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Heyne Science Fiction Classics 32 L. Sprague de Camp

Heyne Science Fiction ClassicsDie Heyne Science Fiction Classics
Folge 32: L. Sprague de Camp
Das Orakel der Fremden & Kurzgeschichtenbände

Von den sechziger bis Anfang der achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts erschienen als Subreihe der Heyne Science-Fiction-Taschenbücher mehr als hundert Titel unter dem Logo „Heyne Science Fiction Classics“. Diese Romane und Kurzgeschichten werden in der vorliegenden Artikelreihe vorgestellt und daraufhin untersucht, ob die Bezeichnung als Klassiker gerechtfertigt ist.

In der Reihe der Heyne Science Fiction Classics sind einige Autoren mit mehreren Werken vertreten. Unangefochten an erster Stelle liegt Hans Dominik mit 17 Titeln, dann kommt der Vater der Space Opera E. E. Smith mit 11 Romanen, die sich allerdings auf zwei Serien verteilten. Gleich nach Smith steht sein amerikanischer Kollege L. Sprague de Camp mit vier Titeln in der Liste, davon ein Roman und drei Kurzgeschichtensammlungen.

Heyne Science Fiction ClassicsLyon Sprague de Camp (1907 – 2000) war ein Autor, der durch eine große Anzahl von Science Fiction- und Fantasy-Romanen bekannt wurde. Er studierte Luftfahrtechnik und arbeitete ab 1938 als freier Schriftsteller. Diese Karriere wurde allerdings durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. De Camp ging zur Navy, arbeitete zuerst für die Naval Aircraft Factory und ging dann zur Naval Reserve, wo er zusammen mit Isaac Asimov und Robert A. Heinlein diente. Ein Einsatz an der Front blieb ihm glücklicherweise erspart. In seiner Schriftstellerlaufbahn wurde de Camp als einer der Autoren des Goldenen Zeitalters der SF bekannt und gehörte zum festen Autorenstamm von John W Campbell jr. Er lieferte eine Reihe von Beiträgen für die von Campbell herausgegebenen Magazine Astounding Stories und Unknown Fantasy Fiction ab. Viele davon wurden später nochmals in Kurzgeschichtensammlungen neu herausgegeben. Drei dieser Sammlungen fanden auch den Weg in die Heyne Science Fiction Classics. De Camp verfasste auch eine größere Anzahl von Romanen und Kurzgeschichten über ein Zukunftsuniversum, in dem Brasilien die führende Weltmacht geworden ist und deswegen Portugiesisch Englisch als Weltsprache Nr. 1 abgelöst hat. Die irdische Raumfahrtbehörde heißt Viagens Interplanetarias, deswegen werden diese Geschichten auch unter diesem Serientitel eingereiht. Rogue Queen, ein Roman aus diesem Universum, wurde unter dem Titel Das Orakel der Fremden in den Heyne Science Fiction Classics vorgestellt. Ein großer Teil der Viagens Interplanetarias-Romane spielt auf dem von menschenähnlichen Wesen bewohnten Planeten Krishna und liegt ebenfalls auf Deutsch vor, allerdings in der „normalen“ SF- und Fantasy-Reihe des Heyne-Verlags und bei anderen Verlagen.

In den fünfziger Jahren wurde de Camp zum Wiederentdecker der Geschichten um den prähistorischen Barbaren Conan, die Robert E. Howard in den dreißiger Jahren in Weird Tales publiziert hatte. De Camp gab zwei Bände heraus, in denen er auch durch ihn vollendete bzw. umgeschriebene Fragmente Howards präsentierte. In den sechziger und siebziger Jahren baute er die Conan-Saga zusammen mit Lin Carter und Björn Nyberg zu einer chronologisch zusammengestellten Serie in vorerst elf Bänden aus, welche die gesamte Lebensgeschichte des Cimmeriers präsentierte. Durch seine Aktivitäten, zu denen auch mehrere von ihm zusammengestellte Anthologien gehörten, trug de Camp maßgeblich zum aufkommenden Fantasy-Boom bei, insbesondere dem Subgenre der Schwert und Magie-Erzählungen. Durch diese Publikationen und weitere von ihm selbst verfasste Romane und Kurzgeschichten wird de Camp heutzutage als Schriftsteller eher in der Fantasy-Ecke wahrgenommen, was aber seine Vielseitigkeit etwas zu wenig herausstreicht.

De Camp schrieb außerdem Sachbücher, von denen einige auch auf Deutsch erschienen, Biografien, historische Romane und gab etliche Anthologien heraus. Vielen Szenen seiner Geschichten konnte deutlich entnommen werden, dass er selbst der Fechtkunst mächtig war. Obwohl de Camp ein abgeschlossenes Luftfahrttechnik-Studium hatte, wiesen seine Werke kaum Techniklastigkeit auf, abenteuerliche Themen standen fast immer im Vordergrund. Auch sein umfangreiches historisches Wissen konnte er gut als Hintergrund für seine Publikationen nutzen. Fast alle seine Werke sind von Humor durchzogen, oft skurril, gelegentlich auch mit zynischen Untertönen. Bei einer großen Anzahl von Büchern arbeitete de Camp mit Co-Autoren zusammen, einige Male auch mit seiner Gattin Catherine Crook de Camp.

Heyne Science Fiction ClassicsDas Orakel der Fremden (Rogue Queen) ist mit Ausnahme von einigen auf Krishna spielenden Romanen der umfangreichste Beitrag zum Viagens Interplanetarias-Universum. In Elham herrscht Aufruhr, als die Melderin Rhodh auf ihrem Ueg angeritten kommt und verlangt, zur Königin vorgelassen zu werden. Nachdem von den Führungspersonen sonst niemand anwesend ist, empfängt sie Königin Intar tatsächlich, obwohl sie gerade mit der Eiablage beschäftigt ist. Rodh muss einen guten Grund haben, die Königin zu stören, sonst ist ihr Kopf ab. Sie hat tatsächlich eine wichtige Nachricht. Fremde sind mit einem Himmelsschiff auf Niodh gelandet. Sie sehen seltsam aus. Statt der roten Hautfarbe der Einheimischen haben sie gelbe oder braune Haut, statt vier fünf Finger und statt des Haarstreifens oben einen ganz behaarten oder haarlosen Kopf. Außerdem haben sie keine geschlitzten Augen. Aber am merkwürdigsten ist, dass sie keine Arbeiterkaste haben. Jedes Weibchen ist bei ihnen eine fortpflanzungsfähige Königin, und die Drohnen beschäftigen sich nicht nur mit dem Begatten der Königinnen, sondern erledigen die meisten Arbeiten, für die im Volk der Avtini die Arbeiterinnen zuständig sind. Intar ist erstaunt und gibt Rhodh den Befehl, mit einer Truppe zu den Fremden vorzustoßen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen und ihre Geheimnisse auszuspähen. Rhodh ist nicht erfreut, dass sie auf Befehl der Königin Iroedh mitnehmen muss, denn sie verabscheut sie. Iroedh beschäftigt sich nicht nur mit Dingen, die Arbeiterinnen nichts angehen, sondern sie ist auch mit der Drohne Antis befreundet. Das gehört sich einfach nicht. Aber sie wird es schon sehen, wenn bei der nächsten Ausmusterung älterer Drohnen Antis seinen Kopf verlieren wird.

