scheinbar. Nämlich der erste Hypersprung, denn Darlton hatte ihn direkt davor beschrieben:
„Der Teleporter funktioniert!“.
Hier ist mit diesem Begriff das später bei PR (und anderswo) so genannte Transitionstriebwerk gemeint.Wenn die Protagonisten sich noch nicht sicher waren, ob der Sprung funktionierte, dann hätte es „anscheinend“ geheißen.Heißen müssen.

Ansonsten ist Ernsting/Darlton aber außer dieser Sache stilistisch nichts anzukreiden. Es ist der Zeit geschuldet, dass er die Frauen mitunter „die Mädchen“ nennt. Darüber kann ich hinwegsehen/lesen.Ansonsten ist er durchaus auf der Höhe der Zeit und der Band kann auch heute vom Schreibstil her noch bestehen. Sicher fordert er den Leser nicht, denn das Thema ist doch eher einfach, ebenso die Handlungen und die allgemeine Darstellung. Darum liest sich der Band recht flüssig und schnell.Etwas oberflächlich.Die Handlung ist für die Fünfziger-Jahre sogar beinahe originell, wenn auch sicher kein Unikat, da Ernsting möglicherweise nicht alles selbst erfindet, sondern Anleihen bei der SF aus dem anglo-amerikanischen Raum macht.Aber das ist jetzt eine reine Vermutung. Immerhin hatte der Mann ja auch seine eigene Phantasie.

Beurteilung:
Jedenfalls hat der Band aber seine drei von fünf Supernovas verdient, denn es handelt sich um grundsolide SF, die,in der Qualität etwas modifiziert und weniger bieder, auch heute noch Bestand haben könnte.Der Band ist ja auch (s.oben) mehrfach wieder aufgelegt worden.Das Titelbild ist nicht besonders gut gewählt, wirkt auch recht blass, selbst wenn man die Vergilbung durch die Zeit zu berücksichtigen bereit ist. Für mehr als drei explodierende Sterne  reicht es  daher insgesamt nicht.Sagen wir: zwei große und einen kleinen.

 

2020 by Holger Döring

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