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»Dorian Hunter« revisited - Teil 20 - Pfählt sich von selbst…

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 20 - Pfählt sich von selbst …

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Der Vampir von Venedig“Der Vampir von Venedig”
Dorian Hunter Band 69
von Gay D. Carson
(EV: DK 69 / 16.12.75)
Als Dorian Hunter durch eine Zeitungsmeldung erfährt, dass in Venedig eine Leiche zu Staub zerfallen sein soll, begibt er sich direkt dorthin, da er natürlich stark annimmt, dass dort ein Vampir sein Unwesen treibt. Weil dieser zu früheren Zeiten bereits aktiv war, versuchen die Alten sich mit ihm zu arrangieren, und führen ihm Touristen als Opfer zu, damit ihre Angehörigen verschont bleiben, was der Dämonenkiller natürlich erst einmal herausfinden muss, wobei er von dem Bruder des Vampiropfers unterstützt wird. Als es schließlich zu einer Konfrontation mit dem Vampir kommt, wird dieser von seinen eigenen Handlangern, die aufgrund ihrer Taten ein schlechtes Gewissen plagt, angegriffen. Doch erst nach einem Sturz aus dem Fenster, bei dem er unsanft auf der Spitze einer Gondel landet, findet er ein endgültiges Ende.

Ein weiterer Roman aus der Feder des “Butler Parker” - Autors Günther Dönges und nicht wirklich sein bester Beitrag zur Serie, auch wenn man natürlich konstatieren muss, dass die Vorlage nicht allzu viel hergibt.

Einmal abgesehen von der zwar klassischen aber nichtsdestotrotz schwachen Handlung schafft es Dönges auch hier leider nicht, die zentrale Figur glaubwürdig darzustellen. Würde er den Helden nicht Dorian Hunter nennen und ihn zwischendurch eine Players rauchen lassen, könnte dieser auch unter einem anderen Namen agieren, was vielleicht besser gewesen wäre. Hunter verhält sich hier - entgegen seiner sonst eher ruppigen, direkten Art - viel zu nett und freundlich und bedient sich einer Ausdrucksweise, die eher zum bereits erwähnten Butler passen würde, als zum Dämonenkiller.

Andererseits hätte wohl selbst ein Neal Davenport nicht sehr viel mehr aus dem Stoff herausholen können. Da er bei der Umsetzung der Exposes aber des öfteren eigene Ideen einbrachte und auch schon mal diverse Änderungen vornahm, hätte er vielleicht die Szene mit dem Vampir, der aus dem Fenster fällt und von der Gondel gepfählt wird, etwas modifiziert bzw. weggelassen und ihn stattdessen von Hunter erledigen lassen, welcher hier nur tatenlos daneben steht.

Ein ziemlich unrühmlicher Abgang für einen Vampir, der zu früheren Zeiten immerhin für Angst und Schrecken sorgte. Dass seine Diener sich dann am Ende gegen ihn wenden, kann da als nicht unbedingt vorhersehbare Wendung auch nichts mehr rausreißen. Da hat sogar der Palmersche “Gast aus dem Totenreich” dem Dämonenkiller mehr abverlangt. Was einem hier unterm Strich geboten wird, ist ein schwacher Roman mit einem schwachen, um nicht zu sagen lächerlichen Finale.

Bei diesem Roman handelt es sich um den vorletzten Band des Autors. Es folgt noch “Das Ungeheuer von Loch Ness” (welcher nach einem weiteren Einschubband als Band 97 erscheinen wird), und das war es dann. Besonders traurig wird darüber wohl auch der heutige Leser nicht sein.