Nachdem der Trupp das Himmelsschiff erreicht, gelingt es der flexiblen Iroedh bald, mit den Fremden in gutes Einvernehmen zu kommen, während ihre Vorgesetzte Rhodh, die ein sturer Kommisskopf ist, scheitert. Iroedh wird mit dem Xenologen Dr. Bloch bekannt, der naturgemäß großes Interesse daran hat, die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen zu erforschen. Daktablak spricht bereits die Sprache der Einheimischen, wenngleich auch noch mit vielen Fehlern. Iroedh darf auch das Schiff besichtigen, wobei sie den Kapitän kennenlernt, und trotz Höhenangst einen Rundflug mitmachen. Es gelingt ihr aber nicht, Waffen zu bekommen oder auch nur das Versprechen, dass die Erdlinge ihr Volk bei einem der zahlreichen Kriege unterstützen. Sie haben strikte Anweisung, in innere Angelegenheiten des Planeten, den sie Ormazd nennen, nicht einzugreifen. Also wurde die Oberste Direktive nicht erstmals beim Raumschiff Enterprise eingesetzt oder in John Brunners Zarathustra-Romanen, auch nicht auf Darkover, sondern bereits von de Camp formuliert.

Iroedh schafft es, Daktablak zu erpressen, denn sie wird Zeugen einer Eifersuchtszene, bei der der frühere Liebhaber seiner nunmehrigen Freundin aufgrund eines Unfalls bei einem Angriff auf Bloch sein Leben verliert. Er muss ihr helfen, ihren Freund Antis zu befreien. Die Kommandoaktion wird mit dem Hubschrauber ausgeführt. Iroedh schafft es, zusammen mit Antis und zwei weiteren Drohnen zu entkommen. Sie ist jetzt aber eine Ausgestoßene und schlägt sich zum Himmelschiff durch. Sie werden eingeladen, Mitglieder einer Expedition zu werden, welches das Orakel von Ledhwid aufsuchen will, bevor das Schiff zu einem anderen Kontinent weiterfliegt und die dortigen Verhältnisse erforscht. Die Forscher werden bei ihrer Expedition, die sie auf Uegs reitend absolvieren, von einer Schar abtrünniger Drohnen angegriffen, welche dem sicheren Tod in ihren Stämmen entflohen sind und sich unter ihrem Anführer Wythias zu einer respektablen Streitmacht formiert haben. Sie wollen die Waffen der Fremden, um weitere Eroberungen starten zu können. Die gemischte Truppe aus Terranern und Avtini kann zwar entfliehen, verliert aber die Reittiere und die Vorräte. Iroedh ist nahe am Verhungern, denn die Arbeiterinnen ernähren sich rein pflanzlich, während die Drohnen auch fleischliche Kost zu sich nehmen. In letzter Not isst Iroedh auch ein Stück Fleisch eines erlegten Wildes. Die ungewohnte Diät fängt ihr an zu schmecken. Das hat unerwartete Folgen, denn in den nächsten Tagen verändert sich ihr Körper. Aus der Arbeiterin wird eine Königin. Die Geschlechterentwicklung der einheimischen Bevölkerung von Niodh beruht also auf unterschiedlicher Ernährung, genauso wie bei den Bienen auf der Erde. Das bringt aber einiges an Verwirrung mit sich, denn mit der körperlichen Entwicklung sind natürlich auch Gefühle verbunden:

„Bist du sicher, die Bedürfnisse eines geschlechtsreifen Weibchens befriedigen zu können? Ganz allein? Normalerweise teilen sich doch zwölf oder sechzehn Drohnen in die Aufgabe!“

„Ich bin sicher. Ich könnte nicht nur dich allein befriedigen, sondern zwei oder drei Weibchen. Wenn ein paar zur Hand wären...“

„Das mag ich. Auf der einen Seite willst du, daß ich außer dir keinen anderen Drohnenmann ansehe, du aber möchtest jede Königen, die dir unterkommt, befruchten!“

„Meinst du, ich sollte nicht?“

„Ich weiß nicht, ob du sollst oder nicht, ich weiß nur, daß es mich unglücklich machen würde. Ebenso, wie es dich kränken würde, wenn ich mir andere Drohnen hielte!“

(Zitiert aus: Lyon Sprague de Camp: Das Orakel der Fremden. München 1978, Heyne SF 3584, S. 164)

Iroedh und Antis lassen sich von Daktablak trauen, denn sie wollen ein Paar bleiben.

Verfolgt von den Drohnen erreichen die Flüchtigen das Orakel, das sich als Pelzwesen von einem anderen Stern herausstellt. Gildakk der Thothianer ist ein Überlebender einer schiffbrüchigen Expedition vom Planeten Thoth. Er hat als Orakel die Stelle eines verstorbenen Vorgängers eingenommen und manipuliert mit seinen Sprüchen die Einheimischen. Als die Drohnen näherkommen und das Orakel überfallen wollen, hat der Meister einen für sie überraschenden Friedensvorschlag. Sie könnten zusammen mit weiteren umgewandelten Arbeiterinnen eine neue Gesellschaftsordnung auf Niodh gründen, in der es ähnlich wie bei den Terranern nur zwei fortpflanzungsfähige Geschlechter ohne Arbeiterinnen gibt. Doch Wythias fürchtet um seine Macht. Er ermordet Gildakk, wird aber im folgenden Tumult selbst getötet. Der Vorschlag des verstorbenen Außenweltlers wird nun angenommen. Die Schurkenkönigin Iroeth dringt mit den Drohnen in ihr früheres Heim Elhan vor und tötet im Zweikampf die dortige Königin. Nachdem es in der künftigen Gesellschaft König und Königin nur noch als Ehrentitel gibt, nimmt sie das Angebot der Terraner an, zusammen mit Antis künftig Repräsentanten von Viagens Interplanetarias auf Nioth zu werden. Somit werden sie als Mittelsleute helfen, die Beziehungen zwischen den Einheimischen und den Außerweltlern friedlich zu entwickeln.

