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Der Funken des Lebens - »Soul«

SoulDer Funken des Lebens
»Soul«

Unter den zahlreichen Auszeichnungen, die die Pixar Animation Studios in ihrer Erfolgsgeschichte vorweisen können, sind bislang auch zwanzig Oscars. Im Jahr 2021 sind erstmals überhaupt gleich zwei abendfüllende Animationsfilme der Trickmagier für den Oscar für den „besten Animationsfilm“ nominiert und machen sich somit gegenseitig Konkurrenz: „Onward – Keine halben Sachen“, der im vergangenen Jahr aufgrund von Corona an den Kinokassen eher mau abschnitt, und „Soul“, dem aus demselben Grund erst gar kein Kinostart vergönnt war.

SoulSeit Dezember 2020 wurde der neueste Streich von Pete Docter („Oben“, „Alles steht Kopf“), der hier gemeinsam mit Debütregisseur Kemp Powers (Autor u.a. bei „Star Trek: Discovery“) für die Inszenierung verantwortlich zeichnete, zunächst einmal auf der Studio-internen Streamingplattform Disney+ ausgewertet, um nun auch auf physikalischen Medien wie DVD und BluRay seine Heimkinopremiere zu feiern. Wer die bisherigen Pixar-Arbeiten Pete Docters kennt, der kann sich schon ein ungefähres Bild davon machen, was ihn nun bei „Soul“ erwarten könnte. Denn obwohl auch dieser Film von der FSK wieder ab 0 Jahren freigegeben wurde, dürften Kinder unter 10 Jahren Probleme haben, der komplexen, tiefgründigen und sehr philosophisch angehauchten Geschichte folgen zu können. Einmal mehr geht es auch hier wieder um den Sinn des Lebens und abstrakte Konzepte, die auf liebenswerte Weise animiert wurden. Spielte sich bei „Alles steht Kopf“ der Großteil der Handlung in der Gedankenwelt eines Teenagers ab, wodurch personifizierte Emotionen zu den Handlungsträgern werden, sind es hier nun Seelen, die zunächst im Davorseits und schließlich auch auf der Erde agieren und die einmal mehr mit beeindruckender Perfektion animierte Geschichte zum Leben erwecken.

SoulJoe Gardner (in der deutschen Fassung gesprochen von Charles Rettinghaus) liebt Jazzmusik, musste in seinem Leben aber bislang hauptsächlich Niederlagen einstecken. Anstatt ein gefeierter Profimusiker zu werden, arbeitet er an einer Schule als Musiklehrer, und muss sich mit dem Widerwillen und der Unlust seiner Schüler auseinandersetzen. Just an dem Tag, an dem er per Zufall die Chance erhält, bei der berühmten Dorothea Williams (Arianne Borbach) als Klavierbegleitung in einem Jazzclub aufzutreten, hat Joe einen Unfall. Als er sich schon auf dem Weg ins Jenseits befindet, ergreift er die Flucht, weil er nicht ausgerechnet am Tag seines größten Triumphs sterben will. Er landet im Davorseits, wo Seelen Charaktereigenschaften zugewiesen bekommen und von Mentoren unterrichtet werden, bevor sie auf die Erde entsandt werden. Joe wittert eine Chance, doch noch einmal auf die Erde zurückkehren zu können, als er als Mentor für die altkluge und rebellische Seele 22 (Anna Carlsson) fungieren soll, die in den letzten Jahrhunderten schon etliche Mentoren verschlissen hat und nach wie vor keine Absichten hegt, endlich in einen Körper auf der Erde einzutauchen. Gemeinsam mit ihrem guten Freund Moonwind (Frank Schaff), einem exzentrischen Seelenpiraten, der sich um verlorene Seelen kümmert, suchen sie nach einer Lösung.

Soul„Soul“ ist der angemessen zweideutige Titel dieses Pixar-Films, der sich nicht nur um die Seelen der Menschen dreht, sondern in dem auch Jazzmusik einen zentralen Stellenwert einnimmt, eine Musikrichtung, der man ebenfalls mehr als anderen Seele bescheinigt. Bezeichnenderweise hat der Film unlängst bei den British Film Awards nicht nur die Auszeichnung als bester Animationsfilm erhalten, sondern auch jene für die beste Filmmusik (von Trent Reznor und Atticus Ross von den „Nine Inch Nails“). Es ist einmal mehr erstaunlich, wie es dem Team um Pete Docter hier gelingt, die Musik selbst zu visualisieren und auch dem Musikflow bei einer Jazzsession Ausdruck zu verleihen. Zusammen mit äußerst philosophischen Fragestellungen zum Sinn des Lebens, ist hier eher ein Film für animationsbegeisterte Erwachsene als für Kinder entstanden. Mit den stilisierten Davorseits-Fachberater-Figuren, die an „La Linea“ von Osvaldo Cavandoli angelehnt sind, wagen die Animatoren hier auch gestalterisch Neues, was „Soul“ zu einem denkwürdigen Genrebeitrag macht. Die BluRay-Erstveröffentlichung, die am 22. April 2021 erscheint, bietet sowohl ein Bild (im Widescreen-Format 2,39:1) als auch einen Ton (Deutsch und Italienisch in Dolby Digital Plus 7.1, Englisch im DTS HD Master Audio 7.1 und im DTS HD High Resolution 5.1, optional mit Untertiteln in diesen drei Sprachen, auf Englisch für Hörgeschädigte), an dem es nichts weiter auszusetzen gibt. Das Bonusmaterial besteht aus den Specials „Kein Durchschnittstyp“ (10 Minuten) und „Astral-Blasen“ (8 Minuten) sowie einem Audiokommentar von Regisseur Pete Docter, Produzentin Dana Murray und Co-Autor und Co-Regisseur Kemp Powers.

© Disney/Pixar

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