Kommentare  

#1 Robert Martschinke 2021-05-19 17:57
Als primärer Coco-Fan bemängle ich an dem Roman natürlich zuvorderst die vollkommene Coco-Absenz.
Trotzdem hat er durchaus Qualitäten. Vom Sound her erinnerte mich das Ganze stellenweise an das furztrockene hypermaskuline Lonesome Cowboy-Pathos in den Western von GF Unger und HC Hollister. Die Story braucht ein Weilchen, um in die Hufe zu kommen, entpuppt sich schließlich aber als durchaus clevere Parabel auf Faschismus und Mitläufertum.
(Dorian zu den aktiven und passiven Mitläufern: “Jeder muss mit seiner Schuld allein fertig werden.“ - Zu den überlebenden Opfern: „Vergessen Sie, wenn Sie können!“ - Zu guter Letzt zum bundesrepublikanischen Geschichtsverständnis: „Der Vampir existiert nicht mehr.“)
Dass der (interessanterweise bis zuletzt namenlose) „Bösewicht“ schließlich ein reichlich banales Ende findet, passt in diesen Kontext. Man könnte den Schluss sogar dahingehend lesen, dass er sich gewissermaßen via Suizid aus der Verantwortung stiehlt. - Eine gängige Praxis von Tyrannen und Diktatoren.
#2 Cartwing 2021-05-20 06:31
Zitat:
Als primärer Coco-Fan bemängle ich an dem Roman natürlich zuvorderst die vollkommene Coco-Absenz.
Dann freu dich schon mal auf den Coco Zamis - Doppelband 76 / 77...

Zitat:
Die Story braucht ein Weilchen, um in die Hufe zu kommen, entpuppt sich schließlich aber als durchaus clevere Parabel auf Faschismus und Mitläufertum.
Ob Vlcek das im Hinterkopf hatte, als er dieses Exposé schrieb, weiß ich nicht.
Ich glaube eher, dass er sich nicht allzu viele tiefschürfende Gedanken zu dem Plot gemacht hat, aber schön wenn man dem Ergebnis noch etwas positives abgewinnen kann.

Ich persönlich fand, dass es einer der bisher langweiligsten Romane war, bei dem so gar kein Dämonenkiller Feeling aufkommen will.

Zitat:
Man könnte den Schluss sogar dahingehend lesen, dass er sich gewissermaßen via Suizid aus der Verantwortung stiehlt.
Ein Suizid wäre wirklich mal was anderes, aber das war ja in diesem Fall nur Blödheit...
#3 Robert Martschinke 2021-05-20 16:00
Dass diese Thematik im Exposé angelegt war, ist wohl wirklich eher unwahrscheinlich. Und G. Dönges hat beim Schreiben anfangs wohl auch nicht in die Richtung gedacht. Die bereits zitierten Sprüche zum Ende hin finde ich allerdings schon auffällig. Vielleicht sind die ja auch eher in Richtung Satire gemeint. Ist aber auch bloß jetzt meine Interpretation.
#4 Cartwing 2021-05-20 21:08
Ausschließen kann man es nicht. Ich wäre jetzt nicht darauf gekommen, aber dann hat Herr Dönges immerhin versucht das Beste aus der mauen Vorlage herauszuholen.

Mit dem Däki, wie ich ihn schätze und mag hat das zwar dennoch nicht sehr viel zu tun, aber ganz offen gestanden gefallen mir auch längst nicht alle Romane von Master Vlcek... ;-)
#5 Andreas Decker 2021-05-21 16:19
Auch wenn ich kein großer Fan von Holger Friederichs bin, hätte er bestimmt mehr aus dem Roman gemacht. Als Italienkenner wäre seine Atmosphäre vermutlich besser gewesen. Dönges' Arbeit war bestenfalls okay. Ich glaube kaum, dass ihm das Genre wirklich gelegen hat. Nach so vielen betont "witzigen" Butler Parkers war das doch ein ganz anderes Feld.

Nicht, dass die Story so toll gewesen wäre. Eben ein typischer Lückenfüller, um den Autoren der Zyklusgeschichte Zeit zu verschaffen.
#6 Cartwing 2021-05-21 16:29
Dönges hatte ja nicht so große Erfahrungen in dem Genre, vielleicht wäre es deshalb besser gewesen, wenn er bei den Einzelromanen für den VHR geblieben wäre, statt bei einem so ambitionierten Projekt wie dem DK mitzuwirken.

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