Das besonders Interessante an diesem Roman ist, dass er nicht aus der Perspektive der irdischen Raumfahrer erzählt wird, sondern im Mittelpunkt eine einheimische Arbeiterin hat, die zur Königin der Abtrünnigen wird. Der amerikanische Titel des Romans passt wesentlich besser als der deutsche, denn er nimmt Bezug auf die Hauptperson, während das Orakel nur eine kleine Rolle am Schluss des Buches spielt.

Heyne Science Fiction ClassicsDie Räder der Zeit (The Wheels of If) versammelt sieben Geschichten, welche ursprünglich zwischen 1940 und 1942 in den von John Campbell jr. herausgegebenen Magazinen Astounding Stories und Unknown Fantasy Fiction herausgekommen waren.

Hyperpelositus: Eine Grippewelle erfasst die Menschen, und nach Abheilung der Krankheit bleibt eine unangenehme Folge zurück: die Menschen entwickeln einen übermäßigen Haarwuchs. Die Regierung setzt eine Million Dollar Belohnung für ein Gegenmittel aus, denn Baumwoll- und Wäscheproduzenten bangen um ihre Einkünfte. Die beiden Forscher Pat und Ramon schaffen es zu guter Letzt, das Gegenmittel zu produzieren. Doch es interessiert sich niemand mehr dafür, denn die Menschen haben sich an den Pelz gewöhnt und wollen nicht mehr auf ihn verzichten.

Tritonen: Der Biologe Vernon Brock atmet bei einem Unfall irrtümlich ein Gas ein, das für einen Alligator gedacht war, um ein neues Mittel zu testen, welches Lungen die Fähigkeit ermöglichen sollte, auch im Wasser Sauerstoff aufzunehmen. Das Mittel wirkt auch bei Vernon, und er verbringt längere Zeit im Aquarium des Naturkundemuseums, in dem er angestellt ist. Als die Wirkung nachlässt, hat die die glänzende Idee, einen früheren Trapezkünstler als „Oscar der Triton“ auftreten zu lassen und auf diese Art dem Museum künftig fette Einkünfte zu ermöglichen.

Der knorrige Mann: Die Anthropologin Dr. Matilda Sandler entdeckt in einer Kuriositätenschau in einem Jahrmarkt einen Mann, der wie ein Neandertaler aussieht. Neugierig geworden, nimmt sie Kontakt mit ihm auf. Nachdem er Vertrauen zu ihr fasst, erzählt er ihr, dass er durch die Auswirkungen eines Blitzschlags unsterblich geworden ist und bereits viele Jahrtausende lebt. Er ist ein Wanderer durch die Zeiten, der immer wieder unter neuen Namen auftritt. Er bittet sie, ihm für die Operation alter Verletzungen einen Chirurgen zu vermitteln. Dieser wittert eine wissenschaftliche Sensation und will Strahlender Falke alias Clarence Aloysius Gaffney sezieren. Doch der gewitzte Vormensch riecht den Braten und türmt, bevor ihm der Bauchaufschneider ans Leder gehen kann. Er hat es immer wieder geschafft, den Nachstellungen der anderen Menschen zu entgehen, und kann mit seiner Jahrtausende alten Erfahrung erneut ein neues Leben anfangen.

Die Räder der Zeit: Als der junge Rechtsanwald Allister Park aufwacht, dämmert ihm bald, dass etwas ganz Eigenartiges passiert sein muss. Er trägt einen grässlichgrünen Pyjama, den er beim Einschlafen nicht anhatte, und im Gesicht einen Schnurrbart. Die Wohnung und die Umgebung sind irgendwie anders, und er erkennt die Leute nicht mehr. Er glaubt, nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben, und wendet sich an einen Psychiater. Dieser interessiert sich für den eigenartigen Fall und bittet Park, nach Überprüfung seiner Daten am nächsten Tag wiederzukommen. Am nächsten Tag geht es Park aber ähnlich, er wacht wieder in einer veränderten Umgebung auf. Das Spiel geht einige Tage so weiter, bis er endlich im Körper des Hochwürdigsten Bischofs Ib Scoglund der Keltisch-Christlichen Kirche einven vorläufigen Endpunkt findet. Er ist in einem Paralleluniversum in einem Alter Ego gelandet. Hier haben die Wikinger Nordamerika besiedelt, und es gibt eine Reihe von Indianerstaaten. Park/Scoglund bekommt eine Zeitung in die Hand:

Bisjop nog imr förswunden

Gästern afton war nøg irm keine farting fon det förswunden bisjob Ib Scoglund føn det New Belfast bistum føon det Kältig KristjanKirg to finden, des förswinding før eine woche håt det burg erregt. De Nicks sagen sie dun ålles wet in ir krafft stet to finden det förswunden bisjop, des förstrøngingen för de Skrellingen håt em gebrøgt in strøgen gespräk.

(Zitiert aus: Lyon Sprague de Camp: Die Räder der Zeit. In: Die Räder der Zeit, München 1980, Heyne SF 3575, S. 87)

Park hat eine Menge zu tun, um sich als Bischof zurechtzufinden und gibt vor, wegen einer Zahnfleischentzündung so undeutlich zu sprechen, während er sich an erst die stark angelsächsisch beeinflusste Sprache gewöhnen muss. Er findet bald heraus, dass der Bischof aus politischen Gründen als geisteskrank schachmatt gesetzt werden sollte, weil er sich für die Gleichberechtigung der Skrälinge sprich der Indianer eingesetzt hat. Er macht sich auf die Spur des Mannes, der Die Räder der Zeit in Bewegung gesetzt hat. Dieser ist aber auch selbst dem Bewusstseinstausch zwischen seinen verschiedenen Existenzen in verschiedenen Parallelwelten unterworfen und wurde als vermeintlich multipel Schizophrener in der Klapsmühle eingesperrt. Park baut eine Tarnexistenz unter seinem echten Namen in der anderen Dimension auf und unterwandert die Partei, die den Bischof unschädlich machen wollte. Er übernimmt bei ihr das Ruder und sorgt dafür, dass das neue Gesetz im Sinn des Bischofs beschlossen wird. Als sich darauf eine Provinz von Widerspenstigen wie in einer anderen Welt die Konföderierten von den Nordstaaten abspaltet, bringt er mit List den sich anbahnenden Bürgerkrieg zu einem raschen Ende. Als Bischof hält er sogar eine beachtenswerte Predigt und wird dann für das Amt eines Richters des neuen Gerichtshofs für den Kontinent Skrelleland vorgeschlagen. Nachdem dies ein Traumjob für Park in seiner angestammten Dimension gewesen wäre, verzichtet er auf die Rückkehr und bleibt in seiner neuen Welt.

