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Die Zenobiten sind zurück - »Hellraiser«

HellraiserDie Zenobiten sind zurück
»Hellraiser«

Passend zu Halloween feiert mit Pinhead eine weitere Horror-Ikone ihr großes Comeback – allerdings nur im Stream beim amerikanischen Streamingdienst hulu.  Eine junge Frau, die mit ihrer Sucht zu kämpfen hat, kommt in den Besitz einer uralten Rätselschachtel, ohne zu wissen, dass sie dazu dient, die Zenobiten zu beschwören, eine Gruppe sadistischer übernatürlicher Wesen aus einer anderen Dimension.

Hellraiser2022 dürfte in die Horror-Historie als großes Comeback-Jahr diverser Horror-Ikonen in die Filmgeschichte eingehen: Der Ghostface-Killer kehrte mit „Scream“ auf die große Leinwand zurück, der Predator konnte in „Prey“ wieder zuschlagen, Psycho-Kind Esther bekam mit „Orphan: First Kill“ ein Prequel spendiert, der Creeper sorgte in „Jeepers Creepers Reborn“ wieder einmal für Angst und Schrecken und Michael Myers feierte mit „Halloween Ends“ das finale Kapitel der Halloween-Saga. In diese illustre Riege der Horror-Ikonen reiht sich nun auch noch Pinhead aus den „Hellraiser“-Filmen ein mit dem schlicht titulierten Reboot „Hellraiser“. Der erste „Hellraiser“-Film stammt aus dem Jahr 1987 und basiert auf der Novelle „The Hellbound Heart“ von Clive Barker, welcher es sich nicht nehmen ließ, die Verfilmung seines Stoffes auch gleich selbst in die Hand zu nehmen. Das Ergebnis war ein filmgewordener Albtraum, der mit seinen handgemachten, blutigen Splatter-Effekten und seinem exzessiven Body-Horror schockierte und dank seiner kammerspielartigen Atmosphäre auch für ordentlich Spannung sorgte.

HellraiserDas direkte Sequel „Hellbound: Hellraiser II“ (1988) gewährte den kultigen Zenobiten mehr Screentime und erinnerte mit seinen ausladenden Setpieces und der speziellen Farbgebung sowie der surrealistischen Inszenierung in der Welt der Zenobiten fast schon an die großen Werke eines Dario Argento wie „Suspiria“ (1977) oder „Inferno“ (1980). Der dritte Teil „Hellraiser III: Hell on Earth“ (1992) konnte zwar noch mit einigen denkwürdigen Kills aufwarten (besonders die berühmt-berüchtigte Bar-Szene bleibt in Erinnerung), war ansonsten aber schon ein qualitativer Ausreißer nach unten. Wie jede Horror-Reihe, die etwas auf sich hält, verabschiedete sich Hellraiser auch einmal ins All und zwar mit „Hellraiser IV: Bloodline“ (1996). Dieses filmische Total-Fiasko läutete den Niedergang der Reihe ein, welche mit den schwachen folgenden Sequels langsam aber sicher komplett ausblutete und nur noch den harten Kern der Fangemeinde bediente: Folgerichtig handelt es sich bei „Hellraiser V- Inferno“ (2000), „Hellraiser: Hellseeker“ (2002), „Hellraiser: Deader“ (2005), „Hellraiser: Hellworld“ (2005), „Hellraiser :Revelations“ (2011), „Hellraiser: Judgment“ (2018) auch ausschließlich um Direct-to-DVD-Produktionen.

HellraiserWas alle diese Filme einte, war die Tatsache, dass Pinhead in den meisten Filmen von Doug Bradley verkörpert wurde. Im Reboot wird die ikonische Rolle nun erstmal von einer Frau verkörpert, was im Vorfeld für Unverständnis und Kritik aus der Hellraiser-Fanbase sorgte. Zu Unrecht wie sich nun herausstellt, denn Jamie Clayton liefert ebenso wie Bradley eine einnehmende Performance als Pinhead und stellt gemeinsam mit den übrigen Zenobiten das große Highlight des Films dar: Immer wenn die Zenobiten auftauchen wird es spannend und auch handlungstechnisch interessant. Leider ist ihre Screentime recht bescheiden ausgefallen, wodurch man deutlich mehr Zeit mit den menschlichen Charakteren verbringt, was dem Film nicht unbedingt gut zu Gesicht steht, sind diese Figuren doch sehr eindimensional geschrieben und werden zudem vom größtenteils vollkommen unbekannten Cast auch ziemlich lustlos verkörpert.

HellraiserIn Kombination mit der sehr bedächtigen Inszenierung von Regisseur David Bruckner (bekannt für die beiden sehenswerten Horror-Geheimtipps „The Ritual“ 2017 und „The Night House“ 2020) und der überlangen Laufzeit von gut zwei Stunden ergibt sich bedauerlicherweise viel dramaturgischer Leerlauf, was das Aufkommen eines Spannungsbogens sehr erschwert bzw. vielfach schlicht unmöglich macht. Immerhin können die für einen Streamingtitel erstaunlich edle Optik und die innovative Kameraführung mit interessanten Perspektiven, sowie die teilweise recht kreativ ausgefallenen Kills überzeugen, auch wenn sie nicht an den hohen Gore-Faktor des Originals heranreichen. Somit bleibt unterm Strich nur ein weiterer durchschnittlicher und nur bedingt überzeugender Eintrag in die an Enttäuschungen nicht geraden armen „Hellraiser“-Filmreihe.

Fazit:
„Hellraiser“ kann zwar aus handwerklicher Sicht überzeugen und auch der erstmals weibliche Pinhead und die Zenobiten wissen zu gefallen, doch vermag es das Reboot nicht eine wirklich packende Geschichte mit Spannungsmomenten zu erzählen, wodurch die Handlung dann doch über weite Strecken etwas ziellos vor sich plätschert und das Publikum eher langweilt denn nachhaltig schockt.

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