Die Erzählung, eigentlich ein Kurzroman, ist die zentrale Geschichte der Sammlung, die fast die Hälfte des Buches einnimmt. Sie stellt einen typischen de Camp'schen Helden vor, einen Mann, der sich mit List und Tücke in noch so aussichtslosen Situationen zurechtfindet. Der Plot erinnert etwas an den bekannten Roman Lest Darkness Fall (dt.: Das Mittelalter findet nicht statt bzw. Vorgriff auf die Vergangenheit), in dem ein Mensch unserer Zeit unbeabsichtigt 1500 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt wird und durch die Einführung einiger technologischen Entwicklungen den Lauf der Geschichte verändert.

Der beste Plan: Der Koordinator Ronald Q. M. Bloss ist sauer, als sein Untergebener Russell F. R. Hedges fordert, das Schicksal des ganzen Kontinentes in seine Hände zu legen. Der Forscher hat eine Zeitreiseuhr erfunden, welche ihn auch in die Vergangenheit führen kann, während bisher nur Zukunftsreisen möglich waren. Somit könnte er seinen eigenen Großvater umbringen, bevor er seinen Vater zeugen könnte, was ein schlimmes Zeitparadoxon auslösen würde. Bloss will Hedges verhaften, doch dieser dreht an seiner Armbanduhr und verschwindet spurlos. Nachdem Hedges später wieder auftaucht, hält ihn Bloss wegen der Erfüllung seiner Forderungen hin, er bittet um Bedenkzeit. Er hat aber einen Plan und setzt Mendes S. D. de Witt, den besten Agenten des Kontinentalen Investigationsamt, auf den Zeitverbrecher an. De Witt hat ein künstliches Auge, mit dem er die Armbanduhr von Hedges mit Röntgenstrahlen scannt, und baut dann die Uhr nach. Nun kann ihm Hedges nicht mehr entkommen, denkt er. Als er ihn verhaften will, flieht der Zeitverbrecher durch die Zeit, aber der Agent folgt ihm überwann hin. Schließlich kommt es zum Kampf der beiden, der aber von umgebenden Personen bemerkt wird. Dadurch wird das Gefüge der Zeit neu gewebt, und die beiden Kämpfer werden plötzlich Menschen mit anderen Eigenschaften. Hedges will nicht mehr über die Welt herrschen, sondern ein Häuschen erwerben, und aus dem Agenten ist ein Dichter geworden. Sie kehren nicht mehr in ihre Ursprungszeit zurück, schicken aber eine Nachricht über ihr Verbleiben an den Koordinator. Dieser hat sich zwar auch verändert, aber glücklicherweise nicht sehr.

Die Kriegerrasse: Dass die Centaurianer die Herrschaft über die Erde übenommen haben, schmeckt einigen Leuten um den Professor Taddäus Lechon nicht sehr. Sie planen einen Aufstand. Bei den Centaurianern handelt es sich um Weltraumkolonisten, die im fernen All eine kriegerische Zivilisation gegründet haben und als Eroberer auf die Erde zurückgekommen sind. Lechon ist Geschichtsprofessor und weiß Rat, denn er kennt sehr wohl das Beispiel der Spartaner und entwickelt einen Langzeitplan. Die Krieger sind für das Leben in einer zivilisierten Umgebung nicht geeignet und werden auf Dauer durch den Kontakt korrumpiert. Die neuen Herrscher können Geld gebrauchen und widerstehen Verführungen nicht. Nach Jahren bricht ihre Herrschaft zusammen, weil sie sich lieber mit Wein, Weib und Gesang beschäftigen als Maschinengewehre zu bedienen.

Kein Steak von heiligen Kühen: In Amerika herrscht Aufruhr, denn die Inder haben mit ihrer Stimmenmehrheit in der Föderation ein Gesetz durchgedrückt, das den Verzehr von Rindfleisch unter Strafe stellt. Es gibt natürlich jede Menge von Gesetzesbrechern, die von den indischen Polizisten unnachsichtig verfolgt werden. Homer Osborn hat ein synthetisches Protein als Ersatzstoff erfunden, wird aber von Viehschmugglern entführt, die um ihr einträgliches Geschäft fürchten. Schließlich gelingt es aber durch Erpressung, das Anti-Rindfleisch-Gesetz aufzuheben, denn ansonsten würde einer der einflussreichsten Sikhs, der eine große Anzahl von Stimmen im Parlament kontrolliert, kompromittiert. Die Fleischesser können wieder aufatmen.

Die Sammlung A Gun for Dinosaur wurde in der deutschen Ausgabe in den Heyne Science Fiction Classics auf die beiden Bände Ein Yankee bei Aristoteles und Neu-Arkadien aufgeteilt. Die darin enthaltenen Geschichten wurden den Magazinen Astounding Stories, Fantastic Universe, Future Science Fiction, Galaxy Science Fiction, Infinity Science Fiction, Satellite Science Fiction, Science Fiction Quarterly und Startling Stories entnommen, ein Beweis dafür, wie produktiv de Camp in den fünfziger Jahren war und welche große Anzahl von Magzinen in dieser Zeit um die Gunst der Leser wetteiferten.

Heyne Science Fiction ClassicsEin Yankee bei Aristoteles: Sherman Weaver hat eine funktionierende Zeitmaschine entwickelt, die Reisen in die Vergangenheit ermöglicht. Es wird ihm aber von höherer Stelle nicht genehmigt, die Funktionsfähigkeit auszuprobieren, weil man durch Eingriffe in der Geschichte durch die Zeitreisenden Veränderungen der Gegenwart befürchtet. Sherman lässt sich aber nicht beirren und macht trotz des Verbots den Sprung in die Vergangenheit. Er hat sich das klassische Griechenland ausgesucht und sucht in der Maske eines Inders den Philosophen Aristoteles auf, der einer der Erzieher des späteren Alexanders des Großen ist. Der Sprung gelingt, und Sherman kann mit dem Philosophen eine Reihe von wertvollen Diskussionen führen und ihm auch Hinweise über technische Entwicklungen geben. Er wird aber von einem General verdächtigt, ein Spion der Perser zu sein und ist kanpp davor, seinen Kopf zu verlieren, als er zurück in die Gegenwart gerissen wird. Er ist nun aber in einer Alternativwelt gelandet, in der die Europäer nie Amerika erobert haben, sondern mit den Einheimischen friedlich koexistieren müssen. Er wird Bibliothekar und forscht in uralten Schriften nach, was die Veränderung bewirkt hat. Schließlich findet er den Beweis und liest, dass Aristoteles nach einem Besuch eines geheimnisvollen Ausländers sich gänzlich von der Wissenschaft zurückgezogen hat. Die Zeit hat also eine negative Krümmung, erkennt Sherman, und er hat selbst seine frühere Welt zum Verschwinden gebracht.

Saurierjagd im Mesozoikum: Nein, Mr. Seligmann darf nicht mit zur Saurierjagd zurück in die Vergangenheit ins Mesozoikum reisen. Der Grund ist einfach: Seine Statur erlaubt es einfach nicht, dass er eine der schweren Donnerbüchsen zielgerichtet zum Abschuss bringen könnte, was zum Abknallen eines dieser Riesentiere notwendig ist. Das Büro hat leider die Erfahrung machen müsste, dass das fatal endet, wenn man diese körperlichen Voraussetzungen nicht beachtet. Denn bei einer früheren Expedition waren zwei Jäger mit, von denen der eine ein schießwütiger Verrückter war und der andere ein genauso schmächtiger Mann wie Mr. Seligmann. Und leider ist es dann so gekommen, dass Mr. Holtzinger, der Schmächtige, im Rachen eines Tyrannosaurus sein unverdientes Ende gefunden hat, während Mr. James, der mit seiner vorlauten Knallerei den Raubsaurier aufgeschreckt hatte, in Fesseln zurückgeführt werden musste. Auch Mr. James hat sein allerdings verdientes Ende gefunden, denn er wollte sich an den Reiseleitern für seine Festsetzung rächen und nochmals mit einem anderen Gerät in der Vergangenheit zur Zeit ihrer Expedition reisen, um ihnen eins auf den Pelz zu brennen. Da er damit aber ein Zeitparadoxon verursacht hätte, ist glücklicherweise seine Zeitmaschine zusammen mit ihm beim Transport in die Luft geflogen. Jetzt verstehen Sie, warum Sie nicht zur Saurierjagd dürfen, Mr. Seligmann, aber vielleicht wäre eine andere Zeit möglich? Ein Bronthotherium oder Uintatherium aus dem Känozoikum wären doch als Jagdtrophäe auch nicht schlecht, oder?

… Kontrolle ist besser: Ovid Ross ist ein schüchterner Mann vom Lande und benötigt dringend Unterstützung für sein Bewerbungsgespräch bei einem Zeitschriftenherausgeber und für seine Ambitionen bei jungen Damen. Er hat immer einen Knödel im Hals und stolpert über seine Füße, wenn's ernst wird. Da kommt ihm Telagog Company gerade recht, denn die hat entdeckt, wie andere Personen während eines bestimmten Zeitraums die geistige Kontrolle über den Kunden übernehmen und ihn so bei seinen Aktivitäten unterstützen können. Ovid gelingt es auf diese Art tatsächlich, den Job als Reporter zu bekommen, und mit Claire schaut es jetzt auch richtig gut aus. Da gibt es aber eine Komplikation, denn Mr. Falck, der Ovids unsichtbarer Helfer ist, verliebt sich selbst in Claire und manipuliert das Gerät zur Gedankenübertragung, was einen ziemlichen Schmamassel verursacht. Ovid hat jetzt aber genug Selbstbewusstsein gewonnen, um aus dem Durcheinander herauszukommen, und verzichtet auf weitere Unterstützung durch die Telagog-Leute, obwohl ihm als Entschädigung für die Uannehmlichkeiten ein kostenloses Jahresabonnement angeboten wird.

Energiekrise: In einem Abbruchhaus haben es sich einige Penner gemütlich gemacht. Es sind alte Roboter, bei denen sich eine Reparatur nicht mehr auszahlt und die deshalb von ihren Herren ausgemustert wurden. Der Roboter Homer wird von Archibald Sanborn angeheuert, etliche Kanister Benzin zu besorgen, weil das Atomauto anderweitig im Einsatz ist und er deshalb für einen Termin einen der benzingetriebenen Oldtimer verwenden muss. Homers Kumpels kommen drauf, dass er Stoff dabei hat und luchsen ihm einiges von dem Zeug ab, was in eine ziemliche Sauferei ausartet. Ganz übel ist aber, dass sie in ihrem Suff Archibalds dreijährigen Sohn Gordon entführen. Die Szene in der Bruchbude eskaliert, als sich das Benzin entzündet und ein Brand ausbricht. Homer, der als einziger seinen Verstand behalten hat, rettet den kleinen Gordie aus der Flammenhölle, bevor seine Isolierungen durchschmoren und er als letzter der alten Roboter den altersschwachen Geist aufgibt.

Cornzan der Mächtige: In den Studios von WCNQ wird die nächste Folge der beliebten Serie Cornzan der Mächtige abgedreht. Es gibt ein neues Verfahren, welche die Verfilmung viel realistischer macht. Ilya Sorokin kann mit einem Medikament den Geist der Schauspieler so manipulieren, dass sie glauben, wirklich die dargestellten Leute zu sein. Durch eine Hormonbeigabe hat er auch eine dreißig Meter lange Riesenschlange herangezüchtet, welche die Helden bedrohen soll. Allerdings geht durch einen Streit zwischen ihm und dem unausstehlichen Programmdirektor Mortimer Knight die Programmierung der Schauspieler schief. Remington Dallas, der Darsteller des Barbaren Conan ähem Cornzan, fängt während der Szene plötzlich an, Shakespeare zu zitieren und sich auch sonst ungeplant zu verhalten. Die Szene eskaliert, als Mortimers Hinterteil im Maul der Riesenanakonda landet. Drehbuchautor Franklin Hahn rettet Mort vor dem Verspeistwerden, das Ekel revanchiert sich aber dadurch, dass er Frank feuert, weil die ganze Filmaufnahme verdorben ist. Sorokin engagiert dann aber Hahn als Manager, denn er benötigt einen geschickten Mann für die Geschäftsführung seines Unternehmens. Er hat auch ein Mittel erfunden, das dem Publikum ermöglicht, sich die gewünschten Filme quasi im Kopf selbst zusammenzustellen. Die WCNQ zahlt fettes Schweigegeld, damit diese Erfindung nicht öffentlich gemacht wird, denn sonst wären ihre Geschäfte zu Ende.

Rückfall: Oliver Grogan ist Manager der Chicago Wolfes und immer auf der Suche nach talentierten Leuten für seine Fußballmannschaft. Da kommen ihm die Bewohner der Siedlung recht, in der Leute vom Giganthropus-Stamm leben. Das sind Rückzüchtungen des Menschen, in denen Neandertaler-Gene dominieren und die einen riesigen, haarigen Körper haben. Ethelbert lässt sich von Grogan als künftiger Footballstar anheuern. In Wirklichkeit ist er aber trotz seines gigantischen Körpers an Kunst interessiert und möchte die Einnahmen aus seinem Vertrag dazu benutzen, malen zu lernen. Sein erster Einsatz bei einem Footballspiel endet mit einem Fiasko für die Gegner, die sich vor dem riesigen Affenmenschen in die Hose machen und Berührungen mit ihm mit einem Krankenhausaufenthalt bezahlen. Nachdem aber Ethelberts weiterer Einsatz von der Liga untersagt wird, sieht Grogan seine Felle davonschwimmen und will mit der Spielerkasse türmen. Der herzhafte Einsatz von Ethelbert verhindert das. Die Bullen sind dadurch auf ihn aufmerksam geworden und er hat somit einen neuen Job gefunden. Als Polizeianwärter wird er künftig dem organisierten Verbrechen in Chicago das Leben schwer machen.

Der Tag des Gerichts: Der Physiker Wade Ormont hat eine nukleare Reaktion entdeckt, die das Ende der Menschheit bedeuten würde, weil sie die ganze Erde in Flammen aufgehen ließe. Er überlegt, ob er seine Entdeckung publizieren soll. Denn irgendwann würde sich bei Bekanntwerden irgendein Verrückter finden, der die Lunte anzünden würde. Hitler hätte angesichts der bevorstehenden Niederlage sicher nicht gezögert, die Erde in die Luft fliegen zu lassen. Ormont denkt an die quälenden Jahre seiner Jugend, als er als Schüler den Gehässigkeiten und der Brutalität der Mitschüler ausgesetzt war – er, der altkluge, schmächtige, kleine Wade, der dann zur Zeit seines Studiums von den Kommilitonen mit dem Weibernamen Sally gerufen wurde. Wade beginnt mit seinem Bericht.

Die Erzählung hat autobiografische Elemente. De Camp hatte selbst in seiner Schulzeit unter den Gewalttätigkeiten seiner Mitschüler zu leiden und verarbeitete seine Erinnerungen in dieser bitterbösen Geschichte.

Heyne Science Fiction ClassicsDankbarkeit: Die drei Freunde Vanderhoff, Devore und Converse haben ein gemeinsames Hobby: Sie beschäftigen sich gern mit Pflanzen und diskutieren in ihrem Stammlokal über ihre wechselnden Erfolge bei ihrer Lieblingsbeschäftigung. Sie lassen sich aus Interesse von einem Raumfahrer, der Geld benötigt, Pflanzensamen von der Venus andrehen. Das hat unerwartete Folgen. Der Singstrauch kann nicht nur Flötentöne von sich geben, sondern auch wie ein intelligenter Papagei menschliche Sätze aussprechen, was Heiterkeitserfolge erzielt. Gefährlicher ist schon der Bulldoggenbusch, denn er wächste gewaltig und beißt mit vielen Mündern, was für unvorsichtige Besucher schmerzhafte Verletzungen bedeuten kann. Am gefährlichsten ist aber der Baum, denn seine wunderbar süß schmeckenden Früchte erzeugen bei jedem Konsumenten ein unwiderstehliches Gefühl der Dankbarkeit, und der Baum ist in Wirklichkeit fleischfressend und erwartet seine Opfer. Ein Beamter des Landwirtschaftsministeriums trifft zusammen mit einem Bullen ein und will die Freunde wegen unerlaubtem Ankauf von Pflanzen belangen, deren Haltung aufgrund der Zollbestimmungen untersagt ist. Er wird kurzerhand von den psychisch beeinflussten Fruchtessern in den fassartigen Verdauungstrakt des Baumes geworfen. Vanderhoff rettet den Beamten. Mittlerweile hat sich seine Frau mit dem Nachbarn vergnügt, der ihr auch eine Frucht gebracht und deswegen bei ihr Dankbarkeit erzeugt hatte, obwohl sie sonst eine treue Seele ist. Nun ist ja alles gut ausgegangen und es wird keine weitere Strafvervolgung geben, weil Vanderhoff dem Beamten das Leben gerettet hat, aber es ist jetzt allen klar, warum die Einführ von außerweltlichen Pflanzen strengstens verboten ist.

Eine Frage der Gewohnheit: Das Empfangskomitee für die außerirdischen Gäste hat jede Menge zu tun, die Außerweltler in Empfang zu nehmen und auf Gastfamilien aufzuteilen, welche mit ihnen charakterlich am besten harmonieren. Milan Reid als stellvertretender Vorsitzender des Komitees ist ziemlich am Schwitzen, denn Mrs. Kress ist krank geworden und nun obliegt ihm diese heikle diplomatische Aufgabe. Er und seine Frau übernehmen es auch, die Osmanen zu bewirten, eine Mischung zwischen Oktopoden und Tausendfüßlern, deren Zustimmung für einen Abbauvertrag von transuranischen Grundstoffren auf ihrem Planeten eminent wichtig für die Wirtschaft ist. Nur die Zieglers bekommen keine Gäste zugeteilt, denn die machen sich nur wichtig und sind sonst aber unmögliche Leute. Nach Ankunft der verschiedenen Außenweltler und der Aufteilung auf die Gastfamilien können sich Milan und Louise ihren Gästen Sterga und Thvi widmen. Bald sind sie mit den Nerven am Ende, denn die beiden Tintenfische sind unausstehliche Rüpel. Als Sterga noch einen Partnertausch vorschlägt, denn bei den Osmanen (nicht zu verwechseln mit dem irdischen Volk gleichen Namens) ist es wie bei den Inuit auf der Erde selbstverständlicher Brauch, dem Gast die eigene Frau zur Besteigung anzubieten. Ihre Fortpflanzungsorgane funktionieren ganz ähnlich wie bei den Erdmenschen, „beruhigen“ die beiden Gäste die Reids. Milan reicht es. Eine plötzliche Erkrankung der Schwiegermutter vorgebend, schiebt er die beiden Gäste zu den bisher unerwünschten Zieglers hinüber, welche ihre Nachbarn sind. Als Milan zusammen mit Rajendra Rajpal, dem Verbindungsoffizier der Vereinigten Planeten, bei den Zieglers anläutet, um nachzuschauen, was passiert ist, kommen ihm bestens gelaunte, leicht angesäuselte Leute entgegen. Sterga bedankt sich, dass für ihn und seine Frau so wunderbare Gastgeber gefunden worden sind. Er hätte vorher nie gedacht, dass ihn irgendjemand unter den Tisch saufen hätte können, bis er bei den Zieglers gelandet ist. Und zum Frauentausch ist es nicht gekommen, weil sie einen solchen Zacken in der Krone hatten, aber das werden sie beim Besuch nächstes Jahr nachholen. Der Abbauvertrag ist natürlich kein Problem.

Das Ei: Der yerethianische Konsul Gnoth und seine Frau Triw warten auf die Babysitterin Pat. Das Baby ist noch gar nicht geboren, sondern noch im Ei. Die Yerethianer könnte man am einfachsten als Dinosaurier mit furchterregendem Äußeren bezeichnen. Die Diplomaten fahren mit dem Lastwagen ins Autokino, denn in einem PKW hätten sie keinen Platz. Pat muss nur auf das Ei aufpassen und die Eltern anrufen, falls der äußerst unwahrscheinliche Fall eintreten würde, dass das Baby vorzeitig schlüpfen würde. Doch der unwahrscheinliche Fall wird wahr, denn Triw hat – typisch weiblich – das Geburtsdatum falsch umgerechnet. Die Yerethianer haben nur vier Finger an jeder Hand, und so hat sie beim terranischen Datum zwei Tage dazugerechnet statt abgezogen. Das Schlüpfen des Babys ist für Pat lebensgefährlich, denn ein drei Meter langer Dinosaurier, allerdings noch ohne Denkfähigkeit wie die Eltern, möchte sie gern als erste feste Mahlzeit verspeisen. Die Eltern können gerade noch rechtzeitig zurück, um die Situation aufzulösen und ihr Wunschkind in ihre Obhut zu nehmen.

Machen wir doch ein Faß auf! Doc Lofting hat wieder einmal einen sitzen. Nachdem sein Freund Uzhegh, der Ahlier, gestorben ist, erzählt er, warum er sich so intensiv für die Ahlier einsetzt und dem Alkohol mehr frönt als es seiner Gesundheit zuträglich ist. Jahre vorher wurde nämlich die Konferenz zur Gründung der Stenenkonföderation abgehalten. Für die Sprösslinge der Delegierten von den Fremdwelten wurde nach Möglichkeiten der Kinderbetreuung gesucht, und ein kinderloses Ehepaar stellte ihre Villa dafür zur Verfügung. Bei der Abschiedsparty wurde die fröhliche Gesellschaft von einer Gang von fünf gelangweilten jugendlichen Gewalttätern überfallen, die irgendwelche Freaks aufmischen wollten. Dabei kam Uzhegs Sohn Tsitsav zu Tode. Um einen riesigen Skandal zu vermeiden, der die Konferenz hätte platzen lassen, half Lofting mit, den Vorfall zu vertuschen und wie einen Unfall aussehen zu lassen, an dem niemand Schuld hatte. Die Gewalttäter kamen so ungeschoren davon, und die Konföderation konnte gegründet werden. Aber Lofting hat seither mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Glücklicherweise hat sich in der Zwischenzeit die Kindererziehung auf der Erde wieder von der antiautoritären Schule abgewandt. Man hat erkannt, dass mehr Disziplin benötigt wird, sonst werden aus zu vielen haltlosen Jugendlichen Kriminelle.

Ein unmöglicher Streich: Obwohl Roys Frau ihn ein Scheusal und einen Flegel heißt, kehrt er nicht mit ihr zur Party zurück, sondern fährt nach Hause. Er hat die Nase voll, denn er verträgt überhaupt keine „lustigen“ Streiche mehr. Das kam so: Als junger Uni-Absolvernt wurde er eingeladen, bei einer interstellaren Expedition als Berichterstatter mitzufliegen. Der Finanzier der Expedition war Winthrop Fish, und entgegen sonstiger Gewohnheiten von Geldgebern nahm dieser schwerreiche junge Mann als einer von acht Expeditionsteilnehmer am Flug zum Planeten Keid A II teil. Das Flugziel war ein Sumpfplanet mit jeder Menge von schleimigen Lebewesen, darunter die gefährlichen schlangenförmigen Naupredas. Pech für Fish, der Angst vor Schlangen hatte. Nach dem Aufbau des Lagers wurde den beiden Piloten langweilig, und sie machten einen grausamen Scherz mit Fish, indem sie ihm eine tote Schlange unterschoben. Der physisch labile Mann brach beinahe zusammen. Aber mehr noch, die beiden Übeltäter erschreckten Fish nochmals mit einem scheinbaren Überfall der Naupredas. Allerdings wurden diese durch den verursachten Lärm tatsächlich aufgeschreckt und glitten Richtung Lager. Fish verteidigte das Lager unter Lebensgefahr, während die beiden Missetäter türmten. Allerdings gingen die von ihm geworfenen Phosphorgranaten nicht los, weil er nicht wusste, dass er den Sicherungsstift ziehen musste. Die dritte Granate ließ er unter sich fallen, allerdings hatte er dieses Mal den Stift gezogen. Er war binnen Sekundenschnelle tot. Die Expedition wurde abgebrochen, und die Missetäter werden nie mehr eine Anstellung als Piloten finden. Aber Roy kann für den Rest seines Lebens keine Streiche mehr ausstehen.

Ju-Group: Der Schatzsucher Ali Moyang findet mit seiner Gruppe von Abenteuerern auf dem Weg den fast zu Tode erschöpften Professor Charles Bertin, dessen Hubschrauber abgestürzt ist. Er rettet ihn vor dem Tod und nimmt ihn mit, denn er erhofft von ihm Informationen über den Stamm, den er um sein Gold erleichtern will. Er und seine Freunde sind hinter dem Schatz von Zhovacim her. Dieser besteht aus dünnen Goldplatten, auf denen die Geschichte eines alten Köngireichs aufgezeichnet ist. Der Professor ist entsetzt, denn er möchte die Aufzeichnungen unbedingt für die Wissenschaft erhalten, während Ali und seine Kumpane das Gold einschmelzen wollen. Die Fshi sind keine üblen Burschen, aber Fremden, die nicht zu ihrer In-Group gehören, geht es schnell an die Kehlen. So ist es auch hier. Der Professor, der die Sprache des Stammes recht gut spricht, wird akzeptiert und bleibt verschont, während die hoffnungsvollen Goldräuber, welche sich nur radebrechend verständigen können, als Blutopfer in einem großen Bottich ihr Ende finden.

Neu-Arkadien: Ein Raumschiff von der Erde landet auf einem weit entfernten Planeten, um nachzusehen, wie es den Kolonisten gegangen ist, die sich hier ein neues Arkadien aufbauen wollten. Captain Kubala ist ungenehm überrascht, als statt eines Begrüßungskomitee eine Horde untereinander streitender Leute auftaucht, von denen die eine Gruppe unbekleidet ist. Die Kolonie hat sich in zwei Fraktionen aufgespalten. Präsident Motta hat mit immer rigider werdenden Mitteln seine anarchistisch angehauchten Gefolgsleute regiert, worauf sich ein Teil der Kolonisten unter ihrem Anführer Motta abgespalten und die souveräne Republik Liberté gegründet hat. Gerald Fay vom Weltraum-Nachrichtendienst soll berichten, wie es in der Kolonie so läuft, hat nun aber zwei Siedlungen zu begutachten. Er entscheidet sich, zuerst mit den nudistischen Passivisten mitzugehen, zumal er auch ein Auge auf die gut aussehende Adrienne geworfen hat, die Mitglied der Delegation der Passivisten ist. Diese haben ein riesiges Problem: Sie werden immer wieder von Cimbrianern angegriffen, mehrere ihrer Leute sind bereits getötet worden. Fay kann das nicht glauben, denn die Cimbrianer sind so ziemlich das friedfertigste Volk der Galaxis. Er muss sich aber eines Besseren belehren lassen, denn die Außerirdischen überfallen tatsächlich das Lager und entführen Adrienne. Fay gerät in Konflik mit Motta, der jedweden Waffeneinsatz ablehnt, aber sonst genauso herrisch ist wie sein Kontrahent Motta von den Aktivisten. Fay lässt sich zum neuen Anführer der Passivisten wählen, organisiert die Verteidigung und befreit Adrienne. In der Zwischenzeit haben aber die Aktivisten die Frauen und Kinder der Passivisten geraubt und in ihre Siedlung mitgenommen. Der Konflikt zwischen den Gruppen der Erdmenschen eskaliert, und die Cimbrianer rücken mit ihren altmodischen Vorderladergewehren vor. Fay geht siegreich aus den Feldzügen hervor, denn die jeweiligen Gegner verhalten sich dilettantisch. Schließlich taucht ein Raumschiff der Cimbrianer auf. Die Raumfahrer entschuldigen sich für ihre aggressiven Artgenossen. Sie erklären, dass eine Gruppe von ihrem Heimatplaneten ausgewandert ist und ein neues Utopia gegründet hat, wo sie im Gegensatz zu den normalen Cimbrianern ein sorgloses, abenteuerliches, sogar kriegerisches Leben führen wollte. Die Cimbrianter versprechen, die Kolonisten auf der anderen Seite des Planeten abzusetzen, wo sie nicht mehr mit den Erdlingern in Konflikt kommen könnten. Adrienne fliegt mit Gerald mit zur Erde, denn sie will die großen, verwunschenen Städte kennenlernen, wo sich etwas rührt. Vielleicht wird sie dann sogar Kleider tragen.

Ich bin erklärtermaßen ein Anhänger von De Camp und liebe seinen Humor. Vielleicht ist das der Grund, warum es mir paradoxerweise etwas schwerfällt, seine Werke wirklich als Klassiker einzureihen. Im einleitenden Artikel dieser Serie habe ich einige Kriterien zusammengestellt, die ein Werk würdig erscheinen lassen, als Klassiker anerkannt zu werden. Eines habe ich dabei aber vergessen: das Werk muss bierernst und deswegen natürlich hochwichtig sein (kleine ironische Spitze). In so eine Kategorisierung passt de Camp natürlich auf gar keinen Fall. Zu dieser eher zweifelhaften Einstufung kommt allerdings, dass de Camp Dutzende von guten, unterhaltsamen Werken abgeliefert hat, aber kaum eines, das so herausragend gewesen ist, dass es als besonders bedeutend nachhaltig im Gedächtnis haften geblieben wäre. Er war einfach ein Meister von Unterhaltungsliteratur im besten Sinn des Wortes und hätte wahrscheinlich für die Klassiker-Debatte nur ein Achselzucken übrig gehabt. Jedenfalls ist man auch heute mit Werken von de Camp gut beraten, wenn man intelligent geschriebene und kurzweilig zu lesende Romane und Kurzgeschichten mit phantastischem Hintergrund, durchzogen von skurrilem Einfällen und schrägem Humor, konsumieren möchte.

Titelliste von L. Sprague de Camp

Anmerkung:
Es werden die Ausgaben in den Heyne Science Fiction Classics sowie die Erstausgaben der Werke angeführt.


1978

3575 Die Räder der Zeit
- Hyperpelositus (Hyperpelositus, 1938)
- Tritonen (The Merman, 1938)
- Der knorrige Mann (The Gnarly Man, 1939)
- Die Räder der Zeit (The Wheels of If, 1940)
- Der beste Plan (The Best-Laid Scheme, 1940)
- Die Kriegerrasse (The Warrior Race, 1941)
- Kein Steak von heiligen Kühen (The Contraband Cow, 1942)
Originalausgabe: The Wheels of If, 1949

3584 Das Orakel der Fremden
Originalausgabe: Rogue Queen, 1951

1980

3719 Ein Yankee bei Aristoteles
- Ein Yankee bei Aristoteles (Aristotle and the Gun, 1958)
- Saurierjagd im Mesozoikum (A Gun for Dinosaur, 1956)
- … Kontrolle ist besser (The Guided Man, 1952)
- Energiekrise (Internal Combustion, 1956)
- Cornzan der Mächtige (Cornzan the Mighty, 1955)
- Rückfall (Throwback, 1949)
- Der Tag des Gerichts (Judgment Day, 1955)
Originalausgabe: A Gun for Dinosaur and Other Imaginative Tales, 1963 (1. Teil)

3728 Neu-Arkadien
. Dankbarkeit (Gratitude, 1955)
- Eine Frage der Gewohnheit (A Thing of Custom, 1957)
- Das Ei (The Egg, 1956)
- Machen wir doch ein Faß auf! (Let's Have Fun, 1957)
- Ein unmöglicher Streich (Impractical Joke, 1956)
- Ju-Group (In-Group, 1952)
- Neu-Arkadien (New Arcadia, 1956)
Originalausgabe: A Gun for Dinosaur and Other Imaginative Tales, 1963 (2. Teil)

Anmerkung:
Die Jahreszahlen bei den Erzählungen geben das Datum der jeweiligen Erstveröffentlichung an


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Tags: Science Fiction and Fantasy

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